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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.03.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-03-27
- Erscheinungsdatum
- 27.03.1930
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- Deutsch
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X- 73, 27, März 1930. Fertige Bücher. BSrs-nklatt f. d.DIschn.Buchhandel. 2507 Mark ein. Nun gut. Ich bestelle also bei einen Druckerei geschäft hundert Stück von dem „Lebenslauf eines Berufenen", denn so will ich mein Buch nennen, damit der Leser gleich weiß, woran er ist. Diese hundert Stück werden also im schlimmsten Falle vierhundert Maik kosten, nicht wahr? Die Bücher verkaufe ick selber, und zwar Habeick in einer Illustrierten ein nach der Natur aufgenommenes Bild gesehen, wo in Amerika ein Dichter an der Straßenecke steht, mit einem rich tigen Bauckladen, auf dem seine Bücher liegen, und er hat ein großes Plakat an einer Stange, worauf dick geschrieben steht: Heh! Hollah! Seht her! Acktung! Achtung!, und so weiter. Sehen Sic: genau so werde ich cs machen. Die Bücher, für die ich vier Mark bezahlt habe höchstens! —, die werde ich für sieben verkaufen, denn auf eine Mark mehr kommt cs nickt an. Mit anderen Worten. Herr Wackowiak: ich werde mit vier hundert Mark siebenhundert verdienen! Und zwar in einer Woche! Herr Wachowiak, denken Sie doch nur: in einer Woche, denn pro Tag zwölf Bücher verkaufe ich doch mindestens!" Hastig trank er die Tasse leer und trocknete sich die Stirn mit dem Taschentuch. Leise und erschöpft murmelte er: „Gott im Himmel! Das ist doch alles so klar!" Die Käufer klingelten ladencin, ladenaus; Machowiak horchte hin, um zu erfahren, wer es jedesmal war, aber gleichzeitig be schäftigte er sich sehr mit dem, was ihm Walter vorgetragen hatte. Der Junge hat was los. Da ist Hand und Fuß bei. Die Woche dreihundert Mark verdienen — ? Allerhand! Aber wie lange wird das so gehen! Aha! Natürlich, das war die Frage. Pfiffig und ein klein wenig überlegen sagte er: „Na ja, das ist ja ganz schön. Aber mit die eine Woche ist Schluß, das hast du nicht gesagt." „Wieso Schluß! rief Walter unwillig, „ich lasse doch sofort wieder hundert Blicker drucken! Das ist selbstverständlich. Das habe ich alles längst bedacht. Nein, nein, es handelt sich um viele Tausende Mark, die zu verdienen sind. Sobald ich die ersten vierhundert Mark hincinlege, geht das Geschäft los. Es kommt nur darauf an, die Sache ins Rollen zu bringen, dann läuft sie von allein weiter. Und da wollte ick eben bei Ihnen anfragcn, ob Sie sich an dem Geschäft beteiligen wollen, Herr Wachowiak. Es war mein erster Gedanke, Sie daran zu be teiligen, denn ein Risiko ist nicht dabei. Wir würden den Ge winn einfach zwischen uns teilen, so daß Ihnen in jedem Monat eine Einnahme von sechshundert Mark sicher ist. Denken Sie doch einmal an, Herr Wachowiak! Ich würde mich auch sofort verpflichten. Ihnen die vierhundert Mark Anlagekapital in drei Monaten zurückzuzahlen, denn ick bin gewohnt, einfach zu leben. Mir kommt es ja nur auf das Werk an." „Wat denn",fragte Wachowiak mißtrauisck, „wieso denn —? Ick soll dir wohl etwa vierhundert Mark geben? Wie komme denn ick dazu?" „Aber, Herr Wachowiak!", rief Walter, „das habe ich Ihnen doch alles auseinandergesetzt! Sie sollen doch teilhaben an dein großen Gewinn!" „Na ja —, darüber ließe sich ja reden —. Warum soll ich denn nicht auch mal viel Geld verdienen. Was hast du ge sagt? Sechshundert im Monat?" „Wahrsckeinlich mehr! Aber wir brauchen ja nur vierhundert Mark Anlagekapital!" „Das soll ich dir geben? Wenn ich cs aber nun nicht habe?" „Dann können Sie natürlich nichts verdienen." „Na, kann ich denn die Bücher nicht hier mit auslegen?" „Zwischen der Margarine und den eingelegten Heringen? Nein, Herr Wachowiak, das geht natürlich nicht", sagte Walter mit zuckenden Lippen. „Gut", rief Walter mühsam, „gut, Herr Wachowiak, ich hätte das nicht gedacht. Aber gut!" „Da muß ick mir erst mal stärken", murmelte Wachowiak, schlürfte zur Tür und holte die Flasche mit Nordhäuser herein, leerte zwei Gläschen und überlegte. Mit wässerig werdenden Augen sah er Walter versunken an. Man liest so viel, daß Geschäfte Pleite machen, und hinterher kommt heraus, daß die Herren spekuliert haben. Sie wollen viel Geld verdienen, und nachher macken sie Pleite. Wenn man bloß wüßte —. Da kommt der Junge direkt aus dem Kasten hierher und setzt einem einen Floh ins Ohr. Hätte ich mir man gar nicht mit ihm eingelassen. Vierhundert Mark, viel ist es nicht, aber wenn sie nun verlorengehen? „Das will alles bedacht sein", sagte er langsam. „Aber ich glaube, ich tue cs doch nicht." Er rang nach Worten, Wachowiak auch, und gleich wäre es weiter gegangen, wenn nicht vom Laden her ein kleines Mädchen in die Stube getreten wäre. Trotzdem diese Szene jeden Buchhändler ob der grotesken Vorstellungen, die sich diese beiden Berliner Typen vom Verlagsgeschäft machen, zum Lachen reizt, ist das Werk, dem sie enmommen ist, ein sehr ernstes Buch. Es ist der neue Roman von Franz Herwig, der zu seinem 50. Geburtstag von uns herausgegeben werden konnte: „Kluchthersuche" 547 Seiten. In Leinen M. 8.— Dieser Roman ist eine Fortführung des Themas Großstadt und Christentum, wie es von dem Dichter im „St. Sebastian vom Wedding", in den „Eingeengten" und in „Hoffnung auf Licht" behandelt wurde. — Menschen auf hoffnungsloser Flucht vor sich selber, bedrückt durch Sünde und Schwäche, handeln und leiden. Ein sozialer Roman, Kunstwerk und Mahnruf zugleich. A Verlag Josef KöselSlKrieörich pustet,München
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