Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.05.1930

105, 6. Mai 1930. Redaktioneller Teil. — Sprechsaal. Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. Jahresberichte der höheren Schulen. — In letzter Zeit ist die gegenwärtige Form der von den höheren Schulen herausgegebenen Jahresberichte beanstandet worden, einmal weil die schematische Art der Berichterstattung den Eltern kein rechtes Bild der Schularbeit gebe, dann aber weil die Drucklegung umfangreicher statistischer Angaben den Schulunterhaltungsträgern unnütz hohe Kosten verursache. Diesem Wunsch aus Umformung der Jahresberichte wird, wie der Amtliche Preußische Pressedienst mittelst, durch einen neueren Er laß des Ministers für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung Grimme entsprochen. Danach gibt jede höhere Schule an Stelle der bisherigen Jahresberichte jährlich gedruckte Mitteilungen heraus, die den Eltern der Schüler in geeigneter Weise Einblick in die Arbeit der Schule gewähren sollen. Die Ausgestaltung der Jahres berichte wird der Entschließung der einzelnen Schule überlassen, die sie in Form von Jahrbüchern, Mitteilungen oder Merkblättern ober in ähnlicher Form herausgeben kann. Der Minister weist darauf hin, baß gerade in letzter Zeit einzelne städtische höhere Schulen ansprechende neue Formen solcher für die Eltern be stimmter, jährlich erscheinender Veröffentlichungen gefunden haben, u. a. unter Beteiligung von Schülern, Beigabe von Abbildungen und Schülcrarbeitcn usw. Die Mitteilungen sollen stets Angaben über Veränderungen im Lehrkörper, eine Übersicht über die Ncife- prllslinge, die Vorschriften über die Aufnahmeprüfung, die Ferien ordnung und ein Lehrbücherverzeichnis enthalten. Die statistischen Angaben, die für die Schulverwaltung benötigt werden, werden künftig von der Schule nur noch im innerdienstlichen Verkehr ge liefert. Die Sucht nach dem Tagcsschlager. — Eine Bibliothek um sich und doch nichts zu lesen -- denn drei volle Tage sind es noch bis zum nächsten »Buch des Monats«. — Besser als in diesen Borten und der nachstehenden Zeichnung von Gardner Rea, erschienen in der New Aorker Zeitschrift »luko«, kann die Sucht nach dem Tagesschlager nicht zum Ausdruck kommen. MWMMW kMNMM MsMU iM SMNW INMMMI MMM MNML MMWM OLHW »WMM MMWM MstN-FMI LLLMNII MWM IMMUM MMMM UNMW lMNlMlNlM WLLW WWW tMsMNl! MW» lffMMW MWMN sMUNIiMM IM IW MM —-L Deutscher VolkShvchschultag in BreSlau. — Der Reichsverband der deutschen Volkshochschulen veranstaltet vom 12. bis 1K. Juni einen Deutschen Bolkshochschultag in Breslau. Die Tagung beginnt am 12. Juni mit einer öffentlichen Kundgebung: »Wie kann die Volkshochschule für das öffentliche Leben bilden?«, Vortragender Universitäts-Professor vr. Keßler, Leipzig. — Am 18. Juni folgen Sektionssitzungen, in denen die Bedeutung der Volkshochschule für das politische Leben sReferat: Büchereidirektor vr. Reuter, Kölns, für die Wohlfahrtspflege (Frau vr. Sternberg, Jenas, für die öffentlichen Kulturaufgaben (Volkshochschulletter vr. Mockrauer, Dresdens behandelt werden soll. Am 11. Juni wird die Krage der Finanzierung der Volkshochschulen besprochen. Im Anschluß an die Tagung finden Fahrten durch das Grenzlanb Schlesien statt. 