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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.09.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1930-09-25
- Erscheinungsdatum
- 25.09.1930
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- Deutsch
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223, 25. September 1830. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. der Fall ist. Es bleibt beachtenswert, daß dieser Wunsch ausdrück lich von portugiesischer Seite geäußert worden ist ebenso wie der nach einer größeren Anzahl von deutscher philosophischer Buch- und Zeitschriftenliteratur. Auch die deutschen Klassiker sind noch nicht vollständig vertreten. Neclam-Bücher werden — wie inan beobach ten konnte — gern gelesen. Einer der fühlbarsten Mängel der deutschen Jnstitutsbibliothek aber dürfte wohl der eines Konver sations-Lexikons sein, das nunmehr hoffentlich recht bald seinen Einzug hält in die hohen, Hellen Bibliotheksräume, denen man zur Ausschmückung der Wände eine Anzahl deutscher Heimatbilder wün schen könnte. Alles in allem können mir mit Stolz auf dieses Deutsche In stitut blicken, für dessen Entstehung und gedeihliche Entwicklung sich vor allem Professor l)r. Joäo da Providencia Sousa Costa ein gesetzt hat. Vergessen wir nicht, daß dieses Deutsche Institut ein portugiesisches Universitäts-Institut ist und von dem regen Inter esse Kunde gibt, das man unserer deutschen Kultur dort entgegen bringt. Daher haben wir die Pflicht, diese Pflegstätte deutsch- portugiesischer Kulturaustauscharbeit nach der so glänzend verlau fenen Entwicklung innerhalb des ersten halben Jahrzehnts auch weiterhin zu fördern und zu stärken. Aus den Schätzen der Jenaer Universitätsbibliothek. Am 25. Juni d. I. fand zur Feier der Augsburger Konfession in der Universitätsbibliothek zu Jena eine kleine, aber hochinter essante Ausstellung statt, bei welcher Gelegenheit man auch einige der kostbarsten Perlen, die in dieser thüringischen Schatzkammer gehütet werden, zu sehen bekam. So z. B. ein Exemplar der 36zeiligen Bibel! Uber dieses unschätzbare Stück hat sich Oberbibliothekar Willkomm in der Schrift »Die Jenaer Universitätsbibliothek« (mit einer Bilder mappe »Aus den Schätzen der Jenaer Universitätsbibliothek« soeben im Pallas-Verlag vr. S. v. Jezewski, Jena, erschienen) geäußert: Während von der 42zeiligen Gutenbergbibel noch 40 Exemplare nachweisbar sind, hie und da ein Stück auch noch einmal in den Handel gelangt (vor drei Jahren erzielte eins den Preis von über 1 Million Mark), kennt man von der 36zeiligen, deren Typen und Papier auf Bamberg weisen, nur noch 12 Exemplare. Darum ist auch seit etwa 135 Jahren schon keine Sechsunddreißigzeilige mehr gehandelt worden! Daß diese Ausgabe übrigens auch auf Pergament außer auf Papier gedruckt wurde, konnte Willkomm Nachweisen, in dem er vor 15 Jahren in der Jenaer Bibliothek als glücklichen Fund ein Blatt aus einem Pergamentexemplar entdeckte. Jenas Hochschul bücherei dankt das Kleinod einer 36zeiligen Bibel dem anno 1727 verstorbenen Jenaer Orientalisten Danz. — Wer der Geschichte unserer Bücherei nachgeht, gelangt nach Wittenberg. Dort liegt ihr Ursprung. Durch Friedrich den Weisen wurde im Jahre 1512 daselbst in der kurfürstlichen Burg eine Bibliothek angelegt, die von Dozenten und Studenten der 1502 gegründeten Wittenberger Hochschule benutzt werden sollte. Die Libliotdeea Lleetorulis, die kurfürstliche Bücherei, wurde vom Sekretär Spalatin mit größter Liebe gepflegt und vermehrt und fand später einen besonderen Freund in Johann Friedrich dem Großmütigen. Als dieser in der Schlacht auf der Lochauer Heide (1547) mit einem großen Landesteile auch Stadt und Universität Wittenberg verlor, beschloß er auf der Fahrt in die kaiserliche Gefangenschaft, durch eine unverzagte Neugründung sich Ersatz zu schaffen. Auf diese Weise kam die kleine Weinbauer stadt Jena — in ihrem Wappen führte sie die Traube — zu ihrer Hochschule. Um eine Bibliothek brauchte diese nicht besorgt zu sein. Die Kinder des Kurfürsten durften aus Wittenberg alle bewegliche Habe hinwegführen, und so wurden die 3000 Bände der Lleetoralw daselbst in Fässer gepackt, erst nach Weimar und bald darauf nach Jena überführt. Mit der kurfürstlichen Bibliothek kam jene be rühmte Handschrift nach Jena, die nun als die »I e n a i s ch e Liederhandschrift« wohl den höchsten Schatz der Hochschul bücherei bedeutet. Der Pergamentkodex, der aus dem 14. Jahr hundert stammt und mittelhochdeutsche Minnelieder und Sprüche enthält, bringt auch den Sängerkrieg auf der Wartburg (Tafel l der Bildermappe zeigt auf der rechten Spalte den Anfang des Sän gerkrieges). Die beigefügten Melodien — das Notensystem ist noch vierzeilig — bieten eines der frühesten Beispiele von deutschem Text mit Noten. Hohe Kostbarkeiten stellen ferner zwei Pergamenthandschriften in Klein-Folio dar, die 1507 für Friedrich den Weisen hergestellt und von Jakob Elsner in Nürnberg mit wertvollen Malereien ge schmückt wurden. Die