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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.12.1888
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1888-12-04
- Erscheinungsdatum
- 04.12.1888
- Sprache
- Deutsch
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6218 Amtlicher Teil. bl« 281, 4. Dezember 1888. eigentümlichen Verhältnissen des Buchhandels in seinen Lebens- bedingungcn gefährdet werde, und unbekümmert darum, daß eine solche Forderung, in rein fiskalischem Interesse von Behörden ge stellt, fast regelmäßig für einen großen Kreis privater Interessenten das Zeichen wurde, mit einem gleichen Verlangen an den Buch handel heranzutreten. — Diese Ansorderungen steigern sich immer mehr und werden immer allgemeiner und dadurch wird die Grundlage des Sortimentsbuchhandels mehr und mehr erschüttert. Der deutsche Buchhandel unterliegt in seinen Produktions und Absatzverhältnissen anderen Bedingungen als andere Ge schäftszweige »nd zwar ans folgenden Gründen: Der für das Publikum gellende Ladenpreis eines jeden Buches wird von dem Verleger sestgesetzt, der Rabatt und die mäßige Provision, welche dem Sortimentsbuchhandel von diesem Preise gewährt wird und gewährt werden kann, ist die gleiche für alle Orte des Gebietes des deutschen Buchhandels. Die Konkurrenz der Sortimentsbuchhändler unter einander kann sich nicht wie in anderen Zweigen des Kleinhandels bezüglich der Verschiedenheit der Preise aus wirkliche oder vermeintliche Ver schiedenheit in der Güte der Ware gründen, sondern lediglich nur auf die Verschiedenheit in der Höhe des dem Publikum gewährten Rabattes, auf gegenseitige Preisunterbietung. Der Anspruch der Behörden auf Rabatt, ferner die rück sichtslose Ausbeutung des billigen und einheitlichen Portotaliss, sowie die in den Verkehrsmittelpunkten durch stete Pre suntcr- bietung ermöglichte, fast unbegrenzte Steigerung in dem Absätze au Bücherkänser in der Provinz seitens weniger Firmen, ncrmeut- lich in Berlin und Leipzig, haben jenen Nettogewinn der Pro- vinzial-Svrtimenter stetig und soweit heruntergedrückt, daß nun mehr nicht nur deren Existenz in Frage gestellt ist, sondern anch diejenige Tausender von ihnen abhängiger Familien. — Sorti menter, welche bisher einen oder mehrere Gehilfen beschästigen konnten, sehen sich zur Verringerung ihrer Unkosten schon jetzt vielsach gezwungen, mit billigeren Krästen d. h. mit Lehrlingen zu arbeiten und hierdurch wird ein Proletariat im Buchhandel herangezogen, das wiederum zu einem immer stärkeren Anwachsen einer von keinem Siandesbewußtsein in Schranken gehaltenen Konkurrenz hindrängt. Gerade diesem über das ganze Reich gespannten Netz von Sortimentsbuchhandlungen war es aber zu verdanken, daß den litterarischen Erzeugnissen immer neue Kreise erschlossen wurden, daß nicht nur in de» Mittelpunkten, sondern bis in die kleinsten Orte des Reiches hinein, für Gelehrte, Industrielle u. s. w. die Möglichkeit geboten war, mit der Litteratur in steter Fühlung zu bleiben und daß einer Konzentrierung des geistigen Lebens in den großen Städten auf Kostet! der Provinz seitens des Buch handels entgegengewirkt wurde. Die Erhaltung eines soliden Sortimentsbuchhandels, dessen Ansehen durch das Unisichgrcisen und die verschiedensten Normen des Rabaltiereus bereits empfindlich geschädigt ist, liegt deshalb nicht allein im buchhändlerischen, sondern auch im allgemeinen nationalen und kulturellen Interesse des Vaterlandes. Entwickeln sich aber die Tinge in der jetzigen Richtung weiter, so wird der Vertrieb der deutschen litterarischen Produktion binnen weniger Jahre in den Händen einzelner großer Centralstelle» sein, welche das Buch lediglich als Ware betrachten, ideale Rücksichten nicht kennen, den Geschmack der Masse» ansbeuten, aus alle auch nicht edle Instinkte spekulieren, während bislang noch die im ganzen Reiche verbreiteten Sortimentsbuchhändler einen unleugbare», wohlthätigcn Einfluß ans die litterarischen Neigungen unseres Volkes ausgcübl haben. In Erwägung dieser Sachlage und in Anbetracht des Um standes, daß die