Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.11.1887
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- 1887-11-07
- Erscheinungsdatum
- 07.11.1887
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- Deutsch
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^ 257, 7. November 1887. 5629 Nichtamtlicher Teil. der heutigen Wertschätzung weit entfernt. Man lese einmal die Preise, welche auf Derschaus Auktion erzielt wurden oder ver gleiche die der ersten Kataloge des doch viel späteren Druguliu mit den heutigen, wer stimmt angesichts dieser Verschiedenheiten nicht mit uns in den Ausruf ein: »Weh dir, daß du ein Enkel bist«. Man glaubt einfach nicht, daß einmal Zeiten waren, in denen die Sandrartsche Sammlung von Originalhandzeichnungen berühmtester Künstler, heute im Kabinett der Universität Erlangen, von Händlern, die sie an Zahlungsstatt für Bücher nehmen sollten, refüsiert wurde!? So etwas wurde vernachlässigt, und was sammelte man dafür, was liebte man? Wer je das Lexikon von Ebert benützt hat, wird sich auf die häufigen Klagen be sinnen, die dieser ausstößt, wenn er einer alten Scharteke gegen über von den horrenden Preisen spricht, die sie einst erzielte und mit Jammer daran denkt, wie man doch für das schöne Geld so ganz andere, wirklich.wertvolle Bücher hätte haben können? Denn wer z. B. gäbe heute noch für Aegidius Gutmanns Offen barung göttlicher Majestät hundert Dukaten?? Man soll eben immer das sammeln, was unmodern ist, und zumal sollte der Antiquar, wo er es mit wenig Kosten und Umständen thun kann, sein Augenmerk auf das richten, was die Menge unbeachtet liegen läßt, und wenn es auch scheint, als würde heute alles gesammelt (berichtete doch jüngst ein Fachblatt mit Enthusiasmus von einer Kollektion schwedischer Zündholz schachteln), so wird der Umsichtige doch manches zu finden und seiner »Gallerte der Zukunft« einzuverleiben wissen, was eben nicht heute, aber in zwanzig, dreißig Jahren vielleicht schon ge sucht und bezahlt sein kann. So haben auch die Brüder de Goncourt ihre berühmten Sammlungen des achtzehnten Jahr hunderts in einer Zeit zusammengcbracht, als die Boucher, Greuze u. a. von der Mode perhorresziert wurden. Heute würde mau z. B. noch über die Jahre 1848—49 eine schöne Samm lung mit Aufwand geringer Mittel gründen können; denn gerade diese Zeit der Morgenröte deutscher Freiheit ist über die spä teren glänzenden Tage deutscher Macht, Einheit und Größe völlig vergessen worden. Wer außer denen, die diese Tage sahen, kennt noch den »Reichskanarienvogel«, oder lacht noch über »Herrn Piepniehers Leben und Thaten«; höchstens daß noch ab und zu der unglücklichen Herren von Auerswald und Lichnowsky gedacht wird. — Bedenkt man beispielsweise, wie geringschätzig früher das 'llbsairum bluropaoum und die Zeiller-Mcrianschen Topographieen betrachtet wurden, wie sie fast verachtet waren und wie sie dagegen heute gesucht werden, wie sie, Dank der ehemaligen Verschleuderung, fast nicht mehr vollständig zu haben sind, drängt sich da nicht unwillkürlich der Gedanke auf daß die Ladenhüter von heute, als Zedlers Universallexikon, Bayle, Moräri, Jselin, Baumgartens allgemeine Welthistorie u. a. später einmal gesuchte Artikel werden könnten? So könnten wir noch auf manches Hinweisen, wollen es aber dabei bewenden lassen; die Nutzanwendung zieht sich von selbst. Aber nicht nur die Mode ist es, welche ein Buch bald wert voll, bald wertlos macht, sondern in gleicher Weise spricht bei einer anderen Kategorie von Büchern auch die Wissenschaft ein Wort mit und zwar ein gewichtiges. Die Wissenschaft schreitet unaufhaltsam vor und alles, was ihr im Rücken liegt, veraltet und entwertet sich rapid, vor allem die Zeitschriften, sehr wenige ausgenommen. Da bringen sie oft in Auktionen nicht so viel Groschen als sie Thaler gekostet; wir waren selbst Zeuge, daß eine solche, eine stattliche Reihe dicker, hübsch gebundener Bände, die dem Besitzer ohne Einband 500 Mark gekostet hatte, für noch nicht 5 Mark verkauft wurde! So sind auch in den meisten Fällen alte Auflagen umso wertloser, je mehr sie sich der ersten nähern, wovon es aber auch, wie von jeder Regel, die üblichen Ausnahmen giebt, ohne