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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.05.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-05-11
- Erscheinungsdatum
- 11.05.1885
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
- Saxonica
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2240 Nichtamtlicher Teil. 107, 11. Mai. anderen Seite aber sei die Litteratur das männliche, das zeugende und schaffende Element, während der Buchhandel das Empfangene verarbeite und in Cirkulation setze. Über diese Frage lasse sich aber eben nicht streiten und sie solle nicht weiter erörtert werden. In jeder guten Ehe sei jeder Teil gleichviel gebend wie empfangend, niemand wisse, wer mehr gebe oder mehr nehme und der Ausspruch Paul Heyses bewahrheite sich immer auf- neue, »daß man sich in der Ehe gegenseitig im Laufe der Zeit so ungeheuer viel schuldig werde«. — Auf eine solche Ehe wolle er trinken, jeder seiner Zuhörer möge an seine Ehe, an Weib und Kind daheim denken, und wenn ihm bei diesem Gedanken das Herz warm geworden sei, dann stoße er an auf die gute Ehe zwischen Buchhandel und Litteratur. Unter dem Einfluß einer bereits Stunden währenden un ermüdlichen Tischarbeit und dank der diesmal jedem billigen Anspruch genügenden Qualität von Speisen und Getränken war nun nach und nach jenes undefinierbare Tafelgeräusch entstanden, welches als Ausdruck gesteigerten Wohlbehagens höchst schätzbar, für das Verständnis weiterer oratorischer Leistungen aber sehr störend ist. Infolge dessen kann der Inhalt der noch folgenden Tischreden nur dem ungefähren Sinne nach wiedergegeben werden. Herr Titze brachte einen kurzen poetischen Toast auf die deutschen Frauen und Jungfrauen aus; Herr Seemann jun. verlas ein leider ungedruckt gebliebenes zweites Tafellied, in welchem die traurigen Erfahrungen eines »Ackersmanns aus Memphis« in lustiger Weise geschildert wurden, die er in Sachen seiner »Idylle vom Hundeschwänzchen« mit den bösen Aankees gemacht hat. — Herr Boysen forderte mit warmen Worten zu der alljährlich üblichen Sammlung zum Besten des Berliner Unter stützungsvereins aus, damit in den Stunden der Freude auch der Armen und Kranken, der Witwen und Waisen gedacht werde. Auf längere Zeit wieder sich Gehör zu verschaffen, vermochte erst Herr vr. Eduard Brockhaus mit seinem Toast auf den hochverdienten Vorsitzenden, Herrn Kröner. Der Verein habe das Glück, ihn sowohl als auch den Mann, der ihm in so würdiger Weise zur Seite stehe, infolge der heutigen Wahl auf weitere drei Jahre an seiner Spitze zu sehen. Aus der Freude über die An nahme der Wahl erwachse die Pflicht, ihrer bisherigen Wirksamkeit aufs dankbarste zu gedenken. Noch heute morgen habe jeder in der Generalversammlung Anwesende Gelegenheit gehabt, zu bewundern, in welcher vortrefflichen Weise unser verehrter Vorsitzender die schwere Last der Präsidialgeschäfte trage, wie er Milde und Freund lichkeit im rechten Augenblick mit Energie und entschiedenem Wesen zu vereinigen wisse. Und er, der Redner selbst, der ja öfter durchaus nicht einer Meinung mit ihm gewesen sei und an sich selbst seine Entschiedenheit wie seine Geschicklichkeit zu erfahren Gelegenheit gehabt habe, müsse seine Freude aussprechen, daß der Verein solche Männer habe, wie die, denen sein Hoch gelte: die Herren Kröner und Parey. Herr Kröner betonte in seiner dankenden Antwort, erhübe schon heute vormittag im engeren Kreise der Kollegen erwähnt, wie schwer ihm die Annahme der Wiederwahl geworden sei. Er führte sodann in humoristischer Weise aus: ein Motiv