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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.03.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-03-22
- Erscheinungsdatum
- 22.03.1930
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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X- öS. 22. März 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhanöel. Ob die Bedenken, die Hellwig in I. W. 1929 S. 1087 da gegen erhoben hat und die sich insbesondere dahin bewegen, daß die Ausführungen der Oberprüfstellc über die Schutzbedürftig keit der Jugend insofern eine Verwässerung des Begriffs dar stellen, als die Oberprüfstellc sich mit dem abstrakten Schutz bedürfnis der Jugend begnügt, ohne dieses im konkreten Falle festzustellcn, gerechtfertigt sind, soll hier nicht untersucht werden. III Auch zu einigen wichtigen Emzelfragen hat die Ober- Prüfstelle erneut Stellung genommen: 1. In der Entscheidung Nr. 51 (vom 19. April 1929) wird die frühere Anschauung erneut vertreten, daß durch Abbil dungen in einer Schrift der Schund- oder Schmutzcharakter erst hineingetragen wird, sodaß also der Text der Druckschrift durch diese Abbildungen erst »angestcckt» wird. 2. Bei Anzeigen, die Bücher oder Abbildungen eroti schen Inhaltes betreffen, stellt sich die Oberprüfstellc (Entschei dung Nr. 58 vom 19. April 1929) auf den Standpunkt, daß der in der Anzeige objektivierte Inhalt der Ankündigung schmutzig, in sittlicher Beziehung Abneigung und Widerwillen erregend sein müsse, und es werden die (in meiner Übersicht vom Jahre 1928 ausführlich wiedergcgcbcnen) Grundsätze der Entscheidung Nr. 22 vom 19. Juni 1928 wiederholt. Diese Entscheidung hat übrigens die Zustimmung von Mannheim (I. W. 1929 S. 2388) gesunden. 3. Bei Zeitschriften wird (Entscheidung Nr. 56 vom 19. April 1929) der entscheidende Wert darauf gelegt, daß der Gesamtinhalt der Nummer, nicht etwa eines einzelnen Artikels (zu den von Hellwig in Nr. 166 des Börsenblattes vom 20. Juli 1929 hiergegen geäußerten Bedenken hat die Obcrprüf- stellc noch keine Stellung genommen) und daß (vgl. Hellwig in Nr. 279 des Börsenblattes vom 3. Dezember 1929) dieser Schund- oder Schmutzcharaktcr der Zeitschrift von einer gewissen Dauer ist, wobei der Prüfung durch die Oberprüfstellc nur das ihr vorgclegte Material unterliegt. Die politische, soziale, religiöse, ethische oder weltanschau liche Tendenz einer Zeitschrift, d. h. die Absicht einer Schrift, in einem solchen Sinne zu wirken, darf, auch wenn die Tendenz im Sinne des Schutzes der Jugend unerwünscht oder schädlich ist, nicht zum Anlaß der Indizierung der Schrift genommen werden. Damit ist eine Zeitschrift mit einer solchen Tendenz nicht aber schlechthin der Beurteilung der Prüfstellen entzogen. Vielmehr kann auch eine solche Schrift auf die Liste gesetzt werden, wenn aus Gründen, die außerhalb ihrer Tendenz liegen, eine Gefähr dung der Jugend zu befürchten ist (Entscheidung Nr. 61 vom 19. April 1929). Buch und Zeitung. Von vr. I o h a n n e s K l e i n p a u l. Buch und Zeitung haben durch Jahrhunderte miteinander ihren Weg gemacht. Und das in viel engerer Wechselbeziehung, als heute noch leicht cinzusehen ist. Beide gingen aus derselben Setzerei hervor, und, was wichtiger ist, auch aus derselben Presse. Denn daher hatten beide lange Zeit hindurch das gleiche Format, entsprechend den Maaßen der Einrichtung, mit deren Hilfe gedruckt wurde. In der Regel war es ein kleines Quartformat, in dem Bücher, erste gedruckte Einzel zeitungen und später regelmäßig, fortlaufend erscheinende Zeitungen ausgegeben wurden; bis ins vorige Jahrhundert hinein hat sich das erhalten. Häufig war es aber auch kleiner, selten wurde es über schritten. Weiteren Kreisen war bisher nur eine einzige Abweichung von dieser Regel bekannt durch den 1914 durch W. P. van Stockum im Haag besorgten Neudruck in Holland erschienener englischer Zei tungen aus den Jahren 1620 und 1621. Andre solche Ausnahmen sind ein paar bis jetzt unbeachtet gebliebene Wiener Zeitungen aus dem 17. Jahrhundert in der großen Sammlung geschriebener Zeitun gen des Geh. Hausarchivs in München und ein 1667 in Amsterdam gedruckter »Oourants nzck Italien en vuzckslanck«, von dem sich eine Nummer im Schweriner Archiv erhalten hat. Alle diese sind doppelt hoch, also in Klein-Folio, zweispaltig von oben herunter ge druckt. Deutlicher ähneln gleichalterigen Büchern von Anfang an d i e periodisch erschienenen Zeitungen. Diese wurden j a h r g a n g s w e i s e hergestellt und ausgcgeben und nicht nur — wie heute noch — fortlaufend numeriert, sondern auch — wie die Bücher — durch den ganzen Jahrgang hindurch paginiert; am längsten noch, bis zu ihrem Erlöschen