Mittwoch, den 7. Mai 1930. Umschlag zu X- 104, 7. Mai 1930. Einige Urteile über das neue Buch Direktor Kanten und von Menschen hinter Gesöngnismauern von Md von Känel 254 Seiten. In Leinen gebunden M. s.20, fest kartoniert M. Z.60 /Zur Freiheit", Herausgeber: Präsident des Gtrafvollzugsamtes Muntau in Celle lApril 4930): Mit einer gewissen Skepsis habe ich dieses Buch zur Hand genommen, das in erzählender Form uns Blicke tun läßt in das Leben und Treiben eines Frauenzuchthauses. Es wird heute auf diesem Gebiet so viel Mittelmäßiges und Minderwertiges geboten, daß es dem Fernstehenden unendlich erschwert wird, die Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind, und das im Strafvollzug tatsächlich Notwendige zu erkennen. Nur große, gottbegnadete Dichter sind m. E. imstande, diesen Stoff lebenswahr und wurzelecht zu gestalten. Es genügt nicht, daß der Künstler versucht, für die Menschen hinter Kerkermauern Mitleid zu erwecken, oder daß er der ganzen Sache — vielleicht in bester Absicht - ein christliches Mäntelchen umhängt. Ehristlicher Kitsch ist und bleibt immer unecht, wirklichkeitsfremd und daher auf die Dauer unwirksam. Aber diese Besürch- tungen treffen auf „Direktor Ha»sen" nicht zu. Mit feinem psychologischen Verständnis schildert die Verfasserin in der Entwicklung Magdalenas, der Tochter des AnstaltSpsarrerS König, den Unterschied von Humanität und Liebe. Erschütternd deutlich wird es dem Leser an tragischen, lebenswahren Beispielen immer wieder eingehämmert: Was wir gegenwärtig brauchen aus sozialem Gebiet, besonders auf dem Gebiet des Strafvollzugs und der Gesangenensürsorge, ist nicht allein Humanität oder starrer Dogmatismus und alttestamentliche Gesehesstrenge, wie sie uns in Etraf- anstaltspfarrer K. entgegentritt, sondern heilige Liebe, die ihre Kraft schöpft aus Gott, der die Liebe ist. Einen Strafvollzug der Liebe zu fordern — wohlverstanden der echten, starken, christlichen Liebe - ist ein Gebot der Stunde und eine Tat, zu der nur eine gotthingegebene Dichterin fähig sein konnte. Alle klein liche Kritik, wozu etwa der Schluß Anlaß geben könnte, muß demgegenüber schweigen. Wie lebenswahr und glaubensties sind die Worte Direktor Hansens, mit denen er seiner eigenen Erfahrung Ausdruck gibt: „Wir sind alle Menschen mit hundert Fehlern und Schwächen. Der Eine hat das Glück, trotzdem unangefochten durchs Leben zu kommen, der Andere fällt. Soll nun der, welcher durchkommt, den Andern einfach liegen lassen? Mich dünkt, nein! Denn, daß er selbst nicht gefallen ist, das ist in den allerwenigsten Fällen Verdienst, sondern lauter Gnade! Darum, wo immer der Begnadigte einen Gefallenen trifft, so soll er es nicht machen wie der Mann in der Bibel, dem eine große Schuld erlassen worden ist und der nachher hinging, seinen eigenen, steinen Schuldner zu quälen. - Helsen, trösten, lieben sollen wir einander und wäre es selbst im Zuchthaus, gerade da am allermeisten!" Mit Necht sagt Strafanstaltsdirektor Franchiger aus Liestal in dem Vorwort: „Es ist ein Buch für alle diejenigen, denen der Verstand die Seele noch nicht völlig erkältet hat, eine Geschichte, die von Herzen kommt und hoffentlich auch recht tief in die Herzen eindringen wird. Möge sie Freunde werben für die vielerlei Stiefkinder des grauen Alltages." Das ist auch unser Wunsch. Wir empfehlen daher dieses Buch unfern Mütterkreisen besonders warm. ?, Paulini. „National'Ieitung"Basel: ^Herr vr. R.^v.^Tav^l^ der ^ „Garbe": ^ ^ ^Aerr^Stwsa^cht«^ „Glarner Nachrichten": Ein Buchhändler: Ein intelligenter junger Mann von etwa 30 Jahren äußerte sich im Buchladen: »Es ist daS beste Buch, das ich in meinem Leben gelesen habe." Sin ehemaliger Gtrafanstalts-Pfarrer: Ein viel belesener Bücherfreunds Ferienlektüre! Ferienlektüre! Auslieferungen: Agentur des Nauhen Hauses, Hamburg, Barsortiment Koehler E Volckmar, Leipzig. Bei besonderer Verwendung wollen Sie sich direkt in Verbindung setzen mit dem Oerlag dev Evangelische« Gesellschaft / «St. Galle«