Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.09.1913

meoanwneuer Leit. ^ LI. «epiemoer 181^. erwartend.« »A>uhende Venus von Palma Vecchio, eine am Waldessaume auf Tüchern liegende Frauengestalt.« Herr Rechtsanwalt Armer fährt fort, daß cs die Wirkung dieses staatsanwaltlichen Steckbriefes abschwächen heiße, wenn inan ihm etwas hinzufügen wolle. In der Tat werden die Ken ner dieser Gemälde die Charakterisierung mindestens eigentüm lich und von keinem Kunstverständnis getrübt ansehen. Es scheint somit an der Zeit, daß auch der Buchhandel sich darauf besinnt, daß er nicht nur Schmutz und Schund von sich fernhalten soll, sondern daß er auf der andern Seite auch die Pflicht hat, die Freiheit der Literatur, Kunst und Wissenschaft hoch zu Hallen und Angriffe auf diese Kulturgüter mit aller Kraft abzuwehren. Kleine Mitteilungen. Die Krankenkasse Deutscher Buchhandlungs-Gehilfen, E. H., Leipzig, versandte dieser Tage das nachstehende Rundschreiben an eine Reihe buchhäudlerischer Firmen: Sehr geehrter Herr! Wir erlauben uns, Ihnen mitzuteilen, daß nach der Entscheidung des Bundesrats unsere Kasse als Ersatzkasse für die gesetzliche Kranken versicherung zuzulassen ist. Die neu bearbeitete Satzung liegt der Auf sichtsbehörde zur Genehmigung bereits vor. Die neue Satzung paßt sich dem Gesetz eng an, sie bietet in vieler Hinsicht günstigere Bedingungen als die von anderen Seiten gebotenen. Wir gestatten uns da - her, die Bitte an Sie zu richten, Ihr buch händleri sch es männliches Personal auf unsere Kasse em pfehlend Hinweisen zu wollen, und fiigen je zwei Vordrucke zur Kündigung der Mitgliedschaft bei der Ortskrankenkasse und zur vorläufigen Anmeldung bei unserer Kasse hier bei*). Die wichtigsten, mit dem 1. Januar 1914 in Kraft tretenden Neuerungen der Krankenversicherung sind bekanntlich die folgenden: Der Vcrsichcrungspflicht unterliegen die Lehrlinge, gleichviel, ob sie eine Vergütnng in irgend einer Form erhalten oder nicht, sowie die Gehilfen bis mit 2500 Mark Gehalt einschl. der regelmäßigen, im Anstellungsverhältnis begründeten Einnahmen, wie Weih nachtsvergütung u. dergl. Die Kündigung der Mitgliedschaft bei der Ortskrankenkasse liegt nach wie vor dem Prinzipal ob, auch wenn die Rechte und Pflichten des Angestellten infolge genügender anderweitiger Versicherung ruhen. Die Kündigung der Mitgliedschaft bei der Ortskrankenkasse hat dieses Jahr noch bis zum 3 0. September zu erfolgen, während der Nachweis der Zugehörigkeit zu einer dem Gesetze e n t s p r e ch e n d e n K r a n k e n k a s s e v o r A b l a u f d. I. zu liefern ist. Erfolgt dieser Nachweis nicht, so bleibt die Kündigung wirkungs los und der Angestellte Mitglied seiner bisherigen Kasse, so daß die Kündigung und vorläufig unverbindliche Anmeldung bei unserer Kasse ohne irgendwelche nachteilige Folgen bewirkt werden kann. Für die Gehilfen mit 2000 bis 2500 Mark Gehalt, die den Orts krankenkassen nicht beizutreten wünschen, genügt Anmeldung bei uns auf einfacher Postkarte, worauf Zusendung des Anmeldevordrucks und der Satzung von uns s. Z. erfolgt. Indem wir Sie bitten, von Vorstehendem Ihrem männlichen Kon torpersonal — vielleicht durch Umlauf — gütigst Kenntnis geben zu wollen, sprechen wir Ihnen für Ihre Liebenswürdigkeit im voraus unfern verbindlichsten Dank aus und empfehlen uns Ihnen mit vorzüglicher Hochachtung Der Vorstand der Krankenkasse Deutscher Buchhandlungs-Gehilfen, E. H. Otto Berthold, 1. Vorsitzender. Deutsche Medizinschule für Chinesen in Shanghai. — Seit 1907 be steht in Shanghai unter der Verwaltung eines Kuratoriums deutscher Herren eine deutsche Medizinschule für Chinesen, der im Jahre 1912 noch eine deutsche Ingenieurschule angegliedert wurde. Die Medizin schule wurde seinerzeit von den zu einer Firma vereinigten deutschen Ärzten in Shanghai Or. Paulun, vr. v. Schab und l)r. Krieg mit Hilfe des deutschen Generalkonsuls a. D. Geh. Leg.