am Ende des Jahres 1918, die 1660 als erstes Tageblatt der Welt gegründete »Leipziger Zei tung«! Dies geschah deshalb, weil in der guten alten Zeit jedes Druck erzeugnis für jeden, der es erwarb, ein wertvolles Gut bedeutete. Wer eine Zeitung hielt, sammelte wohl die kleinen Blätter, die ganz-, halb- oder vierteljährlich bezogen und bezahlt wurden, und ließ sie sich am Jahresende binden — wie ein Buch, um auch später noch manchesmal darin zu lesen. Um das Wiederauffinden einzelner Auf sätze oder Nachrichten zu erleichtern, wurde am Jahresschlüsse auch hier — wie bei den Büchern — ein G e s a m t i n h a l t s v e r z e i ch - nis, oft sogar ein kurzer Auszug desselben — hergestcllt und den Beziehern mitgegeben, wie beispielsweise der 208 Seiten starke »Extrakt Derer Nouvellen über das Jahr 1707«, dem dann auch noch ein acht Seiten füllendes »R e g i st e r über die in dem Extrakt des 1707ten Jahres enthaltene vornehmste Materien« angefügt ist. Alles das als Nachtrag der »Leipziger Zeitung«. Die kleinen Maaße der Druckereicinrichtungen — und damit auch der Bücher und Zeitungen — waren in erster Linie da durch bedingt, daß der Druck bis ins vorige Jahrhundert hinein nur durch Menschenkraft bewerkstelligt wurde; Blatt auf Blatt wurde über den Schriftsatz gebreitet, dann die Presse herunter- und wieder hinaufgeschraubt. Sie kamen aber auch den sonstigen Be dürfnissen der Drucker entgegen, die nicht alle dauernd seßhaft, son dern großenteils Wände rdruckcr waren. Ihrer viele zogen beständig umher im ganzen Deutschen Reich, und manche von ihnen noch weit darüber hinaus, um auf Messen und Märkten ihre Bücher und Zeitungen zu vertreiben; die kleinen Zeitungen, meist nur einen oder zwei Bogen stark, wurden, wenn der Vorrat ausging, neu ge druckt, und ganz neue kamen hinzu. Solche Wanderdrucker konnten begreiflicherweise nur kleines, leichtes Gerät benutzen. Nach alledem könnte man die Zeitung das Kind des Buches nen nen, aber auch umgekehrt! Erst infolge der Reformation lernte be kanntlich in Deutschland das »Volk« in seiner breiten Masse lesen. Große, schwere, dicke Wälzer, wie die Werke, die Gutenberg druckte, konnten dazu freilich nicht dienen. Die konnte sich der »gemeine Mann« nicht leisten, und es hätte ihm wohl auch an Mut und Zeit gefehlt, sich in sie zu vertiefen. Seinem Bildungs- und Neuigkeits bedürfnis und dem ganzen Wesen jener neu erwachten Zeit kamen die kleinen »Fliegenden Blätter« entgegen, die massenhaft hergestellt und leicht verkäuflich waren und es manchem Buchdrucker ermöglichten, überhaupt auch noch Bücher herauszugeben, wobei in erster Linie an bodenständige Unternehmer zu denken ist. Nicht immer lag ihnen Material Zu einem »Werkdruck« vor. Leichter fanden sie Stoff für »Fliegende Blätter« und dadurch die Möglichkeit, ihren Betrieb durchzuhalten, statt ihn zeitweilig stillzulegen. Wie aber vollzog sich die Wandlung von der solchergestalt von Fall zu Fall gedruckten »E i n z e l z e i t n n g« zur periodischen Presse? Der Zeitpunkt, w a n n es dazu kam, liegt nahe an der Wende des 16. und 17. Jahrhunderts. Ans dem Jahre 1609 liegen bereits erste deutsche fortlaufend erschienene Zeitungen vor: eine vermutlich in Augsburg und eine sicher in Straßburg gedruckte, und zwar beide Male vollständige Jahrgänge sin Hannover und in Hei delberg), die aber beide, wie gleich ihre Titelseiten erkennen lassen, nicht die allerersten sind. Wie aber dieser Übergang sich vollzog, dafür hat sich jetzt erst ein erstes Beispiel auffindcn lassen. Im Schweriner- Archiv liegen zwischen einem Bündel Geschriebener Zeitungen zwei gedruckte »Fliegende Blätter« vom Jahre 1611, verschiedenen Inhalts, aber so ähnlich »aufgemacht«, daß es fast ans den ersten Blick so scheint, daß sie aus derselben Werkstatt stammen. In einem andern Bündel kommt noch eine dritte, ebenfalls vom Jahre 1611, hinzu, wieder andern Inhalts und etwas anders »aufgemacht«, über der es dann heißt: »N e w e r Zeitungen fernere Conti - nuation«. Also ein Blatt aus einer Reihe oder Folge, eine »Z e i t u n g s n u m m e r« nach heutigem Sprachgebrauch. Genaues Vergleichen aller drei Nummern läßt mit aller Sicherheit erkennen, daß sie gleichen Herkommens sind; daß die zuletzt aufgefundene Zei tung die »Nummer« 12 tragen würde, wäre sie numeriert, und daß der Herausgeber — vermutlich ein Wiener — im Sommer 1611 sich entschloß, an Stelle von Einzelzeitungcn eine fortlaufende Zei tung erscheinen zu lassen. Eins der wichtigsten Merkmale, das dafür spricht, geht auf da malige Gepflogenheiten bei der Herstellung von Büchern zurück. Es würde zu weit führen, das hier eingehender zu erörtern. 275
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