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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.05.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-05-16
- Erscheinungsdatum
- 16.05.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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Redaktioneller Teil. 113, 16. Mai 1917. daß es völlig unfruchtbar wurde. Sein Buch über die Keramik ist »nler Kennern zur Vervollständigung der Bibliothek höch stens ein paar Mark wert. Es ist auch glücklicherweise niemals gegangen, und der Verlag hat sich vor. einer Reihe von Jahren genötigt gesehen, die wie Blei lagernde Restauflage des Buches zu verramschen. Und nun, da er verramscht ist und also vom Verleger nicht mehr gekauft werden kann, kommt der alte Wälzer mit etnemmal zu Ehren und Ansehen. Er ist im tetzlen Jahre bis zu 125, ja bis zu 159 aufgestiegen. Ohne die Tatsache des Verramschens würde noch heute kaum jemand auf die Idee kommen, gerade dieses Buch zu kaufen. Und das gleiche Schicksal trifft heute beinahe jedes verramschte Buch. Bücher, die früher kein Mensch angesehen hat, figurieren heute, ein paar Monate, nachdem die Restauflage in den Waren häusern gelegen hat, in den Katalogen als vergriffen und ge sucht. Sowie der Bücherfreund aber diese beiden Zauberworte liest, verliert er den Verstand. Er bowelt sich das unfähigste Zeug an und hilft es zu hohen Preisen bringen. Wie wenig der moderne Bücherfreund von einem wirklichen Bücher-Wisscn geleitet ist, bewies mir erst neulich auf einer Ver steigerung ein drolliges Beispiel. Unter allen Ausgaben von E. T. A. Hofsmanns Werken ist die von Hoscmann illustrierte als die schlechteste berüchtigt. Auf schlechtes Papier miserabel gedruckt, elend in der Textrevision, wimmelnd von Druckfehlern, verhält sie sich zu den Ausgaben von Grisebach und Maajzen wie der Bettler zum König. Ich selbst habe sie noch vor viel leicht 19 Jahren Hosemanns halber vom Verlage bezogen und damals, glaube ich, 8 dafür bezahlt. Da war sie noch zu haben. Jetzt ist sie vergriffen. Und so hat sie denn neulich aus einer Berliner Auktion 899 gebracht. Warum? Weil sie inner lich und äußerlich ohne Qualität ist. Die Jagd hinter dem »Vergriffen« und »Gesucht« treibt die ulkigsten Blüten. Immer wieder kann man beobachten, wie teures Geld für Bücher gezahlt wird, die man in Restauflage bei Tietz billig kaufen kann. Es lohnt sich schon beinah, die Reslauflagen in den Warenhäusern zu kaufen und sie ein Jahr später auf irgendeine Auktion zu schicken. Was soll nun damit gesagt werden? Die Bllcherlieb- haberei in Deutschland ist als eine Leidenschaft weiter Kreise erst eine junge und zarte Pflanze. Wir alle haben sie mit Freude keimen und entstehen sehen. Wir alle verfolgten mit der Anteil nahme der Leute, die eine Sache um ihrer selbst willen lieben, die Tätigkeit der jungen, unterrichteten und klugen Antiquare, denen es in so glücklicher Weise gelungen ist, im Zusammen arbeiten mit gleichgesinnten Verlegern die höhere Freude am Buch über enge Kreise hinaus zu einem allgemeineren Inter esse zu erweitern. Aber es ist nicht gut, wenn die Bücherlieb haberei immer größere Ähnlichkeit mit dem Briefmarken- Sammeln gewinnt. Es schadet ihrem geistigen Wesen, und es entwürdigt sie. Kein Buch ist darum gut oder wertvoll allein, weil es in erster Auflage vorliegt oder weil es vergriffen ist. Das ist kein Bücherfreund, sondern ein Bücheridiot, der seine Regale mit innerlich wertlosen Schmökern stillt, bloß weil ihre Verfasser die Klugheit besaßen, nicht mehr als 199 Exemplare drucken zu lassen, oder weil die gerechte Richterin Zeit die ganze Auflage bis auf wenige Exemplare vernichtet hat. Besonders im letzten Falle täte man gut daran, auch noch diese wenigen Exemplare einzustampfen, anstatt sie etwa noch durch neue Aus gaben aufleben zu lassen. Wir Deutschen sind ein merkwürdiges Volk. Der beste Roman, der in den letzten Jahrzehnten geschrieben wurde, der Sebald Soeker des verstorbenen Knoop, liegt jetzt, glaube ich, in zweiter Auflage vor. Unendlich Wertvolles unserer ganzen Kultur liegt brach. Wir besitzen noch immer keine Neuausgabe der Schriften