Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.10.1887

s51053j Auf meine Ankündigung über das bevorstehende Erscheinen von Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments nach der deutschen Uebersetzung I)r. WervLin LntHers. Im Charakter der Handschriften-Malerei des Mittelalters, geschmückt mit bunten Umrahmungen, Zierleisten und Initialen und einer großen Anzahl religiöser Gemälde in getreuen farbigen Nachbildungen unter Mitwirkung hervorragender Künstler und Kunstgelehrten herausgegeben von Emil Frommcl, Hcinr. Steinhaufen, Dr. tksol., Hofprediger und vr. pkil., Pfarrer, Garnifonpfarer, und Karl Lindcmann-Frommel, Pros, der Akademie St. Lina in Rom. sind so uinsangreiche Bestellungen auf Prospekte und erste Hesse elugelaufen, daß es ganz un möglich ist denselben in vollem Umfange nach- zukomme», da die Herstellung der Chronio- lithographieen und des mehrfarbigen Buch druckes mit einem zu enormen Aufwand von Kosten und Zeit verbunden ist. Ich habe mich deshalb entschlossen eine Subskriptionsliste mit Mustern auscrtigcn zu lassen, welche in sauberer Mappe Proben von 1) einem chromolithographischem Vollbild; 2) einer mehrfarbigen Buch-> mit drnck-Umrahmnng; I Textseiten 3) einerchromolithographischen l und bunten Umrahmung; I Initialen. 4) eine Subskriptionsliste. enthält und ei» vollständiges Bild von der Gestaltung und der hervorragenden Ausstattung des ganzen Unlernehnicns giebt. Diese Subskriptionsliste in einzelnen Exemplaren, nebst einer Anzahl Prospekte schicke ich an alle Handlungen nach Maßgabe der eingegangenen Bestellungen gratis und zwar findet die Expedition des ganzen VertricbSmalerialS in Leipzig LLt" Mitte Oktober TLL statt. Direkte Zusendung bedauere ich nicht machen zu können; Sie wollen daher ges. Ihre Herren Kommissionäre entsprechend instruieren. Berliner und über Berlin verkehrende Hand lungen werden gleichzeitig expediert. Uber das Erscheinen und Versenden des ersten Heftes, dessen Fertigstellung sich der er höhten Auflage wegen noch etwas verzögert, lasse ich Ihne» in kurzem besondere Mit teilungen zugehen. Inzwischen ersuche ich Sie mit dem kostbaren Prospekt und der Subskrip tionsliste mit Mustcrblättern energisch zu manipulieren und besonders letztere allen Ihre» Interessenten persönlich »orlcgcn zu lassen. Die Wahl zwischen den verschiedenen Konknrrenzausgabe» kann ich getrost dem Publikum überlassen. Mein Unternehmen bietet ungleich mehr troh seines billigeren Preises, und wird in allen christliche» Kreisen durch Namen wie Fromme! und Steinhausen, in allen kunstliebendcn und kunstvcrstaudigr» Kreise» durch Namen wie Lindcmann-Frommel, I)r. Springer u. s. w. sofort eingesührt. Ich , hoffe deshalb auch, daß der verehrl. Sorti mentsbuchhandel seine Kräfte nicht zer splittern wird. Meine coulanten Bezugsbedingungen: bei einzelnen Exemplaren 30U, von lO Explrn. 3 5 Hst, von 20 Explrn. 40stb u. Heft 1. gratis, machen Ihre Bemühungen äußerst lohnend. Ich verweise zum Schluß noch auf das hier abgedruckle Reserat der Post aus der Feder des bekannten Kunstschriftstellers Adols Rosen berg und zeichne Hochachtungsvoll Berlin 8V5, Lindenstraße 70, 8. Oktober 1887. Max Pasch, Verlagsbuchhandlung. Die Post vom 27. September 1887 schreibt: Eine neue Prachtbibel. Der künstlerische Geschmack des deutschen Volkes hat sich, dank dem enormen Ausschwung unserer Kunsttechnik und unseres Kunstgewerbes, in dem letzten Jahrzehnt so sehr veredelt, daß heute ein Unternehmen wie die Dorösche Bilder bibel unmöglich wäre. Und doch hat der Er folg dieses Werkes gelehrt, wie sehr unser Volk nach einer künstlerisch ansgestatteten Aus gabe des Buches der Bücher dürstet. In welcher Richtung der Schwerpunkt einer sol chen, man möchte sagen idealen Bibelausgabe liegen muß, kann nach den archäologischen oder retrospektiven Neigungen des modernen Kunstgeschmacks nicht zweifelhaft sein. Wie sich unser ganzes Kunstgewerbe dem goldenen Zeitalter der Renaissance zugewendet hat, ist auch die Buchausstattung hinter dieser Be wegung nicht zurückgeblieben. Nur hat sie den Vorzug, nicht bloß an die Blülezeit, an das 16. Jahrhundert, gebunden zu sein. Der Schmuck der frühmittelalterlichen Handschriften hat manchem Zweige der ornamentalen Malerei die Wege