Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.04.1887
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- 1887-04-13
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- 13.04.1887
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Schöffer war eben nicht besser und nicht schlechter als überhaupt alle die ersten Buchdrucker in Deutschland Was haben die Mentelin, Eggestein, Zell, Richel, Günther Zainer und andere hochberühmte Drucker des XV. Jahrhunderts, selbst Koberger, für die klassische Literatur gethan? Über Schösser als Techniker wird man aber unmöglich, wie es Kapp und in noch weit höherem Maße v. d. Linde thut, die Nase rümpfen können, wenn man Gelegenheit gehabt hat, seine Hauptwerke, wie sie z. B. in der Klemmschen Sammlung vereinigt sind, naher kennen zu lernen. Einige Fehler Kapps, wie z. B., daß die Breidenbachsche Reise mit den Zeichnungen von Rewich (Kapp nennt ihn Ren- wich) mit »alten gutenbergischen Schriften« gedruckt sei, wären leicht zu vermeiden gewesen. Allgemein bekannt ist es ja, daß dieses Buch für die Buchdruckergeschichte teils durch seine vorzüglichen Illustrationen, teils und namentlich durch die hier zum erstenmal zur Anwendung gekommene neue Schwa bacher Schrift berühmt geworden ist. Das »zum erstenmal« hat sich allerdings als zu viel gesagt erwiesen; denn die Schrift wurde bereits von Schöffer in dem 1485 erschienenen (in der Klemmschen Sammlung vorhandenen) Ilortns Lanitatis des Joh. de Cuba angewendet, während Breidenbachs Reise erst 1486 erschien. Der Versuch, Schössers Leistungen eingehender zu be sprechen, würde hier nicht am Orte sein; wir denken ein ander mal darauf zurückzukommen. Straßburg, »wo zwei energische Buchdrucker, Mentelin und Eggestein, um den Preis kämpfen und wie im Sturmlauf einen Bücherkoloß nach dem andern auf den Markt werfen,« widmet Kapp einen großen, Wohl zu großen Raum. Für die Geschichte des Buchhandels gehört Adolf Rusch zu den interessantesten Per sönlichkeiten; denn wir lernen durch die Schilderung seines Wirkens kennen, wie weit die geschäftlichen Fäden sich bereits erstreckten; wie der Nürnberger Koberger in Straßbnrg drucken läßt, und wie der Straßburger Drucker wieder die Aufträge, wenn sie ihm über den Kopf wuchsen, an andere Drucker, selbst außerhalb Straßburgs vergiebt, wie man damals weißes Papier gegen gedrucktes tauscht, wie der Buchdrucker öfters von dem Verleger durch Überlassung eines Teiles der Auflage eines Buches bezahlt wird. Überhaupt entrollt das Kapitel das lebendige Bild eines so ausgedehnten Verkehrs, wie man ihn in Zeiten der langsamen Fuhrwerke, der schlechten Wege und deren großer Unsicherheit kaum vermuten würde. Wir sehen ferner, wie das als Verbindungspunkt für Deutsch land, Frankreich und die Schweiz vortrefflich gelegene Basel sich als günstiger Boden für eine große Entwickelung des Buchdruckes und des Buchhandels bewährt und zwar weniger durch direkten Einfluß seiner Universität, als durch die kosmopolitische Wirk samkeit der Amerbach, Petri, Oporin, vor allem des edlen Joh. Froben, des Aldus Deutschlands, der ebensowenig wie der letzt genannte den verdienten Lohn fand. Dabei stand die illustrie rende Kunst der Buchdruckerei treu zur Seite. Schon allein zwei Namen, Erasmus sür die Bildung, Hans Holbein d. I. für die Kunst, erwarben dem Buchgewerbe Basels ewigen Ruhm, während der eine, Dürer, genügt haben würde, um Nürnberg seinen hohen Ehrenplatz zu sichern, wenn nicht ohnehin noch viele andere tüch tige Künstler sich ihm angeschlossen hätten. In Augsburg läßt sich (wie Kapp bereits in seinem vierten Jahresbericht sagt) aktenmähig Nachweisen, wie die reich entwickelte Kunstindustrie der alten Reichsstadt die Vorbedingung für die glänzende Ausbeutung der neuen Erfindung bildete und wie die ersten Drucker und Händler aus den Schreibern, Malern, Jlluministen und Gold schmieden hervorgingen. Buchdruck und Buchhandel entwickelten sich unter diesen günstigsten Auspicien zu hoher Blüte und Namen wie Erhard Rodolt, Hans Schönsperger der ältere und Johann Rynmann werden stets mit hohem Ruhm genannt werden. Gehen