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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.05.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-05-26
- Erscheinungsdatum
- 26.05.1920
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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L. Körner. Derleger-, Sortlmeuter-Zufchlöge «>d Putlikum. Der Artikel des Verlegers Robert Lutz im Börsenblatt Nr. 92 »Wohin treiben mir mit dem Sortimenterzuschlag?« bietet einen ganz interessanten Einblick in die Verleger- und Sortimenterkalkulation mit volkswirtschaftlichen Ausblicken vom — Verlegerstandpunkt. Der Sortimenter denkt natürlich anders. Erstens hat er stets große Schwierigkeiten, dem Publikum klar zu machen, daß ein vor dem Kriege oder 1914 erschienenes Werk sz. B. Heumanns Handlexikon 1914) jetzt um vieles teurer ist, als es im neuesten Koehler-Katalog von 1920 verzeichnet steht. Handelt es sich nun um wissenschaftliche Werke, die unbedingt an^eschafft werden müssen, so ist auch hierbei zu beobachten, daß die Studenten oder Gelehrten sich die Mühe nicht verdrießen lassen, das Werk schließlich vielleicht doch noch antiquarisch in Friedensausstattung irgendwo aufzutreiben, ehe sie sich zum Kauf eines minderwertig hergestellten teuren Buches entschließen. Ferner besteht an allen Universitäten und Hochschulen ein reger Austausch und Handel; Studcntenorganisationen vermitteln Bücher zu billigeren Preisen als das Sortiment, ohne daß dies den unlauteren Wettbewerb zu bannen vermag. Wenn aus allein diesem hervorgeht, daß der Sortimenter nicht so leicht absetzt wie jetzt der Verleger, so ist es erklärlich, daß bei der unvicrkennbar nachlassenden Kauflust und Kaufkraft des Publikums auch der Sortimenter zurückhaltender im Bestellen geworden ist; denn wer entschädigt ihn, wenn ihm eine größere Anzahl Werke liegen bleibt oder er sie beim Erscheinen neuer Auflagen billiger verkaufen muß. (Auch Preisherabsetzungen des Verlegers könnten notgedrungen eintreten.) Glaubt vielleicht Herr Lutz, daß seine Kriminalromane zu 12.— ebenso schnell gekauft werden wie früher zu 2.— oder .F 6.—, wenn andere, auch gute Kriminalromane nur 3.— oder ./k 6.— kosten? Die Hoch konjunktur ist zweifellos vorüber. Wer das bezweifelt, sehe sich in großen Exporthäusern, Fabriken und Industriebetrieben um, wo schon setzt Direktoren und Inhaber verwirrt umherirren und nicht wissen, wie sie ihre Außenstände hereinbekommen sollen. Die Detaillisten zahlen nicht, weil das Publikum nicht kauft unß auf weiteren Preis rückgang wartet, der in Textilien und anderen Waren schon längst eingetreten ist. Deutschland war ein Industriestaat und ist mit seinen Preisen schon soweit gekommen, daß es auf dem Weltmarkt kaum noch konkurrieren kann. Die Folge davon: Übergang vieler Betriebe in amerikanischen, englischen, japanischen Besitz; die tariflichen Ab machungen werden nicht anerkannt, den Arbeitern wird ein gerin gerer Akkordlohn geboten, dann wird allgemeine Arbeitslosigkeit fol gen. Dieser Umschwung steht uns näher bevor, als die Allgemeinheit glaubt. Natürlich ist auch der Buchhandel von der Industrie ab hängig, denn sein kaufkräftigstes Publikum gehört ihr an. Die fremden Einkäufer, die Deutschland auskauften, haben ihren Wirkungsbereich nach Frankreich verlegt, da sie jetzt dort besser und billiger ein kaufen. Der deutsche Exporteur bekommt deshalb vom Ausland schon keine Bestellungen mehr. So. stellt sich die augenblickliche Geschäfts- MS»che«-Glatzt»ch. Mü«che«-»l»db. »der M..