Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.01.1934
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- 1934-01-13
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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II, 13. Januar 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtsch» Buchhandel. losigkeit und, damit aufs engste zusammenhängend, vor allem das Problem der Stcuerrefor m. Eben erst wieder hat der Reichsfinanzminister als die Hauptaufgabe seiner Politik be zeichnet, das Ziel der Lösung der Wirtschaft aus der Kriscnerstar- rung weiter zu verfolgen. Der Weg zu diesem Ziel führt, wie er sagt, über eine allmähliche Entlastung des einzelnen Unterneh mers wie der großen Massen von überhöhten Lasten, die seit dem Kriege durch eine falsche Finanz- und Wirtschaftspolitik dem deutschen Volke aufgebürdet worden sind. »Wieder zu einer ge sunden Kapitalbildung zu kommen und die im deutschen Volk brachliegenden gewaltigen Reserven an Kraft und Arbeit wieder freizumachen, ist eine der wichtigsten Aufgaben, die uns gestellt sind. Insbesondere wird angestrcbt werden müssen, durch eine Herabsetzung der hohen Belastung, die in Form von Steuern, sozialen Lasten und sonstigen Abgaben auf dem Arbeitseinkommen der großen Massen ruht, Konsumkraft freizumachen und sic in den Dienst des Kampfes gegen die Krise zu stellen. Dient jede solche Entlastung der wirtschaftlichen Belebung und Gesundung und kommt diese auch den öffentlichen Finanzen durch eine Stei gerung der Einnahmen und durch eine Senkung der Ausgaben für Arbeitslosenfürsorge wieder zugute, so entsteht doch immer bis zu dieser finanziellen Auswirkung ein Zwischenraum, der durch Kreditaufnahme, d. h. durch Vorbelastung der Zukunft, überbrückt werden muß.- Diese Vorbelastung ist keine Gefahr, vielmehr nur eine durchaus sinnvoll der Lage entsprechende Politik. Ein Volk wie das deutsche kann es sich erlauben, für kurze Zeit vorübergehend gewissermaßen einmal von der Sub stanz zu leben. Das wäre nur gefährlich, wenn es sich dabei um eine Verschleuderung oder Verschuldung an das Ausland han delte. Die Last wird auch erleichtert und das kritische Moment zu einem guten Teil ausgeglichen, wenn es gelingt, mit Hilfe der längst angcftrcbten Konversion der alten Anleihen die organische allgemeine Zinssenkung herbeizuführen, nach der die Wirtschaft immer dringender verlangt. Die Berliner Handels gesellschaft hat sich in einem ihrer letzten Wochenberichte zu dieser Frage ausführlich geäußert, und zwar erinnerte sie daran, daß die umfassenden Konversionen, wie sie in den vergangenen Jahren besonders in England und Frankreich stattgcfunden haben, bewußt in den Dienst der Konjunkturpolitik gestellt worden seien. Als die englische Konversion im Ausmaße von über 2 Milliarden Pfund Sterling unter geschickter Ausnutzung aller technischen und administrativen Möglichkeiten eingeleitet wurde, verfehlten die Finanzblättcr nicht, diesen Schritt als eine entscheidende Maß nahme in der Beseitigung der letzten Kriscnreste zu bezeichnen. In der Tat deutet die Besonderheit der englischen Wirtschafts erholung, die sich zwar unter einer entwerteten Währung, aber ohne staatliche Arbeitsbeschaffungsmaßuahmen vollzog, auf einen erheblichen Einfluß der vom Kapitalmarkt ausgehenden Kräfte hin. Die Konversion blieb damals nicht auf die Staatsanleihen beschränkt. Sie setzte sich auch-auf die übrigen Obligationsgrup pen fort und bereitete den Kreditapparat sowie den Kapitalmarkt schrittweise aus eine starke Bereitschaft für die Finanzierung des Umschwungs vor. Der Bericht fährt dann fort: Nach einer nun mehr fast fünfjährigen Krise, an deren Ende das primäre Ziel einer raschen Verminderung der Arbeitslosigkeit steht, wird für die Beurteilung des Konversionsproblems die Frage im Vorder grund stehen, ob es noch angängig ist, solche in langsamen Etap pen vorzunehmen, oder ob es sich empfiehlt, den Konversionsvor gang ganz bewußt und einmalig in den Dienst der Wirtschasts- belebung zu stellen. Wer sich die letztere Auffassung zu eigen macht, sieht sich allerdings insofern in eine besondere Verantwor tung hineingestellt, als unverkennbar Produktion und Absatz in vielen Konsumgüterindustrien durch die heute bestehenden Zins- einnahmen von Kapitalistenkreisen, deren Lebenshaltungen wesent lich davon abhängig sind, eine Orientierung hatten. Eine Sen kung des Zinsstandes um 2 oder mehr Prozent würde offenbar eine Nachfragevcrminderung nach gewissen Gütern vorübergehend oder dauernd zur Folge haben und damit zu einer Umgruppie rung, besonders in der Konsumgütersphäre, Veranlassung geben. Inwieweit der Kaufkraftausfäll