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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.01.1934
- Strukturtyp
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- Band
- 1934-01-16
- Erscheinungsdatum
- 16.01.1934
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- Deutsch
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X; 13, 16. Januar 1834. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. Wilhelm Echmidtbonn: „Festliches Schaffen." Auf Ihre freundliche Anfrage teile ich Ihnen meine Mei nung um fo lieber mit, als ich ja selbst einst im Idealismus der Jugend den Buchhändlcrberuf ergriff. Die Stellung des Buch händlers im neuen Staat ist eine noch höhere und verantwor tungsreichere geworden, als sie es bisher schon war. Denn das Buch hat ja nach Regierungserklärung im neuen Staat eine un gleich ausgesprochenere Bedeutung gewonnen. Es gilt nicht mehr als Luxus, als Nebenbei, das den Staat wenig interessiert, son dern es ist eines der wichtigsten, wenn nicht das wichtigste Mittel zur Staatscrziehung, zugleich aber erfreulicherweise auch zun, Bewußtwerden und zur Entwicklung der Volksseele geworden, des höchsten Schatzes, den ein Staat zu verwalten hat. Damit ist die große Schar der Buchhändler eine geistige Armee geworden. Ja^ sein Amt grenzt ans Religiöse. Die Frage im einzelnen ist: soll ein Buchhändler um des materiellen Nutzens willen alles liefern, alles auf Lager halten, was gewünscht wird? Oder nur das, was er im Gefühl seiner hohen Stellung im V.olksganzen selbst vertritt? Die Antwort kann nicht zweifelhaft sein! Man muß einer Buchhandlung, ja, einem Schaufenster ansehen, ivas für ein Mensch hier Bücher verkauft, also ein verantwortungs volles Amt ausübt. Alles Bedeutungslose, alles nur Konjunk turelle sei mit Absicht fcrngehaltcn. Alles Mitaufbauende, alles seelisch Scheue, aber Wertvolle mit Absicht ins Licht gestellt. Die Zeiten, da ich z. B. in Reichenhall ein ganzes Fenster ausschließ lich mit Tarzanbändcn ausgefüllt fand, dürfen nicht wicder- kehrcn. Die Schaufenster jener großen rheinischen Buchhandlung, vor denen man früher keinen Platz bekam und die ich bei einer Wie derkehr nach langcnJahren völlig leer vonBetrachtern fand, sodaß ich der einzige war und hinter mir teilnahmlos die zweitausend Studenten vorbeieiltcn, werden erst dann wieder zu Ansehen kommen, wenn sie ansehenswert geworden sind und der Inhaber von seinem Irrtum geheilt ist, daß man den Lesern immer noch Wertloseres bieten müsse, um sie zu fesseln. Meine Meinung ist, daß für den deutschen Buchhändler nicht nur die festliche Zeit freudigen Schaffens wie nie vorher, sondern auch die Zelt gün stiger materieller Aussichten gekommen ist. Geist und Seelen sind bereit. Möge er ihnen dienen! Zna Seidel: ,DiezwiespcilkigeÄeschciffenheff desbuchhändlerischen Äerufes." Die Stellung des Buchhandels im Geistesleben eines Volkes ist einzigartig, und kann, was die Last der Verantwortlichkeit, die auf ihr ruht, angeht, nur der des Lebensmittelgeschäftes ver glichen werden. Denn wie jenes den obersten Grundsatz vertreten muß, nur reine und unverfälschte Erzeugnisse vertreiben zu wollen, die die Bolksgesundheit nicht untergraben, so hat der Buchhandel die verwandte, aber gewiß ungleich vielseitigere und verzweigtere Aufgabe, die Öffentlichkeit in allen ihren Schichten und ihren abgestusten Bedürfnissen nach mit der angemessenen Geistesnahrung zu versehen. Diesen Vergleich weiter auszu spinnen, kann ich getrost dem Leser überlassen und füge nur noch hinzu, daß die Verantwortung natürlich nirgends so offenbar wird wie dort, wo die Nachfrage nach Belehrung und Unter haltung aus mehr oder weniger dumpfen und unmündigen Krei sen an den Buchhändler herantritt, wo er vor die Wahl gestellt wird, entweder Erzieher und Führer zum Echten, Aufbauenden und Nahrhaften zu sein, oder — Kaufmann, der seinen Vorteil auch auf Kosten der seelischen und geistigen Gefährdung seines Kunden wahrzunehmen sucht. Diese zwiespältige Beschaffenheit des buchhändlerischen Berufes, daß er sich einerseits völlig auf handelsgemäßer Grundlage ausbaut, und sich andrerseits mit der ganzen hohen Verantwortung eines Mittleramtes zwischen der geistigen Ernte aller Zeiten und aller Völker, hauptsächlich aber der seines eigenen