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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.01.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-01-16
- Erscheinungsdatum
- 16.01.1934
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19340116
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193401160
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1934
- Monat1934-01
- Tag1934-01-16
- Monat1934-01
- Jahr1934
- Titel
- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.01.1934
- Autor
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- [29] - 45
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X- 13, 16. Januar 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. ü. Dtschn Buchhandel. treffen hatte, um die viel günstigeren Verhältnisse, die sich ihm dar boten, beneidet. Er hatte cs nämlich viel leichter, schnitt einfach die Titel der Bibliotheksausgabe der Deutschen Nationalbi- bliographie aus, klebte sie auf Karten, und seine Bestellungen waren fertig. Natürlich mußte auch er eine Auswahl treffen, die mit Sorgfalt und unter Berücksichtigung aller möglichen Gesichtspunkte vorznnehmen war; aber die zeitraubende und langweilige Arbeit der Titclergänzung blieb ihm durch die Nationalbibliographie völlig er spart. Wie oft habe ich gewünscht, daß die Amerikaner, Engländer und Skandinavier ebenso gute Bibliographien machen möchten! Und gleichzeitig habe ich gefragt, warum dies nicht der Fall ist, warum die Herstellung einer vollständigen und fehlerfreien Nationalbiblio graphie in Deutschland möglich, dagegen in den anderen Ländern nicht möglich sein soll? Die Anstalt, die diese mustergültige Bibliographie und das über all in der Welt bekannte Literarische Zentralblatt bearbeitet, sollte ich nun aus eigner Anschauung kennenlernen! Am 2. November 1032 fing meine Arbeit in der Deutschen Bücherei an. Am Tage vor her hatte ich still für mich, sozusagen ineoZnito, bereits das Gebäude besichtigt, dessen imposante und ernste Fassade auf mich einen tiefen Eindruck machte, ja — ich muß gestehen — durch seine Größe und Wucht ein beklemmendes Gefühl in mir weckte. Dieses Gefühl ver schwand aber, als ich am nächsten Tage meine Tätigkeit aufnahm: denn von Anfang an sorgten der Direktor nnd die Beamten, die alle einen Willkommensgruß und ein freundliches Wort für mich hatten, dafür, daß ich mich bald wohl und wie zu Hause fühlte. Während meiner einjährigen Austauschzeit wurde mir Gelegen heit gegeben, in beinahe allen Abteilungen der Bücherei tätig zu sei«, sodaß ich aus diese Weise einen guten Einblick in den Betrieb erlangte. Ich kann hier nur die Dinge berühren, die mein besonderes Interesse weckten und die sich von dem, was ich in anderen Biblio theken gesehen habe, mehr oder weniger unterscheiden. Meine erste Tätigkeit übte ich in der Z u g a n g s st e l l e aus, in der alle eingehenden Bücher und Zeitschriftenhefte zusammenströ- men. Hier fand ich bis zu einem gewissen Grade die Lösung der Frage, was die Herstellung der viel gerühmten Nationalbibliographie ermöglicht. Ich hatte bis dahin angenommen, daß die Bearbeitung einer solchen Bibliographie dort am leichtesten sein müsse, wo ein durch Gesetz verordneter Pflichtcxemplarzwang besteht. Es leuchtete mir aber bald ein, daß eher das Umgekehrte der Fall ist. Den Hauptgrund dafür, daß die Deutsche Nationalbibliographie so voll ständig und immer auf dem laufenden ist, sehe ich heute in der organischen Verbindung der Sammeltätigkeit mit der bibliographi schen Verzeichnung. Der Umstand, daß die Deutsche Bücherei ein Unternehmen des Börsenvcreins der Deutschen Buchhändler ist und aus diesem Gruude die