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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.05.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-05-08
- Erscheinungsdatum
- 08.05.1930
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- Deutsch
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105, 8. Mai 1930. Sprechsaal. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Dazu erklären die »berufenen« Kritiker mit seltener Einmütigkeit fast von jedem Buch, es sei interessant durch die Gegenständlichkeit seiner Ereignisse, durch Einzigartigkeit der Leidenschaften, durch Tiefenpsychologie, durch unübertreffliche Spannung und dergleichen. Auch entblöden sich manche Schreiberlinge nicht, angesichts dieser Bücher zu behaupten, wir seien in einem Zeitalter literarischer Hoch kultur. Die Gärtner haben ein Neklameplakat: Laßt die Blumen reden. Wie wäre es, wenn Verleger und Kritiker dem Publikum den Wunsch beizubringen versuchten: Laßt die Bücher selbst reden. Wir sind durch eure Anpreisungen, bei denen nichts dahinter steht, ratlos ge worden, sagen die Käufer, deretwegen doch schließlich die Bücher da sind. Jedes wertvolle Buch ist auf eine seelische Tonfolge gestimmt, nehmen wir an, es sänge wie ein Vogel. Wie schön wäre es, wenn bei spielsweise 12 dieser »Bücher mit Seele« auf dem Verkaufstisch lägen und es begänne ein Vogelkonzert, bei dem es sowohl bei dem Verkäufer als auch bei dem Käufer mitschwingt. So wie der Apfelsinenver käufer in Neapel beim Anpreisen seiner Ware einfach mit innerer Begeisterung sagt »eome e ckoloe« und man glaubt es ihm gern. Statt dessen gibt es heute im Buchladen zumeist Papageien gekreisch, weil im Buchhandel die Papageienkrankheit eingezogen ist. (Noch ehe die Medizin sie entdeckte und vor ihrer Schädlichkeit warnte.) Alle Bücher haben sich auffallend, vielfarbig herausgeputzt, sie schreien ohne Seele Schlagworte. So ist man eigentlich heute auf Hawai oder an der Westküste Afrikas im Lande der Neger, aber nicht mitten im Volk der Dichter und Denker. Unkultur der Primitivität. Jazz gegen Mozart. Seelenlosig- keit gegenüber sich übersteigernder Aktivität. Man verkennt, daß die Lebendigkeit, die unsere heutige Zeit will, anderer Art sein muß. Krampfhafte Lebendigkeit, die von der Peripherie herkommt, haben wir in unserer ganzen heutigen Lebenshaltung und darum auch in der Buchwelt und Geisteswelt. Man will durch gemachte Originalität auffallen und erspart sich, eigenschöpferisch aus seiner inneren Welt zu gestalten. Reportage. Reportage. Reportage überall. Wie wäre es, wenn an Stelle des Mätzchenmachens einmal »lebendige Einfachheit« träte, die man freilich nicht lernen kann, sondern leben muß. Kulturelle Primitivität! Worin besteht sie? Erst kürzlich hat sie Hermann Wirth in seinem »Aufgang der Menschheit« festgelegt »als Verhältnis zur Lebensgesetzlichkeit, die sich im Symbol ausdriickt«. Wie wäre es, wenn sich Buchinneres im Äußeren sinn bildlich ausdrücken würde, im Rhythmus der Buchstaben, in der Farbe, in den gewählten Worten der Anpreisung. Man verwechsele nicht Symbole mit allegorischen Bildern oder sonstigem Schmuck, sondern es heißt: Verzichtet auf die Phrase zugunsten der Hervor hebung des Wesentlichen. Denn nur das Wesentliche ge staltet das Leben. Vielleicht ergibt sich dann eine Melodie, die auch auf die Pro spekte übergreift, die ja bekanntlich kein Bllcherkäufer mehr liest, denn er hat gefunden, daß deren Lobpreisungen so billig sind wie die Brombeeren. Osterum oeiweo. Es gibt für die Buchpropaganda kein anderes Rezept als: mache nie etwas Schematisches. Entwickle Dein Ein treten für ein Buch aus dessen innerem Gehalt heraus und bedenke: ein hohles Ei bleibt ein hohles Ei, auch wenn Du es außen mit Farben schön anmalst oder mit Phrasen in die Welt schickst. Jena, Ostern 1930. EugenDiederichs. Nrmenoerwilderung. Kürzlich wurde im Börsenblatt angezeigt, daß unter der Firma L .... L Co. eine Verlags- und Versandbuchhandlung eröffnet wird. Diese Anzeige trägt aber die Unterschrift Verlagsbuch- handlungL....LCo. Könnte nicht verhindert werden, daß gleich in der Eröffnungsanzeige zwei verschiedene Fassungen einer Firlna in Anwendung kommen? Wie weit diese Firmenverwilderung geht, zeigt ein anderes mir bekanntes Beispiel. Nach dem Adreßbuch lautet die Firma Ver lagsanstalt Diese Unterschrift ist auf einer Post karte richtig angegeben. Aber schon auf der anderen Seite derselben Postkarte steht Verlag Ein Unterschriftsstempel der Firma hat den Wortlaut Buchverlag , und neue Post