Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.11.1887
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- 1887-11-07
- Erscheinungsdatum
- 07.11.1887
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Nichtamtlicher Teil. 5631 257, 7. November 1887. Eine hundertjährige Leihbibliothek. — Die rühmlichst be kannte Schmidtsche Leihbibliothek in Dresden, Waiscnhaus- straße 24 feierte am 27. Oktober d. I. den hundertjährigen Gedenktag ihrer Begründung, und dieser Säkulärtag giebt uns Veranlassung, einiges über die Geschichte des Instituts mitzuteilen, welches viele Tausende seit einem Jahrhundert mit geistiger Kost versorgt hat. Das erste Heim der Leihbibliothek, welche am 20. Oktober 1787 ihre Pforten dem Publikum öffnete, befand sich im Hause Schösser gasse 356 und zwar bis zun, Jahre 1819, wo sie nach der Moritz straße 761 übersiedelte. Die Erben Schmidts kauften das Haus, und volle 66 Jahre lang, bis 1885, hatte die Schmidtsche Leihbibliothek dort ihre Geschäftsräume. Einem großen Straßeudurchbruch zur An legung der König-Johann-Straße fiel das Hans zum Opfer und die Leihbibliothek sah sich zum Umzug genötigt Sie befindet sich jetzt in der Waisenhausstraße; der Aufgang wie die Räume sind dort übrigens bequemer und freundlicher als im alten Hause. Die ganz außerordentlich reichhaltige Bibliothek ist besonders er giebig an Memoiren, Briefwechseln, historischen, kulturgeschichtlichen und Reisewerken. Die Besitzer haben von jeher darauf gesehen, daß neben der sehr ausgiebigen belletristischen Litteratur auch die bedeutenderen Werke aus den Gebieten der Populärwissenschaft vertreten seien. Daneben ist eine sehr reichhaltige französische und englische Bibliothek vorhanden. Mährend die französische gleichzeitig mit der deutschen Bibliothek von Anfang an begründet wurde, besteht die englische seit 1820. Das älteste in der Bibliothek befindliche Buch rührt vom Jahre 1596 her und heißt: Lüobsisobs cbronicu. Ursprünglich machten ihren Bestand Zeilschristen und Taschenbücher aus; das erste wirkliche Buch, welches angeschafft wurde, waren die im Jahre 1787 erschienenen Werke Friedrichs des Großen. Damals wurden aber die Bücher nicht vom Buchhändler geliefert, sondern in der Ratsauktion erstanden; aber schon nach einigen Jahren wurden sie ans der Arnoldischen Buchhandlung auf dem Altmarkt bezogen, welche dieselben seitdem — 95 Jahre lang — bis auf den heutigen Tag der Schmidtschen Leihbibliothek ge liefert hat. Es liegt uns ein Katalog aus dem Jahre 1797 vor, welcher unter vielem anderen Jnterressanten auch solgende Abonnentsbedingungen enthält: »Für 8 ZI. werden 13 Stück Bücher zu lesen gegeben, wovon jedes längstens eine Woche zu behalten erlaubt ist; diejenigen, welche länger Zurückbleiben, werden so vielfach gerechnet, als viele Wochen sie ausgeblieben sind.« Sehr lehrreich ist auch eine Liste der Abonnenten der Schmidtschen Leihbibliothek, in welcher alle Kreise der Bevölkerung vertreten sind. Neben hohen Fürstlichkeiten und den höchsten Aristokraten fanden wir hohe Staatsbeamte, wie z B. Minister Gr ff von Beust, Staalsminister von Nostiz-Wallwitz, von Gersdorff, ferner die Gräfin v. Kielmannsegge, die weit über 25 Jahre Abonnentin war, rc. Von bekannten Dichtern, Schriftstellern, bezieh. Schriftstellerinnen nennen wir nur: Ur. Ammon, Berth. Auerbach, K. Biedermann, Or. Völliger, Kanimerherr von Bülow, Braun