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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.09.1913
- Strukturtyp
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- 1913-09-30
- Erscheinungsdatum
- 30.09.1913
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- Deutsch
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9914 »Sg-nN-l, f, d. D!>chn. Vllchh-Nd-I. Redaktioneller Teil. 227, 30. September 1913. deutsch sprächen, und für das Stück 20 Centimes verlangt haben. Hierauf wollen die Käufer nur drei Karten genommen haben, die sic mit 60 Centimes bezahlen wollten. »Der Deutsche entriß mir aber die Karten brutal, insultierte uns grob und zeigte uns die Tür, indem er sagte, daß wir uns so schnell, wie wir könnten, Hinaus scheren möchten, wenn wir nicht auf der Stelle erdrosselt werden wollten.« »Aber als wir ihm den Rücken gewendet hatten, wur den seine Beleidigungen doppelt schwer; er spie vor unsere Füße auf den Boden. . . . Eine durch sein Geschrei aufgeregte Menge sammelte sich vor seinem Laden. Die Leute nahmen für den Deutschen Partei. ,Ertränkt sie — sagten die einen —, hängt sie doch, diese schmutzigen Franzosen!', rief man von allen Seiten, und Stöcke und Schirme wurden erhoben, die aus uns beide niedersausten.« Und so geht's in diesem Märchen von Tausend undeiner Niedertracht weiter. — Ist denn die französische Na tion wirklich aus einer derartigen niedrigen Kulturstufe ange langt, daß sie nicht in der Diktion schon die Übertreibung er kennt? Der »Malin« beschwört hier Geister, die er schließlich nicht mehr dannen kann. Dann bewirkt die Schilderung von solchen Vorkommnissen, an denen, wie die Polizeidirektion Mün chen festgcstellt hat, nicht ein Wort wahr ist, nichts anderes, als daß wir von dem wachsenden Deutschenhaß unterrichtet sind. Je mehr ihr euch entrüstet, um so besser werden wir gerüstet sein, wenn euch die linke Wange auch einmal jucken sollte! Heute müssen wir uns aber gegen solche Räubergeschichten verwahren. Wir tun im Gegenteil alles, um den Fremden den Aufenthalt recht gemütlich zu machen. Haben wir doch sogar 76 Droschken kutscher, die englisch sprechen. Mich hat es lange gefreut, beim Vorübergehen den Eifer zu beobachten, mit dem die Lenker edler Rosse einander verbesserten, ob man »Ivcki« oder »Iscki« zu einer Dame sage. Einen besonderen Genuß, auch für die Fremden, bot das Mesothorium-Konzert, wie kurz, aber etwas geheimnisvoll ein Wohltätigkeitskonzert zur Beschaffung von radioaktiven Stoffen, hauptsächlich des Heilmittels für Krebs, Mesothorium, genannt wurde. Koryphäen der Musik- und der Schauspielkunst hatten sich uneigennützig in den Dienst der Barmherzigkeit gestellt und ihr Bestes geboten. Trotzdem die Preise sehr hoch angesctzt waren - von 100 -4k abwärts —, konnte doch nur etwa ein Zehntel der benötigten Summe <200 000 -4k) aufgebracht werden. Traurig, recht traurig ist es, daß solche Gelegenheiten immer wieder zei gen, wie egoistisch der Mensch in tiefster Seele eigentlich ist. Hier, im offenen Saal, wo sein abgestuster Wohltätigkeitssinn knallig erstrahlen kann, hier werden große Summen gegeben. Wie lange hätte aber Wohl eine Kollekte gedauert, bis sie 20 000 .4k erzielt hätte? Und traurig, recht traurig ist es für eine reiche Groß stadt, daß sich nicht ein Reicher findet, der in einem Falle, da es sich um Lebensrettung der so erbärmlichem Siechtum Verfal lenen handelt, sich einmal als wahrer Menschenfreund zeigt. Denn bis der Magistrat seine zur Verfügung gestellten 200 000 -4k wirklich zur Anschaffung von Mesothorium verwenden kann, muß erst die Marktlage für den seltenen Stoff untersucht und günstige Konjunktur abgewartet werden. Die unsäglichen Schmerzen der Patienten, die zu retten gewesen wären, — sie sind als Verzugszinsen zu buchen! Daß der Stadthaushalt zur ökonomischen Einteilung der Kapitalien zwingt, daß die vielfältigen Wünsche nicht alle er- füllt werden können, ist ja leicht erklärlich. So mancher Beschluß läßt jedoch das Großzügige, das Notwendige für die Zukunft vermissen. Dem Musikfreund ganz besonders mußte es unerklärlich sein, daß das Münchener Gemeindekollegium einen Zuschuß von 70 000 -4k zugunsten des Konzertvereins abgelehnt hatte. Damit hätte es fast den Bestand des Vereins ge fährdet und seine Auflösung veranlaßt. München wäre dadurch um das einzige Orchester gekommen, das auch den wenig Be mittelten gehaltvolle Musik bieten kann. Die langen Verhand lungen über die Erhaltung oder Auflösung ließen die Mitglieder des Orchesters immer im Ungewissen. Wenn jetzt auch das Be stehen des