Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.01.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-01-13
- Erscheinungsdatum
- 13.01.1934
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19340113
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193401136
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19340113
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1934
- Monat1934-01
- Tag1934-01-13
- Monat1934-01
- Jahr1934
- Titel
- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.01.1934
- Autor
- No.
- [18] - 135
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
11, 13. Januar 1934. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. 135 Der völkische Beobachter, München zur Ura-Lin-a-<thronjk: Man sollte annehmen, -aß wissenschaft liche Erörterungen es den Disputanten leichter machen würden, sich von per sönlichen Vorurteilen oder gar von Ge hässigkeiten vollkommen freizuhalten. Oer Gelehrtenstreit aller Jahrhunderte der neuen Zeit hat jedoch bewiesen, baß dieser Glaube trügerisch ist und wahrscheinlich immer eine schöne Hoff nung bleiben wird. Erst in den letzten Wochen hatte die deutsche Leserschast wiederum Gelegenheit, einen solchen unerquicklichen Gelehrtenstreit zu ver folgen, der wahrlich wclt genug von dem entfernt war, was man von der „würde der Gelehrsamkeit" verlan gen darf. Es handelt sich um die von dem bekannten völkischen Vorkämpfer Prof. Herman wirth veröffentlichte „Ara Linda-Lhronik", die eine Reihe von Vorgeschichtsprofessoren zu erreg ten, offensichtlich etwas voreiligen Pro testen veranlaßt hat. Wobei zunächst einmal vermerkt zu werden verdient, Laß eine Presse, die aus alten liberalen Instinkten heraus ein solches an sich durchaus mögliches Zeugnis urgerma- nischer Kultur unter anderen Amstän den als heute sicherlich totgeschwiegen hätte, sich bereitwilligst diesen mit stumpfen Waffen um sich schlagenden Männern zur Verfügung stellte, ohne ernsthaft zu dem Problem dieser Ehrv- nlk Stellung zu nehmen. Mit dem Eone überlegen lächelnder Ironie wird in diesen „Aufrufen", die natürlich sogleich auch Ehre und Ruhm des neuen Deutschland zu schützen vorgeben, gegen die Chronik mit Gründen Stel lung genommen, die noch aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhun derts stammen, als der Streit um die Ara Linda-Lhronik zum ersten Male entbrannte. Schneller als man hoffen durste, melden sich nun in diesem Streit, der wahrhaftig an eines der tiefsten Probleme unserer Kultur rührt, die Stimmen, die zur Besonnenheit und zur Gerechtigkeit gegen Herman Wirth mahnen. In einem sehr aufschlußreichen und durch seinen objektiven Ton wohl tuenden Aufsatz „Ist die Ara Linda- Lhronik echt?!"eröffnet in der„O.A.Z." Kurt Pastenaci die Auseinandersetzung über die Chronik. Cs wird in diesem Beitrag festgestellt, daß gerade die Gründe, die in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in der Haupt sache zur Feststellung der Fälschung ge führt hatten - die Behauptung der Bodenständigkeit der Germanen der Großsteingräberkultur, die nordische Herkunft der Runen, genaue Zeit punkte wichtiger Ereignisse der germa nischen Vorzeit -, durch die moderne Wissenschaft als richtig erwiesen wurden. Wie es um die Gerechtigkeit und die Richtigkeit all der aufgeworfenen Zwei fel steht, bleibe der fachmännischen An- tersuchung überlassen. Aber eines scheint uns doch in diesem Streit wieder mit Macht sich in den Vordergrund zu drän gen, das Problem der „Wissenschaft lichkeit", an die so souverän geglaubt und die im Interesse fruchtbarer For schung von genialen Forschern immer wieder ebenso souverän durchbrochen worden ist. Oie Würde echter Wissen schaft besteht gerade darin, daß sie sich von der Intuition befruchten lasse, soll die Wissenschaft die Wirkung auf das Volk haben, wie sie von den „auf- rufenden"Professoren beansprucht wird. Wenn diese Intuition oft und oft mit dem unausgesprochenen Gefühl des Volksgeistes mehr zusammenklingt als mit der Forderung nach apodiktischer Wahrheit des Wissens, so muß daran nicht immer die mangelnde Wissen schaftlichkeit einer Wahrheit schuld sein, wie es ebenso falsch ist, die Sicherheit des Instinktes für die lebendige Wahr heit beim Laien unter allen Amstän- Len in Frage zu stellen. Am diese Beziehung zwischen „Wissenschaft lichkeit" und „Wahrheit" geht es aber in diesem Streit. Einige namhafte Wissenschaftler sind der Meinung, daß die Forschungen Her man Wirths nicht mit ihrem Be griffe von Wissenschaft übereinstim men, und sind deshalb überzeugt, daß die Erkenntnisse Wirths von Anfang bis zum Ende falsch sind. Dieses Grundvorurteil gegen den Wis senschaftler Herman Wirth wir- auch in den Streit der Ara Linda-Lhronik hereingetragen, der durchaus im Kam pfe gegen Herman Wirth eröffnet worden ist. Es ist deshalb begrüßens wert, Laß Pastenaci in dem Beitrag in der „O.A.Z." dieses Faktum ge bührend festhält und schreibt: „Es liegt nun die Gefahr nahe, daß eine kritische Prüfung des Inhaltes der Ara Linda-Lhronik in dem Zeichen des Kampfes um Herman Wirth stehen könnte. Gerade das aber muß ver mieden werden, denn wenn sich ihre Echtheit wenigstens in einem Kern erweist, dann besitzt das deutsche Volk damit ein Dokument über feine Vor- undFrühzeit von außerordentlichem Ge wicht, wäre doch eine solche Aber lieferung älter als die irgend eines anderen europäischen Vol kes." Eine gewissenhafte Nachprüfung ist natürlich nur dann möglich, wenn „Interesse und Liebe" am Werke sind. Diese zu erhoffen sind die Aussichten bei der gegenwärtigen Einstellung der Wissenschaft sehr gering. Ls wird wiederum, wie in allen Strei tigkeiten der Wissenschaft des Abend landes, ein lautes Kampfgetöse die gerechte Forschung in der «Öffentlich keit unmöglich machen, während der Geist des echten Forschertums in der Stille den Goldadern der deutschen Wahrheit nachspürt. Auf ihn setzen wir unsere Hoffnung! erb». KoehlerL ^melang / Leipzig
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder