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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.11.1930
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- 1930-11-08
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- 08.11.1930
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MsmbMflWmAMlMViMMä Nr 288 <N. 134). Lei pz iff. Sonnabend den 8. November 1930. 87. Iobraanq. Redaktioneller TA Dom Buch in 3apan. Bon Anton Lübke (Düsseldorf). (Nachdruck verboten.) Japans gewaltige Entwicklung in industrieller, wirtschaft licher, militärischer und kultureller Hinsicht seit dem Jahre 1862, als durch die Meijirestauration das Land auf eine neue öko nomische Grundlage nach westlichem Vorbilds gestellt wurde, brachte naturgemäß auch das Interesse für das Buch des Abendlandes mit sich. Die heiligen Bücher Buddhas oder anderer Religionsgründer konnten dem nach wirtschaft licher Expansion strebenden Lande nicht die Erfüllung für sein materielles Interesse geben. Natürlich war es, daß die !m vorigen Jahrhundert nach Japan berufenen europäischen Ge lehrten, Ingenieure und Kausleute dazu beitrugen, der abend ländischen Wissenschaft in Japan einen Platz zu geben. Mit einem wahren Heißhunger stürzte sich der nach einer anderen Zivilisation dürstende Japaner auf die neuen Gebiete, die seinem Lande das Erwachen bringen sollten. Neben der Erlernung der englischen und deutschen Sprache ging das Interesse der Intellektuellen für das Buch der verschiedensten Gebiete, be sonders der praktischen, einher. System- und wahllos nahm Japan anfänglich alles Wissen in sich auf, wie ein trockener Schwamm das Wasser, nur von dem einzigen Ziele geleitet, dem hohen Kulturstandard der westlichen Länder nahe und gleich zu kommen. Die Tatsache, daß in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts in Europa eine schnelle Neigung zur Demokratie vor sich ging, hatte einen sehr großen Einfluß aus die japanische Literatur seit den ersten Meijijahren. Alle ausländische Litera tur wurde durch die Vermittlung Englands eingeführt, aber die Majorität der japanischen Schriftsteller während der Meiji- und Taisho-Perioden wurde beeinflußt durch die deutschen, russi schen und französischen Schriftsteller. Es würde aus dem Rahmen dieses Aussatzes heraussallen, näher auf die Literatur dieser beiden für das japanische Geschick so sehr einschneidenden Geschichtsepochen einzugehen, so sehr auch eine solche Darlegung dazu beitragen würde, dem geistigen Gesicht Japans, das dem westlichen Menschen immer noch wie unter einem Schleier vor kommt, nahezukommen. Wie Japan sein ganzes Augenmerk darauf richtete, europäische Maschinen einzuführen, Bier nach deutschem Rezept zu brauen, sein Militär nach europäischem Muster zu organisieren und Lössel und Gabel statt der alten Holzstäbchen beim Essen zu benützen, so ließ es sich auch an gelegen sein, Shakespeare, Goethe, Marx, Nietzsche, Schopen hauer wie eine Ware einzuführen und schlecht und recht in die japanische Sprache zu übersetzen. Fachliteratur aller Gat tungen wurde Wahl- und planlos importiert wie jede andere Ware. Daß diese dem östlichen Menschen vollkommen wesens fremde Literatur der großen japanischen Masse ebenso wenig zu sagen hatte wie Buddha, Konfutse oder Laotse dem einfachen abendländischen Menschen, war selbstverständlich. Einzig und allein war es der ungestillte Drang des östlichen Jnselmenschen, nach Handhaben zu suchen, das ererbte starke Rassengesühl der Selbsterhaltung neu zu befruchten, um gleichen Schritt zu halten mit der fortschreitenden Welt. Zwar sah man in der japa nischen Literatur in den letzten Jahrzehnten Erzeugnisse, die es gleichtun wollten mit Literaturen realistischer oder natura listischer Gestaltung europäischen Gepräges, aber im großen und ganzen blieben die Erzeugnisse doch in der traditionellen romantischen Geistesverfassung des Landes stecken. Was an Novellen und Romanen japanischer Schriftsteller der letzten Jahrzehnte erschienen ist, waren mehr oder weniger naive Dar stellungen menschlicher Charaktere, deren Mentalität den Gro ßen der abendländischen Welt nachempfunden war. Im Hinblick auf den wirtschaftlichen Aufstieg Japans ist es interessant, einen Einblick in das gegenwärtige Büchereiwesen des Landes zu tun, um seine Geistesverfassung kennen zu lernen. Zweifellos ist der Bildungsdrang in Japan, wo trotz alledem der Analphabet noch nicht ausgestorben ist, sehr groß. Die große Zahl der Schulen aller Art und das Wirken ausländischer wissenschaftlicher Kräfte bezeugen das Streben des Japaners nach Vervollkommnung seiner gewiß großen Kultur auf moder ner Grundlage. Aber trotz aller Bemühungen blieb die Ent wicklung der Büchereien noch weit hinter der in Europa und Amerika zurück. Finanzieller Mangel und Ausgaben anderer Art wirkten hier hemmend, um genügend Mittel für die Errichtung von Bibliotheken bereit zu stellen. Immerhin ist der Aufstieg des Büchereiwesens in Japan in don letzten Jahren ebenso erstaunlich wie der wirtschaftliche Aufstieg. Japan braucht sich dieser geistigen Entwicklung wahrlich nicht zu schämen. Die Statistik von 1912 bis 1925 ergibt folgendes Bild: Jahr Büchereien Bücher Leser 1912 541 3 050 602 3 954148 1913 625 3 359 998 5 317 043 1914 708 3 689 667 5 773 801 1915 900 4 059 972 6 939 325 1916 1092 4 324 583 8 566 695 1017 1 237 4 421 849 8 470 851 1918 1 359 4 775 266 9 516 534 1919 1 512 5 022 767 10 021 653 1920 1 670 5 161 530 10 911 323 1921 2 055 5 651 525 12 701 031 1922 2 389 5 939 821 14 827 595 1923 2 937 6 168 641 16 886 450 1924 4 511 7 813127 23 174 369 1925 4 721 7 934 472 28 404 331 Einen der größten Verluste erlitt das Büchereiwesen Japans durch das Erdbeben im Jahre 1928, bei dem die große 700 000 Bände enthaltende Bibliothek der kaiserlichen Universität in Tokio durch Feuer zugrundegerichtet wurde. Unter diesen Bü chern befand sich eine Reihe der kostbarsten Werke, die unersetz lich sind. U. a. wurden vernichtet: Die Urkunden von Märchen und Erzählungen von japanischen Dörfern. 6 400 Bände. Die offiziellen Urkunden von Tokugawa Shogunate. 14 000 Bände. Die Geschichte von der Di Dynastie (Korea). 800 Bände. Japanische diplomatische Dokumente. 60 Bände. Die Bibliothek Max Müller. 10 000 Bände. Die Bibliothek Nishimura. 10 000 Bände. Die Bibliothek Hoshino. 10 000 Bände. Die Bibliothek Dernburg. 6 000 Bände. Die Bibliothek Köhler. 20 000 Bände. 1061
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