Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.05.1887
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- 1887-05-02
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- 02.05.1887
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betreiben. (Damit wäre den Übergriffen der Buchbinder kommissionäre Einhalt gethan, ohne die nützliche Seite von deren Thätigkeit zu hemmen). 4. Die Neuerung, daß die Stellvertretung in Hauptver sammlungen nicht über die Mitglieder des eigenen Orts oder Kreisvereins hinansgreife, ist nicht unbillig. Dann darf aber die Vertretung nicht auf nur sechs Abwesende beschränkt, sondern muß ganz oder nahezu unbeschränkt sein. Es ist durch aus unwahrscheinlich, daß ein volles Siebentel der nicht in Leipzig wohnenden Vereinsmitglieder die Messe besuchen kann; einem Teile würde also durch die Begrenzung der Vertretung auf sechs sein Stimmrecht genommen. Ferner: Warum soll auch weiterhin die Stellvertretung bei Änderung der Satzungen aus geschlossen sein? Ein anderer Grund dafür, als der Wunsch, eine Leipziger Mehrheit in den Hauptversammlungen zu sichern, ist kaum aufzufinden. — Oder es müßte bestimmt sein, daß über Satzungsänderungen nur in solchen Hauptversammlungen be schlossen werden darf, die außerhalb Leipzigs stattfinden. Möglich, daß manche dieser Wünsche nicht sofort durchgesetzt werden können. Dann würden wir eben das erreichbare Gute dem unerreichbaren Besseren vorziehen müssen. Aber auf die Dauer werden jene Forderungen sicher erfüllt werde u. V. Friedrich Kapp's Geschichte des deutschen Buchhandels. Von Carl B. Lorck. (Fortsetzung aus Nr. 79. 83. 87. 93. u 95.) VI. Die Büchermesse in Frankfurt a. M. — Der Meßkatnlog. — Die kaiserliche Bücherkommission. (Kap. VIII. S. 448-521 und Kap. X. S. 608 — 736.) Frankfurt a./M. war durch seine günstige Lage, sowie durch die Rührigkeit und Vorsorge seiner Bürger bereits im dreizehnten Jahrhundert ein berühmter Meßplatz, auf welchem auch Manu skripte, sowohl kostbare für den kirchlichen Dienst, als weniger reich ausgestattete Werke der gelehrten Litteratur einen lohnenden Markt fanden, so daß man sich gewöhnte von außenher solche Bücher dort zu suchen. Nach Erfindung der Druckkunst und nach der Zerstörung von Mainz 1462 wurden auch gedruckte Bücher Meßartikel, und hier mit war der Grund zur eigentlichen Büchermesse gelegt. Bereits Fust und Schösser machten den Anfang und letzterer ward 1479 sogar Bürger in Frankfurt. Somit war die nahe Nachbarschaft mit Mainz ein glücklicher Zufall für Frankfurt, denn ohne diesen Umstand würde ebenso leicht, vielleicht noch leichter, ein anderer Meßplatz dieses Geschäft haben an sich ziehen können. Die sich zerstreuenden Jünger Gutenbergs, namentlich die sich am Rhein etablierenden, zunächst die Baseler Joh. Amerbach und Mich. Wenzeler (1478) folgten dem gegebenen Beispiel. Wurde nun auch ein Teil der Geschäfte mit Privatkäufern ge macht, so ist es doch klar, daß das Hauptgeschäft im Verkehr der großen Verleger mit den Händlern bestand. Daß die Zahl der besuchenden Buchhändler keine geringe war, geht schon daraus hervor, daß diese 1488 acht Procent von dem Haus- und Marktgeld zahlten. Bereits i. I. 1485 war die Bedeutung Frank furts als Büchermeßplatz eine solche, daß der Mainzer Erzbischof Berthold von Henneberg sich verpflichtet hielt, den Rat aufzu fordern, die feilgehaltenen Bücher schärfer ins Auge zu fassen. Mit dem Beginn des sechzehnten Jahrhunderts ist diese Stel lung Frankfurts eine vollständig gesicherte. Die Verleger und Buchdrucker treffen ihre Dispositionen ganz für die Frankfurter Messe. Sie richten sich mit aller Kraft darauf ein, daß ihre Artikel bis dahin fertig werden, entschuldigen sogar mangelhafte Ausführung und Druckfehler mit dem Gedränge, um zu rechter Zeit in Frankfurt mit ihren Neuigkeiten einzutreffen. Öfters wird aber auch das Erscheinen neuer Schriften streng verheimlicht, um damit zur Messe zu überraschen und Konkurrenz abzuwehren. Die berühmten Firmen Deutschlands und der Schweiz finden sich alle ! ein. Der