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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.01.1914
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1914-01-12
- Erscheinungsdatum
- 12.01.1914
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. ^'8, 12. Januar 1914. eigenen Opfern macht, um das Sortiment in die Lage zu setzen, seine Kunden in unserer hastigen, schnellebtgen Zeit flotter bedienen zu können. Wie oft wird es seitens des Sortimenters schroff abgelehnt, die halben Portokosten zu tragen! Da ist ferner oftmals die ganz unverständilche Ablehnung jeder ge- meinsamenPropaganda, selbst für ernste, aussichtsreiche Objette, auch in Fällen, in denen der Verleger jegliche Arbeit und sämtliche Kosten zu tragen sich bereit erklärt. Und so vieles nach dieser Seite hin, wovon heute hier nicht gesprochen werden soll. Es sind mehr Dinge, die in das Vcrlagstechnische hineingreifen und von denen zu wünschen wäre, daß der Sortimenter sich ihnen zu eigenem Nutzen etwas einsichtsvoller und wohlwollen der gegenüberstellte, die wir hier erörtern wollen. Wie oft kommt es z. B. insbesondere um die Weihnachtszeit vor, daß einem Verleger infolge eines unvorhergesehenen Er folges ein Verlagswerk ausgeht! Der Sorti menter verlangt das Buch für einen Kunden, der ge rade dieses Buch zu haben wünscht, und verspricht, normale Verhältnisse voraussetzend, seine Lieferung in zwei bis drei Tagen, erhält dann aber vom Verleger den Bescheid, daß er erst in acht bis zehn Tagen liefern könne. Nimmt der Kunde den Bescheid ruhig entgegen und erklärt er sich mit der späteren Liefe rung einverstanden, so verläuft die Angelegenheit in bester Har monie. In vielen Fällen wird aber der Kunde ohne alle Berech tigung ungehalten, und dann ist 10V gegen 1 zu wetten, daß der Sortimenter in mindestens 90 von 100 Fällen die ganz ungerecht fertigten Vorwürfe hinnimmt und in das Verdammungs urteil gegen die Verleger mit einstimmt, anstatt sein und des Verlegers Schild durch kurze Darlegung der naheliegenden, besonderen technischen Umstände zu decken. Während er sich dadurch in den meisten Fällen das Wohlwollen des im Augenblick verstimmten Kunden und oft auch die Bestellung erhalten würde, verliert er durch sein unüberlegtes Einstimmen in die Vorwürfe gegen den Verleger zu meist beides. Zumal sollte er sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, wenn der Kunde ihm erwidert, daß sein Konkurrent am Platze oder außerhalb das Buch noch liefern könne, sondern ihm kurz die besonderen Verhältnisse im Buchhandel (Bezugsmöglichkeiten von verschiedenen Stapel lagern, Barsortiment usw.) klarzulegen versuchen. Dadurch, daß er sich nur zu oft bereitfindet, mitzuschimpfen, trägt er mit dazu bei, seinen Stand in den Augen des Publi kums herabzusetzen. Daß ein Verleger die Fertigstellung seiner Bücher zum eigenen Schaden nicht künstlich aushält, son dern froh ist, wenn er Bestellungen bekommt, und sie gern so schnell als möglich ausführt, liegt aus der Hand. Ganz ähnlich ist es in Fällen, die besonders im wissenschaft lichen Verlag nicht selten find, bei denen es sich um das längere Ausbleiben von Fortsetzungen bzw. lang same Erscheinen von Fortsetzungswerken handelt. Natürlich kann vom Sortimenter nicht ohne weiteres verlangt werden, daß er sich bei Erscheinen eines großen Sammelwerkes bis in die einzelnen Phasen klarmacht, welch ein ungeheurer Aufwand von vorbereitender Arbeit in der Organisierung eines groß angelegten Unternehmens liegt, bei dem es sich oft darum han delt, die arbeitenden Hände und Köpfe Hunderter, die wiederum von einander gänzlich unabhängig schaffen, für einen gemein samen Arbeitsplan zu gewinnen und sie in ihrer Arbeit so zusam men zu halten, daß das Werk planmäßig zur Entwick lung kommt. Keine wissenschaftliche Diszplin ist in der Lage, eine feste Gewähr zu bieten, daß jegliche liierarische Arbeit in ihr unter allen Umständen glatte Förderung finden kann. Sehen wir zunächst ganz von den Schwächen ab, die in rein natürlichen Verhältnissen liegen, in Umständen, die in der Unzulänglichkeit menschlichen Schaffens wurzeln und ein für allemal unausrott bar sind. Vorübergehende Arbeitshäufung und -Überlastung kann den Gelehrten zwingen, für einige Zeit die Feder aus der Hand zu legen, weil er die laufenden Berufsarbeiten kaum zu bewäl tigen vermag. Der exakte Forscher kann gezwungen werden, für einige Zeit seine ruhige wissenschaftliche Arbeit zu unter brechen, um ein sich ihm