v. Braunthal, A. Broniakowsky, Carion, Or. Carus B. Cotta, E. Dietrich, F. W. Ebeling, Georg Ebers, Gust Freytag, Fr. Gerstücker, Graf Grabowski, vr. Grässe, Groß - Hosfinger, Anast. Grün, K. Gutzkow, llr. I. Hammer, Theod. Hell, Hcffrat Winkler), Prof. Hettner, N. Josika, L. Kalisch, Or. Käuffer, Fr. Kind, I. Kohl, L. Kompert, von Kraszewsky, I)r. Kühne, Fr. Laun, l)r. Lederer, 1>r. Lindau, Fürst zu Lynar, G. von Maltitz, I Mosen, G. Nieritz, Oettinger, Gras von Platen, Fürst Pückler-Muska», O. Roquette, Hauptmann Schilling, Ferd. Stolle, L. Tieck, A. Tiedge, »r. Vehse, Turgeniew, M. M. von Weber, von Wickede, A. Wilhelmi, A. von Winterseld, A Ziegler, Am. Bölte, K. Detlef, L. Ernesti, I. Frick, Frau von Göhren, Jda Hahn-Hahn, F. Lewald, L. Mühlbach, Jda Pfeiffer, rc. Auch Richard Wagner war viele Jahre lang Leser. Sämtliche hier Angeführte hat der Expedient Herr Pud icke, welcher ununterbrochen 42 Jahre im Geschäfte thätig war, bedient. Nach dem Tode des Begründers, Joh. Fried. Schmidt, ging das Geschäft auf dessen Erben über. Letzter Erbe Schmidts und Besitzer der Leihbibliothek war bis >867 der verstorbene Stadtrat Unruh, nach dessen Ableben sie in den Besitz der Herren Vogel, Unger u. Seebaß überging. Nach dem Tode des letzteren kaufte sie Herr Ad. Laue, der sic noch jetzt besitzt und der aus das eifrigste bestrebt ist, die Leih bibliothek auf der Höhe der Zeit zu erhalten. Möge die Schmidtsche Leihbibliothek ihrem zahlreichen Leserkreise auch ferner Unterhaltung und geistige Nahrung wie bisher bieten, und ihr noch ein langes,- glückliches Fortbestehen beschicken sein. Vom Antiquariat. — Das Verzeichnis einer wertvollen Auto- graphen-Sammlung, welche durch die Herren List L Francke in Leipzig am 7. Dezember d. I. und den folgende» Tagen versteigert werden soll, ist soeben erschienen. Dasselbe, 109 Seiten stark, verzeichnet eine äußerst interessante Sammlung von beiläufig 1500 gut erhaltenen und als echt garantierten Autographcn berühmter Staatsmänner, Schriftsteller, Musiker, Künstler n. s. w. Es befinden sich darunter Stücke von großer Seltenheit und bedeutendem Werte. — Eine andere, schon für den 21. d. M. bevorstehende Versteigerung des gleichen Auktions-Instituts wird die hinterlassene Privatbibliothek des in Dresden verstorbenen Geh. Hofrats llr. Julius Petzholdt, des bekannten Herausgebers des kürzlich eingegangenen »Anzeigers f. d. Bibliothekwcsen« unter den Hammer bringen. Der Katalog verzeichnet namentlich aus den Gebieten der Bibliographie und Bibliothekwissenschaft höchst wertvolle Werke. Neue Bücher, Zeitschriften, Gelegenheitsschriften, Kata loge rc. für die Hand- und Hausbibliothek des Buchhändlers. Volclloaur's lUustrirter IVoibnuobtsIcutuIoA. XI. ckulirAUNA (1887). gr. 8». XLVIII, 148 8. Winke zur Orientierung in der sogenannten Jrviugianer-Litteratur. kl. 8". 48 S. Augsburg 1887, Richard Preyß. Preis 30 t>>. Abzahlungsgeschäfte. — Es ist zwar kaum auzunehmen, daß irgendwo in den buchhändlerischen Abzahlungsgeschäften Vertrags bestimmungen zur Anwendung kommen, welche auch nur den Schein einer illoyalen Ausbeutung der Käufer erwecken könnten; dennoch sei aus die Anschauung der Gerichte bezüglich der etwa doch bestehenden Klauseln hier aufmerksam gemacht, welche durch einen Bericht des Nürnberger Polizeisenats an die bayerische Regierung veranschaulicht wird. Darin heißt es: »Bezüglich der Klauseln in den Verkaufsverträgen ist zu er wähnen, daß die hiesigen Gerichte diejenige, als „contra bonos inorss", bereits mehrfach für ungiltig erklärt haben, welche bestimmt, daß im Falle des Richtzahlens einer fälligen Rate die Ware dem Geschäft wieder zufällt und gleichzeitig der Käufer der schon gezahlten Raten verlustig geht.