Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.05.1887

sollte, schon weit früher gestorben war. Als der Buchhändler nach ganz kurzer Zeit zurückkehrte, fand er den Angeklagten in etwas ge bückter Stellung vor und bemerkte deutlich, daß er verlegen wurde. Nunmehr stieg der Verdacht aus, daß derselbe in der Zwischenzeit ans dem mit wertvollen Altertümern ungefüllten Schrank sich etwas an geeignet und vielleicht auch die ersterwähnten beiden Manuskripte ge stohlen haben könnte. Es wurde deshalb bei dem Angeklagten eine polizeiliche Haussnchnng nicht nur in Berlin, sondern auch in dessen Heimat Penzlin veranlaßt, und durch diese wurde nicht nur jener Ver dacht vollauf bestätigt, sondern es stellte sich auch heraus, daß der Am geklagte' schon seit etwa zehn Jahren in der umfangreichsten Weise Bücher gestohlen hatte. Bei allen gestohlenen Büchern hatte der Angeklagte die Jnstituts- stempel vrrsichtig entsernt. Ei» Teil dieser Bücher war Eigentum der Herren v. Maltzahn-Gützkow und v. Maltzahn-Penzlin, deren Bibliotheken der Angeklagte zu ordnen übernommen hatte, ein Vor gefundenes altes Werk ist im Jahre 1885 dem Museum zu Schleswig gestohlen, ein Werk stammt aus der gewerbegeschichtlichen Ausstellung in Hamburg. In Berlin hatte der Angeklagte mehrfach die Erlaubnis gehabt, die Bibliothek des Heroldsamtes zu besuchen und dort zu studieren, aber auch von hier hat er ein Buch »Adlige Geschlechter der vornehmsten Reiche« mitgehcn heißen. Bei Gelegenheit des zweiten Besuches bei Herrn Albert Cohn, der zuerst den Verdacht rege gemacht hatte, hatte er ein lateinisches Werk und ein Manuskript aus dem sechzehnten Jahrhundert im Werte von 80 unter seinein Überzieher verschwinden lassen. Bei Gelegenheit der Heraldischen Ausstellung hat er daselbst ein Stamm- und Wappcnbuch des Or. v. Heffner im Werte von 150 ^ gestohlen, im Cafo Bauer hat er ein Heft der »Deutschen Rundschau« und zwei Hefte der »Ourotto ckeo bsaux nrts« sich angeeignet. 17 Tafeln und Titelkupfer rühren von Büchern der königlichen Biblio thek her, ebenso sind von dort 3 Kupferstiche und 2 Bücher entwendet. Alnh dem Kupferstichkabinett des Museums hat der Angeklagte einen Besuch abgestattet, sich eine Mappe zu besonderer Ansicht vorlegen lassen und daraus ein Bild der Adrienne Lecouvreur gestohlen. Der Angeklagte konnte über die Beweggründe seiner Handlungs weise keine rechte Auskunft geben; er versicherte, daß er an Blut andrang nach dem Kopse leide und selbst nicht wisse, wie er zu den Straslhalen gekommen sei. Der Sachverständige, Medizinalrat vr. Lang verneinte aber jede Störung der Geisteskräfte des Angeklagten, der dem vr. Lang n. a. auch ganz ausführlich die Scclcnkämpfe geschildert hat, die er bei dem ersten Diebstahle durchzumachen hatte. Auch das Vorliegen einer den Geist verdüsternden Sammelmanie leugnete der Sachverständige, welcher betonte, daß die heutige Wissen schaft an Manieen, wie Kleptomanie u. dgl. überhaupt nicht mehr glaube. Infolge dieses Gutachtens verurteilte der Gerichtshof den Aiigeklagten zu i Jahr 3 Monaten Gefängnis unter Anrechnung von 4 Monaten auf die Untersuchungshaft. (Nat.-Ztg.) Buchhändlerbanner. (7. Quittungsliste. Vgl. Bbl. Nr. 73, 77, 79, 83, 87, 93.) — Für das Buchhändlerbanner haben ferner gezeichnet: Transport 2740. 