Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.05.1887

von Herrn Hoefer vorgetragen wurde, und Verkündigung des Wahl-Ergebnisses schloß die Sitzung um 2 Uhr. Es wurden gewählt in den Vorstand: Herr Müller-Grote-Berlin zum ersten Schriftführer mit 658 Stimmen, „ Bergstraeßer-Darmstadt zum zweiten Schriftführer mit 652 Stimmen. in den Verwaltungsausschuß: Herr vr. Geibel-Leipzig mit 665 Stimmen. „ Otto Nauhardt-Leipzigmit414Stimmen. (Herr Credner- Leipzig erhielt 240 Stimmen.) in den Wahlausschuß: Herr Max Müller-Breslau mit 662 Stimmen. „ Emil Strauß-Bonn mit 599 Stimmen. in den Rechnungsausschuß: Herr Elwin Paetel-Berlin mit 667 Stimmen. „ Ernst Reimer-Berlin mit 665 Stimmen. Die Zahl der abgegebenen Stimmen betrug 668 (absolute Majorität 335). Die Delegierten-Versammlung. Kurzer vorläufiger Bericht über die Verhandlungen der Neunten Delegierten-Versammlung des Verbandes der Pro vinzial- und Lokalvereine im Deutschen Buchhandel. (Ausführlicher Bericht folgt baldmöglichst.) Die neunte Delegierten-Versammlung fand in erster Sitzung am 6. d. M. von abends 6 Uhr bis 11l4 Uhr statt. Nach Begrüßung durch den Vorsitzenden und nach Verlesung des Jahresberichts trat man in die Beratung ein, als deren erster Punkt die Ergänzungswahlen zur Besprechung kamen. Es ergab sich, daß der größte Teil der Versammlung den Vorschlägen des Rheinisch-Westfälischen Kreisvereins beistimmte. Der Tagesordnung der Hauptversammlung folgend, brachte die Versammlung dem Vorstandsantrage (Punkt 4), daß eine Statutenrevision vorzunehmen sei, eine sehr beifällige Stimmung entgegen, welche in folgender vorzuschlagenden Resolution ihren Ausdruck fand: Die Hauptversammlung spricht aus, daß, ohne den Beschlüssen des außerordentlichen Ausschusses vorgreifen zu wollen, die Statutenrevision nach den Gesichtspunkten, wie sie in den Krönerschen Abänderungsvorschlägen ausgesprochen sind, vor- genommen werde. Diese Resolution soll dem für die Statutenrevision zu er nennenden außerordentlichen Ausschuß zur Berücksichtigung über wiesen werden. Die Aussprache über den Ankauf des Schulz'schen Adreß buches gipfelte darin, daß der Preis zu hoch scheine; nachdem jedoch der Herr Börsenvereins-Borsteher Kröner entsprechende Erläu terungen und Aufklärungen gegeben hatte, machte sich im allge meinen eine geneigte Stimmung geltend. Von einer bindenden Abstimmung wurde indeß abgesehen. Punkt 6, die Aufstellung einer Grundordnung des Deutschen Buchhandels betreffend, fand einmütige wohlwollende Besprechung. Punkt 7 (Antrag M. Jacobi-Aachen und Genossen) fand allseitige Annahme, nachdem dessen Wesen bereits vorher in der oben mitgeteilten Resolution betreffs der Statutenänderung der entsprechende Ausdruck zu seiner Durchführung gegeben worden war. Eine Anfrage über die Zusammensetzung des »außerordent lichen Ausschusses« ergab nach längerer Debatte schließlich mit großer Mehrheit eine vorläufige Einigung über folgende neun Herren, welche außer dem vollzähligen Börsenvereins-Borstand dem Ausschüsse angehören würden: Johannes Alt-Frankfurt, Fritz Borstell - Berlin, Christian Boysen - Hamburg, Wilhelm Koebner-Breslau, Theodor Lamport-Augsburg, Justus Naumann-Leipzig, Emil Strauß-Bonn, Franz Wagner-Leipzig, Heinrich Wild-Wirth-Zürich. Als Antrag des Rheinisch-Westfälischen Kreisvereins wurde sodann der Versammlung folgendes unterbreitet: Jn dervon der Delegierten-Versammlung am 10. Mai 1884 angenommenen Erklärung, die beginnt mit den Worten: Die Basis des buchhändlerischen Verkehrs u. s. w. werden in Abschnitt 2 die zweimal erwähnten