Volkes und der Gegenwart, und den geistig Hungernden belastet sieht, kennzeichnet ebenso die ungemeine so ziale Bedeutung des Buchhandels wie seine innere Gefährdung. Aus einem der wichtigsten Träger des Kulturstandes kann der Buchhändler zum Schädling an der inneren Gesundheit seines Volkes herabsinken. Ich stehe nicht an, zu behaupten, daß der deutsche Buchhänd ler sich dieser Verantwortung im höchsten Maße bewußt ist, und daß sein Stand einen grundlegenden Faktor des deutschen Geistes lebens bildet. Unsere jungen Buchhändler von heute sind mehr als je Idealisten und Pioniere ihrer Ideale, gerade weil sie heute schwerer als je mit der wirtschaftlichen Lage zu kämpfen haben. Sie sind nicht nur Vorkämpfer für den Geist eines echten deut schen Schrifttums aus allen Gebieten, sondern setzen sich auch für diejenige ausländische Literatur ein, die geeignet ist, jene gut be gründete Verbundenheit zwischen den Nationen zu stärken, die auf gegenseitiger Anerkennung berechtigter Eigenart ruht, ohne die Unterschiede und charakteristischen Abgrenzungen zu ver wischen oder zu unterschlagen. In der deutschen Provinz be schränkt sich seine Aufgabe nicht auf den Büchermarkt, sondern er wirkt darüber hinaus kulturbelebend durch Veranstaltung von Vortragsabenden, durch Sonderausstcllungcn und jede andre Form geschmackvoller Werbetätigkeit für die Durchsetzung und Verbreitung hochwertiger Bücher. Die Buchhandlung einer deutschen Provinzstadt ist gewöhnlich einer der lebendigsten gei stigen Mittelpunkte des Ortes, und ihre Leiter, ebenso durch ge diegene Vorbildung als durch die Ansprüche ihrer Stellung er zogen, gehören zu den bestunterrichtcten und angeregtesten Leu ten, denen man begegnen kann. Diese Eindrücke haben sich mir durch Erfahrungen in allen Gegenden Deutschlands immer wieder bestätigt. Meine Eindrücke an der Deutschen Bücherei. Von Hans Jenssen aus Hamar in Norwegen, Austauschbibliothekar an der Deutschen Bücherei. Wenn ich in meiner doppelten Eigenschaft als Norweger und als Bibliothekar des Juternationalen Landwirtschaftlichen Instituts in Rom von der Deutschen Bücherei spreche, über meine Eindrücke an dieser im Ausland sehr bekannten Anstalt berichte und Vergleiche zu anderen Bibliotheken ziehe, so geschieht cs, was ich vorallsschicken möchte, nicht so sehr auf meine eigene Initiative als auf eine von Herrn Direktor vr. Uhlcndahl gegebene freund liche Anregung hin. Dabei bin ich mir durchaus bewußt, daß ich den Lesern des Börsenblattes von der Deutschen Bücherei als solcher nicht viel Neues berichten kann, hofsc aber, daß die Eindrücke, die die Bibliothek auf mich als Fremden gemacht hat, doch vielleicht auch für sic ein gewisses Interesse haben. Aus der Literatur und vom Hörensagen kannte ich, bevor ich nach Leipzig kam, längst diese Stadt als das Zentrum des deutschen Buch handels und die Deutsche Bücherei als das Herz dieses Zentrums. Aber über die Arbeit, die hier geleistet wirb, hatte ich nur unklare 44 Vorstellungen. Man wird es daher verstehen, baß ich !m Sommer IW2 dem Vorschlag meines Direktors, Herrn vr. von Frauen dorfer, auf ein Jahr nach Leipzig zu gehen und an der Deutschen Bücherei zu arbeiten, gern und freudig zustimmte. Ich wußte, daß die deutschen Bibliotheksmcthoden von denen, die ich aus der Prak tikantenzeit in meiner norwegischen Heimat und in England kannte, recht verschieden sind. In beiden Ländern sind die Bibliotheken mehr oder weniger nach amerikanischem Muster eingerichtet, und auch die Bibliothek des Internationalen Landwirtschaftlichen Insti tuts in Rom, an der Ich die letzten vier Jahre tätig war, huldigt amerikanische» Methoden. An der letztgenannten Bibliothek war es unter anderem meine Aufgabe, die in der englischen und den skandinavischen Sprachen er schienenen Veröffentlichungen, soweit sie für unser Institut von Interesse sein konnten, sestzuftcllen und aus ihnen eine geeignete Aus wahl zu treffen. Hierfür mußte neben den Buchhandelsverzetchntsscn der in Betracht kommenden Länder auch eine Reihe von Spezial bibliographien zu Rate gezogen wcrdien, eine recht mühselige Arbeit, da Preise, Korinatangabcn, Seitenzahlen usw. säst immer fehlten. Ost habe ich meine» Kollegen, der die deutsche Bücherauswahl zu
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