7176 Börsenblatt s. ». Dtschn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. >l° 165, 5. August 1916. Der bekannte Literatur- und Sprachforscher Professor Dr. Eduard Engel gibt folgendes Vorwort zu Schauweckers Buch: Die Hölle. Vorwort eines Freundes (^s>ier Kriegsjahre hindurch hatte ich vergebens auf eines deutschen Mitkämpfers Buch gewartet, worin die deutsche Soldatenseele ihr ungeheures Erleben ausspräche. Schilderungen von Schlachten in allen Zeitungen, zumeist von Nichtsoldaten; gute Aufsätze verschiedensten Inhalts und Gehalts besonders in unfern überwiegend vortrefflichen Leereszeitungen; daneben unendliches politisches Gerede von den Zuhausegebliebenen. Aber mir schien die geistige Gefahr zu drohen, daß die unvergleichliche Amwälzung der Seelen von Millionen nicht ihren würdigen, namentlich nicht ihren unmittelbar aus dem Leben gewonnenen Ausdruck finden solle. Aus dieser Sorge schrieb ich einem jungen dichterischen Freunde, dem Studenten Franz Schauwecker aus Deutsch-Krone, ins Feld, er möge den Verlust von vier Jahren Menschenlebens ausgleichen durch «ine Dar stellung dessen, was er und mit ihm ein ganzes Volk reisiger Männer in Sieg und Not, Sturm und Ruhe, Loffnung und Verzweiflung mit allen Fibern der Seele gelebt und gelitten, auf daß uns allen nicht verloren ginge, was das Ewigbleibende dieser Oualenjahre wäre: das innere Erlebnis des deutschen Niesenheeres im gewaltigsten und furchtbarsten Kriege aller Zeiten. Franz Schauwecker hat dieses Buch im Felde geschrieben, hat mir Abschnitt für Abschnitt von den Schlachtfeldern im Osten und Westen zugesandt, hat seine bis zuletzt treue Kompagnie als aufrechter Offizier in die Leimat zurückgeführt und hat dann sein Werk abgeschlossen, das festhält, was hinterher von keinem mehr so lebensrecht ausgezeichnet werden könnte: die zitternden Eindrücke der Minute, der Stunde, Deutsche Soldaten seele im Weltkriege — die will und soll unser unbesiegt unterlegenes Leer und Volk kennen lernen und nimmermehr vergessen. Ich denke, die Leser von Franz Schauweckers „Lölle", seine ehemaligen Mitkämpfer und die, für die er gekämpft, geblutet, geschrieben, werden es ihm danken, daß er die Seele des Krieges und des Kriegers aus dem betäubenden Getöse der Zeit vernommen hat und zu uns sprechen läßt. Was äußerlich geschah, davon werden Tausende von Kriegsbüchern melden, noch in den Zeiten, in denen nicht einer der Wellkriegsstreiter mehr lebt. Das innere Geschehen kann schon jetzt von keinem wahrheitsgetreu berichtet werden, der mit seinem Bericht nicht fertig war, als aus bebender Gegenwart ab klingende Vergangenheit zu werden begann. Schauweckers „Lölle" war ein notwendiges Buch; möchte es ein bleiben des sein! Bornim (Mark), Juni 1919, Eduard Engel. Heinrich Diekmann Verlagsbuchhandlung Halle (Saale)