gerade an sckitionss prinoipas von Klas sikern zu denken. Es giebt ja viele Fälle, in denen frühere! Auflagen Beilagen oder Bemerkungen enthalten, die späteren fehlen, wie z. B. bei Droysens Leben Dorks, oder daß spätere Auflagen von den Herausgebern verändert wurden, so daß neben ihnen die alten gesucht bleiben; oft aber auch sinken trotz völlig unveränderten Neudrucks große Seltenheiten Plötzlich in den Rang ganz ordinärer anderer Bücher zurück und schnellen dann ebenso im Preise herunter, wie z. B. Fourier, tbdoris onol^tigus ätz lg, olmlsur, oder Rosenbaums Geschichte der Lust seuche im Altertum. Dank den Hilfsmitteln moderner Technik sind ja Faksimiledrücke heutzutage leicht herzustellen, bedeutend leichter und billiger als früher, wo man fast allein auf den Kupferstich angewiesen war; aber in den meisten Fällen ist das Veranstalten solcher eine verfehlte Spekulation, der Liebhaber will das Original, und das große Publikum besitzt doch nicht genug Interesse, um sie zu kaufen. Gewöhnlich sinken sie rapid im Preise. Die Beobachtung, daß sie auch höher bezahlt werden können als das Original, haben wir erst einmal gemacht, als nämlich in der Auktion der Bibliothek von Serge Sobolewski, Herbersteins moskowitische Historien im Original, Basel 1567, für 20 Mark, in dem von Katharina II. veranstalteten Faksimile dagegen mit 60 Mark bezahlt wurden! So wären Mode und innerer Wert zwei gewichtige Fak toren; zu ihnen gesellt sich als dritter, der Bedeutung nach gleicher, die Erhaltung, die Beschaffenheit. Was nützt es einem Buch selten zu sein, wenn es schmutzig und schlecht gebunden ist; Ivas, wissenschaftlich hochbedeutsam zu sein, wenn es nicht voll ständig ist? Wie oft begegnet man vergleichsweise in deutschen Katalogen Citaten: Brunct, Cohen, tlaialoAuo b'outaius so und so viel hundert resp. tausend Francs, denen dann gewöhnlich als Gegensatz möglichst diminutive Preisansätze gegenüberstehen! Und wirklich je diminutiver, je besser; man muß solche Werke in fran zösischen Exemplaren gesehen haben, um solche Preise verstehen zu lernen. Dasselbe Buch in derselben Ausgabe, welch ein Unterschied zwischen jenem, das vielleicht schon Jahrzehnte auf dem Trödel ist, einen gewöhnlichen alten Einband in abgeriebenem Leder trägt, vielleicht gar einige Namen auf den Titel geschrieben hat, und diesem, das Brunet oder Fontaine im Auge hatten, in dcr Regel ein Pretiosum von Erhaltung; Einband in Maroquin, »äoubld äs Maroquin«, »tabis« von irgend welch moirierten Seidenstoff, reiche, aber nicht überladene Vergoldung innen wie außen, vielleicht »üsuräslisü« oder ornementirt ä 1s. Olovis Uvs, Uo 6a.8oon, vergoldeter oder gemalter Schnitt, womöglich gar »aux armss« irgend einer illustreu Persönlichkeit, etwa mit den Chiffren Dianens de Poitiers, oder der Devise Groliers oder ähnlichem; da bestimmen den Wert eines an sich möglicherweise ganz wertlosen Buches die Herkunft oder der Einband, wie z. B. der winzig kleine Stempel: »Uortio trörss«, »Laräz-Nosui!,» »Trautn-Larmoimst«; — ein solches prächtig gekleidetes Exemplar ist unschätzbar, das gleiche Buch, gar nicht oder schlecht gebunden: Makulatur! — Ebenso beeinflußt den Wert des Wertlosen oft nur dasjenige, was, um den Kunstausdruck zu brauchen, den Büchern »ajouiirt« ist, als etwa Portraits, Autographen, Kupfer stiche, z. B. was heute in Frankreich sehr beliebt ist, die Beigabe der Illustrationen in dreifachem Abdruck: avant la Istiro, sur papisr cko 6bins, in Farben ; es sind dann die Beilagen, welche den Preis beeinflussen, der ohne ihre Stütze vielleicht auf Null sinken würde. Aber wir wollen ja mit der Höhe der Preise nichts zu schaffen haben, sondern mit der Niedrigkeit derselben, und so wenden wir uns denn zu den Umständen, die diese im Gefolge haben und das sind, außer schlechter Erhaltung, Defekte! Die Defekte gehören nun einmal zu den allerschmerzlichsten Überraschungen des Liebhabers wie des Händlers; sind doch diese Wunden, welche die Zeit geschlagen, nur in seltenen Fällen zu heilen, denn der Enthusiasten, die sich für hundert Mark ! defekte Exemplare kaufen, um schließlich ein zusammcngestoppeltes
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