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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.06.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-06-07
- Erscheinungsdatum
- 07.06.1919
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- Deutsch
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- Saxonica
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Redaktioneller Teil. X- 116. 7. Juni 1919. Valuta wird nur ein Anreiz mehr sein, um möglichst umfang reiche Käufe in Deutschland, und zumal im Antiquariat, zu tä tigen. Das entsprechende Bedürfnis nach Komplettierungs käufen im Ausland? wird aber auch in deutschen Bibliotheken und bei deutschen Gelehrten bestehen. Ebenso werden diese auch den Verkehr mit fremden Antiquaren nicht entbehren können. Da während fünf Jahren der Buchelaustausch nahezu ganz ge ruht hat, handelt es sich um ganz erhebliche Summen Geldes, die so in Umlauf gebracht werden. Wie liegen die Dinge nun? Während der französische oder englische Käufer für ein Buch, das hier -/k 100.— kostet, nur etwa 30 Frcs. oder 2 L zu bezahlen haben wird gegen 124 Frcs. bzw. 5 L im Frieden, wird der deutsche Käufer für ein Buch, das ihn früher 100.— gekostet hätte, 300.— bezahlen müssen. Das Mißverhältnis ist zurzeit noch schlimmer. Es wird sich zwar sicher bessern, aber doch noch lange bestehen bleiben. Man kann sagen, daß die Belastung des deutschen Käufers doch nur den Privatmann oder die Bibliothek treffe, den Buch handel also nichts angehe. Eine solche Betrachtungsweise würde zunächst völlig den Traditionen des deutschen Buchhandels widersprechen, der gerade durch seine engen Beziehungen zu den geistigen Produzenten und zu den Konsumenten des Buches groß geworden ist, sie wäre aber auch vom rein geschäftlichen Standpunkte aus ungemein kurzsichtig. Das Mißverhältnis des von einem Ausländer für ein deutsches und des von einem Deut schen für ein ausländisches Buch zu zahlenden Preises würde viele deutsche Käufer vom internationalen Büchermarkt ver scheuchen. Durch die naturgemäß daraus folgende Einschrän kung in der Benutzung ausländischen Materials würden die deutschen gelehrten Arbeiten an innerem Wert und in vielleicht noch stärkerem Maße an Handelswcrt verlieren. Das deutsche Antiquariat würde allmählich ausgepowert werden und seine Leistungsfähigkeit verlieren. Bald wäre die internationale Rolle des deutschen Buches und des deutschen Buchhandels ausgespielt und damit ein wichtiger Faktor von völkerverblln- dender Tendenz ausgeschaltet. Der vorübergehend große Ab satz an das Ausland könnte auch geschäftlich für den Verlust auf die Dauer nicht entschädigen. Was ist zu tun? Ich möchte Vorschlägen, daß der Börsen verein der Denlschcn Buchhändler eine Zentralorganisatio» für den Auslandbuchhandcl in Leipzig schafft »nd seinen Mitgliedern evtl, durch die Reichsgesetzgebung unterstützt — zur Pflicht macht, nur durch Vermittelung dieser Organisation mit dem Auslände zu verkehren. Die erste Ausgabe dieser Zentrale fin den Auslandbuchhandel (fortan: Z.A.B.i wäre die Schaffung von Auslicfcrnngsstellcn. So würde praktischcrweise eine Aus- ^ liefe rungsstelle für die Mittelmeerländcr in der Schweiz, eine für die skandinavischen Länder in Dänemark, eine dritte für England und Übersee in Holland eingerichtet werden. Vftt Ruß- land, den Donauländern und dem nahen Orient könnte evtl. - auch die Valutafrage ist hier von geringerer Bedeutung - direkt über Leipzig verkehrt werden. Diese Auslieferungsstellen der Z.A.B. nehmen die Bestellungen aus dem Auslände entgegen und erledigen sie, indem sie die deutschen Preise auf der Grund lage von 1 Frc. — 1.— und 1 L — 25.— in Auslands preise umrcchnen. Der fremde Käufer hat somit gegenüber dem Friedenspreis immer noch einen gewissen Vorteil. Diese Aus« licfcrungsstellen fungieren aber gleichzeitig als Kommissionäre der dem Börscnverein abgeschlossenen Buchhändler und ver mitteln deren Bestellungen auf Erscheinungen des Auslandes. Durch das Exportgeschäft sammelt die Z.A.B. ein erhebliches Auslandguthaben für den deutschen Gesamtbuchhandel an, aus dem Bestellungen von Büchern aus dem Auslande bezahlt wer den können. Sie wird zu einem Bankunternehmen oder, besser noch, zu einem Clearing-House. Ein vereinfachtes Beispiel mag das System erläutern. Deutsch liefert an die Z.A.B. in Amsterdam für Foreigner in London aus seinem Verlage die neueste Arbeit des Professors Tiefgründig über die »Psychoanalyse im Dienste der Berufs wahl« zum Preise von 50.