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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.02.1934
- Strukturtyp
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- 1934-02-22
- Erscheinungsdatum
- 22.02.1934
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- Deutsch
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X- 4ü, 22. Februar 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchbandel. Die Erstschrift dieses Formblattes ist spätestens bis zum 15. März 1934 an die Auslandabteilung des Börsenvereins ein- zusendcn. Verspätete Einsendungen schließen eine Berücksichtigung der Außenstände der betreffenden Firma bei dein geplanten Einzugsverfahren, falls dieses zustandekommt, aus. Die Zweitschrift verbleibt bei der ansfiillcnden Firma. Die lückenlose und rechtzeitige Meldung der Außenstände ist erste Voraussetzung für die weiteren Verhandlungen des Vorstandes. Leipzig, den 22. Februar 1834 Der Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig Ilr. Friedrich Oldenbonrg Zum 10V. Todestage Aloys Senefelders. Bon Prof. vr. Michael Birkcnbihl. Wir können uns heute Kunsthandel und Gebrauchsgraphik nicht mehr vorstellen ohne den Steindruck. Die Lithographie älteren Stiles mit ihren gesuchten Inkunabeln, die moderne Kiinstlcrsteiuzeichnung, der Notendruck, die Besuchskarte, Wein karte, Vcrmählungsanzeige, das Festprogramm, die Tanzkartc, Ansichtskarte, Geschäftsreklamc und andere Druckarbeitcn von Kultur — sie alle sind mit dem Lebenskampf jenes Mannes ver bunden, der den Stein als Werkstoff in das graphische Gewerbe einführte. Aloys Sencfelder wurde am 0. November 1771 als Sohn eines fränkischen Schauspielers in Prag geboren. 1778 kam der Vater an das Bayerische Hof- und Nationallheater und damit wurde München seine eigentliche Heimat. Mil einer guten Gym- nasialbilduug ausgerüstet, studierte Sencfelder in Ingolstadt so eifrig Rechtswissenschaft, daß ihm alle seine Lehrer »Note I mit Auszeichnung« gaben. Durch den Tod des Vaters geriet die Fa milie in Nahrungssorgcn. Alle Bemühungen um eine Anstellung scheiterten. Da suchte Seuefcldcr als Bühnendichter und Schau spieler die Familie zu ernähren. Anfangs hatte er Glück, dann schnitt der Unglücksstern, der ihn sein Leben lang verfolgte, wie der alles ab. Der Wunsch, seine Dramen selbst drucken zu können, brachte ihn auf die Bahn des Erfinders. Glücklicherweise schlte ihm das Geld, sich eine Druckpresse zu kaufen, sonst wäre der Steindruck nicht erfunden worden. Wie Gutcnberg macht auch Scnefcldcr alle möglichen Druck versuche. Er sticht die Buchstaben in Stahl, in Birnbaumholz, auf eine Kupfcrplatte, die mit Scheidewasser geätzt wird, er Preßt Lettern aus einem Teig von Mehl, Sand, Ton und Kohlenstaub. Aber immer wieder zwingt der Geldmangel auf halbem Wege stehcnzubleibeu. Wie so oft bringt der Zufall endlich die Ent scheidung. Die Vorplätze der Münchner Häuser waren damals mit Solnhofer Kalkschicser belegt. Als seine einzige Kupfcrplatte durch das ewige Abschlcifen endlich eiugegaugen war, wendete Sencfelder sein Interesse diesem billigeren Materiale zu. Im Juli 1796 soll er der Mutter rasch einen Wäschezettel schreiben; die Wäscherin wartet schon. Aber cs ist weder Tinte »och Papier im Hause. Da nimmt er seinen Schiefer und seine selbsterfun- deue Tinte aus Wachs, Seife und Kienruß. Wie er die Schrift später mit verdünnter Salpetersäure beizt, bekommt ec Abzüge, die immer klarer werden. — Die Lithographie ist er funden. Aber da ist auch die Familie schon wieder ohne einen Kreu zer. Umsonst verpfändet die Mutter aus einige Monate hinaus ihre kleine Pension. Schweren Herzens entschließt sich Aloys gegen 200 Gulden für einen anderen Soldat zu werden. Mit einen, Trupp Rekruten marschiert er zu seiner Garnison Ingol stadt. Aber am ersten Morgen wird er schon wieder aus der Kaserne hinausbefördert — weil er Ausländer ist. In einen, Trödlerladen kauft er alte schlechtgedruckte kirchliche Noten. »Wie schön könnte man das auf meinem Stein drucken!