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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.11.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1912-11-16
- Erscheinungsdatum
- 16.11.1912
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- Deutsch
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1449L ». VN,». «wchtz-m».. Ntchtamtlicher Teil. ^ 268, IS. November 1912 Jugend- und Volkslektüre. Von Hans Brunckhorsl. Selbst verlag der Prüfungsausschüsse für Jugendschristen.« Da heitzt es gleich im Vorwort, das; die Sorlimenter bezüglich der Volksbildung durchaus versagt hätten. Solche und ähnliche Äußerungen finden sich viel darin, z. B. daß die Sortimenter das größte Kulturhindernis wären usw. Diese Broschüre wird in den Kreisen der Volksbildner nnd Lehrer weite Ver breitung finden, deshalb müssen wir Stellung dagegen nehmen. Die Schrift wimmelt von falschen Behauptungen und leeren Schlagwörtern. So wird auf Seite lO allen Ernstes gesagt, in dem kleinen Schweden und Norwegen würden sünfund- zwanzigmal mehr Bücher verkauft, als in dem große» Deutsch land. Ausklingen tut sie in der blendenden Phrase, daß der Buchhandel nicht Selbstzweck wäre, sondern wegen des Volkes da wäre. Bemerkenswert ist, daß, soweit zissermäßige Angaben über das Ergebnis von Ausstellungen mit Verkäufen gemacht werden, diese regelmäßig einen Verlust Nachweisen. Und diese Veranstaltungen hatten den Reiz der Neuheit, fanden vor Weihnachten statt und wurden unter dem Hochdruck der lehrer- schaftlichen Empfehlung ins Werk gesetzt. Von uns fordert man jedoch, daß wir eine regelmäßige Einrichtung daraus machen. Ich bin nicht im Zweifel, daß dies mit starken Ver lusten verknüpft sein würde. Dazu sind wir aber nicht da, der Volksbildung unsere Haut und unser Geld zu opfern. Ich könnte aus der Brunckhorstschen Schrift noch vieles milteilen, wenn es die Zeit erlaubte. Zum Schluß betone ich nochmals, daß ich die ganze Bewegung für wichtig halte, daß sic unsere volle Beachtung verdient. Aber so, wie die Volks bildner cs sich denken und wünschen, können wir uns nicht daran beteiligen. Ich gebe mich wenigstens nicht zum willen losen Werkzeuge der Jugendschristen-Ausschüsse her. Herr Kommerzienrat Karl S i c g i s m u n d - Berlin berichtet über feine Erfahrungen, die er in der Schuldepu tation Steglitz in dieser Sache gemacht hat, und äußert so dann, daß der Lehrerschaft Wohl schwer zu behandelnde Per sonen angehören, daß möglicherweise auch sozialdemokratische Bestrebungen für die Jugendschristen-Ausschüsse mit eine Rolle spielen. Es muß aber anerkannt werden, daß die Be- käinpfung der schlechten Literatur von der Lehrerschaft in die Hand genommen worden ist, und daß die Lehrerschaft die engste Fühlung mit der Jugend hat und damit auch mit dem Hause, so daß der Einfluß des Lehrers auch aus die Familie ein großer ist und bleiben wird. Daher fühlt sich der Lehrer in dieser Frage, wo es sich um die Beratung des Lesestoffes für die Jugend handelt, berufen, eine gewisse Rolle zu spielen. Wir müssen also mit der Tatsache rechnen, daß der Lehrer mit der Jugend eine engere Beziehung hat, als wir Sorti menter und Buchhändler sie haben können. Deshalb sollten wir Buchhändler den Versuch machen, mit den Lehrern in irgendwelche Beziehungen zu kommen, wenngleich zugegeben werden muß, daß ein derartiges Unternehmen durch die vor liegende Brunckhorstsche Broschüre erschwert, vielleicht sogar unmöglich gemacht wird. Ein Schullehrer fordert oftmals widerspruchslose Zustimmung, wenn er sich bei irgendwelchen wirtschaftlichen oder anderen öffentlichen Fragen betätigt, gerade wie er in seiner Klasse von 40—50 Knaben oder Mäd chen keinen Widerspruch laut werden läßt. Weil das mensch lich begreiflich ist, sollten wir versuche», wenigstens mit den ruhigeren Elementen des Lehrerstandes die in Rede stehende Frage zu beraten, allerdings nicht in Wolgasts oder Brunck- horsts Richtung. Ein Beispiel aus der Praxis: Vor drei oder vier Jahren hat die Lehrerschaft in Steglitz an den Ge meindevorstand das Ersuchen gerichtet, für eine Ausstellung von Jugendschristen das Rathaus bereitzustcllen und eine ge wisse Summe zu