Anfang des Meßbesuches seitens der ausländischen Buch händler läßt sich dem Jahre nach nicht genau bestimmen, aber mit der Wende des Jahrhunderts scheinen die Gäste aus Frank reich, den Niederlanden und Italien dort zu verkehren. Mit letzterem Lande standen bereits Wien, Augsburg, Basel. Nürn berg in Verkehr. Aldus verhielt sich merkwürdigerweise ablehnend gegen den Meßverkehr und scheint von Frankfurt wenig gewußt zu haben. Frankreich war durch Buchhändler aus Paris, Lyon und Genf gut vertreten. Aus Belgien und Holland erschienen die Be sitzer der zwei Weltfirmen Plantin und Elzevier. Plantin, später seine Schwiegersöhne Moretus und Raphelingius, kamen um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts sowohl mit eigenen wie mit fremden Artikeln; den Höhepunkt der Wirksamkeit des Hauses Plantin bildete das Jahr 1630, wo es mit 53 Artikeln erschien; nach dem dreißigjährigen Krieg geht aber sein Meßgeschäft auf fast Null herunter. Lud. Elzevier fand sich 1595 zum ersten Male ein und besorgte die Geschäfte für viele holländische Firmen. Seine Söhne und Enkel besuchten regelmäßig Frankfurt. Die Meßreisen waren weder leicht noch ungefährlich. Über fall und Plünderung gehörten nicht zu den Seltenheiten. Infolge der Kriege trieb sich allerlei Gesindel herum, und selbst die regulären Truppen waren nicht viel wert. Bei dem Durchzug der Meßreisenden durch die Städte wurde für ihre glückliche An kunft gebetet. Die Verleger waren gewöhnlich zu Pferde, meist bis an die Zähne bewaffnet, und schlossen sich wo möglich zu größeren Gesellschaften zusammen. Indessen auch Strecken, wie von Antwerpen nach Köln, wurden zu Fuß zurückgelegt. Die Unsicherheit dauerte noch nach dem dreißigjährigen Kriege fort und dehnte sich natürlich auch auf die Warensendungen aus, für welche man sich fürstliches Geleite erbat, das übrigens manch mal von geringem Wert war und oft zu Erpressungen gemiß- braucht wurde. Kamen die Sendungen glücklich an, so wurde die Begleitung feierlich eingeholt und mit einem Willkommen trunk begrüßt. Als Zeichen des Beginnes der Messe wurde mit der großen Glocke geläutet. Die Reichsfahne, vom Turme ausgehängt, be kundete das Eintreten der unbegrenzten Handelsfreiheit, bis wieder das Ausläuten und das Einzieheu der Fahne das Ende der Meß freiheit anzeigte. In der Zwischenzeit konnte niemand auf Grund älterer Schulden verklagt werden, ja selbst Geächtete genossen für diese Zeit Sicherheit. Das eigentliche Buchhändlerviertel lag im Süden der Stadt unmittelbar an dem jetzigen Mainkai. Tie Waren kamen ge wöhnlich mit Flößen an in leicht zu transportierende Fässer ge packt. Der Mittelpunkt des Geschäfts ivar die spätere Bnchgasse (Kornmarkt). Die unverkauften Bücher blieben fast immer von einer Messe bis zur andern lagern, und in der Zwischenzeit wurde in der Regel nichts au die Kundschaft ausgelicfert, allenfalls mit Ausnahme der Frankfurter Handlungen. Die Buchhändlermesie entwickelte sich auch bald zu einer Gelehrtenmesse. Die Autoren fanden sich ein, um Persönlich mit ihren Verlegern zu verkehren und abzurechnen, auch um neue Verbindungen anzuknüpfen. Oft brachten sie von Bekannten Bücher aufträge für die Händler mit; die Bibliothekare machten zum Teil persönlich ihre Einkäufe. Meßbesuchende Universitätsbuch händler waren verpflichtet, auf ihre Gefahr den Professoren die Bücher zu den billigsten Preisen kommen zu lassen. Bei noch fehlenden festen Ladenpreisen gab die »Frankfurter Tax«, d. h. der Bücherpreis der Buchhändler untereinander auf der Messe, den Anhaltspunkt, um Überteuerungeu vorzubeugen. Feste Bestimmungen für den Handelsverkehr im Buchhandel gab es noch nicht; man lehnte sich jedoch an die Grundsätze der Warenhändler an. Kredit wurde gewöhnlich von Messe zu Messe gewährt; bedeutende Firmen hatten wohl auch Jahreskredit. Die Zahlungen wurden'meist prompt geleistet. Das Tauschgeschäft wurde erst während des dreißigjährigen Krieges allgemein. Die Meßarbeiten waren keineswegs gering. Die Gewölbe
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