eine Handschrift enthält die Evangelienperi- 928 kopen, die andere die Epistelperikopen. Gelegentlich der erwähnten Ausstellung konnte man ein farbenprächtiges Kreuzigungsbild mit ganz unglaublichen Feinheiten aus der ersteren Handschrift bestaunen. Tafel III der Bildermappe gibt dieses Kunstwerk in Bromsilber- druck wieder, während Tafel IV eine andere malerisch-zeichnerisch höchst wirkungsvolle Seite darstellt. Da ihr Text vom Stammbaum Jesu handelt, gibt der Künstler als Randmalereien äußerst reizvoll umrahmte Bildnisse: Friedrich der Weise, der hier als Nachkomme Davids und Jsais dargestellt wird, erscheint mit seinen Vorgängern! Etwas ganz Einzigartiges besitzt sodann die Universitätsbücherei mit einigen Chorbüchern desselben Fürsten, der sie vermutlich einmal von Kaiser Maximilian geschenkt erhielt. Schrieb doch im Jahre 1518 der kurfürstliche Rat Pfeffinger von Innsbruck aus an den kurfürstlichen Sekretär Spalatin, daß die Majestät beab sichtige, ihrem gemeinsamen Herrn drei Bücher zu senden »der gleichen auf keiner Lieberey (Büch er eis oder sunst gesehen worden sein solle«. Eines der drei Jenaer Chor bücher, die man für jene kaiserlichen Gaben hält, ist schon durch sein Format (57X80 ein) ein beispielloses Stück. Auch das Material, »fehlerfreie Pergamentblätter von dieser Größe, ist von außerordent lich hohem Werte«. Die Malereien stammen von der Hand eines niederländischen Künstlers. Mit besonderem Stolze blickt man in Jena ferner auf eine Luther- Bibel von Hans Lufft, in Wittenberg 1541 für Johann Fried rich gedruckt und geschmückt mit Holzschnitten und Handmalereien von Lukas Cranach. Eine tschechische Bilderhandschrift hussiti- schen Ursprungs (^ntitü68i8 Lkrwti et ^ntiedrwtj), eine Gegenüber stellung von Christus und dem Antichrist, dem Papste, dürfte Luther einst zu seinem ?L88ioim1 Odri8ti et ^ntickri8ti angeregt haben. Gerade der Lutherverehrer kommt in Jena auf seine Rechnung. Denn im Jahre 1557 erhielt die Universitätsbibliothek »den handschrift lichen Nachlaß Georg Rörers und mit ihm Luthers Hand exemplar des Alten und Neuen Testamentes mit seinen eigenhändigen Verbesserungen seiner Übersetzung! Aus diesen beiden wertvollen Bänden«, sagt Willkomm, «besonders in Verbindung mit den Protokollen, die Nörer über die Sitzungen der Bibelrevisionskommission geführt hat, er sieht man, mit welch liebevoller Sorgfalt Luther Zeit seines Lebens an seiner Bibelübersetzung gebessert hat. Außer den Protokollen enthält der Nachlaß viele Nachschriften Lutherscher Predigten, Vor lesungen und Tischreden sowie Abschriften vieler Briefe von und an Luther und ähnliches, auch einige Originalhandschriften Luthers. Nörer hat in seiner Wittenberger Zeit als Luthers Famulus getreu lich alles notiert, was er aus Luthers Mund hörte. Nach Luthers Tode ging er nach Kopenhagen, wurde aber bereits 1553 nach Jena zur Herausgabe der Jenaer Lutherausgabe berufen. Als er 1557 starb, kauften die thüringischen Herzöge seinen handschriftlichen Nach laß und überwiesen ihn der Jenaer Universitätsbibliothek; er ist für die Überlieferung von Luthers Schriften von unschätzbarem Werte«. Eine Seite aus Luthers Handbibel mit eigenen Ver besserungen bringt die interessante Tafel VI der Bildermappe. Die Bibliothek — man hatte sie im Gebäude des ehemaligen Paulinerklosters untergebracht — erhielt im Laufe der Zeit bedeut samen Zuwachs durch nachgelassene Privatbüchereien von Professoren. Daß man diese Privatbibliotheken dem Grundstock, der Llsetoralw, nicht einverleibte, sondern getrennt aufstellte, und infolgedessen auch für keinen einheitlichen Katalog Sorge trug, erschwerte freilich die Benutzung. Auch trat allmählich so empfindlicher Raummangel ein, daß die Bücher zum Teil nicht ordentlich aufgestellt wurden, sondern übereinandergetürmt unkatalogisiert herumlagen, ja, kost bare Handschriften ruhten in feuchten Gewölben, zerstörenden Ein flüssen preisgegeben! Da wurde im Jahre 1817 Goethe von Karl August beauf tragt, die Leitung dieses Universitätsinstitutes zu übernehmen. Zu nächst wenig erfreut über die Zumutung, aber doch tatkräftig und voller Umsicht ging der Bibliotheksdirektor wider Willen ans Werk, ließ die Handschriften auf Böcken und Bohlen trocken legen und die Feuchtigkeit der Räume durch verschiedene Maßnahmen bekämpfen. Auch »raubte« er damals für die notleidenden Bücher der medizini schen Fakultät kurzerhand ihren Versammlungsraum, indem er — da man ihm den Schlüssel nicht aushändigte — vom Nebengemach aus durch den Maurer eine Türöffnung in die Wand schlagen ließ. Wie für äußere Ordnung, so sorgte Goethe auch für innere, nämlich für Schaffung eines einheitlichen alphabetischen Kataloges, an dem die Beamten selbst Sonn- und Feiertags arbeiteten, denn es handelte sich um eine riesige Aufgabe. Das ständige Anschwellen des Bücher schatzes machte schließlich den Bau eines eigenen Heimes erforder lich. Im Jahre 1858 erfolgte der Auszug aus dem einstigen Pau-
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