50 Frau Joseph Bachem in Köln . . . . „ 20. — „ Franz T. Bachem in Köln . . . . „ 10. — „ Hugo Bernstein in Berlin . . . „ 20. — „ Wwe. H. Bertelsmann in Gütersloh „ 50. — „ Eduard Bloch in Berlin . . . . „ 20. — Frl. Martha Bloch in Berlin . . . . „ 5. — Frau Catharine Boltze in Gebweiler . . „ 3. — Frl. Elisa Boltze in Gcbweilcr . . . . „ 2. — Frau Hedwig Dietrich in Hamm . . . „ 5. — „ Caroline Einhorn in Leipzig ... „ 30. — „ Antonie Frank in Berlin . . . . „ 20. — „ Bertha Gerold in Wien . . . . „ 25. — „ Elisabeth Grnnow in Leipzig . . „ 20. — „ Jenny Hilgenberg in Leipzig... „ 15. — „ Anna Hoefler in Leipzig . . . . „ 10. — Aus der Sparbüchse der sel. Elsa Hoefler . „ 3. — „ „ „ von Martha Hoefler . „ 3. — Frau Louise Hölzel in Wien .... „ 10. — „ Adele Hoppe in St. Petersburg . . „ 25. — „ Marie Hueber in Schrobenhausen . „ 5. — „ Hermann Hucke in Leipzig ... „ 10. — Frl. Julie u. Selma Jolowicz in Berlin . „ 6. — Frau E. Klingebeil in Saarbrücken . . „ 5. — „ Rob. Klinkhardt in Leipzig . . . „ 50. — Transport 3112. 50 Transport ^ 3112. 50 Frau Bruno Klinkhardt in Leipzig . . 50. — „ Hedwig Kosmack in Wien. . . . 10. — „ Kath. Merseburger in Leipzig . . 5. — Frl. Jda Merseburger in Leipzig . . . 3. — Frau Wwe. G. Molenaar in Krefeld . 10. — „ Anna Müller-Grote in Berlin 30. — „ Jenny Naumburg in Leipzig . . „ 10. — „ I)r. I. Paetel in Berlin .... 20. — „ Martha Prager in Berlin . . . 6. — Aus der Sparbüchse von Gertrud Prager in Berlin 2. — Frau I. Rühle in Bremen „ 5. — Frau Minna Schellbach in Wien . . Frl. Hedwig u.Jsab lla Schellbach in Wiei Frau Auguste Schlenker in Bremen Frl. Brunhild Schwenker in Bremen . Frau Elisabeth vcrw. Schnitze in Leipzig „ Antonie Sellier in Turin . . „ Bertha Steiger in New-Uork Frl. Auguste, Marie, Anna Steiger „ Maria u. Antonie Stein in Arnsberg Frau Caroline Stoer in Schweinfurt . Frl. Emilie, Marie, Frieda, Elsa, Laura Stoer in Schweinfurt .... Frau vr. Martha Stöter in Berlin . „ C. G. Theile in Leipzig . . . „ Jenny Titze in Leipzig . . . „ Emma Wahlstab in Lüneburg „ Elise Wotschack in Snlzbach . . „ Amalie Zeidner in Kronstadt „ Anna Zickel in New-Iork. , . 5. 6. 4. 10. 5. 15. 5. 30. 15. 5. 10. 5. 5. 15. 10. 10. 5. 5. 100. Im ganzen bis heute ^ 3528. 50. Leipzig, 27. April 1887. E. A. Seemann. Nene Bücher, Kataloge re. für die Hand- und Hausbibliothek des Buchhändlers. Buch- und Knust-Katalog. Gesammt-Verlagskatalog des Deutschen Buchhandels und des mit ihm im direkten Verkehr stehenden Aus landes. XII. Oesterreich-Ungarn Lief.5—6. gr. 8". Sp.929—-1344 (Iglo—Lemberg). Münster i/W. 1887, Adolph Russell's Verlag. Bahnhofs-Litteratur. — Der Vorstand des »Christlichen Vereins zur Hebung der öffentlichen Sittlichkeit« hat an den preußischen Minister der öffentlichen Arbeiten eine Eingabe gerichtet, in welcher um Beseitigung einer Reihe von Werken der »Schmutzlitleratur«, welche namhaft gemacht werden, aus den Bahnhofsbuchhandlungen gebeten wird. - (Lpzgr. Ztg.) Victor Hugos Vermögen. — Das Testament Victor Hugos ist am 21. v. M. von den Londoner Gerichten bestätigt worden. Es ergiebt sich daraus, daß das in England angelegte Vermögen des Dichters auf nicht weniger als 92 126 Lstrl. 8 s., also auf rund 1 840 000 ^ abgeschätzt ist. Reichsgerichtsentscheidung. Nachdrucksklage. — Die Photographische Gesellschaft (Inhaber: Emil Werckmeister) in Berlin hatte von Herrn Professor Becker in Berlin das Recht erworben, dessen Bild »Carneval im Dogenpalast zu Venedig« photographisch zu vervielfältigen. Gleichzeitig hatte Professor Becker das Verlagsrecht der phototypische» Nachbildung desselben Bildes an die »Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft« in München, bezw. deren Geschästsleiter Alphous Bruckmann übertragen. Auf erfolgte Klage Werckmeisters, welcher das unbeschränkte Ver- vielsältigungsrecht beanspruchte, gegen Bruckmann wegen unerlaubten Nachdrucks desselben Bildes hatte das Landgericht München I. den Kläger abgewiesen. Die hiergegen eingelegte Revision des letzteren wurde vom >. Strafsenat des Reichsgerichts verworfen. In den Gründen wurde ausgesührt, -daß die Phototypie (Zinkhochätzung, welche mittels der Buchdruckpresse vervielsältigt wird,) sich wesentlich von der Photographie unterscheide. Dem Kläger sei lediglich die