auf der einen Seite kompensiert, wird durch das stärkere Einsetzen der Investitionstätigkeit, 38 läßt sich rechnerisch kaum ermitteln. Die theoretische Über legung führt zu der Meinung, daß durch den Jnvestitionsanreiz, der durch niedrige Zinssätze ausgcübt wird, das verfüg bare Kapital funktionell stärker und lebendiger als bisher in der Erwerbswirtschaft eingeschaltet werden kann. Bei der Bedeutung der Kreditlage selbst für die letzten und kleinsten Wirtschaftseinheiten ist die Gestaltung der Zinshöhe, die wohl grundlegend nur vom Kapitalmarkt her beeinflußt werden kann, zu einem wichtigen Unkostcnclcmcnt der Volkswirtschaft ge worden. Eine Konversion von Staatsanleihen allein kann daher keinen ausreichenden Wirkungsgrad haben. — Es leuchtet ein, daß die Zinshöhe für langfristiges Kapital für die gesamte Rentabilität der Wirtschaft um so ausschlaggebender ist, je konstanter die Preis entwicklung ist. Letztere Forderung hat bekanntlich die Regierung in den Mittelpunkt des gesamten Aufbauprogramms gestellt.« Solche Ausführungen wird gerade auch der Buchhandel mit Auf merksamkeit lesen müssen. Die Commerz- und Privatbank stellt in ihrer »Börscn-Rundschau« u. a. fest: »So wenig man sich heute bereits ein zuverlässiges Bild über die technische Durchführung der Zinssenkung machen kann, so ist es doch vielleicht an der Zeit, auf die weiteren zinsmäßigen Folgen hinzuweisen, die das Sinken der Rendite der Kapitrlsanlagen für die zukünftige Zinsgebarung im Gefolge haben muß. Die zunehmende Neigung zu Wertpapier käufen ist im vergangenen Jahre nur dadurch ermöglicht worden, daß die Zinssätze der Banken und der sonstigen Kreditinstitute im Verein mit dem Fallen des Rcichsbanksatzes eine erhebliche Sen kung erfahren hatten. Der einzelne sah sich dadurch vor die Wahl gestellt, entweder mit den niedrigeren Kreditsätzcn vorlieb zu neh men oder aber Barguthaben in die höher verzinslichen Wert papiere umzuwandeln. Nun könnte man allerdings einwsnden, daß das Sinken der Rendite für die festverzinslichen Werte die Nei gung vergrößern müßte, vom Wcrtpapier zum Sparguthaben zu rückzukehren. Darin dürfte indessen ein Trugschluß liegen. Es ist sicher, daß eine erfolgreiche Konversion auf den allgemeinen Lan deszinsfuß nicht ohne Einfluß bleibt. Weiter aber wird man nicht übersehen dürfen, daß die Verzinsung der Guthaben auch von den Erträgen derjenigen Werte abhängig ist, die den Einlagen der Sparer gegenüberstehen. Sinken diese Erträge unter ein Maß, das sich nicht näher mit den Guthabenzinscn in Einklang bringen läßt, so wird sich für manche Gruppe dieser Sparguthaben eine Zins- scnkung nicht vermeiden lassen. Dadurch würde aber automatisch eine -neue Nachfrage nach Wertpapieren ausgelöst werden. Be merkenswert an der gegenwärtigen Rentenbewegung ist übrigens die Tatsache, daß auch diejenigen Anleihen haussieren, die nicht mit laufenden Zinsen ausgestattet sind. Bei ihnen ist also eine Teil nahme an der Konvertierung nicht durchaus zwangsläufig, daher wohl auch die erhöhte Kauflust.« So wichtig alle diese Fragen aber auch sein mögen, so kommt es letzten Endes doch noch auf andere Dinge an. Im eben veröffent lichten Jahresbericht 1932/33 des Reichskuratoriums für Wirtschaft lichkeit heißt es u. a.: »Die wirtschaftliche Umwälzung, die wir er leben, vollzieht sich in der Richtung einer organischen Umgestal tung der Wirtschaft. Ein solcher Umbau macht es erforderlich, daß auf Grund eines neuen wirtschaftlichen Gemeinschaftsgefühls der überspitzte Wirtschaftsindividualismus und der krasse Betriebs egoismus überwunden sowie die einzelnen Wirtschastszellen und wirtschaftlich-technischen Energieträger zielbewusst zu einem sinn vollen wirtschaftlichen Ganzen tVolkswirtschaft) gefügt werden.« Das erinnert an die tieferen Zusammenhänge, um die es in Wahr heit geht. Zwei Erscheinungen aus den letzten Monaten des ver gangenen Jahres sind es vor allem, die in dieser Hinsicht beachtet werden wollen. Das ist einmal die Herauslösung des Nährstandcs aus den Zwangsläufigkeiten der Bindung in die Marktwirtschaft. Es wird schwerlich der breiteren Öffentlichkeit, vielleicht nicht ein mal allen an der Ausarbeitung und Durchführung der Maßnah men Beteiligten ganz zum Bewußtsein gekommen sein, was dieser Angriff auf den Alleinherrscher Preis in den letzten Konsequenzen bedeutet. Der Preisgedanke ist nicht ausgeschaltet, der Preis nicht beseitigt, wohl aber alles rein spekulative Spielen mit dem Geld ausdruck Preis als Selbstzweck. Hier ist in der Tat der liberalistische Geist und sein System ins Herz getroffen. Die zwingende Natur
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