Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.02.1887

30, 7. Februar 1887. Nichtamtlicher Teil. 685 zwei angesehene Firmen unserer Stadt im vergangenen Jahre ihr 75jähriges Bestehen feierten: am 2. März die Firma B. G. Tcnbncr (1811 zunächst als Buchdruckcrci gegründet, woran sich 1824 eine Verlagshandlung schloß) »nd am 20. Dezember die Verlagsbuchhandlung Wilhelm Engelmann, sowie daß am 21. Juli Herr Hermann Francke, in Firma List L Francke, sein fünfzigjähriges Berufsjnbilänm beging. Wir haben zu diesen Jubiläen die Glückwünsche unseres Vereins dargebracht. Am 28. März v. I. Ivar ein halbes Jahrhundert verflossen, seit der Untcrstützungsverein Deutscher Buchhändler und Bnchhandlungsgehülfen zu Berlin gegründet wurde. Wir glaubten die Anerkennung und den Dank des Leipziger Buch handels für das segensreiche Wirken des Vereins am besten durch einen Beitrag zu der demselben an diesem Tage vom deutschen Buchhandel gewidmeten Jubilänmsgabe znm Ausdruck bringen zu können und haben dazu die Summe von 1000 Mark bestimmt, wozu noch persönliche Beiträge Leipziger Buchhändler von zu sammen mehr als 12 000 Mark hinzutratcn. Unser Sekretär, Herr vr. v. Hase, hat im Aufträge unseres Vereins die Glückwünsche desselben überbracht. Auch im vergangenen Jahre hatten wir leider den Verlust mehrerer Mitglieder unseres Vereins zu beklagen, denen wir ein treues Andenken bewahren werden. Es verstarben: am 24. März Herr August Moritz Wilffcrodt, Firma Moritz Wilffcrodt, am 30. März Herr Carl Albin Haendel, Firma C. A. Haendel, am 10. Juli Herr Eduard Hermann Hallberg, Firma Hall berg L Büchting, am 16. August Herr Friedrich Leopold, Firma Leopolde Bär, am 27. November Herr Johann Christian Gottlieb Franz Otto Spanier, Firma Otto Spanier. Der letztgenannte, Otto Spanier, am 29.August 1820 zu Darmstadt geboren, wirkte seit 1843 in unserer Stadt und gründete daselbst im März 1847 eine Verlagshandlnng, mit welcher er später eine Bnchdrnckerei und artistische Anstalt verband. Von dem Bestreben geleitet, dem Volke und der Jugend die Schätze der Wissenschaften zugänglich zu machen, hat er durch die Heraus gabe volkstümlicher gediegener illustrierter Werke, die er zum Teil selbst verfaßte und die eine große Verbreitung fanden, sich einen geachteten Namen im deutschen Buchhandel zu erwerben gewußt. Hierauf verlas der Rollcnführcr Herr C. A. Schulze die Namen der im letzten Jahre ans dem Vereine Ansgeschicdcncn, sowie der neu cingctretenen Mitglieder; er berichtete, daß außer den erwähnten mit Tod Abgcgangencn ans dem Vereine teils freiwillig, teils wegen Aufgabe des Geschäftes und auf Grund besonderer Satzungen des Vereins 25 Mitglieder ausgeschieden sind, während 17 neue Mitglieder ausgenommen und 18 Firmen auf Grund des Beschlusses der Generalversammlung vom 28. Januar 1884 ermächtigt worden sind, die Bcstcllanstalt ohne Zugehörig keit zum Vereine gegen Entrichtung eines jährlichen Beitrages zu benutzen. Die Zahl der Bercinsmitglieder beträgt gegenwärtig 367, welche 378 Firmen vertreten; die Zahl der anderweit die Bcstcllanstalt Benutzenden 118; jene nahmen um 13 ab, diese um 18 zu. Insgesamt vertreten die 367 persönlichen Mitglieder und die 118 zur Bcstellanstalt Zugelassencn 496 Firmen. Zum Geschäftsbericht sprach Herr vr. Albrecht Kirchhofs, welcher die Frage anregte, ob die von der Deputation neuerdings aufgestellte Bedingung für Aufnahme neuer Mitglieder, Anerkennung der ortsüblichen Bestim mungen über Rabatte, den Statuten des Vereins nicht wider spreche , da diese eine Reihe von bestimmten Erfordernissen für den Eintritt stellen, neue Bedingungen doch wohl nur durch Änderung der Statuten aufzustellen seien. Dem entgegen