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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.04.1887
- Strukturtyp
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- Band
- 1887-04-25
- Erscheinungsdatum
- 25.04.1887
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- Deutsch
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der Uhlandschen Gedichte und Dramen von Jahr zu Jahr immer schmucker und gefälliger zu gestalten. Es wäre zu wünschen, daß alle Briefe, die zwischen dem Verleger und dem Autor gewechselt wurden, der Öffentlichkeit übergeben würden. Nur einmal verdroß es ihn, als die erste Auflage seiner Lieder mit dem Druckfehler begann: »Leder sind wir« — statt »Lieder sind wir«. Im übrigen wurde die Bedeutung Uhlands nicht sofort an erkannt, und man konnte es Cotta nicht verargen, daß er, durch schlimme Erfahrung gewitzigt, anfänglich sehr vorsichtig war. Hierzu kaut, daß auch die Kritik nur zögernd die Uhlandschen Gedichte zu würdigen begann, und daß so manche Rezensenten an ihnen allerlei auszusetzen hatten. Den Dichter ließen diese Anzapfungen kalt, nur daß er sich durch eine satirische Ballade oder Romanze zuweilen an dem Kritikaster zu rächen pflegte. Nicht übel ist z. B. die nach stehende Romanze: Dem Rezensenten. Rezensent, der tapfre Ritter, Steigt zu Rosse kühn und stolz; Isis kein Hengst aus Andalusien, Ist es doch ein Bock von Holz. Statt des Schwerts die scharfe Feder Zieht er kampfbereit vom Ohr, Schiebt statt des Visiers die Brille Den entbrannten Augen vor. Publikum, die edle Dame, Schwebt in tausendfacher Noth, Seit ihr bald barbarisch schnaubend Ein siegfriedscher Lindwurm droht, Bald ein süßer Sonncttiste Sie mit Lautcnklimpern lockt, Bald ein Mönch ihr mystisch predigt, Daß ihr die Besinnung stockt. Rezensent, der tapfre Ritter, Hält sich gut im Drachenmord, Schlägt in Splitter alle Lauten, Stürzt den Mönch vom Kanzelbord. Dennoch will er, groß bescheiden, Daß ihn Niemand nennen soll. Und den Schild des Helden zeichnet Kaum ein Schriftzug räthselvoll. Rezensent, du Hort der Schwachen, Sei uns immer treu und hold! Nimm zum Lohn des Himmels Segen, Des Verlegers Ehrensold I Später freilich, als die Gedichte immer populärer wurden und Uhland nichts mehr produzierte, hörten auch die Nörgeleien der Rezensenten auf und dem Dichter wurde vielfach Weihrauch gestreut, — aber auch die lobenden Stimmen ließen ihn kalt. Seine Ansichten hierüber hat er in einem in seinem Nachlaß Vor gefundenen kleinen Poem, betitelt: »Späte Kritik« nicdergclcgt, welches also lautet: Als mich hätt' ein Lob beglückt, Selbst ein Tadel mich bcmeistert, Ward mir nie ein Kranz gepflückt, Noch ein Irrtum mir gemeistert. Lob und Tadel wird mir jetzt, Doch mich labt, mich schmerzet keines; Meine Hars' ist hingesetzt, Was ich sang, ist nicht mehr meines. Die Erinnerung an jene schlimmen Jahre des Verlegersuchens blieb in der Seele Ludwig Uhlauds stets wach; wenn ein junger Poet von der Presse oder dem Publikum nicht anerkannt wurde, im Falle derselbe Talent hatte, so verdroß ihn das in anbetracht seiner eigenen Erlebnisse stets. In diesem Sinuc sagte er denn einst ge lcgentlich einer Vorlesung, die er als Professor der germanistischen Wissenschaft in Tübingen im Jahre 1830 hielt, zu seinen Schülern *): *) Vergl. auch meine soeben erschienene Schrift: Ludwig Uhland. Lichtstrahlen aus seinen Werken. Nebst einer biographischen Charakteristik und dem Porträt des Dichters. Von Or. Adolph Kohut. (Dresden, U. Leipzig 1887, E. Pierson's Verlag.) »Es ist gewöhnlich, daß die Erstlinge junger Dichter unbemerkt bleiben, wie überhaupt die gebildete Welt so manche Erscheinung des Morgens verschläft, oder