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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.05.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-05-17
- Erscheinungsdatum
- 17.05.1920
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- Deutsch
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- Saxonica
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Dem Aogrrmde zu! Die Verdoppelung der Papierpreise seitens der Papier- fäbrikanten und die Erhöhung des Teuerungszuschlags der Drucker auf 700"/», der Buchbinder auf 800°/«, veranlaßten mich, auszurechnen, wie sich der Abschluß meiner verschiedenen Zeit schriften unter Zugrundelegung der neuen Preise gestaltet. Die Berechnung ergab, daß bei meiner Münchener medizinischen Wochenschrift, bei jeder Nummer, obschon 24 Seiten bezahlte Anzeigen darin enthalten sind, 5000 draufgelegt werden müssen. Die Anzeigenzeile, die mit einer Mark brutto berechnet wurde, reicht nur noch, um die Hälfte der Herstellungskosten des Anzeigenteils zu decken. Es ergibt sich somit bei diesen Preisen allein im Anzeigenteil eine jährliche Unterbilanz von 265 000 ; es mutz daher eine sehr namhafte Erhöhung der Anzeigenpreise eintreten. Wenn meine Herren Kollegen sich die Mühe nehmen, und ich kann nur dringend raten, daß es jeder sofort tue, auch ihrerseits auszurechnen, was sie selbst auf Grund der neuen Preise die Herstellung einer Nummer kostet, werden auch sie zu ganz ähnlichen Ergebnissen kommen. Wenn bei einer Zeit schrift wie der Münchener medizinischen Wochenschrift, mit ihrer hohen Auflagenzahl und dem großen Anzeigenteil, derartige Unterbilanzen entstehen, so liegt es auf der Hand, daß bei minder gutgestellten Blättern der Verlust verhältnismäßig noch viel größer sein muß. Ich habe dann auch meine anderen Zeit schriften berechnet, und die Verlustzahlen, die sich bei jeder ein zelnen ergeben würden, betragen zwischen 20 000 und 100 000 Die Zeitschristenverleger haben bisher ihre Preise um 20 und 50°/° erhöht, in neuester Zeit auch um 100°/°. Da aber Drucker und Buchbinder ihre Preise um 700 und 800°/° erhöhten, die Papierhändler, obgleich sie meist glänzende Abschlüsse machen, ihre Preise um etwa 1500°/« in die Höhe getrieben haben, ist es klar, daß der Verlagsbuchhändler nicht mehr bestehen kann, wenn cs ihm nicht möglich ist, den Verkaufspreis mit dem Herstellungs preis in Einklang zu bringen. Leider ist das in sehr vielen Füllen nicht möglich. Eine Erhöhung des Bezugspreises von 10 auf 20 bringt schon zahlreiche Abbestellungen. Wenn die Preise aber gar um das 4fache oder 5fache erhöht werden müssen, springen zwei Drittel der Bezieher ab. Da auch das Gehaltkonto sich vervielfacht hat, die Gehälter einerseits außer ordentlich erhöht werden mußten, andererseits die Arbeitszeit verkürzt wurde, außerdem im Rahmen dieser Arbeitszeit we niger gearbeitet wird als früher, kommt außer den Mehraus gaben für Herstellung noch eine wesentliche Verteuerung der Spesen hinzu, weil auch Steuern und Postgebühren in gleicher Weise in die Höhe gegangen sind. So hat heute z. B. die Post von einem Tag auf den andern die Beilagegebühren für Zeitschriften um die Kleinigkeit von 6007° erhöht. Ist es auch Wahnsinn, so hat es doch Methode. Fragen wir uns: was kann geschehen, um solchen unhaltbaren Zuständen ein Ende zu be reiten, so ist es schwer, eine Antwort zu geben. Durch das Steigen der Lebensmittelpreise, der Kleider und Schuhe ist es den Angestellten fast unmöglich gemacht, mit den bisherigen Gehältern auszukommen. Aber alle Erhöhungen der Löhne und Gehälter führen nur dahin, »wiederum die Ware noch ganz wesentlich zu verteuern, und der Angestellte steht sich schlechter als vor dem Kriege, wo er ein wesentlich geringeres Gehalt erhielt, trotzdem aber am Ende des Jahres besser ab schnitt. Die Hauptursache der enormen Preissteigerung besteht darin, daß die Fabrikanten-Truste geschlossen vorgehen und nunmehr die Preise ganz nach Belieben in die Höhe schrauben können. Während früher eine gesunde Konkurrenz den Verleger auf dem Papiermarkt vor einer Bewucherung schützte, ist jetzt, wenigstens für einige Zeit, der Verleger der Willkür der Papierfabrikanten völlig preisgegeben. Die glänzenden Abschlüsse der Papier fabriken, die enorme Abschreibungen machen und trotzdem in der Lage sind, Riesengewinne zu verteilen, beweisen, daß sie ihre günstige Lage in rücksichtsloser Weise ausnützen. Da bleibt den Papierverbrauchern nichts