« Der Gedanke wird zur Brücke aus der nächsten Not. Senefelder verbindet sich jetzt mit dem Manne, der alle weiteren Schicksalsschläge mit ihm tragen sollte, den, Münchner Komponisten und Hofmnsiker Franz Meißner. Glcißner kompo niert und dann drucken sie zusammen. Anfangs hat die Firma »Sencfelder K Meißner« schöne Erfolge. Der erste Druck bringt 70 Gulden Reingewinn, hundert spendet der Kurfürst. Aber der Teufel reitet die beiden Künstler. Sic verbrennen ihre Presse und stellen eine neue ein, die nicht funktioniert. Die Jahre der Not, die dadurch anbrecheu, bedeuten wieder einen Fortschritt für das graphische Gewerbe. Sencfelder erfindet den chemischen Druck, seine neue Stangenpresse liefert im Tag schon mehrere Tausend sehr seiner Abzüge. Damals hört der Hosrat Andrä, der berühmte Musikverlegcr in Ossenbach, davon. Er kommt, staunt und er wirbt um 2000 Gulden das Druckrecht. Damit gründen »Sene- selder K Gleißncr» jetzt eine graphische Anstalt, in der Kupfer stiche auf Stein reproduziert werden sollen. Die Probedrucke sind so glänzend, daß in Andre große Pläne erwachen. Er will in Berlin, Paris und London Kunstdruckercicn errichten. Senefelder soll eine Wiener Filiale leiten und ein Fünftel des Reingewinnes am ganzen Geschäft erhalten. Sieben Monate hält Andres Bru der den Erfinder in London förmlich gefangen, damit er sein Ge heimnis nicht anderen mitteile. Da kommt das Unheil in neuer Form. Er überwirst sich mit Andre und in Wien mißbraucht ein unlauterer Konkurrent seine Erfindung. Dort interessiert sich der Fabrikant Joseph Hartl von Luchscustcin sür Senefelders Kattundruck. Aber das Privileg zur Fabrikation ist nicht zu erlangen. Sencfelder und Meißner lau sen sich die Füße wund, un, bei den Wiener Komponisten Auf träge für Notendruck zu erhalten. Sie werden überall abgewicse», auch bei Haydn und Beethoven. Als Hartl endlich das Privileg erhält, muß er gerade seinen Betrieb schließen; er ist ruiniert. Alles was Senefelder in diesen Wiener Tagen der drückenden Armut bleibt, ist seine kleine Presse. Er setzt noch große Hoff nungen auf den Kaltundruck, aber da stiehlt ihm ein Werkmeister sein Geheimnis und verkauft cs au verschiedene Firmen. Neue Enttäuschungen bringen jetzt in München Beziehungen zum bayerischen Staat, die der wohlwollende Abbe Vogler ein- leitct. Der Staat nützt Senefelders Erfindung ordentlich aus, er selbst bleibt arm. Endlich gibt mau ihm die bescheidene Stelle eines Inspektors bei der Steuerkommission. Man braucht ihn da zur Überwachung der staatlichen Lithographie, dabei bleibt ihm freilich so viel freie Zeit, daß sein Amt als reiner Ehrenposten erscheint. Auch Meißner erhält einen Posten. Seucsclder ist so edel, jährlich auf 1000 Gulden zu verzichten, damit sie den, Freunde zu seinem Gehalt gelegt werden. Ideale Erfolge werfen aus seinen Lebensabend ein Paar milde Sonnenstrahlen. Die >»8ocietz- ok Uncouragement« schickt ihre große Goldene Medaille, Ludwig 1. die goldene Medaille des Verdienstordens und 1000 Gulden, die Herrscher von Sachsen und Rußland senden Brillantringe. Unermüdlicher Fleiß, Tatwille, Zähigkeit, Vielseitigkeit — das sind die Anker in diesem sturmdurchwühlten Ersinderleben. Senefelder experimentiert bis zur letzten Stunde. Er entdeckt den 170
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