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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.05.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-05-25
- Erscheinungsdatum
- 25.05.1912
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- Deutsch
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- Saxonica
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120, 25. Mai 1S12. Amtlicher Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. 6443 außerstande, die Frage der preußischen Pflichtexemplare in irgend einer Weise zu verknüpfen mit der Gründung der Zentral bibliothek in Leipzig. Wünscht noch jemand das Wort zu dieser Sache? Herr R. L. Prager-Berlin: Meine Herren, die Frage einer Zentralbibliothek ist keine neue; sie ist schon früher ansgeworfen worden, und es ist ganz selbstverständlich, daß Deutschland und der deutsche Buchhandel wünschen, daß eine Aufbewahrungsstelle für die Literatur im weitesten Sinne existiert, gewissermaßen auch ein Archiv sllr den Buchhandel. Die Schwierigkeit, die sich bei uns im Gegensatz zu anderen Ländern wie England und Frankreich geltend gemacht hat, liegt eben in der Natur unserer ganzen Staatenbildung, sie liegt ferner darin, daß die Einzelstaaten Privilegien aus Pflicht exemplare haben, die sie nicht anfgebe» wollen. Sie haben soeben schon ans dem Munde des Herrn ersten Borstehers ge hört, wie sich Preußen dazu stellt, und wenn Preußen sein Pflichtexemplar nicht aufgibt, so geben es die anderen Staaten erst recht nicht auf. Wie es mit den deutschen Staaten werden soll, die Pflichtexemplare nicht verlangen, bleibt vollkommen im Dunkeln. Ob die Frage in der Weise gelöst werden kann, wie die Herren wünschen, ist mir sehr zweifelhaft. Um die Sache schmackhafter zu machen, wird die Zentralbibliothek als Archiv bezeichnet, aber es ist doch sicher, daß die ganze Literatur, bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts in dieser Bibliothek fehlen wird. Es ist auch gestern schon von Herrn Or. de Gruhtcr darauf hingewiesen worden, daß derartige Bibliotheken, die nur deutsche Bücher enthalten, für die Tätigkeit des wissenschaftlichen Arbeiters ganz ungenügend sind. Wenn einer über deutsche Literatur wissenschaftlich tätig ist, so ist die Arbeit der anderen Völker für ihn nicht zu entbehren. Außerdem soll es eine Präsenzbibliothek werden, sie würde also nur für diejenigen zu benutzen sein, die in Leipzig dauernd leben oder sich dort zeitweilig aufhalten. Meine Herren, wenn sich die Berliner Bibliothek verpflichtet hat — und sie hat bis jetzt dieses nobile obkiciuin aus sich genommen, die deutsche Literatur in möglichster Vollständigkeit zu sammeln — wenn Sie also der Berliner Bibliothek diese Zentralbibliothek an gliedern, so haben Sie die Schätze der Vergangenheit zusammen mit denen der Gegenwart und Zukunst. Die Berliner Bibliothek ist in deutscher Literatur die reichste in ganz Deutschland mit Ausnahme von der in München, die noch reicher ist. Der Buchhandel hat doch ein erhebliches Interesse, daß das Geld, das für derartige Zwecke vorhanden ist, lieber für Bücher verwendet werde, als zum Bau von Bibliothekgebänden und zur Besoldung von Bibliothekaren. Die Kosten für eine Zcntralbibliothek in Berlin würden jedenfalls erheblich niedriger sein als wenn eine neue Bibliothek in Leipzig be gründet wird. Nun kommen die Pflichtexemplare. Preußen will sic nicht aufgeben; ob die anderen Staaten sie ausgeben werden, das wissen wir nicht, ebensowenig wie es mit den Staaten steht, die heute ein Pflichtexemplar nicht kennen. Jedenfalls aber kommen Sie um das dritte Pflichtexemplar nicht herum. Es ist unmöglich, eine solche Bibliothek zu errichten, ohne jedem Buchhändler die Verpflichtung auszucrlegen, ein Exemplar seiner Vcrlagsartikel abzuliesern. Wenn ein Buch sich schnell vergreift, so wird, wenn eine Verpflichtung des Verlegers nicht besteht, kein Exemplar sür die Bibliothek vorhanden