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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.12.1931
- Strukturtyp
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- 1931-12-17
- Erscheinungsdatum
- 17.12.1931
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- Deutsch
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Nr. 892 (R. 142).Leipzig, Donnerstag den 17. Dezember 1931. 98. Jahrgang. Redaktioneller TA Bekanntmachung der Geschäftsstelle. Betr. Notverordnung. 1. Wir weisen darauf hin, daß Verhandlungen mit demReichs- wirtschaftsministcrium ausgenommen worden sind, um für Zeit schriften und Lehrmittel zu erwirken, daß sie von der durch die Notverordnung vorgeschriebcnen Preissenkung aus genommen bleiben. Das gleiche gilt für Musikalicn, soweit deren Ladenpreise sich noch aus oder unter dem Stande vom I. August 1914 halten. Sonstige Ausnahmen sind nicht beantragt worden. Wenn der Verleger solche Ausnahmen für einzelne Werke seiner Pro duktion bewilligt haben will, muß es ihm überlassen bleiben, sich unmittelbar mit dem Reichswirtschastsministerium in Verbindung zu setzen. Das Reichswirtschastsministerium hat uns auf An frage mitgcteilt, es werde für die Durchführung von Ausnahme anträgen baldigst besondere Formulare herausgeben. Bei der gebotenen Eile empfehlen wir aber, das Erscheinen dieser Formulare nicht erst abzuwarten, sondern unmittelbar Ein gaben an das Reichswirtschastsministerium zu richten. 2. Bei der Anbringung vonPlakatenin Schau fenstern, Ladenräumcn usw. sowie bei öffentlichen An zeige n, die auf eine Preissenkung für Gegenstände des Buch handels nach den Bestimmungen der Notverordnung Hinweisen, ist streng darauf zu achten, daß der Wortlaut solcher Plakate und Anzeigen nicht irreführend ist oder gar unlauteren Wettbewerb darstellt. Eine für das Publikum bestimmte Ankündigung etwa des Inhaltes, daß alle Bücherpreise um 10?L gesenkt seien, entspricht nicht den Tatsachen und ist unzulässig. Dasselbe gilt für die An kündigung von Preissenkungen durch das Sortiment für einzelne Verlagswerke vor dem 3l. Dezember 1931, wenn der Verleger nicht von sich aus die Preissenkung vorgenommen und ange- zeigt hat. Leipzig, den 16. Dezember 1931. vr. Heß. Die Krise des Bilderbuchs. Vonvr. Elisabeth Kessel. Es ist eine unleugbare Tatsache, daß der Gesamtumsatz an deutschen Bilderbüchern in den letzten zehn Jahren in erschrecken dem Umfang, weit über das sonst im Buchhandel beobachtete Maß hinaus, zurückgegangen ist, sodaß diese Erscheinung mit der ge sunkenen Kaufkraft des Publikums allein nicht erklärt werden kann. Man muß zugcben, daß das Bilderbuch heute aus dem besten Wege ist, aus der Kinderstube der breiteren Bcvölkerungs- schicht völlig zu verschwinden, in der es noch zu unserer Kind heit eine wichtige Intelligenz- und phantasiebildende Rolle spielte, und zu einem Luxusartikel für nur noch wenige beson ders geschmack- und kulturbeflisscne Familien zu, werden. Wie gesagt, sind die Gründe hierfür nicht rein wirtschaft licher Natur, obwohl zugegeben werden muß, daß das deutsche Bilderbuch in seiner heutigen Form eines »Dauerobjcktcs« (6- bis 7-Farbcndruck, Halbleineneinband) bei einem Durchschnitts preis von 3 bis 5 Mark im Verhältnis zum Gebotenen zwar nicht zu teuer, so doch als solches unrentabel ist, da es viel zu schnell überaltert. Für den Erwachsenen sind, abgesehen von den Saisonevscheinungen, die Anschaffungen für seine Bibliothek «wertbeständig«, d. h. sie bilden über das Moment der Unter haltung hinweg einen konstanten, geistigen Besitz; die Entwick lung der kindlichen Intelligenz aber geht in den ersten zehn Jahren in solch ungeheurem Tempo vor sich, daß cs alle paar Monate, wie aus seinen Kleidern, auch aus seinem geistigen Handwerkszeug herauswächst. Es gehört also wie in früheren Generationen eine kinderreiche Familie dazu, in der Jahre hin durch das Bilderbuch vom Ältesten zum Jüngsten wandert, da mit sich die Ausgabe lohnt, — eine für heutige Zeiten schwer durchführbare Form der Rationalisierung. Die Russen haben dieses Dilemma viel früher bereits er kannt und unter Verzicht auf die nicht mehr notwendige Dauer haftigkeit und in Beschränkung der Druckmittel das zwei- bis dreifarbige, broschierte 20- bis 30-Kopeken-Bilderbuch geschaffen als eine wahrhaft vorbildliche Lösung. Da man sich in Deutsch land aber nicht zur Aufgabe der durch die Tradition geheiligten Ausstattung entschließen kann, fallen die Versuche der nam haften Verlage immer noch viel zu teuer aus und der Rest der namenlosen Massenartikel, die durch talmihaste Aufmachung er setzen, was ihnen an gutem Geschmack fehlt, bleibt ganz einfach Schund. Apropos Schund. Er könnte sich in der heutigen Kinder stube nicht derartig breitmachen — denn die Ausrede der Bil ligkeit ist nicht immer stichhaltig! —, wenn nicht die Eltern selber den Sinn für Aufgabe und Wirkung des Bilderbuchs ver loren hätten, das für sie als Erziehungsmittel überhaupt nicht mehr in Betracht kommt und als Spielzeug hinter dem mecha nischen rangiert. In einer Gesellschaft erzählte mir ein junger Vater, Literaturdozent an einer Universität, also immerhin je mand, von dem man annehmen sollte, daß ihm an geistigen Dingen gelegen sei, er dächte gar nicht daran, Geld für an- ständige Bilderbücher auszugeben, da sein Junge so was über haupt nicht ansehe, sondern sich über jeden rüden Pfennig artikel, sei er nur recht bunt, viel «doller« freue. Er sagte dies nicht etwa resigniert, sondern in offenkundigem Stolz darüber, daß sein Sprößling sozusagen die deutsche Kultur schon in den Windeln ablehne. — Das Schlimmste an diesem Ausspruch: er ist kein Einzelfall. Er ist die typische und konsequente Haltung eines großen Teils unserer Geistigen, der in der Form der Selbst-Desavouierung versucht, seine Unsicherheit zu verbergen. Die Antwort daraus sollte lauten: man hoffe, sie ließen ihre Kinder auch als Analphabeten heranwachsen und ermunterten sie, sich mit dem Messer im Mund herumzufahren. Denn die Möglichkeit und Notwendigkeit der Erziehung überhaupt zuge standen, müßte die Entwicklung geistiger Funktionen ebenso ihrer Obhut unterliegen wie die der körperlichen und gesellschaft lichen. Dabei unterläuft den Eltern in bezug auf das Kind fast immer ein Trugschluß. Sie begnügen sich damit, festzustellen, daß das Kind das »schöne« und damit auch meist teure Bilder buch ablehnt, ohne zu untersuchen, ob diese Ablehnung aus ästhetischen und nicht viel mehr aus stofflichen Motiven erfolgt. Denn darin ist das Kind im Recht: da sein Bestreben vor allem in den ersten Lebensjahren auf erlebnismäßigc Bewältigung der Umwelt ausgeht, und diese Umwelt sich heute dem Stadtkind an ders darbietet als früheren Generationen, die noch in Gemein- 1077
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