des wahren Reformators unserer geistigen Kul tur, Johann Joachim Winckelmanns. Seit Janitschek ist keine maßgebende Geschichte der deutschen Malerei geschrieben wor den. Jean Paul, der größte Prosa-Schriftsteller der deutschen Sprache, wartet iwch immer der Helden, die ihm in seinem Volke die verdiente Schätzung erobern. Dutzende von Aufgaben 579 deutsch-kultureller Bedeutung ließen sich auszählen, deren Lö sung unserem Buchhandel und unserem Bücherfreund dringende Ehrensache sein müßte. Aber all diese Dinge haben ja Zeit. Wir zahlen lieber 899 »kl für die schlechteste Hoffmann-Ausgabe, bloß weil sie — glücklicherweise! — vergriffen ist. Meine Ausführungen, die Ausführungen eines, ich möchte sagen, Bibliomanen seit 29 Jahren, wenden sich nicht gegen die deutsche Bücherliebhaberei, nicht gegen das glückliche, schöne und erfreuliche Aufblühen unseres künstlerischen Antiquariats und durchaus nicht gegen die Bücherversteigerung. Wir alle empfinden nicht nur den seelischen Reiz der Auktion, wir er freuen uns auch der Möglichkeiten, die sic dem Büchersammler bietet, und wir erkennen in erster Linie mit Dankbarkeit an, daß sie Unendliches zur Hebung der Büchersreude in Deutsch land beiträgt. Wenn man jahrzehntelang in einer Stadt lebt, laufen einem genug Leute über den Weg, von denen man nach kurzer Bekanntschaft froh ist, wenn man sie nicht mehr zu kennen braucht. Und dann begegnet man ihnen mit einemmal auf einer Bücherversteigerung, sieht, wie von einer vielleicht ursprünglich rein snodbistischen Neigung aus geistige Inter essen in ihnen geweckt wurden und sie auf eine höhere Kultur stufe heben. Wie viele von diesen Leuten würden, wäre nicht das Sportmäßige der modernen Bllcherauktionen und nicht ihr sensationeller Reiz, sich zeit ihres Lebens damit begnügen, die Zahnvariationen mecklenburgischer Briefmarken zu registrieren! Ich habe selbst in den letzten Monaten so ein Exemplar mit Vergnügen verfolgen können. Der Mann war einer der größten Käufer auf allen Bricfmarken-Auklionen. Ich ging immer extra seinetwegen hin, um zu sehen, ob er wieder einmal genau die verschiedenen Blaus kennen würde. Dann geriet er eines Tages in eine Autographenversteigerung. Aber er kaufte nur Briefe, die Umschläge mit Marken hatten. Bei der zweiten Ver steigerung kaufte er schon Briefe ohne Marken. Und eines Tages traf ich ihn auf einer Bücherauktion. Nun kaufte er sich zu den Briefen die Bücher der Leute, die die Briefe geschrieben hatten. Die Wege zur Kultur sind vielfältig und sonderbar. Be sonders in unserer Zeit. Wir wollen jeden freundlich auf nehmen, auch wenn er auf dem kuriosesten Wege zu uns kommt. Aber im Mittelpunkte alles geistigen Wesens steht nach wie vor das Buch. Alle Mittel sollen recht sein, die unsere Deutschen zum Buche hinführen. Nur wollen wir mit etwas mehr Sorg falt darauf achten, daß nicht zuviel vom Staub dieser Wege auf das Buch fällt und seinen Inhalt unleserlich macht. Wöchentliche Übersicht über geschäftliche Veränderungen und Einrichtungen. Zusammengestellt von der Redaktion de« Adreßbuch» des Deutschen Buchhandel«. 7. bis 1L. Mai 1S17. Vorhergehende Liste 1817, Rr. 197. ' — In das Adreßbuch neu aufgenommene Firma. — B. — Börsen- hlatt. — H. — Handelsgerichtlichc Eintragung <mtt Angabe de« Erschetnungstags der zur Bekanntmachung benutzten Zeitung). — Dir. — Direkte Mitteilung. Barth, Otto Wilhelm, Verlag, Leipzig. Inhaber ist jetzt: Johann Heinrich Kletzin. Er hastet nicht für die im Betriebe des Geschäfts entstandenen Verbindlichkeiten des bisherigen In habers. sH. 7./V. 1917.j Behr's Buchhandlung, B., G. m. b. H., Berlin, I» Kon kurs s. L./V. 1817. sH. 7./V. 1917.1 Eon cord ia Deutsche V e r I a g s a n st a I t G. m. b. H., Ber lin, hat Postscheckkonto 31989. sDir.j Conrabi, Carl, Stuttgart. Leipziger Komm, jetzt: Steinacker. sDir.j Gutenberg-Buchh. Fritz Morawe, Berlin. Leipziger Komm, jetzt: Volckmar. sDir.j Hansstaengl, Franz, München. Prokura des Egon Hanf- staengl gelöscht. Nenbestelltcr Prokurist: August Boettger, Ge samtprokura mit einem andern Gcsamtprokuristen. sH. 9./V. 1917.j
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