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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.05.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-05-11
- Erscheinungsdatum
- 11.05.1885
- Sprache
- Deutsch
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107, 11. Mai. Nichtamtlicher Teil. 2239 erfüllt. Inmitten aller Unruhe und aller Wirren aber leuchte auf dem ehrwürdigen Haupte unseres erhabenen Kaisers die deutsche Krone in ungetrübtem Glanze als ein Symbol ruhiger Besonnen heit, als ein Friedenshort seinem Volke. Eine gütige Fügung habe ihm unerhörte Erfolge, eine Fülle von Glück und Segen und damit das beneidenswerte Geschick beschert, Glück und Segen auch über seine ganze Nation zu verbreiten. Zugleich aber sei es unsere Pflicht, des erhabenen Fürsten dieses Landes zu gedenken, des könig lichen Schützers von Litteratur und Wissenschaft, der auch im ver gangenen Jahre dem Buchhandel so viele Beweise seiner wohl wollenden Fürsorge gegeben habe. — In das dreimalige Hoch auf Kaiser Wilhelm und König Albert stimmte die Versammlung be geistert ein. Herr Seemann sen. wies zunächst darauf hin, daß es in dieser Messe kein Festkomitee gebe, daß infolge dessen leider ur sprünglich nicht einmal eine Rednertribüne vorhanden gewesen sei, welchem empfindlichen Mangel erst soeben durch die Umsicht des Herrn Generalsekretär vr. Schmidt, seines verehrten Kollegen, ab geholfen sei, ja daß es endlich auch an einem eigentlichen Festredner mangle. Gewiß aber sei das letztere kein empfindlicher Mangel, denn sicherlich hätte kein Redner die Herzen mehr erwärmen und eine höhere Stimmung Hervorrufen können, als es geschehen sei durch den am heutigen Morgen erfolgten Beschluß der Börsen versammlung inbetreff des Börsenneubaus. — Durch diesen Be schluß sei das alte Vorrecht der Stadt Leipzig bestätigt worden, der Centralsitz des deutschen Buchhandels zu sein, es sei das Siegel gedrückt worden auf die Jahrhunderte alten Traditionen, die Leipzig zu seinem Rang im Buchhandel erhoben hätten. Aber jeder Vor rang lege Verpflichtungen und Verbindlichkeiten auf; dessen sei auch Leipzig sich voll bewußt und würde auch in Zukunft stets in erster Linie bereit sein, die allgemeinen Interessen des Buchhandels zu wahren, wo sie bedroht seien; besonders wo sein soziales Ansehen bedroht sei durch die Folgen einer schrankenlosen Gewerbefreiheit. Mit dieser Versicherung und in diesem Sinne bitte er zu trinken auf das Blühen und Gedeihen des deutschen Buchhandels. Der Aufgabe, die anwesenden Gäste zu begrüßen, unterzog sich Herr Spemann, der besonders hervorhob, daß er vollkommen un vorbereitet sei, dennoch aber das an ihn gestellte Verlangen nicht habe ablehnen können und wollen, denn jeder der aus engeren Kreisen in eine mehr oder weniger umfangreiche öffentliche Thätig- keit trete, könne sich nicht dem großen Eindruck entziehen, welchen die Weisheit, Klugheit, Selbstverleugnung mache, mit welcher die öffentlichen Angelegenheiten der Stadt Leipzig geleitet würden. Weit über Sachsens, selbst über Deutschlands Grenzen hinaus leuchte dieser Ruhm, und freudigen Herzens widme er deshalb sein Hoch der Stadt Leipzig, der Universität und den sonstigen nicht dem Buchhandel ungehörigen Gästen. Herr Kröner fügte diesem Trinkspruch noch eine speciell Rat und Stadtverordnete, sowie den unter uns weilenden Oberbürger meister von Leipzig betreffende Erweiterung bei. Der Buchhandel sei es ja seit Jahren gewöhnt, von dieser Stelle aus eine ein gehende und wohlwollende Förderung seiner Interessen zu erfahren. Heute aber sei ein besonderer Anlaß zur Dankbarkeit, denn durch die Munifizenz der Leipziger Behörden sei heute der wertvolle Bau platz zum neuen Buchhändlerhaus in den Besitz des Börsenvereins übergegangen, und dadurch ein langgehegter Wunsch erfüllt und einem dringenden Bedürfnis in hochherziger Weise abgeholfen worden. Um dem Danke hierfür Ausdruck zu geben, bitte er ganz besonders, anzustoßen auf Bürgermeister, Rat und Stadtverordnete von Leipzig. Auch Herr