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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.06.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-06-07
- Erscheinungsdatum
- 07.06.1919
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- Deutsch
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- Saxonica
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4988 vörtenblatt s. b. D.'Ichn. «uLbandec Fettige Bücher. ^ 116, 7. Juni 1919. s Gustav Rohnes niederdeutscher Dorf-Roman ^ Von D r. Franz Lüdtke. (Die Post, ^7- Mai ?g?9) W Schwer stampft der Lauernstiefel über den Boden Niedcrsachscns, starke, knochige stände stoßen den Z W Pflug in die Schollen. W Ein seltsamer wind stöhnt über der steide; darin geistert es von Mode und seiner wilden Jagd, - W die nicht lasten mögen von dem Land, das ihnen heilig war. W Derb und kantig ist da das Menschentum, altväierisch-scheu und unverwüstlich; zäh, stolz, hart; - W noch frei von moderner Kompliziertheit der Gefühle und Gefühlchen. Ein Volk, das seine Fehler hat - W und doch tiefinnen gesund ist: ein deutscher Stamm. : W Abseits von der breiten Straße, auf der die Vielzuvielen hasten, wandert der Dichter dieses Nieder- ; sachsentums: Gustav Lohne. Lein Überpflanzter, Angelernter, wie sie überall und nirgends zu - W stause sind. Reiner aus irgendwelcher Fremde, der geschäftig herbeieilt, um in der deutschen Seele zu Z W sezieren. Sondern ein Bodenständiger, den das Volkstum gebar und die Scholle der steimai nährte. ; W Zugleich einer, der die Enge überwunden Kai durch die Tiefe seines Blicks nach innen und außen. Ein ^ ^ Jugend- und volkserzieker, dessen sterz in heißer Liebe zitiert und dessen Bücher mir Blut geschrieben Z » sind, nicht mit der Maschine — kurz, ein Dichter und kein Romancier. f ^ Das hatte schon sein „Erhärt Ruienberg" erwiesen, und „Der siebte Sohn" zog die ; W Linie weiter. - Man empfand das wollen des Dichters: Das steidebauerntum zu zeichnen in der Einzel- - W gestalt, dann in der Familie. Dort der scheinbar verlorene Sohn, der Ausgestoßene, der sich in die stelmat zurückfindet, weil die ^ W Gesundheit seiner Art in hartem Ringe» alle widerstände löst; hier einer, der das Leben zu meistern f W weiß, obwohl es ihn aus seinem mit wärmster stingabe erwählten und gepflegten Beruf hinausdrängk. f W Beide, Erbart Rulenberg wie Erich Rühnhold, zwingen die widerstände, weil ihre Rraft aus jener Z W geheimnisvollen Duelle fließt, die aus dem Soden der steimar rinnt. W Der „moderne" Romancier hätte ihr Schiff auf abenteuerliche Fahrten gelenkt und es vielleicht in ^ W wildem Tbearersturm irgendwo stranden lassen. Der Dichter weiß es besser: was aus der Rraft stammt, ; W gebt nicht zugrunde, auch wenn die bittere Tragik des Seins das Leben zu verweltern scheint — echte ^ steimai schafft echte» Sieg. i W In seinem legten Roman „E l l er n b r o o k" zieht Rohne seine Linie »och ein Stück weiter. Einzel- 5 W Person und Familiengemeinschaft wachsen sich aus zu der Genossenschaft des Dorfes. Das Dorf ist f W der „steld" dieses Buches. s was ehedem persönllchkeitsschildcrung war, jetzt wir- es soziale Dichtung. Die Verhältnisse i W weiten sich, die Gegenwart pocht hart jelbst an die Tore des entlegenen steidedorfes, Gutsbesitzer und j W Pfarrer, Lehrer und Arzt, Rrämcr und Bauern, Tagelöhner und Ralibergarbeiter — das bildet eine - W Welt, die abgeschlossen in sich scheint und doch verankert ist in das große Geschehen der Zeit ringsumher. ! W Uralter Aberglaube wirkt sich aus in der holzschninarlig-derbcn Gestalt der Großmutter; Fragen des j Besitzes und der Bodenreform hämmern wie mit ungeschlachten Fäusten an die Schädel von Menschen, i W deren dunkles Gefühl zwar echt, deren wirtschaftliches verstehen aber nicht reif genug ist für die be- - W friedigende Lösung; gütiges Mirfühlcn des jungen Lehrers möchte die Freude geistiger Ruliur in ein ! DI Erdreich säen, das noch zu steinig ist, um gleich dem ersten Wurf Früchte zu bringen. Mißverständnis, j W Engherzigkeit und erschütterter Glauben aber lassen kein Werk gedeihen. Das Festgefügte will auseinder- i W brechen, die Dorfgemeinschaft scheint in böser Zwietracht ihr eigenes Leben zu untergraben — Wider- i W stände also auch hier wie in jenen anderen Büchern. W Aber auch hier ist der „steld", das Dorf, im letzten doch gesund. Das Schicksal, das schwere - W Schicksal ist der große Arzt, der es auf sterz und Nieren prüft. Ein Unglück, ein verheerender Brand ! W sucht Ellernbrook heim — und Sa vergißt man das Rleine und Rleinljche, das Widerwärtige und j W Trennende, man besinnt sich, daß man eine Gemeinschaft ist — und so erblüht aus dem Trümmer- - W felde verwirrender Ideen und dem Schult der in Asche gesunkenen stäuser das heilige Bewußtsein der l W Zusammengehörigkeit: wir könnten es auch Liebe nennen. Sie baut von neuem auf, und ihre schöp- i W fcrische Rraft läßt nicht allein neue stäuser entstehen, sie schenkt den Menschen eine neue Seele. Unwillkürlich streift -er Leser von Ellernbrook hinüber zu Deutschland. Auch wir waren verwirrt - ^ und sind verirrt, auch über uns kam das schwere Schicksal. Nun wird es sich zeigen müssen, ob unser - W Volk hinaus- und hinüberkann, über die Rrankheil der Zeit zur Ecsundung der Zukunft Rohne geht wie seine Bauern schweren Schrittes dabin. was uns an ihm erfreut, ist nicht die i ^ Salon-Eleganz der berüchtigten Berlin-W-W.-Liicraien, nicht das krampfhafte Suchen nach einem ver- i W klaubten Stil, nicht überfeinerte Aesthetik, sondern sein auf grundliese Ethik gerichtetes Erziehertum, j M sein kernhafr deutscher Glaube und eine in unserem Schrifttum ach so seltene Gesundheit. Von der Einzelperson über die Sippe zur Dorfgemeinschaft führte Rohnes Linie; mag er sie fort- j ^ führen und uns die große Gemeinschaft unsere» Volkes im Spiegel seiner Dichtung schauen lassen. i
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