« Aus dem Vereinsleben. — Der Buchhändler-Gesangverein »Laututo« in Leipzig wird am Sonntag den 13. d. M. im Trietschler- schen Saale, Schulstraße, einen Liederabend mit Ball veranstalten. Die Festlichkeit beginnt um 6 Uhr. Personalnachrichten. Geburtstagsfeier. — Herr Adolf Ploetz, Prokurist der Firma Ernst L Korn in Berlin, feierte am 29.V.M. seinen siebzigsten Geburtstag. Die Berliner Gehilfenschaft hatte zu diesem Festlage ihres greisen Kollegen am 3l. Oktober im Brandenburger Haus einen Festkommers veranstaltet, der unter dem Vorsitz des Vertrauensmannes des Kreises Brandenburg eineu schönen Verlauf nahm. Die Glückwünsche der Ber liner Gehilfen brachte Herr Rohrlack dar und überreichte dem Jubilar als Erinnerungsgeschenk einen wertvollen silbernen Pokal. Von Alters genossen des Herrn Ploetz sprachHerr Verlagsbuchhändler Wilhelm Hertz, der Vorsitzende des Berliner Unlerstütznngsvereins, welcher der Frau und den Kindern des Herrn Ploetz ein Hoch widmete. Herr Hans Natge seierle das schöne Verhältnis, das zwischen der Firma Ernst L Korn und ihrem Prokuristen seil langen Jahren besteht Erwähnt seien noch die Ansprachen der Herren E. Ernst jun., Worms und Bollert. Ernste und heitere Lieder, von einzelnen Kollegen eigens für das Fest gedichtet, belebten die Stimmung, und die Feier des Jubeltages ihres Seniors hielt die Berliner Kollegen bis in die späte Nacht vereint. Ernennung. — Der Buchhändler Herr Ernst Rehfeld in Posen ist zum stellvertretenden Handelsrichter daselbst ernannt worden. Gestorben: am 4. d. M. in Berlin Herr Gcrson Bernstein, Kgl. Kommissions rat, im achtundsechzigsten Lebensjahre. Der Verstorbene gründete im Jahre 1866 sein umfangreiches Druckerei- und Verlagsgeschäst, welches letztere er 1877 mit dem angekausten Verlage der Firma Gustav Hem- pel vereinigte. am 29. Oktober in Amsterdam nach dreimonatlicher Krankheit Herr Cornelis Zwaardemaker, Redakteur des »Nieuwsblad voor den Boekhaudel«, des amtlichen Organs der niederländischen »Vereeniging ter Bcvordering van de Belangen des Boekhandels«. Er erreichte ein Alter von 59 Jahren. Karl Goedeke ff. — Mit dem am 28. v. M. in Göttingen ver storbenen Litlerarhistoriker Karl Goedeke verlieren wir einen Ge lehrten von hohem Ruf, welcher als Schöpfer des einem Buchhändler kaum entbehrliche» Nachschlagewerkes »Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung« dem deutschen Buchhandel das hohe Maß seiner außergewöhnlichen Kenntnisse in rastloser, aufopfernder Arbeit dienst bar gemacht hat. Nicht weniger als 22 Jahre arbeitete Goedeke an diesem wichtigen Sammelwerke, welches von der Zeit Karls des Großen bis aus die Gegenwart jede irgendwie nennenswerte Schrift der deutschen Dichtung sorgfältig verzeichnet und im Verein mit den gedrängten Lebensbeschreibungen und Beurteilungen dem Buchhändler in de» vielen täglich sich anfvrängenden Fragen als nie versagender Heiser in der Not treu zur Seite steht. Ehre dem Andenken des hervorragenden, verdienstvollen Mannes!
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