Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.12.1930
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- 1930-12-13
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- 13.12.1930
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289, 13. Dezember 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. Mittel zur Behebung der wirtschaftlichen Depression stark ab schwächen. Zum Schluß erklärte Frowein, er habe seine Aus führungen nicht gemacht, um das Problem der internationalen Schulden und der Kriegsverschuldung überhaupt aufzurollen, son dern er habe sie als eine Ergänzung zu den Ausführungen der anderen Redner geben wollen, eine Ergänzung, die er im Inter esse der Weltwirtschaft für unerläßlich halte. Entscheidend ist hier das Wort vom --außerökonomischen Forderungsnetz--. In einer Welt, deren ganze Ökonomie aus dem Tausch beruht, muß jede Leistung größeren Umfanges, die nicht auf Tausch hinaus kommt, vernichtend wirken. Deutschland allein leistet jetzt jährlich rund S Milliarden an Tributen und Zinsen. Sie bedeuten für die Empfänger arbeitsfreies Einkommen, praktisch also Arbeitslosig keit. Da normaler Weise jene 5 Milliarden aber im allgemeinen Tauschverkehr der Welt ja weitergehen, so vervielfachen sie sich auf das k-, 8-, lOfache vielleicht. Analog aber vervielfacht sich dabei auch die arbeitsreisetzende Wirkung von Land zu Land. Das ist der Schlüssel der Arbeitslosenkrise der Welt. Auch Deutschland selbst wird davon betroffen, da es ja mit im Ring steht. Nur wenn es gelingt, die deutschen Tributleistungen, sofern sie nicht überhaupt gestrichen werden, in das allein wertschöpfende ökono mische Forderungsnetz der Weltwirtschaft organisch einzubauen, kann die zerstörende Wirkung beseitigt werden. Das kann aber nur geschehen, wenn unsre Leistungen in Kapitalform erfolgen. Hier ist wieder an Schacht zu erinnern, der ja unentwegt unsre Zulassung zur Erschließung der Kolonien und der übrigen un entwickelten Gebiete der Welt fordert. Ist aber die Welt schon reif und vernünftig genug dafür? Die Rückwirkungen dieser Lage auf unsre innerpolitischen Verhältnisse sind vielfältiger Art. Einmal kommt es überhaupt darauf an, eine starke Regierung zu sichern, die imstande wäre, die entsprechende Politik in Ruhe durchzusühren. Zum anderen ist unsre Leistungsfähigkeit auf diese Erfüllung einzustellen und die Verteilung der Last auf das ganze Volk entsprechend zu orga nisieren. Da aber für alles das Zeit benötigt wird, ist dring lichste Aufgabe die Finanzsanierung, damit Deutschland nicht vorzeitig zusammenbricht. Wie weit die jetzigen Notgesetze dafür schon ausreichen, sei zunächst einmal unerörtert gelassen. Das Reich ist nicht mehr allein maßgeblich. Das Hauptproblem bilden die Städte. Hier entscheidet sich unser Schicksal. Es ist aber falsch und gefährlich, die Lösung allein von Maßnahmen der Regierung und Verwaltung zu erwarten. Die Wirtschaft ist siech geworden. Ihr muß aufgeholfen werden. Das wird noch immer am besten gelingen, wenn man auf die eigene Regene- rationskrast der Wirtschaft vertraut und ihr den Weg zur Selbst gesundung frei gibt. Von Regierung und Verwaltung wird weni ger Subvention und Reglementierung erwartet als Enthaltung aller störenden Eingriffe. Sehr richtig hat sich kürzlich General direktor vr. Silverberg in der Hauptversammlung der Leinen industriellen dazu geäußert. Bisher seien, sagte er, wirtschaft- 1 liche Reformen wiederholt »untragbar« und aus --politischen ^ Gründen« nicht durchzusühren gewesen, wenn sie vermeintliche Arbeiterinteressen, in Wahrheit politische Parteiinteresscn, be rührt hätten. Aber diese fortgesetzte Rücksicht auf die Psychologie der Massen habe übersehen, daß es auch eine sehr wesentliche llnternehmerpsychologie gebe. Ihre konsequente Nichtberücksich tigung führe im Endergebnis zu einer Einstellung des Unter nehmertums, die mit dem Worte wiedergsgeben werden könnte: Wir fangen nichts Neues mehr an. Wenn diese Einstellung zu einer allgemeinen Erscheinung würde, dann wäre eine Lahm legung und Stagnation ohne Beispiel in der deutschen Wirtschaft die Folge. Die unglückselige Idee des planwirtschaftlichen Ver- teilens des Arbeitsprodukts greife jetzt auch auf das Verteilen- Wollen von Arbeitsmöglichkeit über bei allen den Leuten, die nie in ihrem Leben Arbeit gegeben, d. h. Arbeitsmöglichkeit geschaf fen, sondern sie durch Eingriffe in den Wirtschaftsprozeß er schwert, wenn nicht verhindert hätten. Nach dem Grundsatz »Ge winn ist Verbrechen» habe das deutsche Unternehmertum sich seit der Umwälzung einem unerhörten