-Nats vr. Knappe, sowie mit Unterstützung durch die Koppelstiftuug zur Förderung der *) Die Exemplare sind auf Wunsch von der Geschäftsstelle der Krankenkasse Deutscher Buchhandlungs-Gehilfen, Leipzig (Deutsches Buchhändlerhauö) erhältlich. geistigen Beziehungen Deutschlands zum Auslände und des von der Deutsch-Asiatischen Gesellschaft in Berlin gebildeten Ausschusses für deutsche Kulturarbeit iu China gegründet. Zurzeit gewährt das Reich der Anstalt einen Zuschuß von jährlich 30 000 «//. Im übrigen werden die Mittel zu ihrem Unterhalt durch Schulgeld sowie Zuschüsse der Koppelstiftuug und freiwillige Spenden der deutschen Großindustrie aufgebracht. Dem soeben erschienenen 5. Jahresbericht der Medizin schule ist zu entnehmen, daß die Anstalt auch im letzten Schuljahre sich weiter ausgebaut hat und ihre Aufgabe, junge Chinesen zu tüchtigen Ärzten heranzubilden, immer vollkommener zu erfüllen imstande ist. 1912 wurde z. B. ein Pathologiegebäudc neu errichtet und mit dem Bau eines Nöntgcnhauses begonnen. Die Anstalt gliedert sich in eine Sprachschule mit 3- (bcz. jetzt 4-) jährigem, ein Vorklinikum mit 2jäh- rigem und ein Klinikum mit 3jährigem Kursus. Nach Ablauf des Studiums am Vorkliuikum ist eine Prüfung (entsprechend dem ten- iani6n ptiz^ieum) abzulegen, der nach Ablanf des gesamten Studiums eine Abschlußprüfung (gleich der Approbationsprüfung) folgt. Der Lehrkörper der Anstalt bestand am Ende des Schuljahres aus 5 Lehrern an der Sprachschule, 3 Dozenten am Vorklinikum und 6 Dozenten am Klinikum. Die Unterrichtssprache ist Deutsch. Es ist deshalb die bereits erwähnte Sprachschule notwendig, in der die jungen Chinesen so weit gebracht werden, daß sie den Vorlesungen folgen können. Der Lehr plan der Fachschule umfaßt Deutsch (anfangs nach der Berlitzmethode), Geschichte, Geographie, Botanik, Zoologie, Chemie, Physik, Mathematik, Latein. Die Schülerzahl betrug 1912/13 141 gegen 73 am Anfang des Wintersemesters 1911/12, hat sich also fast verdoppelt. Die gewaltige Steigerung ist zum Teil auf die Anglieöcrung der Ingenieurschule zu rückzuführen. Vom 16. Juni bis 30. Juli 1912 fand zum ersten Male die Approbationsprüfung statt, der sich drei Kandidaten mit über raschend gutem Ergebnis unterzogen. Es konnte allen dreien mit gutem Gewissen die Approbation als Arzt erteilt werden. Um sie auch weiter mit der medizinischen Wissenschaft und dem Deutschtum in Berührung zu erhalten, ist ihnen der Besuch aller Vorlesungen au der Medizinschule gestattet. Es stehen ihnen die Bibliothek der Schule und die Fachzeitschriften der Arzte zur Verfügung. Später soll ein deutsch chinesischer Arzteverein gebildet werden. Es ist so mit Recht zu hoffen, daß die anfgewendetcn Mühen und Kosten nicht vergeblich sein werden und mit den Jahr für Jahr die Anstalt verlassenden jungen Ärzten treue Apostel des Deutschtums im chinesischen Volke erstehen. Andere Nationen, insbesondere Amerikaner und Engländer sind uns auf diesem Wege bereits vorangegangen und verdanken dem einen großen Teil ihrer handelspolitischen Erfolge. Zu der Erklärung des Theaterverlags Eduard Bloch (vgl. Nr. 220). — Uber die schon seit einiger Zeit schwebenden Verhandlungen wegen des Ankaufs der Bühnenvertriebsabteilung der Firma Eduard Bloch in Berlin seitens der Vcrtriebsstelle des Verbandes Deutscher Bühnenschriftsteller waren unrichtige Voraussetzungen in der Presse in Umlauf gesetzt worden, die von den Beteiligten im Börsenblatt vom 22. September richtiggcstellt wurden. Am Abend desselben Tages fanden die Verhandlungen durch notariellen Kaufvertrag ihren Ab schluß, auf Grund dessen die Bühnenvertriebsabteilung am 1. Oktober an die obengenannte Vertriebsstelle übergeht. Der Buch- und Musi kalienverlag wird dagegen unter der Firma Eduard Bloch nach wie vor vom Inhaber Herrn Ludwig Bloch weitergcführt werden. Personalnachrichten. Simon v. Nathusius f. — In Halle ist der ordentliche Professor für Landwirtschaft und Direktor der Abteilung für Molkereiwesen und Tierzucht am Landwirtschaftlichen Institut der Universität Halle, Or. Simon v. Nathusius, im Alter vou 48 Jahreu den Folgen einer Ohren operation erlegen. Der Verstorbene galt speziell auf dem Gebiete der Tierzucht und des Gestütwesens als einer der ersten Kenner in Deutsch land; sein Buch über »Die Pferdezucht« (1902), dem sich zahlreiche Spezialschriften über denselben Gegenstand anreihten, sowie sein »Atlas der Rassen und Formen unserer Haustiere« haben bleibenden Wert. Gestorben: am 24. September unerwartet rasch Herr Carl Noos, Buch halter und Kassierer der Firma Süddeutsche Grossobuchhandlung G. Umbreit L Co. in Stuttgart. Der Verstorbene, der erst vor kurzem das 64. Lebensjahr voll endet hatte, war schon längere Zeit in dem Geschäft tätig, dessen Vor gänger, Herrn Jakob Rath, er ebenfalls zur Seite gestanden hatte. Vorher war er Geschäftsführer bei L. Saunier's Buchh. in Stettin und Besitzer eines Sortiments in Schwäb.-Hall gewesen. Verantwortlicher Redakteur: Emil Thomas. — Verlag: Der Bdrsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Ruchhändlerhau-. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 (BnchhänblerhauS).