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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.03.1887
- Strukturtyp
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- Band
- 1887-03-09
- Erscheinungsdatum
- 09.03.1887
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- Deutsch
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1280 Nichtamtlicher Teil. lV 58, 9. Marz 1887. feurige Rot und das gebrochene Grün sind von einer Vorzüg lichkeit, wie wir sie hier nicht haben. Die besseren Werke aus dem Atelier des Malers Shiuntshio gehören zu den edelsten Erscheinungen der japanischen Kunst. Seine Frauen-Albums würde man gern mit Gold auswiegen, wenn sie nur zu haben wären. Zu den vorzüglichsten gehören drei Bände »Spiegel der Schönheiten des grünen Hauses in Jcddo« (1776), welches Werk er im Verein mit Hitao Highemosa herausgab, und die »Hundertundein Dichterköpfe« (1774), die Kostüme und Charakter der jedesmaligen Zeit auf das getreueste wiedergeben. Etwas geringer sind die, jedoch immer noch kost baren Bände des Toyo-Fnssa (1778) und der Toriyama- Sckiyen (1772). Shinntshios Schüler und Nachfolger war Hokusai, der dem Farbendruck eine ganz unerwartete Verbreitung verschaffen sollte. Er hatte seine ständigen, verschiedenartig ausgebildeten Holzschneider, was beim Durchblättern seiner Werke leicht ersicht lich ist. Der Künstler zeichnete anf Papier, und der Holz schneider mußte nach oft sehr skizzenhaft angelegten Zeichnungen und den weiteren Angaben des Künstlers arbeiten. Das Ver fahren beim Herstellen der Farbendruckplatten war das auch in Europa übliche. Nach erfolgtem Schnitt der ersten Umrißplatte wurde die nötige Anzahl von Abzügen geinacht und aus je einen eine der zum Drucken erforderlichen Farben angelegt und dann je ein Blatt in früher geschilderter Weise auf einen Holzstock durch Umdruck übertragen. Mit Ausnahme der gefärbten Stellen wurde alles andere Holz ausgetiest und dann von den Farben platten (oft bis zu zehn) je eine neben, bzw. aus die andere gedruckt. Das hauptsächlich zur Verwendung kommende Kirschbaum holz verbindet, wie das Buchsbaumholz, Festigkeit und Wider standskraft mit einer gewissen Schmiegsamkeit und eignet sich sowohl für die zartesten Linienarbeiten, wie für die breit be handelten und estompierten Arbeiten. Auf den Druck wurde ebenso große, vielleicht noch größere Sorgfalt verwendet als aus den Schnitt. Die technischen Raffinements des Druckes machen den japanischen Kunstdruck zu einem Gegenstand der Bewunderung seitens der Männer von Fach. Die Natur des Papiers, die Schwärze, zu der nur verdünnte Tusche benutzt wird, die bunten Wasserfarben, alles unterliegt der schärfsten Kritik der Arbeiter. Biele der japanischen Farbendrucke halten den Ver gleich mit Original-Aquarellen aus und sind oft von solchen, selbst von Kennern, kaum zu unterscheiden. Das Austragen der Farben geschieht mittels Lederballen oder Tupfen, wie bei unseren Kupserdrucken, und wie bei diesen wird auch der Danmenballen zu Hilfe genommen. Hier zeigt sich recht das Übergewicht der Handarbeit bei den gewaschenen, estompierten, gebrochenen, schillern den und heiteren Tönen in Wirkungen, deren Erreichung man sonst nur bei Anwendung des Pinsels für ,möglich hält. Dabei geschieht der Ausdruck der verschiedenen Platten mit der größten Genauigkeit, so daß bei den besseren Arbeiten Abweichungen der Farbenplatten in der Konturlinie kaum mit der Lupe zu ent decken sind. Wir kehren jetzt noch einnial zu Hokusai zurück, der die illustrierende Kunst in Japan im neunzehnten Jahrhundert fast ganz beherrschte. Seine ersten Versuche für den Holzschnitt waren etwas ängstlich, und wenn sein Künstlerzeichen auf einem Bild dieser Periode nicht steht, so ist es oft schwierig, seine Arbeiten von denen seiner Lehrer und Vorgänger zu unterscheiden. Wie in Deutschland darüber gestritten wird, ob die alten Meister des sechzehnten Jahrhunderts selbst den Holzschnitt geübt haben, so ist diese Frage auch in Bezug auf Hokusai verhandelt, ohne daß sie sich entscheiden ließe. Aus seinem zwanzigsten Jahre (1780) existiert noch mit seiner ersten Künstler-Signatur (Tokitaro) eine Reihe von 16 