«ladb»ch! Im Deutschen Reiche herrscht vorwiegend die irrige Ansicht, ich München-Gladbach ein Vorort Münchens sei, leider auch in den meisten Betrieben unserer Verlagshäuser, wie die falschen Adressierungen du Zuschriften und Pakete beweisen. May findet M ü n che n-Gladbch, München-Gladbach, Mllnchen-Gladb., ja sogar München-Gl. Es ist da leicht erklärlich, daß die Postaufgabestation in der Eile der VerteiiW und Ordnung nur das erstgeschriebene, oft noch dazu gesperrt geschrie bene oder sonst hervorgehobene Wort des Bestimmungsortes H Auge faßt, was zur Folge hat, daß Pakete, Briefe, Ankündigungen usw. auf dem Umwege über München hier eintreffen. Umwege be deuten aber heute mehrere Tage, wenn nicht Wochen, Verspätung, n>ie das bei Paketen oft der Fall ist. Die Verleger dürsten im eigenen und im Interesse der hiesigen Buchhandlungen gut daran tun, in ihren Expeditions- und Vertriebs abteilungen diese kleine geographische Verirrung auszumerzcn und Anweisung zu geben, daß die richtige, beste und sicherste Adressierung »M.-Gladbach« ist. M. - G l a d b a ch. pesen für Porto, Fracht und Verpackung . keinen großen Handelsgeist besessen, da er als »Zwifchenhimdln- sich von den Prozenten des Verlegers schlecht und recht erncchrte. Nn M lf der weitblickende Sortimenter ging bald dazu Uber, sich von dm M n Verlegerrabatt (25—30°/,) unabhängiger zu machen, und fchmM I! ! nach den fetteren Bissen des Antiquariats. Aber die sind W, W k wenigstens in bezug auf die viel verlangt« wissenschaftlich« Literatin, M ! ehr knapp und teuer geworden, denn das Bücher verkaufende Publi- M « kum weiß auch fabelhafte Konjunkturpreise zu fordern, zumal bii M » Friedensausstattungen. Auf einer Berliner Auktion sind in dies« I ! Tagen von einem Antiquar für »Klassiker der Kunst 1—25« 2M- R s bezahlt worden. — Der Sortimenter ist auch sonst nicht so gMH « daran, wie Herr Lutz denkt. Die wie Pilz« hervorsprietzenden Vn- r sandbuchhandlungen, Auchbuchhändler, fliegenden Bücherhändler ««d M Reiscbuchhandlungen mit Ratenbetrieb tun ihm großen Abbruch. Ln U Handlungsunkosten sind ungeheuer gewachsen, nicht zuletzt die GH!- M ter, dann Beleuchtung, Heizung, Miete, Gewerbe-, Umsatz-, Luxus- I steuer, Ausfuhrgebühren, jetzt die enormen Portokosten, Frachten und R Kommissionsgebühren. Die von 40°/, auf 300°/, mit Vorbehalt n- N höhten Verpackungsgebllhren der Kommissionäre sind auch eine auhn- M ordentliche Belastung des Sortimenters, die von den 20°/> Zuschlag zu H bestreiten sind. Der »mühelose« Verkauf des Verlegers vollzieht sch N beim »Zwischenhändler« also nicht so leicht, sein Risiko ist also sch I größer als das des Verlegers. »Der Verleger bescheidet sich mit einem « relativ viel geringeren Bruttogewinn«, sagt Herr Lutz, weil nicht nm U die Herstellungskosten höher geworden sind, sondern auch die Hone- M rare. Die Autoren andererseits klagen wieder darüber, daß ihm U die Verleger nicht entsprechende Honorare zahlen. Es ist außeidm kein Zweifel, daß viele Verleger schon lange direkt ans Publik« « ohne Sortimenteraufschlag oder nur mit 10°/, Aufschlag liefern, ch » dieses »wirtschaftlich freiere Gelände« ist bereits vom Verleger bi- » treten. Schon lange vor dem Kriege war das der Fall. Die grchi I Verlagsfirmen, die z. B. Vereinszeitschriften verlegen, wären kei« 1s guten Kaufleute, wenn sie diese billigen und wirksamen Reklam- 1 gelegenheiten für ihre Verlagspublikationen nicht ausnutzcn wollt!