Rabattsätze von lOU in 5°/h geändert, so daß der Abschnitt alsdann folgenden Wortlaut erhält: »Ebenso soll als Schleuderei an gesehen werden: 2. die Gewährung eines höheren Rabattes am Orte (von Wiederverkäufern abgesehen) als solcher durch den betreffenden Provinzial- oder Lokalverein fest gesetzt ist; desgleichen bei Verkäufen nach auswärts die Gewährung eines Rabattes von mehr als 5H> vom Ladenpreise oder von Vergünstigungen, die einer Erhöhung über 5tzh gleichkommen. Die sehr angeregte und langwierige Debatte wurde in Einzel- Abstimmung durch die mit großer Mehrheit erfolgte Annahme des Antrages beendigt, welchem folgende Ergänzung gegeben wurde: Der Verbands-Vorstand wird beauftragt, vorstehenden Beschluß dem Börsenvereins-Vorstande zu unterbreiten, mit dem Anträge, denselben als maßgebende Rabattvorschrift anzu erkennen und die Geschäftsordnung der »Siebener-Kommission« dementsprechend abzuändern. Die Annahme erfolgte mit 60 Stimmen gegen 15 ablehnende. Die vorgerückte Stunde — es ging gegen Mitternacht — ließ die Vertagung wünschenswert erscheinen. Die Fortsetzung der Verhandlung fand im gleichen Raume ani Sonnabend den 7. Mai nachmittags 5 Uhr statt. Ein bezüglicher Bericht wird folgen. Vermischtes. Konkurs. — Der Buchhändler Gustav Wilczek in Bielitz, Österreichisch Schlesien, ist vor kurzem verstorben, und über sein Rach- laffenschastsvermögen wurde der Konkurs verhängt, dessen Anmcldungs- termin biH zum 31. Mai d I. bestimmt ist Im Interesse der Gläubiger wird jedoch darauf aufmerksam gemacht, daß eine briesliche Anmeldung von Forderungen an den Konkursmasseverwalter nicht genügt, sondern daß diese Anmeldung mittelst einer ordnungsmäßig gestempelten Ein gabe in äuplo an das k. k. Bezirksgericht in Bielitz erfolgen muß, in welcher eine in Bielitz wohnhafte Person als Schriftenempsänger nam haft zu machen ist. Bom Postwesen. — Das Reichspostamt hat in Betreff des Ausbrauchs offener gedruckter Karten mit dem Vordruck »Postkarte« folgenden Bescheid an einen Privatmann erlassen: Euer Wohlgeboren erwidert das Reichspostamt ergebenst, daß Ihnen nicht gestattet werden kann, Formulare zu offenen gedruckten Geschästskarten, auf deren Vorderseite der Vordruck »Postkarte« durch Überklebung verdeckt worden ist, gegen Entrichtung des Drucksachenportos in den Verkehr zu bringen. Dagegen will das Reichspostaml genehmigen, daß Sie den in Ihren Händen befindlichen Vorrat an derartigen Kartensormularen innerhalb des Rcich-postgebietes als Drucksachen versenden, dafern Sic das Wort »Postkarte« in dem Vordruck der Vorderseite kräftig durchstreichen und durch das Wort »Drucksache« ersetzen lassen. (Lpzgr. Ztg.) Ein »Massenabsatz«. — Nach einer Mitteilung, welche die »Lpzgr. Ztg.« dem »Boston Herald« entnimmt, hat nächst der Bibel Websters Buchstabierbuch den größten Absatz von den in englischer Sprache gedruckten Büchern gehabt. Seit dem Erscheinen dieses Werkes in Hartford seien nicht weniger als öo Millionen Exemplare abgesetzt worden, und die Tantiömen, welche der alte Noah Webster für das Werk bezog, hätten vollauf für den Unterhalt seiner Familie ausgereicht, während er sei» großes Wörterbuch verfaßte. Allgemeiner Verein deutscher Kolportage-Buchhändler. — Am 2. Mai fand in Leipzig in der »Centralhalle« eine öffentliche Versammlung des Allgemeinen Vereins deutscher Kolportage- Buchhändler statt Der Vorsitzende, Hr. Lcenders-Leipzig, erstattete zunächst Bericht über die Thätigkeit der im vorige» Jahre gewählten Kom- Mlssion, welche sich mit der Angelegenheit der Wiedererlangung der