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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.12.1893
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1893-12-11
- Erscheinungsdatum
- 11.12.1893
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
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-Ä 287, 11. Dezember I8S3. Nichtamtlicher Teil. 7897 Kunst die Pressen verlassen durste. Der Umschlag ist in zarten: Rokokofarben, blau, weiß, gold, gehalten und zeigt in einem flott entworfenen Rahmen zwei Figuren aus dieser Zeit. Die teils farbigen, teils in schwarz ausgesührten Bilder sind bekanntlich alle in Holzschnitt hergestellt. Das Eigenartige nun, was diese Blätter auszeichnet, und das die Verlagsfirma mit höchst achtungs wertem Eiser und großer Energie von Anfang an durchgesührt hat, ist, daß der Druck auch der Farbenplatten von Holzschnitten erfolgte und wir es also mit Chromoxylographicen zu thun haben; diese sind aber von den bekannten Holzschnitten Knöflers in Wien ganz verschieden, und zwar durch eine eigen tümliche, malerische Auffassung und flottere Schnittmanier, wie. sie für ein periodisches Blatt nötig ist Darin hat es die Firma mit Hülse vorzüglicher Drucker zu einer erstaunlichen Virtuosität gebracht. Die Druckereien, in denen diese Meistcrleistungen her- gestellt werden, sind H S. Hermann und Julius Sittenseld in Berlin, beide in der Buchdruckerwelt längst bekannt als Offi zinen, aus denen man gewohnt ist nur gute Arbeiten hervor- gehen zu sehen, die aber mit diesem Weihnachtshest sich selbst übertroffen haben. Da ist z. B. das Blatt »Flirt» von C. Küchler, das einen Husarenosfizier mit zwei Damen darstellt und in seinen von den zartesten Rosatönen bis zum herrlichen satten Blau der Uniform gehenden Tönen einen ungemein stimmungsvollen Ein druck macht. Man muß den Leuten, die der Chromolitho graphie infolge der wachsenden Erfolge der Chromoxylographie und Chromoautotypie ein baldiges Ende Voraussagen, fast Recht geben, und dabei haben die letzteren Drucke vor der Lithographie noch so etwas besonderes, man möchte fast sagen »Künstlerischeres-, wenn der furchtbare Komparativ gestattet ist, voraus: das Ge heimnis der Linie, des Auflösens der Töne in Linien. — Es würde den Raum dieses Blattes überschreiten, wollte ich noch weiter aus die einzelnen Blätter der Modernen Kunst eingehen; erwähnt sei nur, daß ähnliche Farbensymphonieen sind das reizende »Im japanischen Kostüm- von I. Falat, das pikante »^ In IVatteau» von S. Postiglione, sowie vor allem auch die wunder bar stimmungsvolle »Winterlandschaft» von Rich. Fehdmer. Am Treppenauigang zu dem Bürgersaal des Rathauses, in dem die Ausstellung ausgebaut war, sah man schon die ersten Arbeiten und zwar Plakate von R. Hoenig in Berlin. Es war für mich ein seltsames Gefühl, daß der erste Eindruck, den ich von der Ausstellung empfing, ganz »amerikanisch« war; denn diese Plakatdrucke sind ganz in der Weise hergestellt, wie ich sie in den Chicagoberichten für das Börsenblatt geschildert habe. Der Besitzer, Herr Hoenig, hat nun allerdings in Amerika lange Jahre als Zeichner gelebt und es verstanden, die Er fahrungen, die er dort in Bezug aus Wirksamkeit der Plakate gemacht hat, in glücklichster Weise für unsere Verhältnisse zu ver werten. Es waren wirklich außerordentlich effektvolle und dabei doch künstlerischen Ansprüchen gerecht werdende Leistungen zu sehen. Dahin möchte ich z. B. das Plakat für die bekannte Serpentintänzerin Mich Loie Füller rechne». Entschieden abraten aber möchte ich davon, in den Fehler der amerikanischen Schrift zeichnung zu verfallen; diese Gebilde seien lieber den Herren jen seits des Oceans überlassen. Am Eingang zum Saal befanden sich Plakate mit der Auf schrift: »Schwarze Ecke, böse Ecke, billig und schlecht!» Hier sah man die Ausgeburten der Schmutzkonkurrenz, sowie sonstige typo graphische Kuriositäten, bei denen man oft nicht wußte, ob man die Skrupellosigkeit des Druckers, derartiges in die Welt zu setzen, oder die Nachsicht des Kunden, solches anzunehmen, mehr bewundern sollte. Bei einem Rundgang durch den zur Zeit meines Besuches recht überfüllten Saal fielen mir zunächst die Accidcnzen von DuMont-Schauberg in