betonte Herr vr. Eduard Brockhaus, daß zwar bestimmte Beding ungen für die Ausnahme in den Verein vorgesehen feie», daß aber des weiteren der Deputation die freie Entscheidung über die Auf nahmcgcsuche zukomme; im übrigen stehe den Abgewiesencn Be rufnng an die Generalversammlung frei. Herr vr. Kirchhofs, welcher aufrecht erhielt, daß diese Aus lcgnng der Vercinsbestimmungen eine subtile sei, sah doch von Stellung eines Antrages ab. Der Rechnungsabschluß für das Jahr 1886 wurde Vorbehalt lich der Prüfung durch den Rechnungsausschnß genehmigt; i» gleicher Weise fand der Haushaltplan für 1887 einstimmige Ännahme. Auf Anfrage des Vorsitzenden übertrug es die Versammlung einstimmig der Deputation, für die Wahlen zum Vorstande »nd zu den Ausschüssen des Börscnvcrcins an geeigneter Stelle Vorschläge zu machen, sowie Delegierte des Vereins für die diesjährige Ver sammlnng des Verbandes der Kreis- und Ortsvereine des Buch handels zu bestimmen. Ein Antrag des Herrn C. F. Grüner, daß alle in der General versammlung zu stellenden Anträge den Mitgliedern acht Tage vor her durch Rundschreiben bekannt zu geben und zu diesem Zwecke mindestens weitere acht Tage zuvor dem Vorsitzenden schriftlich mit zuteilen seien, wurde einstimmig abgelehnt, nachdem der Vorsitzende erklärt hatte, daß der Antrag, welcher eine Statutenänderung ent halte, die Rechte der Mitglieder einschränkc, und nachdem Herr C. F. Grüner für, Herr Streller gegen den Antrag gesprochen hatte. Der Vorsitzende verkündete als das Ergebnis der inzwischen vollzogenen Wahlen, daß von den 224 durch Namensaufruf als anwesend sestgestelltcn Mitgliedern 177 Zettel zur Neuwahl für die Deputation abgegeben worden seien, und daß die absolute Mehr heit der Anwesenden Herrn K. F. Koehler zum Mitgliede und die Herren vr. C. V.-Lampe und vr. Alphons Dürr zu Stellver tretern gewählt habe; die Gewählten nahmen die Wahl dankend an. Ferner wurde die Wahl von drei Mitgliedern des Rechnnngs- ansschusscs und von sechs Mitgliedern des Ausschusses für die Bestellanstalt mitgctcilt. Zum Schlüsse sprach der Vorsitzende dem auf seinen Wunsch ausscheidenden Mitgliede der Deputation, Herrn Stadtrat Otto Holtze, welche durch drciundzwanzig Jahre zumeist in der mühe vollen und verantwortlichen Stellung des Rottenführers der Depn tation angehört hatte, warme Worte herzlichen Dankes aus, auf welche hin die Versammlung sich erhob, um ihr verehrtes, treues Mitglied zu ehren. Herr Stadtrat Holtze, welcher bewegt dankte, versprach dem Vereine auch fernerhin treulich Teilnahme und Förderung zu gewähren. Vermischtes. Reichsgerichts-Entscheidung. — Beanstandet derKänfer der von einem anderen Orte übersendeten Ware deren Abnahme unter Stellung derselben zur Disposition des Verkäufers, und ent schließt der Käufer sich sodann auf wiederholte Aufforderung des Verkäufers zur Abnahme, so genügt nach einem Urteil des Reichs gerichts, I. Civilsenats, vom 1. Dezember v. I., diese Entschließung allein nicht, um die bereits erlangte Gewahrsam der Ware in voll ständigen Besitz zu verwandeln, vielmehr bedarf es hierzu noch einer darauf gerichteten, äußerlich erkennbaren Handlung, z. B. der Erklärung dem Verkäufer gegenüber, daß die Abnahme beschlossen sei, oder der Bezeichnung der Ware mit dem Namenszug des Käufers, der definitiven Ingebrauchnahme der Ware zu dem Zwecke, zu welchen: Käufer sie gekauft hatte, oder der Veräußerung der Ware für eigene Rechnung. So lange dieser Akt fehlt, bleibt Ver käufer Eigentümer der Ware und hat im Falle der Konkurseröffnung über das Vermögen des Käufers einen Anspruch auf Herausgabe der Ware resp. des Verkaufserlöses der vom Konkursverwalter ohne Recht verkauften Ware.