gewiesen, und viel früher als die Malerei großen Stils hat die Buchmalerei die reifsten Früchte des gotischen wie des Renaissancestils gezeigt. Die Buchdruckerknnst har bekanntlich dem Abschreiben der Bücher wie der damit verbundenen Buchmalerei ein schnelles Ende bereitet. Indem sie zugleich den Holzschnitt in ihren Dienst nahm, bot sie einen Ersatz, welcher durch die unendlich größere und tiefere Wirkung der Bücherver breitung für das geringere Maß künstlerischen, insbesondere farbigen Drucks entschädigen mußte. Der Buchdruck hat sich aber aus den An- sangsstadieu seines Aschenbrödeltums nunmehr zu einer solchen Vielseitigkeit entwickelt, daß er aus mechanischem Wege mit Hilfe des Farbendrucks oder der Chromolithographie die künstlerischen Wirkungen der mittelalter lichen Buchmaler erreichen kann, ohne etwas an seinem volkstümlichen' Charakter cinzu- büßeu. Es ist bekannt, daß das Bedürfnis nach Andachtsbüchern in erster Linie die Pro duktivität der mittelalterlichen Buchmaler an geregt hat, und daher nur natürlich, daß ein Versuch, eine neue Bibelausgabe nach künst lerischem Gesichtspunkte zu veranstalten, an die klassischen Vorbilder des Mittelalters an- knüpst. Dieser Versuch ist jetzt, unter der Leitung von drei in weite» Kreiseu hoch geachteten Männern, den Herren Hof- und Garnisonprediger Or. Frommet, Pfarrer I)r. Heinrich Steinhaufen und Maler Pro fessor Lindeman» - Frommcl unternommen worden. Unter ihrer Leitung wird im Ber lage von Max Pasch in Berlin (Linden straße 70) eine Bibel nach der Lutherschen Übersetzung erscheinen, deren künstlerische Aus stattung nach dem Prospekt „im Charakter der Handschriftenmalerei des Mittelalters, mit bunten Umrahmnngen, Zierleisten und Initialen, biblischen Landschaften und einer- großen Anzahl religiöser Gemälde in getreuen farbige» Nachbildungen" erfolgen soll. Der Prospekt, welcher von der Ausstattung des neuen Bibelwerks eine sehr vorteilhafte Probe giebt, teilt folgendes mit: „Das Werk soll in (etwa 60) Lieferungen hcrausgegeben werden. Jede derselben wird etwa vier reiche farbige Umrahmungen und und zahlreiche bunte Initialen, außerdem ab wechselnd farbige Reproduktionen religiöser Gemälde und Landschaftsbildjer der heiligen Stätten in den Umrahmungen oder als be sondere Kunstbeilagen enthalten. Eine Fami lienchronik sür verschiedene Eintragungen als Anhang soll das Werk zu einem Hausbuche machen, das mehrere Generationen überdauert. Die bekannten Namen der auch als Dichter christlichen Sinnes und Förderer gediegener deutscher Kunst bewährten theologischen Heraus geber bürgen für den biblisch-christlichen Cha rakter dieser Bibelausgabe. Herr Or. Springer, Direktorial-Assistcut am König!. Kupferstich- kabinett in Berlin, hat die Auswahl der Miniaturen übernommen, die Vorlagen zu den biblischen Landschaften, Ornamenten, Zier leisten rc. werden von den Herren H. Stein hausen, Maler, Frankfurt a. M., M. Linde- mann-Frommel jr., Maler, Karlsruhe-Berlin, W. Saegert, König!. Regierungs-Baumeister, Berlin, Hermann Guth, König!. Regierungs- Baumeister und Lehrer an der König!. Kunst schule Berlin, und G. Woclfer, Architekt, her- gestellt; die Zeichnung von Initialen und die Überwachung der technischen Ausführung er folgt durch Herrn A. Hoffman», Zeichner für Kunstgewerbe, Berlin. Der lithographische und Typendrnck wird von dem rühmlich be kannten Institut W. Greve in Berlin her gestellt." Der künstlerische Beirat, Or. Springer, ein Sohn Prof. Anton Springers, bürgt, wie wir hinzufügen, eben so sehr wie die andern Herausgeber sür eine würdige Durchführung des Unternehmens, zumal ihm im König!. Kupferstichkabinett u. a. auch die Schätze der Hamilton-Sammlung zu Gebote stehen, welche damit für die Allgemeinheit nutzbar gemacht werden können. Möge die lebhafte Teilnahme des evangelischen Volkes dem schönen Werke entgegenkommen. L. k. s51054s In meinem Verlage erscheint dem nächst: Deutsche §ltteraturktt>lde für die weibliche Jugend in Schule und Haus. Von vr. Keinrich Saure. gr. 8". XXIV und 690 Seiten. Preis broschiert 4 ord., 3 ^ netto. Originalcinband n 1 bar. Handlungen, die mit mir in Rechnung stehen, stelle ich gern 1 Exemplar gebunden ü coud. zur Verfügung. Ich bitte zu verlangen. Berlin, io. Oktober 1887 F. A. Hcrbig.