bewilligen. Als Gemeindevorstand und Vor sitzender der Schuldeputation hat mich die Frage beschäftigt, und der Saal, wie auch die gewünschte Summe sind unter der Bedingung bewilligt, daß die ortsansässigen Buchhändler der Kommission der Lehrer mit beschließender Stimme bei geordnet würden. Der Vorschlag ist angenommen, und seit der Zeit sind diese Veranstaltungen stets gemeinschaftlich durch geführt worden, und meine Kollegen haben mir erklärt, daß sie durchaus auf ihre Kosten kommen. Wenn nun die Verhält nisse auch nicht überall so günstig liegen, so glaube ich da mit doch einen gangbaren Weg gezeigt zu haben, den beson ders die Ortsvereine mit Vorteil befolgen können. Auf diese Weise wird es uns vielleicht gelingen, die beiden sich jetzt so schross gegenllberstchenden Meinungen und Ansichten aus- gleichcnd einander näherzubringen. Herr Hermann S e i p p e l < Hamburg. Zwei Punkte aus der Rede des Herrn Kommerzienrat Siegismund möchte ich hervorheben: l. die Lehrerschaft hat den Kampf gegen Schmutz und Schund in der Literatur begonnen; 2. der Buch handel sollte Mittel und Wege suchen, um zur Vereinigung mit der Lehrerschaft zu kommen. Diese Worte sind uns aus dem Herzen gesprochen, und grundsätzlich wird Wohl niemand unter uns sich gegen sie ver schließen. Wir müssen versuchen, mit den ruhigen Elementen in der Lehrerschaft Fühlung zu gewinnen, nicht mit den Heiß spornen Wolgast und Brunckhorsl, aber mit allen, denen gleich uns das Wohl unserer Jugend und unseres Volker am Herzen liegt. Wir müssen aber, wenn wir die Entstehung der Ver zeichnisse empfehlenswerter Jugendschristen ins Auge fassen, den Ausschüssen die Frage vorlegen: Was bietet ihr gegen den Schmutz und Schund? Kurz ausgedrückt gipfelt die Kri tik, die sich die Lehrerschaft anmaßt, in der Anschauung: Pa triotismus und Religion sind Tendenz, und sie muß bekämpft werden. Wir müssen uns dagegen wehren, daß nur die Lehrer als Berater der Eltern bei Auswahl der Jugendschristen an zuerkennen sind. Als die Hamburger Lehrerschaft vor Jahren ihre Tätigkeit begann, setzte sie an den Kops ihres Jugend schriftenverzeichnisses die Worte: »Wenn die genannten Bücher in einer Buchhandlung nicht vorrätig sind, kaufe man lein anderes, sondern wende sich um Auskunft an einen Lehrer«. Wir müssen unsere Autorität wahren, daß die Eltern auch uns als vertrauenswürdig ansehen. Die Verhandlungen mit der Lehrerschaft müssen jedenfalls sehr vorsichtig geführt wer den, und ich glaube kaum, daß das vom Börsenvereins-Vor- stand aus gemacht werden kann, sondern da müssen die Kreis- und Ortsvereine eintreten, denn nur die haben die nötige Personenkenntnis. Dafür spricht auch der Erfolg in Steglitz. Ich bin überzeugt, wir alle werden den Augenblick begrüßen, wo wir die Streitaxt begraben können. Herr Justus Pape- Hamburg: Ich mache noch daraus aufmerksam, daß selbst durch die Brunckhorstsche Broschüre ein gewisses Werben um die Buchhändler geht: »Noch ist es Zeit; besinnt euch, sonst wenden wir uns an die Papierhändler, Warenhäuser usw.« — Das Beispiel Steglitz bestätigt meine vorherige Bemerkung, daß die Ausstellungen keine Überschüsse abwersen, denn auch dort ist das Lokal und dazu eine Summe Geld zur Verfügung gestellt worden. Grundsätzlich bin ich nicht dafür zu haben, daß ich als Buchhändler durch die Lehrerschaft entmündigt werde; solange wir also keinen Ein fluß haben sollen, trage ich große Bedenken, mich auf die Sache einzulassen. Ich bin aber auch überzeugt, daß es für die Sache von außerordentlicher Wichtigkeit wäre, wenn ein gutes Einvernehmen ermöglicht werden könnte. Herr R o b. Giesler - Hamburg freut sich über die ver söhnlichen Worte des Herrn Kommerzienrat Siegismund und erklärt, bisher mit den Herren Brunckhorstscher Richtung keine schlechten Erfahrungen gemacht zu haben. Herrn Pape gegen über erklärt Gicsler, daß er jetzt den Versuch einer ständigen Ausstellung machen werde. Anfangend mit dem von den Leh- rern herausgegebenen sogenannten »Kleinen Verzeichnis« sollen später Bücher nach eigener Wahl ausgestellt werden. über den Erfolg oder Nichterfolg wird er in der nächst-
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