für die Annahme, dessen er heute vormittag nicht gedacht habe, sei für ihn die Er wägung gewesen, daß die verflossenen drei Jahre seiner Amtsperiode eigentlich Kriegsjahre des Vereins gewesen seien, während wel cher es für ihn als Vorsteher in erster Linie gegolten habe, Ent schiedenheit, Energie, ja unter Umständen sogar »Schroffheit« zu entfalten, und daß ihm nun nach geschlossenem Frieden Gelegenheit geboten sei, die milderen Seiten seines Wesens immer mehr zur Geltung zu bringen. Er hoffe und wünsche, daß für den Börsen verein nunmehr eine lange, ersprießliche Friedensära begonnen habe, und dieser neu begonnenen Ära des Friedens im deutschen Buchhandel gelte sein Trinkspruch. Den Schluß der Reden bildete der Wunsch des Herrn Professor Maurenbrecher, daß aus der neuen Kolonialpolitik des Deutschen Reichs auch für den Buchhandel Glück und Heil entstehen möge, und sein mit stürmischer Heiterkeit aufgenommener Toast auf die deutschen Buchhändler in den deutschen Kolonieen. Nun aber gelang es niemand mehr, sich Gehör zu verschaffen; das Gefüge der Tafel löste sich allmählich, das Wandern von Tisch zu Tisch und die Zigarre traten in ihre Rechte, und nach und nach zogen sich die Anwesenden in die übrigen Räume, besonders in den roten Saal zurück, um den Kaffee einzunehmen. Von der Veranstaltung einer allgemeinen Nachfeier am Montag abend war diesmal abgesehen worden. Wenn dies auch gewiß von vielen Seiten im Hinblick auf die schönen Erfolge der Maibowle und des Kellerfestes bedauert worden ist, so läßt sich doch nicht verkennen, daß in anbetracht der engen Grenzen, welche leider der Genußfähigkeit des menschlichen Geschlechts gezogen sind, diese weise Selbstbeschränkung nur zu billigen ist. Freilich wird der Kreis dessen, womit sich dieser Bericht seiner Natur nach zu befassen hat, immer enger und enger; und je stabiler die Programme zur Feier der Messe von Jahr zu Jahr werden, desto eintöniger muß auch das Referat darüber ausfallen. Doch werden viele das nicht bedauern. Das Neue ist nicht immer gut, wohl aber ist es ein Be weis für die Güte des Alten, wenn es sich immer fester einbürgert. Und wie sagt doch so wahr und schön unser Tafellied? „Und kann man nicht ein Neuer sein, „So muß man Wiederkäuer sein!" Rudolf Winkler. MiScellen. Vom Berliner Verein »Krebs«. — Die Reihe der Vor träge des beendeten Winterhalbjahres wird am 12. d. M. Herr Georg Krehenberg mit dem Thema: »Die Weidmannsche Buchhandlung und Georg Andreas Reimer« beschließen. Ver einigung im Restaurant Knorr, Mohrenstr. 47. Vom Unterstützungswesen in England. — In der am 12. März d. I. abgehaltenen Jahresversammlung der »Uonclou Uoolrssllsrs' Uroviäsut Institution« wurde über deren augenblick lich wenig erfreulichen Stand berichtet. Während die Einnahmen nur 1622 — sb. 2 6. betrugen, waren, wegen des Danieder- liegens der Geschäfte, 1652 4 sb. 6 6. zu Unterstützungen an 27 Mitglieder und 52 Witwen solcher zu verteilen gewesen, so daß mit einiger Sorge in die Zukunft geblickt wird. Deutsche Buchhändler-Akademie Hrsg. v. Herm. Weiß bach. II. Band, 4. Heft. Inhalt: Das Buch- und Zeitungswesen im Altertum. Von Herm. Pilz. — Spanien und sein gegenwärtiger Buchhandel. (Schluß.) — Bücher-Verzierungen von Daniel Chodowiecky. Von D. A. Iran tz. (Forts.) — Wie ein Witzblatt entsteht. Geschichte des »Punch«. Von Ed. Ackermann. — Deutsche Buchhändler. IV. Ernst Keil. Von Rich. Jul. George. — Allerlei Kalkulationen. II. — Besprechungen: Deutsche Schrift steller-Zeitung. Von M. Band.
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