religiösen Illustrationen, deren Zeichnung zwar recht lebendig, jedoch etwas unklar ist. Aus den Jahren 1787 bis I78S rühren von ihm auch einige niedliche Blättchen in Farbendruck her, sogenannte Sourimonos. Diese Bezeichnung tragen kleine gezeichnete oder gedruckte Blätter, welche die Mitglieder der Künstler-, Dichter- und Thee- Gesellschaftcn, die besonders in Jeddo zu Ende des achtzehnten und zum Beginn des neunzehnten Jahrhunderts in Flor standen, sich gegenseitig beim Jahreswechsel schenkten. Diese Blätter waren gewöhnlich in Farbendruck unter Zuhilfenahme von Trocken- prägedruck hergestellt, und viele darunter gehören zu dem Schönsten, was japanische Kleinkunst hervorgebracht hat. Die Ausführung ist oft von einer Zartheit, die der des besten Kupferstichs gleich kommt. Die Anwendung der feinsten Stickerei als Umgebung oder der besten Lackierung, sowie der Verzierungen in Gold- und Bronzedruck erhöht die Schönheit der eleganten Kleinigkeiten. Gewöhnlich sind auch kurze, auf das Bild bezügliche Sprüche angebracht, z. B. »die Blume des Schlchenstrauchs für den Geruch; der Gesang der Nachtigall für das Ohr, die Frucht des Kaki für den Geschmack: das ist das Gute, das ich Dir für das Jahr 1796 wünsche.« Einige sind komischen Inhalts und ent halten kleine Figuren und Schrift unter einander gemengt, wahr scheinlich Rebusse, die an die »Fliegenden Blätter« erinnern. Da diese Bilder sozusagen als »Manuskript für Freunde« nur in beschränkter Zahl gedruckt wurden, in Privatbesitz blieben und ihnen von Sammlern eisrigst nachgespürt wurde, so ist die Erwerbung jetzt sehr schwierig geworden; die Pariser Samm lungen besitzen jedoch noch eine ziemliche Anzahl. Sie müssen unsere Bewunderung umsomehr erwecken, als sie zu einer Zeit entstanden, wo in Europa von einem xylographischen Farben druck noch keine Rede war und wo selbst der gewöhnliche Holz schnitt sich im Zustande tiefsten Verfalls befand. Die Leistungen Savages und Baxters in London stammen erst aus den Jahren 1820 — 1840 und gingen nicht in Fleisch und Blut über. Erst der Lithographie blieb es Vorbehalten, den Farbendruck populär, leider auch vulgär zu machen. Alle Werke Hoknsais, mit Ausnahme einiger wenigen, die in Osaka gedruckt wurden, erschienen in einer sehr bedeutenden, jetzt noch bestehenden Berlagshandlnng Japans Auara Konya Toshiro in Nagoya, die auch eine Filiale in Jeddo hatte. Dieselbe Handlung führte auch die Arbeiten mancher anderen bedeutenden Jllustrationskllnstler auf dem Büchermarkt ein. Im Jahre 1799 war Hokusai bereits in voller Wirksamkeit. In diesem und bis zum Jahre 1802 veröffentlichte er drei Serien von Farbendrucken: »Spaziergänge in Jeddo«. Ermuntert durch den Beifall, welchen diese fanden, ließ er eine vierte Serie Nach folgen. Gesamtausgaben erschienen 18 l5 und 1840. Das Hauptwerk Hoknsais ist die Mangua, eine Sammlung von 10 000 Skizzen in 14 Bänden für seine Schüler, für Volks schulen und industrielle Arbeiter. Die Sammlung begann 1814, wurde jedoch erst 1851, nach dem Tode des Künstlers, vollendet und erschien bei dem Sohne seines früheren Verlegers Katano Toshiro. Vom fünften Bande ab ließ er sich zur rascheren Förderung des mit dem größten Beifall aufgenommenen Werkes von tüchtigen Schülern unterstützen. Die Leistungsfähigkeit Hoknsais übersteigt alle Begriffe und hat in der Kunstgeschichte ihres Gleichen nicht. Er gab mehr als 100 Werke in über 500 Bänden mit wenigstens 30 000 Illustrationen heraus. Ebenso erstaunlich ist seine künstlerische Vielseitigkeit; Romane, mitunter von riesigem Umfange, Gedichte, Reisen, Topographieen, Erziehungs- und Unterrichtswcrke folgten in bunter Reihe; da zwischen lieferte er Zeichnungen zu Einbanddecken, Theaterzetteln, Aushängeschildern, Sourimonos u. dgl. Seine Mangua ist so gut wie eine malerische japanische Encyklopädie. Die reichste Sammlung seiner Arbeiten in Europa findet man in der Uni versitätsbibliothek zu Leiden.*) «I Ein reiches, wenn auch nicht ganz vollständiges, Verzeichnis der Werke Hoknsais giebt Jntes Gonse in seinem großen, prachtvoll illustrierten Werke: I-'nrt iaxonnis, 2 Bde. in Imp.-Quart.
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