Steuerdruck bis zur Weg besteuerung von Gewinn und Kapital und der Enteignung der Produktionsmittel ausgesetzt gesehen. Es sei vergeblich versucht worden, das Schwinden des Unternehmungsgeistes durch kollek tive Verantwortlichkeit und durch Subventionen der öffentlichen Hand auszugleichen. Die Forderung müsse lauten: Beseitigung der Zwangswirtschaft im Kohlenbergbau, in der Bauwirtschaft und in der Festsetzung von Arbeitslohn und -zeit. Die deutsche Wirtschaft werde erst wieder gesunden, wenn nicht nur die arbeitslosen Massen, sondern auch das deutsche Unternehmertum in den Produktionsprozeß wieder eingeschaltet werden. Erfreu licherweise scheint dafür auch in dem in erster Linie in Frage kommenden Ministerium, dem Reichsarbeitsministerium, wenig stens einiges Verständnis zu erwachen. Hinsichtlich der Lohn frage führte jedenfalls Minister Stegerwald kürzlich im Reichs rat aus, daß hierin in Deutschland eine große Verwirrung herrsche. --Die Stabilisierung von Löhnen, die in Zeiten besserer Konjunktur festgesetzt sind, nützt nichts, wenn der Staat nicht auch gleichzeitig die wirtschaftlichen Voraussetzungen für die fest gesetzten Löhne schafft. Da der Staat dies nicht kann, so würde eine solche Lohnpolitik praktisch nur eine neue Arbeitslosigkeit herbeiführen. Ein Arbeitsminister, der praktisch vermehrte Ar beitslosigkeit schafft, würde bei Deutschlands Gesamtlage in kur zer Zeit hinweggefegt sein. Man kann aber auch nicht bei 3—4 Millionen Arbeitslosen die Lohnpolitik dem freien Spiel der Kräfte überlassen. Das würde vielfach zu Maßlosigkeiten führen. Daher bleibt nur übrig, durch die Staatsmacht das Lohnwesen mäßigend und regulierend zu beeinflussen.« Auch hier ist der Hinweis darauf vor allem beachtlich, daß der Staat ja doch die wirtschaftlichen Voraussetzungen nicht schaffe und sich deshalb Reserve aufzuerlegen habe. Auf Arbeitsschasfung kommt es an. Das ist aber ureigenste Sache des Unternehmers. Die Städte insbesondere werden, statt selbst Unternehmer zu spielen, der freien Unternehmerschaft bessere Betätigungsmöglichkeiten zu sichern haben. Kommt die Wirtschaft in Gang, fließen auch die Steuern wieder reichlicher. Diese grundsätzliche Umstellung stößt aber leider immer noch auf zu viele Hemmungen. Die Preisabbauaktion wird so, wie sie eingeleitet ist, selbst wenn sie Erfolg hat, keine Besserung bringen. Noch immer ist das Verhältnis von Angebot und Nachfrage allein entscheidend für die Preisbildung. Vor allem ist dies das allein organische und vernünftige. Ein schematischer Gesamtpreis abbau ist ebenso unsinnig wie ein schematischer Gesamtlohnabbau. Weshalb sollen Wirtschaftszweige oder Unternehmungen, die die bisherigen Löhne ohne Schwierigkeiten weiter tragen können, Plötzlich abbauen, nur weil es ihren Arbeitern und Angestellten nicht besser gehen soll als anderen? Weshalb sollen Preise ab gebaut werden, die dem Verhältnis zwischen Angebot und Nach frage richtig angepaßt sind? Nur damit man statistisch einen Abbauerfolg Nachweisen kann? Die Verkopplung zwischen Lohn abbau und Preisabbau ist überhaupt abwegig. Sie geschieht um eines reinen Rechenkunststücks willen, um die berühmte Erhal tung des Realeinkommens zu sichern. Rechnerisch geht das Exem pel auf, aber davon hat weder der Kurzarbeiter noch der Voll arbeitslose etwas. Man vergißt ganz, daß der Lohn doch nicht deshalb zu hoch ist, weil er absolut den und den Geldaus druck hat, sondern allein deswegen, weil der prozentuale Anteil der Lohnkosten am Preis zu groß ist. Senkt man Löhne und Preise im gleichen Maß, so ändert sie daran nichts. 20 Mk. Lohnanteil an einer Produktionseinheit im Preis von 100 Mk. sind 20A genau so wie 18 Mk. Lohnanteil an 90 Mk. Produktion. Zur Erleichterung der Wirtschaft aber kommt es allein darauf an, den Prozentsatz, sagen wir einmal, von LOA auf 18"/, zu senken. Der schematische allgemeine Preisabbau kommt im übri gen allein den Besitzern von Geldforderungen zugute. Ihre Kaufkraft steigt. Daß ausgerechnet die Arbeiterschaft dafür ein- tritt, ist geradezu paradox. Da wir nun einmal durch Versailles verurteilt sind, jährlich mindestens 2 Milliarden, tatsächlich in folge unserer dadurch erzwungenen Verschuldung fast ö Milliar den an die Welt zu verschenken, bleibt nichts anderes übrig, als so viel umsonst zu arbeiten. Das ist die Erklärung des Zwangs zum Lohnabbau. Der gleichzeitige Preisabbau würde das ver gebens wieder aufzuheben suchen; in Wirklichkeit bewirkt er nur, daß der Druck vergrößert wird, da ja die Leistungsverpflichtung 1167
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