8t. ?ersona1nackrlckien. Jubiläum. — Am 19. April feierte Herr Alfred Hahn das Jubiläum seiner fünfzigjährigen ununterbrochenen Tätigkeit als Gehilfe im Hause S. Schropp'sche Landkartenhandlung (Ernst Schmersahl) in Berlin. Der Jubilar war Gegenstand großer Ehrungen. Der feierliche Festaktus wurde durch einen mehrstimmi gen Chorgesang eröffnet. Darauf ergriff der Chef des Hauses, Herr Ernst Schmersahl, das Wort und gedachte in eindrucksvoller längerer Rede der vorbildlichen Treue sowie des lauteren Charakters seines bewährten Mitarbeiters; durch Überreichung einer künstlerisch aus geführten Ehren-Urkunde sowie einer namhaften Geldspende gab er seiner Anerkennung besonderen Ausdruck. Nach Instrumental-Vor trägen folgten Ansprachen der Prokuristen und Kollegen sowie Über reichung von Diplomen des Herrn Reichspräsidenten, der Jndustrie- und Handelskammer usw. Wertvolle Geschenke der Prokuristen, der Angestelltenschaft wie zahlreicher Freunde und Gönner gaben Zeug nis von der Beliebtheit, deren sich der Jubilar in weiten Kreisen erfreut. Mit einem gemeinsamen Gesang aller Festteilnehmer schloß die schöne erhebende Feier. 60. Geburtstag. — Am 9. Mai d. I. begeht Herr Oskar Leuschner, Verlagsdirektor des Hauses Walter de Gruyter L Co., Berlin, seinen 60. Geburtstag. Herr Leuschner gehört der Firma seit 1910 als Leiter der naturwissenschaftlichen-medizinischen Abteilung Veit an, nachdem er vorher in großen Verlagshäusern Deutschlands und Österreichs in leitenden Stellungen tätig war. Weiteren Kreisen ist Herr Leuschner durch seine Exlibris-Samm lertätigkeit bekannt geworden, die ihn mit vielen berühmten Künstlern, wie z. B. Max Klinger, in freundschaftliche Beziehungen brachte. In jüngeren Jahren trat Herr Leuschner, angeregt durch seine Zugehörig keit zu einem Kreis junger Literaten, dessen geistiges Haupt der Dich ter Carl Busse war, auch mit schriftstellerischen Arbeiten unter dem Pseudonym Erich Stark hervor. Seine Humoresken und Psychodramen gehörten lange Zeit zum eisernen Bestände aller Vortragskünstler. Durch seine liebenswürdige, humorvolle Art erfreut sich Herr Leusch ner bei seinen Berufskollegen großer Beliebtheit. Hoffentlich ist ihm, der sich noch großer körperlicher und geistiger Frische erfreut, noch manches Dezennium beschert. Gestorben: am 4. Mai Herr Erich Schultze, Prokurist der Nicolaischen Buchhandlung Borstell <L Neimarus in Berlin im 64. Le bensjahre. Der Verstorbene war ein sehr geschätzter und verdienstvoller Mit arbeiter obiger Firma, der er über 37 Jahre seine Kräfte widmete. 29 Jahre leitete er mit besten Erfolgen das Zweiggeschäft der Buch handlung. Sprecksaal Die Papageienkrankheit im Buchhandel. gewidmet dem kommenden Münchener Buchtverbnngskurs. Melodie oder Gekreischl Sieht man sich die Auslage !m modernen Sortiments-Schau fenster oder auf dem Ladentisch an und hat die Zeit vor dem Krieg in Erinnerung (unter uns gesagt, sie war etwas langweilig), so fällt einem aus, fast jedes Buch tut in seinem Äußeren, als wäre cs für sich allein da: cs schreit. Genau so verhält es sich mit den meisten Inseraten des Börsenblattes. Es erinnert das a» die über wundene Bauweise in den neuen Vierteln der Städte, wo jedes Haus mit einem eigenen Gesicht protzte. Auf vielen Umschlägen befindet sich daher in fast lebensgroßer Aufmachung der Kops des Autors, oft sind in den Ecken irgendein paar interessante Gegenstände, wie Schornsteine, Liebespaare, wilde Tiere und dergleichen angebracht. Und querüber schlängelt sich monumental ein markanter Anschrei. 438