übrig, als sich auch ihrerseits zu großen Verbänden zusammcnzuschließen und die Rohstoffe selbst zu erzeugen, die sie brauchen. Ein halbes Dutzend großer Btt' leger und Zeitungsverleger sind, wenn sie sich zusammenschließen, jederzeit in der Lage, einige Papierfabriken das ganze Jahr voll zu beschäftigen. Auf verschiedenen anderen Gebieten ist ihr Selbstschutz ebensogut möglich. In Leinwand, Leder und Leim wird auch furchtbar ge schoben. Die billige Konkurrenzware wird ferngehalten, die Bor> räte im Lande aufgekauft und mit diesen ein schamloser Wucher getrieben. Die Verhältnisse auf dem Ledermarkt sind für Vie sittliche Verkommenheit weiter Schieberkreise geradezu typisch. Hier müßte die Regierung durchgreifen, um unser Volk wieder in die Höhe zu führen. Ein Gespräch in der Eisenbahn, dem ich zufällig zuhörtr, gab mir einen guten Einblick in das Bestreben bolschewistischer Kreise, denen unsere Regierung tatenlos gegenüberstehl. Ein Reisender fragte einen anderen, wie es komme, daß Vie am wenigsten leistenden Klassen unseres Volkes, die nichts gelernt haben und nur Handarbeit verrichten, am besten bezahlt sind. Ein anderer Mitreisender antwortete: -°Wir haben dafür gesorgt, daß die, die am wenigsten leisten, am besten bezahlt werden. Do» durch haben wir die ganze Arbeiterschaft unzufrieden gemacht Denn jeder wünscht jetzt zum mindesten auch den Gehalt einer Mllllkutschers zu erhalten. Wir haben dafür gesorgt, daß die Bewegung schrittweise vorwärtsgeht, und daß die ungelernten Arbeiter besser bezahlt werden, als die gelernten, und daß Vie Arbeiter überhaupt besser bezahlt werden als die Angestellten, denn damit ziehen wir alle gelernten Arbeiter und alle Ange- stellten, die sich jetzt zurückgesetzt fühlen, weil ein Packer mehl bekommt, als ein Handlungsgehilfe, der seinen Beruf ordnungs gemäß erlernt hat, naturgemäß in das Lager der Unzufriedenen, zu uns Bolschewisten. Die Kopfarbeiter werden am schlechtesten bezahlt, und für die tun wir zunächst nichts, damit auch sie in Vai bolschewistische Lager kommen. Dadurch, daß wir dafür sorgten, daß die Handarbeiter am besten und die Kopfarbeiter am schiech- testen bezahlt werden, haben wir ganz Deutschland unzufrieden und aufrührerisch gemacht, und auf diesem Boden blüht unser Weizen«. Der Mann hat die Zustände geschildert, wie sie tat sächlich sind, und jeder Geschäftsmann wird die Empfindung haben, daß er richtig beobachtet hat. Er wird zugeben, daß die Verhältnisse tatsächlich unleidlich sind, denn daß ein Ausgeher, wie es jetzt der Fall ist, einen höheren Gehalt bezieht, als viele Angestellte, die den Buchhandel ordnungsgemäß erlernt haben, ist tatsächlich ein unhaltbarer und unsittlicher Zustand. Werden die ungelernten Arbeiter höher bezahlt, so müssen unbedingt auch die gutausgebildeten und geistig Arbeitenden entsprechend Wer entlohnt werden. Ist das nicht möglich, so darf auch einem Ausgeher nicht ein Lohn bezahlt werden, der in keinem Ver hältnis zu dem der Angestellten steht. Das Bürgertum, das die Zusammenhänge nicht erkannt hatte, suchte den Streik mit den Packern zu vermeiden, gab den Wünschen, die ja zum Teil auch berechtigt waren, ohne weiteres nach, nicht ahnend, daß dies für Millionen anderer Arbeiter eine Zurücksetzung bedeutete, die selbstredend sich auf die Dauer nicht aufrechterhalten ließ. Wenn in der Folge daher eine Besserung eintreten soll, so muß die gesamte Arbeitgeberschaft einmütig dafür sorgen, daß, wenn Lohnerhöhungen stattfinden, in gleicher Weise, entsprechend dm Leistungen, Handarbeiter, Angestellte und geistige Arbeiter ent lohnt werden. Ist es aus geschäftlichen Gründen nicht möglich, die Löhne zu erhöhen, dann darf z. B. den Forderungen dei ungelernten Handarbeiter nicht nachgegeben werden, denn tut man es, so wird mit tödlicher Sicherheit auch allen anderen Klassen aufgebessert werden müssen. Wenn dies aber geschäftlich nicht mehr möglich ist, so dürfen eben die Löhne nicht mehr er höht werden, es ist dann der Grad des allgemein Möglichen einfach überschritten. Früher waren die Buchdrucker die bestbezahlten Arbeiter, weil sie am besten organisiert waren. Heute stehen sie an achter Stelle. Sie erhalten auch jetzt einen Gehalt, der durchaus angemessen ist, denn wenn von der Druckerei für eine Surret turstunde .L 8.50 verlangt werden, so ist das ein Betrag, -er se ziemlich in gar keinem Verhältnis steht zu dem, was der Seher
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