wir weiter nach Norden, so treten uns aus dem heiligen Köln, das durch seine günstige Lage ein Stapelplatz zwischen dem Mittel- Meer und der Nordsee geworden war, in geistiger Richtung jedoch nicht immer durch seine Universität günstig beeinflußt wurde, die Hittorp, Horncken, Birckmann und andere unternehmende Männer, wackere Kaufherren mit großem Blick entgegen, die den Grund zu der buchhändlerischen Bedeutung Kölns legten, welche jedoch mit dem dreißigjährigen Krieg für immer verschwand. An diese Städte reihen sich das später so berühmte Leipzig, Wien, Magdeburg und schließlich Wittenberg an, dessen Verlagshandel durch Luther eine Bedeutung erwarb, die sich durch fast zwei Jahrhunderte erhielt und bis gegen Ende des sechzehnten Jahrhunderts diejenige Leipzigs weit überragte. Eine Reihe Mitteilungen über kleinere Städte vervollständigen die Schilderung; »wie der Boden, auf welchem sich im sechzehnten Jahrhundert der deutsche Buchhandel kräftig entwickelte, be fruchtet und das Haus errichtet wurde, in welchem er sich in geschäftlicher Eigenart einrichten konnte« (S. 179). Das dritte Kapitel belehrt uns darüber, wie das Ausland die neue Kunst aufnahm und sich nutzbar machte. Wie bekannt verdanken fast alle Länder den deutschen Wanderbuchdruckern, hauptsächlich den Mainz nach dessen Verwüstung 1462 den Rücken kehrenden Gehilfen Gutenbergs und dessen nächsten Nach folgern die Einführung. Italien, dessen kulturelle Verhältnisse der Ausbreitung der neuen Kunst im Interesse der Wissenschaft günstiger waren als die Deutschlands, nahm sie auch am schnellsten auf. Den besten Erfolg dort fand sie in Venedig. Diese reichste Stadt Italiens mit ^300 000 Einwohnern stand damals auf dem Höhepunkte ihrer politischen und kaufmännischen Größe und war der Sitz der Künste, der Wissenschaft, der Gewerbe und des guten Geschmacks. Den vielen dortigen berühmten Buchdruckern voran steht der nicht übertroffene Aldus. Obwohl die Universität Paris die hohe Bildungsschule Europas war, so hatte die Stadt doch erst 1470 eine Buchdruckerei, daneben gewann Lyon Bedeutung. Ungarn, Portugal und Holland folgten 1473, Spanien 1474, England 1477, Dänemark 1482, Schweden 1483, Polen 1491. Selbst die Türkei hatte vor dem Schluß des Jahrhunderts gedruckte Bücher auf zuweisen. Das Bild, welches uns Kapp entrollt, ist, wie bereits er wähnt, ein sehr reiches und interessantes. Manches wäre aller dings ohne Nachteil kürzer zu fassen gewesen, so die Geschichte Straßburgs, Leipzigs und Wiens; namentlich die Biographieen von Sweynheim L Pannartz, Numeister, Ernst Vögelin sind etwas breit behandelt. Da das Buch auf dem Titel die Bezeichnung »bis in das siebzehnte Jahrhundert« trägt und in der Hauptsache bis gegen das Ende desselben geht, so wäre es wohl auch richtiger ge wesen, alles, was zur Geschichte der Buchdruckerkunst dieses Zeitraums gehört, in den jetzt besprochenen Kapiteln zu sammeln. Die Biographieen Plantins und der Elzeviere finden sich jedoch z. B. erst zum Schluß des achten Kapitels (Seite 502—521). So wahr es nun auch sein wag, was Seite 502 gesagt wird, daß solche Lebensbilder »in der Hervorhebung des persön lichen Moments frischer und anregender die fortschrittliche Ent wickelung versinnlichen«, so dürfte es doch, mit dem Zwecke des Buches vor Augen, richtiger gewesen sein, wenn der Verfasser, nachdem er uns einmal in die eigentliche Geschichte des Buch handels eingeführt hat, sich auf die Gruppierung der für diese wichtigen Einzelnheiten aus der Geschichte der Buchdruckerkunst an den richtigen Stellen beschränkt hätte. Auffällig ist es, daß die berühmte Familie Stephanus mit ihren bedeutenden buchhändlerischen Verdiensten thatsächlich (S. 200) mit den folgenden drittehalb Zeilen abgefertigt wird: »Perettes (Badius') Sohn ist Henri Estienne (Heinricus Stephanus), ge boren 1532*), gestorben 1598, der gelehrte Verfasser und Ver leger des Pbosaurns linAUne Oraooao«, woran sich dann S. 464 noch acht Zeilen anreihen; denn ein Auszug aus Stephanus' be- *) 1528, wie Kapp auch später richtig augicbt.
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