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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.04.1888
- Strukturtyp
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- 1888-04-18
- Erscheinungsdatum
- 18.04.1888
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. 88, 18. April 1888 l!tS8 Über die Geschichte der Rezensionen ließe sich viel sagen Viel leichter ist der Erfolg, wenn man den Stoff in Buch form hat. Hier liegt ein unmittelbarer Kontakt vor. Ferner kann man das Buch ja zu jeder Stunde lesen, wo man gerade aufgelegt ist. Nach der Ansicht der meisten thut hier mündliche Empfehlung das Beste: gegen diese kann schließlich selbst die Kritik nicht aus- kommen. Denn zuweilen ermannt sich das Publikum zu eigener Meinung und wirst seine Vormünder ab: die mündliche Empfeh lung überwindet alle Verkehrtheit und allen bösen Willen der Kritik. Das mannhafte Eintreten des Einzelnen kann oft viel in einem bestimmten Kreise und selbst in weiten Kreisen wirken. Lehrreich wäre eine Analyse der Kritik. Die kleinen Kritiker achten auf den oder die große» Kritiker, auf das, was er sagt oder was er vermutlich sagen wird. Das Publikum horcht auf die Kritik Dazu die Premieren: ein starker Erfolg macht häufig die Kritiker zu Schanden. Das Grundverhältnis ist doch dies, daß diese Beherrscher des Publikums nur die Diener des Publikums sind Der entschiedene Ausspruch des Publikums zähmt die Rezensenten Und so darf man sagen: bei der heutigen Organisation des litterarischen Ver kehrs haben im allgemeinen die Kulturvölker die Poesie, die sie ver dienen. So kann die ganze Nation sllr den Stand ihrer Litteratur verantwortlich gemacht werden Doch aber mit Einschränkung? Die hinreißenden Genies, die alles mit sich sortziehen — ob die kommen oder nicht kommen, dafür ist das Publikum doch wohl nur in geringem Maße verantwortlich, daraus hat es nur geringen Einfluß Es herrscht heut aus dem litterarischen Gebiet eine entschieden demokratische Versassung mit allgemeinem gleichem Wahlrecht Wie anders früher die monarchische oder aristokratische Versassung! Wie anders die Zeiten, in denen die Dichter keine anderen Rücksichten kannten als ans den einen Mäcen, oder aus einen Freundeskreis! Der frühere Dichter mußte nur Einem schmeicheln, um zu gefallen, der heutige Dichter muß dem ganzen Publikum schmeicheln. Das Vorstehende sind einige Bruchstücke aus einem wichtigen Teile der Poetik, aus der Lehre vom Erfolg. Sie zeigen zugleich andeutungsweise, wie der Erfolg zum Teil abhängig ist von den Faktoren, welche an der Verbreitung der Poesie beteiligt sind. Diese habe» wir noch nicht vollständig be sprochen. Hierher gehören z. B. noch die Leihbibliotheken: es ist wichtig für den Erfolg mancher Bücher, ob die Leihbibliotheken sie anschassen oder nicht, und die Anschaffung richtet sich u. a. nach der Dicke der Bände. Noch ein anderes Institut mag erwähnt werden: die Buchhandlung von Volckmar, welche gebundene Bücher herstellt, falls ein Sortimenter Absatz nachgewiesen Hier handelt es sich besonders um die Präsumtion, ob ein Buch ein Weihnachtsbuch ist oder nicht. Sobald das Buch einmal ins Publikum gedrungen ist, steht im allgemeinen nichts mehr zwischen dem Dichter des Buchs und dem Publikum. Dann redet der Autor unmittelbar. Beim Drama steht cs nicht ganz so Das Drama ist nur vollständig in der Aus führung; denn das Lesedrama bleibt doch ein Ding, das nicht leben und nicht sterben kann. Hier kann also der Dichter nicht unmittelbar zum Publikum reden; der Schauspieler ist ihm unentbehrlich. Damit hat das Schauspiel einen Zustand gewahrt, der srüher allgemeiner auch aus andern Gebieten herrschte. Heute spielt der Vorleser eine geringe Rolle. Vorleser, die in Deklamationen Gedichte, Novellen vortragen, wie z. B. Lewinsky in Wien, sind jetzt Ausnahmen Meistens liegt die Sache heute so, daß die Deklamatoren von einem schon vorhandenen Ruhm, z B. Reuters, zehren, daß sie also nicht erst