aufdrängendes Problem zu verfolgen und unter Umständen das Ergebnis seiner jüngsten Forschung 54 noch zum Nutzen der sich unter seinen Händen befindlichen publi zistischen Arbeit zu verwerten. Denken wir an den Juristen, der, arbeitsüberhäuft, mitten in der Ausübung seines Berufs steht und sich die Minuten gleichsam von seiner Berufsarbeit abstiehlt. Er bearbeitet einen groß angelegten Kommentar, der natürlich die neueste Judikatur berücksichtigen soll und an Gesetzes- Novellen nicht achtlos vorübergehen darf. In Erwartung be vorstehender grundlegender oberstgerichtlicher Entscheidungen, Entschließungen seitens des amtlichen Gesetzgebungsapparats ist er in der Arbeit gehemmt. Das Erscheinen der Fortsetzung stockt, und bald rühren sich die ungeduldigen Subskribenten, drohen mit Kündigung der Subskription, Rückgabe des Erhaltenen und finden leider gar zu oft in ihrem Sortimenter einen allzu ge- gefügigen Vermittler ihrer ungerechtfertigten Wünsche dem Ver leger gegenüber. Höchst mangelhaft und überaus schwach auf eine Ankündigung des Verlegers, das Werk würde in den und den Zwischenräumen erscheinen, gestützt, verlangen Kunde und mit ihm Sortimenter Entbindung von dem eingegangenen Vertrag, während es doch wahrlich mehr im Interesse des Sortimenters läge, sich das Geschäft zu erhalten. Im allgemeinen sind es doch nicht die schlechtesten Bücher, deren Erscheinen gerade in der Weise langsam und schrittweise vorangeht, und deshalb hat der Verleger von solchen Abbestellungen schließlich den geringsten Schaden. Kann er doch in der sicheren Erwartung, auch für dieses Exemplar einen Er satz, vielleicht sogar in dem ursprünglichen Käufer des Werks, zu finden, den Rückzug einer Bestellung verschmerzen. Den noch wird ihn der Vorgang verstimmen. Den tatsächlichen Scha den hat aber der Sortimenter allein, der so bereitwillig auf die ungerechtfertigten Wünsche seines Kunden eingeht, anstatt sich der zumeist geringen Mühe zu unterziehen, ihn unter sach gemäßer Darlegung der Verhältnisse zu beruhigen. Nun wird so mancher sagen: ja, wie soll ich die Verhältnisse kennen?, und über diese Frage kommen wir gerade auf den springenden Punkt. Der Sortimenter müßte sich bemühen, auch seinerseits etwas tiefer in die Eigenheiten des Verlages einzudringen, die Situationen, in denen sich der Verleger befindet, bevor er mit seinen Erzeugnissen hervortritt, zu verstehen, um sie zum eignen Nutzen zu würdigen. Wir zogen den Juristen als wissenschaftlichen Arbeiter an. Ost noch schwieriger liegen die Verhältnisse beim Mediziner, der sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit nie auf einen, auch nur für kurze Zeit ruhenden Pol stützen kann. Wie die medizinische Wissenschaft in ständiger Bewegung ist, so verschiebt sich auch sein Arbeitsgebiet oft, so daß er nicht selten gezwungen ist, eine fast abgeschlossene Arbeit beiseite zu legen, um sie erst nach Wochen, wenn nicht gar Monaten wieder zur Hand zu nehmen, und sie dann, bereichert durch neueste Forschungsergebnisse, oft mals als wesentlich andere, nun aber auch weit wertvollere Arbeit aus der Hand zu geben. Ein Mediziner, sei er Chirurg oder Ver treter der inneren Medizin, behandelt kurz vor Abschluß einer grundlegenden Arbeit einen besonders interessanten Krankheits fall. Liegt es nicht nahe, daß er diesen zum Nutzen seines Buches noch zu verwerten wünscht und deshalb im Einverständnis mit dem Verleger vorzieht, dessen Ausgabe noch um einige Zeit hin- auszuschiebcn, ungeachtet der früheren Ankündigung eines be stimmten Erscheinungstermins? Außer den hier erörterten Ver zögerungsgründen, sagen wir redaktioneller Natur, gibt es aber noch andere, die nicht minder ins Gewicht fallen und auf dem Gebiet der Herstellungstechnik liegen. Gerade hierin ist es wiederum der medizinische Verleger, dem aus illustrationstcch- nischen Gründen nicht selten jeglicher sichere Kalkulationsboden in bezug auf die Zeit der Fertigstellung seiner Verlagswerke entzo gen wird. Und auch hier trifft wiederum das zu, was oben bereits in bezug auf die textliche Fassung des Werkes gesagt worden ist. Das Bestreben, das Beste zu bieten, was die ebenfalls stetig fortschreitende Technik in der Wiedergabe wissenschaftlicher Prä parate und Darstellungen zu leisten vermag, bedingt oft Aufent halt und langsames Vorangehen im Interesse des Werks. An alle diese Momente sollte auch der Sor timenter denken, wenn er Gelegenheit hat, seinen
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