buchhäudlerischen Bibliographien bearbeitet, ermöglicht naturgemäß eine rasche und vollständige Bekanntgabe der Neuerscheinungen: denn jeder Verleger hat das lebhafte Interesse, seine Bücher zu verkaufen, kann dies aber nur, wenn sie der Allge meinheit bekanntgegeben werden, und das geschieht durch die Na tionalbibliographie. Daß die von den Verlegern übernommene frei willige Ablieferung iin allgemeinen pünktlich eingehalten wird, hatte ich immer aufs neue Gelegenheit festzustellen. Natürlich ist eine rasche Lieferung nicht das einzige Moment, das für die Bibliographie von Wichtigkeit ist. Die Aufnahmen der Titel müssen von zuverlässi gen und tüchtigen Arbeitskräften und so korrekt als möglich gestaltet werden. Aber das Wesentliche ist und bleibt doch die organische Ver bindung der Sammlung mit der Bibliographierung, und diese liegt in dem besonderen Charakter der Deutschen Bücherei begründet. Da aber diese Voraussetzungen bei außerdcutschen Bibliotheken nicht ge geben sind und bei der ganz anders gearteten Organisation des Buch handels der fremden Länder auch nicht ohne weiteres geschaffen wer den können, wird mein oben geäußerter Wunsch bezüglich der skandi navischen und englischen Nationalbibliographie aller Voraussicht nach wohl unerfüllt bleiben. Der V c r l e g e r k a t a l o g, der in der Zugangsstclle geführt wird, war für mich etwas Neues. Er dürfte auch im gesamten Bi bliothekswesen als Unikum dastchen. Meine anfängliche Meinung, daß der Katalog nur für Verlegerzwccke, allenfalls noch für die Be schaffungsabteilung der Bücherei von Nutzen sei, erwies sich bald als falsch. Bei meinen Arbeiten in den anderen Abteilungen habe ich ihn immer wieder zu Hilfe ziehen müssen und reichlich Unterstützung von ihm erfahren. Was mir neben anderen bibliothekstechnischen Besonderheiten noch vor allem auffiel, war die lange Öffnungszeit der Lese säle, wie ich sie bisher an keiner Bibliothek in Europa kennengelernt habe. Besser können cs die Benutzer wirklich nicht haben: jede be liebige Zeit zwischen 8 Uhr (im Sommer sogar 7 Uhr) früh und 1« Uhr abends steht ihnen die Bücherei zur Benutzung frei. Vor bzw. nach diesen Stunden kommt ein Arbeiten in der Bibliothek ernstlich kaum in Frage, sodaß die Bücherei in Wirklichkeit ständig geöffnet ist. Das bedeutet ein außergewöhnliches Entgegenkommen für die Be nutzer, das um so höher zu bewerten ist, als es — worüber ich nicht wenig erstaunt war — mit verhältnismäßig geringen Kräften, zum großen Teil mit solchen, die noch in der Ausbildung begriffen sind, durchgesührt wird. Die Erledigung der B ü ch e r b e st e l l u n g e n erfolgt in der Deutschen Bücherei in Abständen von zwei Stunden und viermal am Tage. Auch das ist, verglichen mit den Verhältnissen an anderen Bibliotheken in Deutschland wie in vielen sonstigen Ländern, die fast sämtlich nur eine einmalige Erledigung am Tage vorsehen, zweifellos ein Fortschritt. Gegenüber den amerikanischen kublie I^ibrari68, die den Grundsatz der Soforterledigung haben, erscheint das Verfahren der Deutschen Bücherei allerdings noch verbesserungsfähig. Das ist aber mehr eine Pcrsonalfrage, die der Finanzminister zu entscheiden hat, und dieser kennt zur Zeit wohl noch andere und größere Sorgen. Jedenfalls herrscht an der Deutschen Bücherei ein Arbeitstempo, wie ich es bisher noch kaum an einer Bibliothek gefunden habe. Der Fremde, der aus gemächlicheren Verhältnissen kommt, wird unwill kürlich mit fortgerissen, und schließlich freut er sich doch in dem Be wußtsein, ein nützliches Rädchen in dem großen Getriebe darzustellen, das sich Deutsche Bücherei nennt. Die Lesesäle fand ich zweckmäßig und praktisch. Besonders