Vereins und die Fortführung der Konzerte durch ein Komitee, das sich dafür gebildet hat, vorerst gesichert ist, die besten Spieler sind inzwischen doch für andere Verbände ge wonnen worden, und der Verein wird Mühe haben, die alte immer gerühmte Höhe seiner musikalischen Darbietungen zu gewin nen. München, das sich als Musikstadt immer behauptet hat, hat es sich gefallen lassen müssen, daß das Nürnberger Phil harmonische Orchester sich angeboten hatte, die Volkssinfonie konzerte in München gegen entsprechende Vergütung fortzuführen. Ja, find denn 70 000 -4k für den Stadthaushalt wirklich eine solch enorme Summe, daß man den Ruf als Musikstadt, die wertvolle Mitgift unserer Fremdenstadt, aufs Spiel setzen darf? Als seinerzeit die Rcclam-Automaten aufgestellt werden soll ten, hatte ich mir redlich Mühe gegeben, Standplätze für sie zu bekommen. Wenn ich glaubte, die Hoteliers dafür gewonnen zu haben, so verwiesen diese mich am Schlüsse wieder auf die Brauereien, und wenn diese imPrinzip einverstanden waren, dann wurde die Bewilligung von den Restaurateuren abhängig ge macht. Die Behörden verschanzten sich hinter die unllbersteig- lichen Wälle von Prinzipien. Und nicht immer fand ich das Ver ständnis für die doch vornehme Sache, manchmal auch eine hoch mütige Ablehnung, die weit unter die Grenze der Höflichkeit ging. Ich mußte meinen ganzen Humor zusammennehmen, um nicht einen zweiten Vers nach derselben Melodie zu singen, und war eigentlich froh, als der Münchener Buchhändler-Verein die Auf stellung in die Hand nahm. Wer solche Bittgänge selbst mit gemacht hat, der weiß die Arbeit, die der Vertreter der Firma Reclam geleistet, zu schätzen. Durch sie ist es gelungen, mehreren Automaten einen günstigen Platz, für manche sogar an öffentlichen Straßen, zu gewinnen, womit natürlich die Rentabilität ver bessert ist. Vielleicht hilft auch ein unermüdliches Bohren bei den Behörden, öffentliche Plätze zu erhalten und den Stadtmagistrat z. B. zu überzeugen, daß so ein Automat ein besserer Kultur- faktor ist, als der Stiefelputzer unterm Karlstor, daß er auch weniger verkehrsstörcnd und jedenfalls ästhetischer wirkt als dieser. Wie im vorigen Jahr, so hat auch Heuer wieder der Mün chener Buchhändlerverein ein Plakat zur allgemeinen Propa ganda für das Buch Herstellen lassen. Seine Zeichnung eignet cs diesmal als Werbemittel für das ganze Jahr, da der Vorwurf ein Bücherbord mit beiderseits aufgezogenen Vorhängen dar stellt. Die Plastisch wirkende, leicht lesbare Schrift zeigt für das Plakat den Text: Das beste Weihnachtsgeschenk ist ein gutes Buch. Die Reklamcmarke wird später auch, da sie ja für alle Gelegenhei ten dienen soll und als Sammelobjekt einen ständigen Anreiz bilden wird, mit der mehr allgemein gehaltenen Aufschrift: Das beste Geschenk ist ein gutes Buch herauskommen. Für Anbringung der Firma ist unterhalb dieser Schrift ein breites Feld freigelassen. Der vor mir liegende Klischee-Abdruck, sowie mein Probedruck der Reklame-Marke zeigen, daß hier zeichnerisch und ganz be sonders reklametechnisch Hervorragendes geboten wird. Die Zeichnung wirkt sowohl in Schwarz-weiß, als auch in den ver wendeten Farben des Plakats und der Siegelmarke (Schwarz, Gelb, Grau, Grün, Rot) auffällig, ohne doch aufdringlich zu sein. Die Barsortimente Volckmar, Staackmanu und Koch L Co. haben ja bereits ein Rundschreiben versandt, aus dem zu ersehen war, daß sie die Auslieferung übernommen haben. Ich möchte noch einmal anführen, daß die Plakate zu 40 H, die Klischee-Zinkos montiert zu 4 -4k das Stück zu beziehen sind; von den Reklame marken kosten 1000 Stück 5 -4k, 2000 und mehr jedes Tausend 4 -4k 50 -Z, und für den Firmenaufdruck werden für das erste Tausend 5 -4k, für jedes weitere Tausend 50 -Z berechnet. Daß es gerade der Münchener Buchhändler-Verein ist, der eine solch notwendige Propaganda unternimmt, freut mich natürlich. Ich fühle mich aber doch frei von jedem Lokalpatrio tismus, wenn ich die Kollegen ersuche, an dieser Werbearbeit sich recht nachhaltig zu beteiligen. Wir sagen dem deutschen Publikum doch wirklich in der ehrlichsten Überzeugung, daß das beste Geschenk ein gutes Buch ist, und wir können dies gar nicht oft genug tun. Denn wenn wir nur allein in unserem engeren Be kanntenkreis umherfühlen, dann merken wir immer wieder, wie wenig bei allen Gelegenheiten an das Buch als Geschenk gedacht wird. Süßigkeiten, Schmucksachen und alle möglichen Läppe reien werden bei Geburtstagen, Verlobungen, Ostern usw. ver- IFortsetzung auf Seite 9884 !
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