sein und der Verleger wird sagen: Ich kann es euch auch um Geld nicht geben, denn ich habe keines; — und er ist nicht dazu verpflichtet. Meine Herren, wollen Sie die Sache durchführen, so machen Sie sich auf das dritte Pflichtexemplar gefaßt; machen Sie sich aber auch daraus gefaßt, daß die Bibliothek ein Torso bleibt, und überlegen Sie sich, ob die Mittel nicht besser verwendet werden zum Ankauf von Büchern und zur Stärkung bestehender Bibliotheken. Ich spreche hier nicht als Berliner; die Sache liegt mir näher. Wenn sie in Leipzig gefördert wird, in der Stadt, wo unser Buchhandel konzentriert ist und wo wir alle gern sind, so würde ich deshalb keinen Ton darüber rede», Lokalpatriotismus ist es nicht, was mich bewegt; es läßt sich aber die Bibliothek auf die von Ihnen geplante Weise nicht machen. Wer also kein drittes Pflicht exemplar opfern will, der soll die Augen aufmachen. (Bravo!) Herr Arthur Meincr-Leipzig: In seiner temperamentvollen Weise hat Herr Prager auf einige Mißstände hin gewiesen, die mit dieser Zcntralbibliothek verbunden sein könnten. Ich möchte aber doch hervorheben, daß wir als Börsen- vercin gar keinen Einfluß darauf haben, ob der Sächsische Staat ein Haus für eine Bibliothek bauen, und ob die Stadt Leipzig ein Areal dazu zur Verfügung stellen will. Das sind doch Momente, die dem Börsenverein die Angelegenheit in angenehmerem Lichte darstellen mögen und die uns nur zu Dank verpflichten. Daß die Bibliothek ein Torso sllr die nächsten Jahre sein wird, ist zweifellos; aber jede Bibliothek fängt an einer bestimmten Stelle an und kann nur nach bestimmten Richtungen hin sammeln; alles zu sammeln ist heutigentags gar nicht mehr möglich, wix werden also sür unsere Nachkommen sicher etwas Gutes schaffen, wenn wir der Reichsbibliothek in dieser Form zustimmen. Des weiteren ist es ein großer Unterschied, ob ein Pflichtexemplar gratis beansprucht wird oder ob es, wenn auch nur mit 50 »/„, aber doch immerhin bezahlt werden soll; denn ein solches Exemplar legt dem Verleger so gut wie kein Opfer aus, er bekommt im großen und ganzen seine Auslagen wieder ersetzt, und ich glaube, bei Büchern, die in mehreren Auflagen rasch hintereinander erscheinen, erhält er, wenn es sich um kostbare Bücher handelt, einen schnelleren Umsatz, wenn auch nur ein einziges Exemplar in Betracht kommt. Ich glaube also, wir sollten vom Börsenvercin aus die Aktion nicht hindern, sondern unterstützen, wobei wir uns selbstverständlich nicht binden könnten auf irgend eine Stadl oder ein Land, sondern dies den Regierungen, die die Sache jetzt in die Hand genommen haben, überlassen müssen. Herr Or. Walter de Gruyter-Berlin: Meine Herren, ich hatte nicht beabsichtigt, zu diesem Punkte das Wort zu ergreifen, muß es nun aber doch tun, wenn auch meinem improvisierten Eintreten ein gewisser innerer Widerstand daraus erwächst, daß ich gegen den stillen, begreiflichen, aber unberechtigten Verdacht anzukämpfen habe, aus einem Berliner Parti kularinteresse die Berliner Interessen wahrnehmen zu wollen. Meine Herren, als vor etwa einem Jahre der Gedanke der Errichtung einer Deutschen Reichszentralbibliothek aufs neue in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt wurde, löste er ohne Frage eine gewisse Begeisterung aus. Und als Herr Or. Ehlermann, der ihn damals nach einer gewissen Ruhe zunächst wieder lancierte, ihn in loyalster Weise einigen Berliner Kollegen vertraulich unterbreitete, da waren hüben wie drüben die Geister darüber einig, daß der Gedanke schön und erstrebenswert sei; daß die Frage, ob Leipzig oder Berlin, vor der Hand in den Hintergrund zu treten habe; und daß zunächst das gemeinsame Bestreben darauf zu richten sei, eine solche Zentralbibliothek überhaupt zu errichten. Lautete die Alternative -Eine Reichsbibliothek in Leipzig oder gar keine«, so würden wir — so war damals unsere Antwort — nicht 83S-
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