gefiel mir der Große Lesesaal mit seiner umfangreichen Handbiblio thek und den geräumigen Tischen, wo jeder Arbeitsplatz seine eigene Beleuchtung hat. Auch der Zeitschriftenlescsaal, der mit seinen 4 200 ausliegenden neuesten Zcitschriftenheften der reichhaltigste des Fest landes ist, hat mir sehr imponiert. Nur schade, daß aus leidigem Personalmangel der Zutritt zum Zeitschriftenlesesaal nur durch den Großen Lesesaal erfolgen kann, wodurch die ideale Ruhe, die man sonst hätte, an vielen Plätzen gestört wird! Größere Unterschiede als bei den technischen Einrichtungen zeig ten sich nur hinsichtlich der Kataloge, in deren System ich mich erst langsam hineinarbeiten mußte. Das scheint mir vor allem damit zusammenzuhängen, daß in Deutschland für den Aufbau der Kataloge neben praktischen Gesichtspunkten auch auffallend stark theoretische Erwägungen maßgebend waren und noch sind, während in den moder nen englischen und amerikanischen Bibliotheken das praktische Mo ment so gut wie ausschließlich herrscht. Wie sehr man dort bestrebt ist, den Wünschen der breiten Öffentlichkeit entgegenzukommen, zeigen beispielsweise die amerikanischen Katalogregeln. Nach diesen werden Bücher, die von Behörden herausgegeben werden, bei der Aufnahme und der Einordnung der Titel unter die Behörde gestellt, da man von der Annahme ausgeht, daß der Benutzer sich leichter dieser er innert als des genauen Wortlautes eines langen oder schwierigen Titels, die bei solchen Veröffentlichungen nahezu die Regel sind. Wei ter ist nach den amerikanischen Bestimmungen das erste Wort eines Titels, das nicht Artikel ist, Ordnungswort. Bei der Preußischen Instruktion ist das alles umständlicher und komplizierter, und cs gibt hier nicht selten Fälle, wo selbst Katalogisierungsautoritäten im Zweifel sind, welches das richtige Ordnungswort ist. Wenn so etwas bei Bibliothekaren vorkommt, kann man nicht gut erwarten, daß das Publikum sich ohne weiteres zurechtfiudet. Ich will damit keines wegs behaupten, daß das amerikanische Katalogisierungsverfahrcn unbedingt dem deutschen vorzuziehen sei. Jedes der beiden Systeme mag seine Vorzüge haben, aber das deutsche erscheint mir auf Grund meiner Erfahrungen doch als zu akademisch. Wenn ich noch ein Wort über den Sachkatalog sage, so will ich damit natürlich keine erschöpfende Behandlung dieses wichtigen Fragenkomplexes versuchen, wozu ein eingehendes und sorgfältiges Studium erforderlich wäre. Hierzu fühle ich mich keiueswcgs be rufen. Ich möchte mir nur ein paar ganz kurze Bemerkungen er lauben. Bereits ehe ich nach Deutschland kam, fiel es mir auf, daß die Hauptangriffe, die gegen amerikanische Katalogisierungs- und Klassifikationssysteme, wie etwa das Deweysche Dezimal-System oder die Brüsseler Verbesserung dieses Systems gerichtet waren, von Deutschland ausgingen oder wenigstens in deutscher Sprache erschie nen. Woran liegt das? Es gibt wohl kaum ein Land, das so alte und reiche Bibliotheken, namentlich solche wissenschaftlichen Charak ters anfweist wie Deutschland. In der Tatsache, daß diese Biblio theken ans eine lange Tradition zurückblicken, sehe ich den Haupt grund für die, wie mir scheint, übermäßig stark konservative Ge sinnung der deutschen Bibliothekare in Katalogfragen. Das ist an sich lein Vorwurf. Daß jemand, der jahrzehntelang mit Systemen gearbeitet hat, die sich gut bewährt haben, sich nicht so leicht neuen Methoden zuwendet nnd die alten aufgibt, ist ganz in der Ordnung und bis zu einem gewissen Grade sogar erwünscht. Trotzdem glaube ich, daß dieser Konservativismus die Hauptschuld daran trägt, daß 45
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