daß sie mit Kälte ausgenommen werden, indem man rügt, was ihnen an künstlerischer Sicherheit ab geht, und unbeachtet läßt die jugendliche Frische, die Reinheit, die Heiligkeit des Gefühls, die nur wenigen Jahren oder gar Monden der Jugend eigen ist, ähnlich dem ersten zarten Frühlingsgrün der Wälder. Manche haben gerade nur in dieser Zeit gedichtet und bei andern dürfte es gut gewesen sein, wenn sie es hätten bei dem bewenden lassen, was sie damals hervor gebracht«. Friedrich Kapp's Geschichte des deutschen Buchhandels. Von Carl B. Lorck. (Fortsetzung aus Nr. 79. 83. u. 87.) IV. Der Buchhandel in seinem Verhältnis zum Humanismus. Kapitel VI (Seite 360—404). Italien hatte durch die Wiederbelebung der klassischen Studien, die Renaissance, den Boden für den Humanismus in Deutschland geebnet. Diese Entwickelung zu einem neuen geistigen Leben ging in Italien hauptsächlich von den hochstehenden Klassen ans; in Deutsch land dagegen wurde das Werk namentlich von den mittleren und unteren Klassen ausgenommen. Der Charakter dieser Bewegung der Geister war, wenn sie auch nach einem und demselben Ziele strebte, doch in den beiden Ländern ein verschiedener. In Italien herrschte Eleganz in der Form und harmonische Ausbildung, in Deutschland der tiefere Ernst für die Hebung des inneren gei stigen Lebens, wenn auch die Äußerung desselben eine unbe holfene war. In Deutschland lassen sich drei verschiedene Phasen für die ziemlich gleichzeitig mit der Erfindung der Buchdruckerkunst be ginnende und mit der Reformation endigende Periode des Hu manismus, die also etwa ein halbes Jahrhundert umfaßte, Nach weisen: die theologische, die wissenschaftliche und die polemische. Die erste beginnt mit dem Wirken der »Brüder vom gemeinsamen Leben«. Die Leiter derselben hielten noch immer eine Versöhnung mit der Kirche für möglich. Weiter gingen die Vertreter der zweiten Richtung unter Führung der Wiener und der Südwest-Deutschen. Die dritte, in ihren Folgen vielleicht die wichtigste, beginnt in Köln mit dem Streite Reuchlins und der Dominikaner; sie hat ihren wissenschaftlichen Mittelpunkt in der Universität Erfurt, bis Wittenberg diese über flügelt und die geistige Führung Deutschlands übernimmt. So verschieden diese Strömungen nun auch sein mochten, alle treffen sie doch in der Hebung des geistigen Lebens zusammen und üben somit auf die Ausdehnung und den Betrieb des Buch handels den größten Einfluß. Der Drang nach Bildung weckte selbstverständlich auch das Verlangen nach Büchern, und die Her stellung und Verbreitung derselben wurde ein täglich wachsendes Bedürfnis. Kaum zu irgend einer anderen Zeit ist die Aufgabe des Buchhandels eine stolzere und verantwortlichere gewesen, als um die Wende des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts. Die alte klassische Litteratur Griechenlands und Roms mußte vor allem Gemeingut werden. Ein reger Wetteifer hierzu bei- zutrageu entfaltete sich in allen Ländern. Der Buchhandel er hielt seine festere Grundlage und seine internationale Bedeutung. Es genügte nicht, daß die Drucker und Verleger tüchtige Tech niker und praktische Geschäftsleute waren; die Führer unter den selben wenigstens mußten die Schätze der Vergangenheit selbst zu würdigen wissen. Solcher Drucker und Verleger gab es denn auch viele: die Mauritius, Froben, Oporin, Koberger, Plantin und Stephanus. Zunächst gebührt den Verlegern, welche selbst Ge lehrte waren oder diese zu schätzen wußten, für alle Zeiten der Dank der Nachwelt für die Erhaltung der Werke der alten Klassiker und der Theologen des Mittelalters. Um die Dienstbarmachung der Presse für die Zwecke
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