Ruhm schaffen. In früherer Zeit war das anders, der Vor leser hatte eine wichtige Ausgabe. Man denke auch an den Märchen erzähler. So bei Naturvölkern, und so in älteren Epoche» bei Kulturvölkern. Gehen wir zurück ins 15. und 16. Jahrhundert, so ist die Kunst des Lesens noch wenig verbreitet und deshalb erscheinen viele Bücher mit Holzschnitten. Freilich habe» wir auch heute eine Zunahme der Illustration, ein wahres Jllustrationsfieber: der heutige Leser ist zu saul, um zu lesen und soll deshalb aufgelegte Bücher müßig durchblättern. Aber jene Holzschnitte des 15 und 16. Jahrhunderts sollen dem Vorleser das Werk erleichtern, und dem, der nicht lesen kann, mit dem Bild einen Anhaltspunkt geben So haben Sebastian Braut und Thomas Murner Gemäldelieder versaßt: das Bild ist die eigentliche Hauptsache, und die Verse sind nur Kommentar znm Text. Zun, sünszigjährigen Gcschnjtsjubiläum der Finna I. Bensheimer in Mannheim. Am heutigen Mittwoch, dn, 18. d. M., begeht die Firma I. Bensheimer in Mannheim das Gedenkfest ihres fünfzig jährigen Bestehens. Die Firma wurde am 18 April 1838 von Jacob Bcus- heimer lgeb. 1805, gest 1863) als Sortimentsgeschäst begründet, nachdem er bereits im Jahre 1835 versucht hatte, die Konzession zur Errichtung einer Buchhandlung zu erlangen Damals wahrte man »och mit äußerster Strenge die Gerechtsame der alten Zunstartikel und wies jeden von der Handlung zurück, der nicht genau die Erfordernisse dazu nachzuweisen vermochte. Sc'bst aber w"nn dies der Fall war, wie bei Jacob Bens heimer, der in der Marx'schen Hofbuchhandlnng in Karlsruhe und Baden-Baden den Buchhandel ordnungsmäßig erlernt und jahrelang als Gehilfe thätig gewesen war, machte inan geltend, daß der betreffende Erwerbszweig »übersetzt« sei, und hielt da mit jeden gefürchteten Zudrang zurück. Es half daher auch anfangs Bensheimer nichts, den Beweis zu führen, daß das be nachbarte Stuttgart mit seinen 22 400 Einwohnern 25 Buch handlungen, Karlsruhe mit 19 800 Einwohnern 7 Buchhand lungen besitze, während Mannheim mit 20 500 Einwohnern nur deren 3 zähle Man wies ihn zurück, bis die Regierung des Unterrheinkreises begann, sich nach und nach von den über lieferten beschränkten und beschränkenden Grundsätzen frei zu machen. Nachdem Bensheimer die Konzession endlich erlangt und sein Geschäft eröffnet hatte, entfaltete er eine rege geschäftliche Thätigkeit; er verband mit dem Sortiment ein wissenschaftliches, speziell juridisches Antiquariat, und der bedeutende Aufschwung, welchen das junge Geschäft schon kurz nach der Begründung nahm, ließ erkennen, ein wie reiches Feld das damals bereits emporblühende Mannheim einem jungen thätigen Buchhändler bot. Das Geschäft war bald das bedeutendste am Platze, und anfangs der vierziger Jahre konnte Bensheimer bereits daran denken, seine Thätigkeit neben dem Sortiment dem Verlag zu zuwcnden. Er übernahm im Laufe der vierziger Jahre den größten Teil des Oswald'schen, Fr Götz'schcn, Hoffschen, Marx'schen und Macklot'schen Verlages. Darunter befanden sich Werke von Heinrich Laube, Zachariae von Lingenthal, Gustav von Strube, F. I. Mone, Staatsrat Bekk und anderen Geistesheroen der damaligen Zeit. Der Verlag wurde im Lause der Jahre durch viele neue Unternehmungen und Neuerwerbungen gekräftigt und erweitert. So übernahm Bensheimer z. B. im Jahre 1850 die seit 1832 erscheinenden »Annalen der Großhcrzogl. Badischen Gerichte«, welche schon damals ein bedeutendes Ansehen genossen und noch heule im gleiche» Vertage erscheinen, ferner die Jahrbücher des Großhcrzogl Badischen Oberhosgerichts und die Jahrbücher für badisches Recht In den Jahren 1845 — 1860 erschienen im Bcnshcimer'schen Berlage die deutschen Ausgaben der berühmten Werke des französischen Staatsmannes M. A. Thiers: Geschichte des Konsulats und Kaiserreichs (in 24 Bänden nebst historischem Atlas) und die Geschichte der sranzösischcn Revolution (in
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