—. Er erhält den Betrag von der Z.A.B. in Leipzig gutgeschrieben. Foreigner in London zahlt an die Z.A.B. in Amsterdam für das Werk des Professors Tief- 166 grllndig 2 L. Professor Tiefgründig wendet sich gleichzeitig an den ihm bekannten Sortimenter Geschäftig und äußert den Wunsch, die Arbeit seines Kollegen Searching von der Oxford University über »llsxcvosuatMcal Staates ia tbe sudurbs o! Ixmdvll« zu erwerben, hat aber Bedenken, ob ihr Preis nicht zu hoch kommen würde. Der augenblickliche Kurs des englischen Pfunds sei ^kk 68.—, sodaß das in England 2 L kostende Werk auf ./t >36.— zu stehen kommen würde. Herr Geschäftig kann ihn beruhigen: »Wir haben ja die Z.A.B.: Ich bezahle in der Zen trale Leipzig nicht mehr als .Ä 25.— für das Pfund, das bereits im Tresor der Filiale Amsterdam liegt, und kann Ihnen das gewünschte Buch binnen kurzer Zeit zu noch nicht der Hälfte des Preises liefern, den Sie schon anlegen zu müssen fürch teten«. In diesem Beispiel ist mit runden Summen gerechnet, es sind die Rabatte und Aufschläge nicht berücksichtigt, und vor allen Dingen sind die banktechnisch erforderlichen Kommissionen nicht darin enihalten. Man sieht aber um so deutlicher das Prinzip des ganzen Unternehmens, wie es mir vorschwebt: eine Kombination von Kommissionär und Bank. Die Grundsätze dafür müssen naturgemäß unter Heranziehung von Banktech nikern ausgearbsitet werden. Es wird sich vielleicht empfehlen, den Qssi-ing-Uouss-Verkehr direkt einer großen Bank zu über tragen, falls nicht doch noch dieses die Gelegenheit bieten sollte, eine eigene Buchhandelsbank ins Leben zu rufen. Auf die Ein zelheiten einzugehen ist noch nicht die Zeit. Zunächst wollte ich nur eine Anregung geben und hoffe, daß diese recht viele Äuße rungen von Verlegern, Sortimentern und Antiquaren, dann aber auch von Bankleuten und anderen Interessenten Hervorrufen wird. Ich glaube, sagen zu können, daß durch Verwirklichung dieses oder eines ähnlichen Planes es möglich sein wird, dem deutschen Gesamtbuchhandel ein Auslandguthaben zu verschaf- fen, aus dem er seinerseits seine Bestellungen bei ausländischen Buchhändlern unter günstigen Bedingungen bezahlen kann. So wird es sich dann ermöglichen lassen, die ausländische Literatur den Interessenten in Deutschland zu einem Preise zu liefern, der nicht den Schwankungen der Valuta folgt, sondern nur um 25—307° über dem Friedenspreis liegt, sich also in durchaus er schwinglichen Grenze» hält. Süden und drüben. Mit Aufmerksamkeit sind Wohl von jedem Angehörigen des Buchhandels, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die im Börsen blatt erschienenen Mitteilungen über Tarifverträge und die in Leipzig, München, Stuttgart usw. abgeschlossenen Vereinbarun gen gelesen worden. Gar zu oft setzt nach Bekanntwerden von stattgefundenen Verhandlungen und gegenseitig getroffenen Ab machungen eine Kritik ein, bei der die Meinungsverschieden heiten und Streitfragen fast stets auf Unsachlichkeit in der Wie dergabe einzelner Sätze zurllckzufllhren sind. Der Leser von derart abgesatztcn Kritiken bekommt meist ein falsches Bild von der Sachlage, wenn er nicht ganz aufmerksam die vorherge gangenen Einzelheiten nachgelesen hat. So auch die im Bör senblatt erschienenen Mitteilungen über den Tarifvertrag im hannoverischen Buchhandel (vgl. Bbl. Nr. 79, 86 und 93). Bei sachlicher Beurteilung dieser drei Mitteilungen er gibt sich: I. Die Ortsgruppe Hannover des »Angestellten-Verbandes des Buchhandels usw.« (A. V. D. B.-G.) war durch die Arbeits gemeinschaft der freien Angestellten-Verbände bei den Tarif- Verhandlungen — wenn auch indirekt — vertreten, denn der Verband ist offiziell der A. f. A. angeschlossen. Daher ist wohl die Frage berechtigt, ob die Ortsgruppe Hannover es nicht ver säumt hat, sich der Angelegenheit von vornherein so zu widmen, wie es bei derartigen — für Arbeitgeber wie für Arbeitnehmer gleich wichtigen—Fragen unbedingte Pflicht ist. Die Ortsgruppe Hannover mußte m. E. rechtzeitig darauf hinwirken, daß für ihren Vorsitzenden Sitz und Stimme in den Vorbesprechungen und besonders in den gemeinsamen Verhandlungen bewilligt wurden. Da nun, wie gesagt, der A. V. offiziell der A. f. A. angeschlossen ist, so kann die Ortsgruppe Hannover nicht be--
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