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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.11.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-11-12
- Erscheinungsdatum
- 12.11.1930
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- Deutsch
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9026 R» 283, 12. November 1930. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. Das Land ohne Not hielt kürzlich vor dem Reichstag eine viel beachtete Rede über die deutsche Lohnpolitik. Er sagte, daß es für ihn als Minister das einfachste sei, wenn er die Lohnfragen dem freien Spiel der Kräfte überließe, wie es in allen Ländern mit Ausnahme von Australien der Fall sei. Australien steht, worauf der Minister richtig hinwies, als einzigarüge Ausnahme in der Welt da. Lolin Roß schreibt über australische Verhältnisse in seinem vor kurzem bei F.A. Brockhaus, Leipzig, erschienenen hochinteressanten Australienbuch „Der Unvollendete Kontinent" (mit l 04 Abbildungen und l Karte, Ganzleinen NM 8.—) u. a. folgendes: Arbeitsmlnister vr.Stegerival- Diese Lebensformen der australischen Stadtbevölkerung sind von erstaunlicher Gleichbeit. Der Grund liegt nicht nur in dem ungefähr gleichen Einkommen für die Masse der Be völkerung, sondern auch darin, daß der Reichs mit seinem Geld nirgends so wenig anfangen kann. Er kann in einem besseren Laus wohnen, in einem teueren Auto fahren, aber das macht in einem Lande, wo jeder sein Laus und sein Auto hat, keinen so großen Unterschied. Sonne, Strand und Busch, die Lauptfaktoren der australischen Erholung, find für alle gleich. Kino und Sportfeste lassen sich von einem billigen Platz genau so gut genießen wie von einem teueren, wenn es nicht überhaupt Einheitspreise gibt. Persön liche Bedienung läßt sich nur sehr bedingt kaufen. Für kultiviertere und raffiniertere Genüsse fehlt dem Großteil der australischen Reichen Sinn und Vorbildung. Die Gleichheit wird äußerlich dadurch unterstrichen, daß der australische Mann nicht den geringsten Wert auf seine äußere Erscheinung legt. Insbesondere in kleinen Städten oder auf dem Lande kann man Millionäre ohne Kragen und in zer rissenen Losen sehen. Andererseits geht die austraulische Frau grundsätzlich in Seide. Auch das kleinste Ladenmädel trägt seidene Kleider, seidene Wäsche, seidene Strümpfe. Aller dings ist Seide hier viel billiger als bei uns. Innerlich aber wird die Gleichheit dadurch gefördert, daß es keine Wohltätigkeit mit dem Stempel des Sozial-Lerab- drückenden gibt. DaS gilt insbesondere von aller staatlichen Wohlfahrt. Den „Baby-Bonus" von fünf Pfund für jedes Neugeborene nimmt jede Frau an, auch wenn sie Millionärin ist. Die zahlreichen Stipendien für begabte Schüler stehen allen Kreisen offen. Ein armes, begabtes Kind kann alle Schulen einschließlich Universität und Studienreise nach Europa oder Amerika aus staatlichen Mitteln erhalten. Für den Bezug dieser Stipendien find nur Fleiß und Begabung er forderlich, nicht etwa Nachweis der Bedürftigkeit. Dadurch wird ihnen jeder Charakter der Wohltätigkeit genommen, sie sind ein Preis, den anzunehmen sich auch das Kind des Reichen nicht scheut, da er Ruhm und Auszeichnung be deutet. Freilich bekommen auf diese Weise auch viele, die es nicht nötig hätten, vom Staat ein freies Studium, aber in sozialer Linsicht hat dieses System großes Vorzüge. Überhaupt muß man offen anerkennen, daß die Gleich heit in Australien eine große Sache ist, ebenso die gesicherten Lebensverhältniffe und das geringe Maß von Not, Lunzer und Elend. Natürlich muß hierfür ein Preis gezahlt werden, vom einzelnen wie von der Gesamtheit. Für den einzelnen be steht er darin, daß ihm der Aufstieg in die sozial höheren Schichten erschwert ist. Nicht weil ihm die Bildungsmöglich keiten fehlten, die sind für jeden Begabten da, wie ich eben ausführte. Nein, sondern weil zunächst einmal der Anreiz fehlt. Dann aber hindert die Kameradschaft und bei den organisierten Arbeitern die Gewerkschaft den einzelnen, sich auszuzeichnen, mehr zu leisten und sich damit hervorzuheben und die Aufmerksamkeit der Vorgesetzten oder des Arbeitgebers auf sich zu lenken. Kommt man zuerst nach Australien, so ist man geradezu ver° blüfft, wie gering der innere Anteil nicht nur der Arbeiter, sondern auch der Angestellten an dem Anternehmen ist, bei dem sie beschäftigt sind. Der Verkäufer oder die Verkäuferin zeigen nur ein geringes Interesse, etwas zu verkaufen, die Angestellten einer Bank, eines Verkehrsunternehmens, eines Spediteurs geben sich kaum die Mühe, einen Kunden zufrie denzustellen. Ganz kraß zeigen sich diese Verhältnisse in den Lotels. Die Interesselosigkeit des Personals, das sich seiner Stellung sicher weiß und andrerseits keine großen Aufstiegs möglichkeiten vor sich sieht, macht es auch fleißigen, ehr geizigen und tüchtigen Unternehmern schwieriger als anders wo, große Betriebe und Konzerne auszubauen. Ist Amerika das Land der unbegrenzten Möglichkeiten für den einzelnen, unbegrenzt im Guten wie im Schlechten, so ist Australien das Land des begrenzten Mittelmaßes für die Masse, und damit das Ideal des sozialistischen Zukunftsstaates. Dieses Buch ist hier zu haben! Hier abtrennen und ins Fenster. Ich werbe gleichzeitig auch in der Presse. Das aktuelle Brockhaus-Buch
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