Köln, unter denen namentlich die aus der Reinholdschen Rokoko-Einfassung gesetzten Arbeiten sehr hübsch waren, sowie die von Carl Schünemann in Bremen und Zollikoser in St. Gallen auf. Die Spamersche Buch- S-chtigsier Jahrgang, druckerei war gleichfalls mit sauberen Arbeiten vertreten, unter denen die trefflichen Hieroglyphendrucke besonders erwähnenswert sind. Huttler L Cie. in München hatten unter anderem ein prächtiges Plakat für den Münchener Volksgarten eingesandt, dessen originelle Zeichnung der bekannte Maler A. Seder lieferte. Eine umfangreiche Ausstellung ihrer Arbeiten hatte die Firma Rudolf Mosse, die Herausgeberin des Berliner Tage blattes, arrangiert. Diese Druckerei betreibt als Spezialität die Anfertigung von Annoncenwerken und hat es in der geschickten Ausführung dieser Sätze allerdings zu großer Fertigkeit gebracht. Unterstützt wird sie darin namentlich durch das von dem Ge- schästsleiter, Herrn Messenzahl, eingeführte Verfahren des Bleischnitts; der erste Accidenzsetzer schneidet sich nämlich sein Ziermaterial selbst direkt in Blei und ist dadurch im stände sich schnell und billig stets das geeignete Material für seine Arbeiten zu schaffen. Die ausgelegten Proben waren zwar in Bezug auf ornamentale Erfindung keine Musterleistungen, bezeugten aber immerhin ein nettes Talent. Die Utensiliensabrik Gutenberghaus, Franz Franke in Berlin hatte verschiedene Chromotypographieen ausgestellt, die als Proben der Leistungsfähigkeit verschiedener Tiegeldruckpressen, welche die Firma produziert, dieser ein gutes Zeugnis allsstellten. Gedruckt waren sie teils bei Carl Gerok L Sohn, Berlin, teils bei Angerer L Göschl in Wien. Von dem obenerwähnten H. S. Hermann fanden sich hier auch noch schöne Illustrationen aus den »Lustigen Blättern«, die in Chromotypographie ausgc- sührt waren. Ad. Schulze in Weißensee hatte viele Blindendrucke aus gestellt, und zwar sind diese nach einem eigenen Verfahren an gefertigt. Besonders interessierten die Landkarten in Relief und ein Plan der Blindenanstalt zu Dresden. Herrliche Arbeiten hatten die vereinigten Kunstanstalten Meisenbach, Rissarth L Co. in Berlin ausgestellt. Eine Prachtleistung ist z. B. »Haideröslein» nach Lingner in Photo- gravüre, sowie das große Blatt Kaiser Wilhelm II. aus der Wal- sischjagd von Salzmann in demselben Verfahren. Unter den Autotypieen sind gleichfalls viele hervorragende Arbeiten, und diese kommen den amerikanischen mitunter fast gleich — so ist ein Blatt mit Krawatten »ach der Natur zu erwähnen. Die Buchdruckerei A. Wohlfeld in Magdeburg hatte haupt sächlich Entwürfe zu Accidcnzen ausgestellt, die durch die minutiöse Art ihrer Ausführung, auf welche großer Fleiß gewandt war, Interesse erweckten. Ob es sich aber in der Praxis rentiert, derartig bis ins kleinste Detail ausgesührte Entwürfe zu liefern, dürfte zu bezweifeln sein. Die Entwürfe sind ausgesührt von G. Damel. Zu erwähnen sind ferner die Arbeiten von Schellenberg in Wiesbaden und Gebr. Grunert in Berlin, von denen manche durch den Musteraustausch des Deutschen Buchdrucker vereins schon bekannt geworden sind. Die Piercrsche Hosbuchdruckerei in Altenburg war durch Arbeiten ihres langjährigen Accidenzsetzcrs Albin Watzulik vertreten, der eine große Sammlung derselben ausgestellt hatte. Der Charakter dieser Accidcnzen ist ja bekannt; es sind mit Vorliebe Motive, die den Amerikanern nachempfunden sind, die Watzulik verarbeitet. Neben vielen einfacheren Rahmenformen, die dann meistens durch effektvolle Farbengebung und dekorative Wirkung hervorstcchen, findet man manche Sachen, mit denen sich auch ein skrupelloser Anhänger einer -freien« Ornamentik nicht einverstanden erklären kann. Ich lasse mir ja den Entschuldigungs grund, daß in dem Strome von Buchhändler-Cirkularcn, der sich alljährlich von Leipzig aus über die Welt ergießt, nur solche noch von Wert sind, die durch irgend eine Tollheit auffallen, gern gefallen, aber diese Tollheit muß doch so etwas wie Methode er kennen lassen, und das vermißt man leider häufig. Was hat z. B. der Höllenrachen, aus dem die roten Flammen hervor- züngelu und der vielleicht für eine anarchistische Brandschrist sehr 1029
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