karten tragen die Unterschrift Gartenbauverlag Herr Langewiesche, Eberswalde, hat den Vorschlag gemacht, auf den Fakturen den Buchstaben vorzudrucken, unter dem dieselben ein sortiert werden sollen. Wie findet man aber dann in der Brief- registrande die dazugehörige Korrespondenz? Ich glaube, hier ein charakteristisches Beispiel gegeben zu haben, um zu zeigen, wie not wendig es ist, den Kampf gegen die Firmenverwilderung ganz energisch zu führen. E. Gibt es ein Mittel gegen das Veralten von Karten? Ich wünschte mich über ein in einem neuen märkischen Führer verzeichntes Straßennetz genauer zu orientieren und bat in einer großen Spezialkartenhandlung um Vorlage einer im Maßstabe von 1:100 000 gehaltenen Karte der betreffenden Gegend. Ans dem mir gezeigten Kartenblatte fehlten die betreffenden sich kreuzenden Straßen. Als ich dies erwähnte, wurde mir eine andere Karte ge zeigt, in der sich dann auch die neuen Straßen vorfanden. Bei dem heute regen Wandern zu Fuß, zu Rad, im Auto oder im Boot wird naturgemäß die Entdeckung, daß die eben gekaufte Karte nicht »up to ciate« ist, wenig Freude erregen. Wenn ich nicht das Vorhanden sein der Straßen gewußt hätte, wäre mir die erstgezeigte Karte will kommen gewesen und ich hätte erst unterwegs die Lücken bemerkt. Da tritt naturgemäß die Erwägung auf: wie kann man einer alten, aber in der Hauptsache noch gebrauchsfähigen Karte weitere Existenzberech tigung verschaffen? Meiner Ansicht nur dadurch, daß von der Her stellerfirma eine Nachtragsmitteilung den Karten beigegeben wird, die den Käufer in den Stand setzt, neue Wege usw. selbst einzuzeichnen. Und zwar sollte solcher Nachtrag nicht nur bei den Karlen gegeben werden, die inzwischen durch neue Karten überholt wurden, sondern auch bei denen, die noch die Allein-Herrschaft haben. Der Käufer einer Karte muß heute sicher sein, daß sie die Gegenwart zeigt — sonst geht die Wanderlust leicht verloren. Eine Preisherabsetzung hätte gar keinen Zweck. Paul Dobert. Abstimmungsfeiern in Kärnten. Kärnten feiert Heuer ein Jubeljahr; die Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 hat uns vom Serbenjoch befreit. Aus diesem Anlaß strebe ich an, in unserm Heimatlande und darüber hinaus alle Musikwerke in Erinnerung zu bringen, die von Kärntnern er schienen sind oder die das Kärntnerlied zum Gegenstand haben. Es sind Namen wie: Khom, Herbeck, Weinwurm, Joh. Reiner, Metzger, Köstinger, Koschat, Weidt, Neckheim, Wüstner, Hilbrandt, Schüttel kops, Komauer, Herbert, Decker u. v. a. Ich möchte daher bei den Herren Verlegern anregen, diese Musikwerke jetzt anzuzeigen. Klagensurt. Schulrat Anton Kolletsch, Professor i. R. Anfrage. Laut Börsenblatt Nr. 101 (Verkehrsnachrichten) ist der Post anweisungsverkehr mit »Paraguay« eröffnet. Wann wird ein solcher mit dem benachbarten Polen — die Grenze ist drei Bahnstunden von Berlin entfernt — eröffnet werden? Berlin W 15. Joseph Jolowicz, Buchhandlung und Antiquariat. Inhaltsverzeichnis. Bekanntmachung: Geschäftsstelle des B.-V. betr. Mitglieder aufnahmen. S. 429. Artikel: Der deutsche Büchermarkt im Jahre 1929. Von Ludwig Schön rock. S. 429. Neues über den Augsburger Winkeldrucker Philipp Ulhart. Von Karl Schottenloher. S. 433. Besprechung: Deutsch-Oesterreichische Literaturgeschichte. S. 434. Wöchentliche Übersicht über geschäftliche Einrichtungen und Veränderungen. S. 436. Kleine Mitteilungen S. 436—439: Die Strafbarkeit der Gratisinserate / Werbekursus in München / Der Tag des Buches in Mähr.-Ostrau 1930 / Japanisch-Deutsches Kultur-Institut / Das Buch im Schulleben / Moderne Buchkunst und Pressen drucke / Gehilfen-Kantate-Feicr 1930 / Bilanzen: Dietrich Rei mer, Berlin: F. Bruckmann, München: C. Negenhardt, Berlin / Verein Berliner Buchdruckerei-Besitzer / Jahresberichte der höheren Schulen / Die Sucht nach dem Tagesschlager / Deutscher Volkshochschultag in Breslau. Personalnachrichten S. 439: Jubiläum Alfred Hahn, Ber lin / 60. Geburtstag Oskar Leuschner, Berlin / Erich Schnitze, Berlin s-. Sprechsaal S. 439: Die Papageienkrankheit im Buchhandel / Fir menverwilderung / Gibt es ein Mittel gegen das Veralten von Karten? / Abstimmungsfeiern in Kärnten / Anfrage. Berantwortk. Schriftleiter: F r a n z Wagner. -Verlag: Der Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig Deutsches Buchhändlerhaus. Druck: E. H e d r t ch N a ch f. Samt!, in Leipzig. — Anschrift -. Schrtftlettung u. Expeditton: Leipzig C 1, Gerichtsweg 26 lNuchhändlerhaus), Postschliehfach 274/76. 4 40
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