Oberbürgermeister vr. Georgi gab in seiner warmen und herzlichen Erwiderungsrede dem Gefühle Ausdruck, daß heute ein großer Tag sei für den Buchhandel, wie für die Stadt Leipzig. Die letztere habe ein Geschenk geboten, der erstere habe es angenommen mit der Verpflichtung, es zu benutzen zu unser aller Bestem. Denn er wolle sich und die hier durch ihn vertretenen Kollegien nicht besser machen als sie seien, und gern gestehen, daß auch bei dieser Gabe das »cloatclss« mitgespielt habe. Mit dem aber, was die Stadt als Gegengabe des Buchhandels erwarte, könne sich wohl jeder einverstanden erklären. Sie erwarte auch ferner Treue für und Festhalten an der Stadt von dem Stande, dem sie mit ihrem Geschenk einen Wertmesser dafür geboten habe, wie hoch sie seine Zugehörigkeit zu ihr schätze. In diesem Sinne dürfe man die Politik Leipzigs in dieser Angelegenheit wohl kaum eine egoistische nennen. Das Große für ihn in dem Gange dieser Angelegenheit liege aber darin, daß die Stadt auch hierbei, wie bei so vielen anderen neuerdings an sie herantretenden großen und wichtigen Anforderungen, den Grundsatz festgehalten habe, Be dürfnisse nicht etwa künstlich zu schaffen und groß zu ziehen, sondern nur unabweisbar vorhandene zu befriedigen. Und daß hier ein solches Bedürfnis zweifellos vorhanden gewesen, das sei so hoch er freulich. Denn der Buchhandelsei mehr als irgend ein anderer Beruf der Kraftmesser für die Gesundheit der ganzen Nation. Sei im Buchhandel Rüstigkeit und Lust am Schaffen, so müsse dem die Fähigkeit des Volkes zum Genuß der geistigen Erzeugnisse seiner hervorragenden Talente entsprechen, und wo, wie bei uns, der Buch handel kräftig und lebensfrisch sei, da müsse es gut stcheu um das geistige Leben und die Kraft der Nation. Das sei für ihn die große Bedeutung des heutigen Tages und so lasse er seine Rede aus klingen in einem Hoch auf das neue Buchhändlerheim als ein sprechendes Zeugnis der geistigen Kraft des deutschen Volks und eine dauernde Quelle künftigen Gedeihens des deutschen Buch handels. Die Reihe der Reden wurde hier unterbrochen durch das schon oben erwähnte Tafellied, welches den Vsrsns msworialis des alten Goethe in äußerst gelungener, humoristischer Weise behan delte und dem Schmerze darüber einen beweglichen Ausdruck gab, daß die gute alte Zeit, in welcher neue Verlagsideen auf Schritt und Tritt zu finden waren, unwiederbringlich entschwunden sei. Lebhafter Beifall belohnte den Dichter, dessen Anonymität nicht lange gewahrt blieb. Hierauf ergriff Herr vr. Hase das Wort, um aus der Reihe der bereits erwähnten Institute, welche uns heute durch eine Anzahl Gäste erfreuten, noch ganz besonders die Universität hervor zuheben. Und zwar feiere er sie nicht nur nach der Seite hin, die man mit dem modernen Worte bezeichne, sondern er meine die alte Universitas littsrarum st. artiuw, die Vereinigung nicht nur aller Wissenschaften in Theorie und Praxis aus allen Gebieten des Lebens, sondern in gewissem Sinne auch der schönen Künste; nicht nur der gelehrten Schriftsteller, sondern auch der Autoren auf allen anderen Gebieten des menschlichen Schaffens, insonderheit auf denen der Poesie und Kunst. Diesen alten Gesamtbegriff bitte er damit zu verbinden, wenn er der Universität Leipzig als der wackeren Führerin aller dieser Interessen sein Glas weihe. In seiner kurzen aber zündenden und mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Tank- und Erwiderungsrede wies Se. Magnificcnz der Rektor der Universität, Herr Geheimrat Windscheid darauf hin, daß Buchhandel und Litteratur nicht ohne einander bestehen könnten, nur in ihrer Vereinigung hätten sie Bedeutung. Sie führten miteinander eine Ehe, und es sei schwierig festzustellen, wer dabei das männliche und wer das weibliche Element darstelle Einerseits sei ja der Buchhandel der ausführende, der die gefaßten Pläne ins Leben rufende Teil, während die Litteratur daheim im stillen Kämmerlein sitze, fern vom Geräusch der Welt; auf der 310*
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