Behörden in erster Reihe ständige Bücherkänser sind und ein von ihnen gegebenes Beispiel heilsame Nachfolge findet, richtet der Unterzeichnete Vorstand an die ganz gehorsame Bitte, unter Zurückstellung des fis kalische» hinter das wirtschaftliche und nationale Interesse der Lage des Sortimentsbuchhandels Rechnung zu tragen und bei Beschaffung von Büchern und Zeitschriften auf Rabatt nicht zu dringen, sondern den von den Verlegern normierten Ladenpreis anzuerkennen. In größter Ehrerbietung vrr Vorstand :c. Berlin und Leipzig, Juli 1888. In Verfolg der Darstellung, welche der Unterzeichnete Vor stand des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, als berufener Vertreter des deutschen Gesamtbuchhandels, im Februar d. I. sich erlaubt hat Ew. Excellenz zu überreichen, glaubt derselbe, nachdem die neuen Satzungen mit der diesjährigen Buchhändler messe in Kraft getreten sind und nunmehr zisfermäßige Beschlüsse vorliegen, an Ew. Excellenz das nachstehende ganz gehorsame Ge such richten zu dürfen: Ew. Excellenz wollen unter Hintansetzung der fiskalischen Rücksicht gegenüber dem Gemeinwohl hochgeneigtest verfügen, Laß die Ew. Excellenz unterstellten Behörden, öffentlichen Institute, Bibliotheken u. s. w. abgesehen von besonderen Abkommen über die Lieserung größerer Partieen einzelner Werke, bei Bestellungen von Büchern einen Rabatt nicht mehr fordern, sondern sich bei Barzahlung bezw. größerem Bedarf mit einem Diskont von höchstens 5"/« be gnügen und bei Zeitschriften auch diesen wegfallen lasse». Zur Motivierung des ganz gehorsamen Gesuches gestattet sich der Vorstand neuerdings anzusühren, daß Gefahr im Ver züge ist für die Tausende solider bnchhäniste.uscher Existenzen in den Provinzen, wenn es nicht gelingt, dein Treiben einer kleinen Anzahl von in größeren Städten domieilierten Firmen Einhalt zu thun, deren in Feindschaft gegen die buchhändlerijche Organisation fortgesetzte Maßnahmen als eine nicht zu recht fertigende Spekulation ans den Ruin der Standesgenosse» be zeichnet werden müssen. Was der Buchhandel auf dem Wege der Selbsthilfe thnn tonnte, hat er gethan; es sollen jetzt alle Buchhandlungen, welche einen höheren Rabatt oder Diskont als 5"/j> gewähre», aus der buchhändlerischen Gemeinschaft und von deren Verkehrs Einrich tungen ausgeschlossen werden, und die Verlagsbuchhandlungen sollen ihnen Bücher nicht mehr liefern. Wenn die Behörden und öffentlichen Bibliotheken in Deutsch land aber das Bestreben, die Organisation des Deutschen Buch handels zu konservieren, nicht unterstützen, wenn seitens derselben durch Anspruch auf höheren Rabatt die Sortimentsbuchhändler stets von neuem in die Versuchung geführt werden, offen oder heimlich einen höheren Rabatt als 5"/, zu gewähren, io steht zu fürchten, daß alle Anstrengungen doch vergeblich sein könnten, zumal das Verfahren der Behörden und der ihnen unterstellten Bibliotheken vorbildlich sein würde für die mit ihnen in reger Verbindung stehenden Beamten- und llniversitätskreise re. re. In einem Teil der politischen Presse hat man geflissentlich die Meinung zu verbreiten gesucht, als bezweckten unsere neuen Satzungen eine Erhöhung der Bücherpreise, während die Be strebungen der deutschen Verleger infolge des auch zwischen ihnen bestehenden scharfen Wettstreites naturgemäß darauf ge richtet bleiben, die Ladenpreise der Bücher entsprechend dem stetig steigenden Bücherkonsum zu ermäßigen. Wie das anch im übrigen soliden Geschäftsleben glücklicherweise in Deutschland immer allgemeiner wird, so sollen auch im Buchhandel feste Preise gehalten werden. Indem der Unterzeichnete Vorstand sein ganz gehorsames Gesuch im Interesse des deutschen Buchhandels und im Interesse des geistigen Lebens der Nation Ew. Excellenz ans Herz legt und ausdrücklich bemerkt, daß bestehende Verträge mit Sortiments- bnchhandlungen selbstverständlich bis zu deren Ablauf g'nan ge halten werden müssen, stellt sich der Vorstand für jede weitere Auskunft zu Ew. Excellenz Verfügung. Ganz gehorsamst Der Vorstand -c.
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