«. s Verschiedene große Verlagsfirmen haben längst eigene Sortiment. I Wenn gangbare Verlagswerke, wie z. B. auf dem Sprache«- > gebiet die Langenscheidtschen Wörterbücher und Unterrichtsbrief!, 1 um das 3^- bis 7fache des Friedenspreises bei erheblich schlechtem ! Ausstattung gestiegen sind, so hat der Sortimenter schon keine« »mühelosen« Absatz mehr, wenn aber Sammlungen wie »Aus Naim und Geisteswelt« von 1.25 auf 8.4V heraufgehen, so erklärt dab große Publikum, daß es nun nicht mehr mitgeht; der Verleger behäit seine Vorräte und der »Zwischenhändler« ist kaltgestellt. Dann hat der Verleger das von Herrn Lutz gewünschte ganz freie Gcläiidk für sich allein. Wenn nun auf Revers, wie bei »Fdscher-DM- mann, Hausärztin«, ein Sortimenter sich auf einen Verkausspnil von 5V.— festgelegt hat, und nach kurzer Zeit soll er sich schm wieder auf einen 70.-- oder 100.—-Verkaufspreis sestnagel« lassen, glaubt dann ein Verleger, daß der Sortimenter dem Ver leger auf diesem Wege immer weiter folgen muh zu seinem eigene« Schaden? — Wahrlich, das Sortiment ist sehr »glücklich« daran, überhaupt jetzt in der Zeit der ewigen Preisschwankungen, der Preis schraube ohne Ende, und es ist die höchste Zeit, daß endlich stabile Verhältnisse eintreten, sonst wird auch der Verlag der »großen Ge fahr« nicht zu entgehen vermögen! - P. Sch. Zuschlages, der Verwirrung geschaffen, entsprechende Erhöhung des lag« in Deutschland dar. — Der Durchschnittssortimenter hat st«! Rabatts und Abwälzung der ' ... - - - . - auf den Verbraucher. Wir müssen endlich die Bezugs spesenberechnung von dem Ladenpreise trennen, eben um den Ladenpreis zu erhalten und nicht die Über sicht über ihn völlig zu verlieren. Ich gehe von dem Stand punkt aus, daß es nicht Sache des Publikums ist, die Ladenpreise im Buchhandel zu kontrollieren, sondern daß eö genügt, wenn unseren Organisationen die Ordnung und Prüfung dieser Verhältnisse über lassen bleibt. Jeder Buchhändler wird schon einmal störend die Ein mischung des Publikums empfunden haben, die veranlaßt wurde durch die in die Öffentlichkeit gedrungenen Kämpfe zwischen Verlag und Sortiment und durch die Verhetzung Ser öffentlichen Meinung. Damit der Wunsch nach einem einheitlichen Ladenpreis Berück sichtigung finde, muß der prozentuale Zuschlag fallen, müssen jeweils geltende Sätze für Bezugsspesen geschaffen werden. Wie dies zu ge schehen hat, ob es dem einzelnen überlassen bleiben soll, ob Orts- oder Bezirksvereine oder einheitlich der Börsenverein diese Sätze bestimmt, ^«lle ich zur Aussprache. Wenn oumit die stete Reibnngsfläche mit dein Publikum beseitigt wird, das sich schon stellenweise eine Polizei rolle anmaßte, wird es in jeder Hinsicht dem Ansehen unseres Stan des dienen, der in seinen Organisationen genügend Gewähr bieten sollte für Prüfung und Einhaltung der von ihm getroffenen Bestim mungen. Stuttgart, den 4. Mai 1920. Walter Guttmann (Paul Neff Sortiment). Verantwort!. Red. i. V.: Ri ch a r L A l b e r tt. — Verlag: DerBörsen neretn der Deutschen Buchhändler zn Leivzia, Deutsches Buchhändlcrbaus. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich in Leipzig. — Adresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg 26 (Buchhändlerhaui).
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