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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.07.1919
- Strukturtyp
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- Band
- 1919-07-24
- Erscheinungsdatum
- 24.07.1919
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- Deutsch
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«Si1-ndl»U I. b. Dlsch», vuchhanb-l. Redaktioneller Teil. W 155, 24. Juli 1919. ^ Sprellisaai. Autorenhoaorare und Geldentwertung. <Vgl. Bbl. Nr. 183 u. 147.) Auf das i»l Bbl. Nr. 163 abgedrncktc Rundschreiben des Aka demischen Schntzvereins hat der Deutsche Verlegervercin das Folgende erwidert: »Co muß ahne weiteres zugestanden werden, das; diese Verfasser- grnppe unter den augenblicklichen wirtschaftlichen Zuständen besonders zu leiden hat, trotzdem dürfen einige Lätze in dem Rundschreiben nicht unwidersprochen bleiben, weil sic von irrtümlichen Voraussetzungen auszugehen scheinen. Im Namen des gesamten deutschen Berlages aber legt der Deutsche Ver.'egervercin ganz entschieden Verwahrung ein gegen den folgenden Satz des Rundschreibens: ,Sie halte» es also mit der bnchhändlerischen Ehre, ans die der deutsche Bnchhändlcrstand stets und mit Recht so stolz war, vereinbar, das; vom Mehrverdienst am geistigen Werk eines Autors der eigentliche Produzent allein aus geschlossen bleibt'. Es ist bedauerlich und gerade in der jetzigen Zeit, die des Zusammenschlusses und gemeinsamen Aufbaues bedarf, nicht scharf genug zu verurteilen, wenn mit solchen Worten einem ganzen Stande gewissermaßen unehrenhafte Handlungen unterstellt werden, noch bevor durch Verhandlungen mit dessen berufener Vertretung auch nur der Versuch gemacht worden ist, festzustellen, ob diese Auffassung die richtige ist.*) In folgenden Ausführungen soll dargetan werden: 1. daß in sehr zahlreichen Fällen, also wohl überall da, wo es möglich ist, das Bogenhonorar vom Verleger bereits erhöht ist, 2. warum eine allgemeine, durchgehende Erhöhung der Bogenhono rare wissenschaftlicher Werke vorläufig wenigstens noch nicht durchführbar ist. Voransgeschickt muß werden, daß der wissenschaftliche Verlag der jenige Teil des Buchhandels ist, der durch den Krieg am meisten zu leiden hatte, und zivar aus folgenden Gründen: Ungefähr die Hälfte seiner Erzeugung ging in Friedenszeiten dank der überragenden Stellung deutscher Wissenschaft nach dem Anslande, mit einem Schlage war bei Ausbruch des Krieges dieser Teil des Absatzes ansgeschaltet. Im Jnlande entvölkerten sich die Universitäten; Studenten, Ingenieure, Arzte, Rechtsanwälte, Gelehrte aller Richtun gen zogen ins Feld und schränkten ihren Bücherbcdarf aufs Not wendigste ein. Die wissenschaftlichen Zeitschriften verloren nicht nur die Hälfte ihrer Abnehmer, sondern, soweit sie auf Anzeigen der Indu strie angewiesen waren, auch den größeren Teil ihrer Anzeigenaufträge. So schmolz der Umsatz des wissenschaftlichen Verlages auf etwa im Vergleich zur Friedenszeit zusammen, dein eine auch nur annähernd gleiche Einschränkung seiner Verpflichtungen nicht gegenübergestellt wer den konnte. Nedaktions- und Mitarbeiterhonorare mußten weitcrgc- zahlt, angefangciie Sammelwerke fortgesetzt, abgeschlossene Verträge erfüllt werden, trotzdem bei so manchen von ihnen sichere Verluste in Aussicht standen. Abgesehen von verschwindend wenigen Fällen, in denen Verleger des Krieges wegen Verträge zu lösen sich gezwungen sahen, haben sie trotz der Ungunst der Verhältnisse mit z. T. großen Opfern die meisten ihrer Zeitschriften weitergeführt und Werke er scheinen lassen, und das nicht zuletzt ans dem Grunde, um eine Ehrenpflicht ihren Verfassern gegenüber zu erfüllen. Sie dürfen sich mit Recht bewußt sein, damit gerade in den ersten Kriegsjahren zur Linderung der auch damals schon fühlbaren Not in so manchen Kreisen der wissenschaftlichen Verfasser beigetragen zu haben. Wie war nun die weitere Entwicklung? Nach dem Tiefstand der Jahre 1915 und 1916 fing cs an, im Jahre 1917 ganz allmählich etwas besser zu werden, die Universitäten belebten sich mit Kriegs beschädigten oder beurlaubte» Hörern, der Stellungskrieg ließ Muße zu wissenschaftlichen Studien, und auch das neutrale Ausland benutzte den schlechten Kursstand der Mark zu größeren Einkänsen, soweit die Ausfuhr nicht durch militärische Gründe beengt war. Die Ver teuerung der Herstellungskosten machte sich bei den Zeitschriften schon im Jahre 1917 sehr unangenehm fühlbar, weniger bei der Bücher- erzcngnng, da diese infolge der großen Lagerbestände und des geringen Absatzes in den ersten Kriegsjahren nur unbedeutend war. Trotzdem haben die Verleger unter weiteren Opfern solange, wie irgend möglich, von Preiserhöhungen ihrer Erzeugnisse abgesehen, schon um die endlich einsetzcnde Belebung des Absatzes nicht wieder einzndämmcn. Diese Belebung, die auch im Jahre'1918 ganz allmählich Fortschritte machte, bekam durch den Umsturz und die gleichzeitige allgemeine Abrüstung einen ganz unerwarteten und gewaltigen Auftrieb. Der Andrang zu den Universitäten wurde außerordentlich stark, Zwischensemester mußten eingelegt werden, und die zurückkchrenden Kriegsteilnehmer wollten sich über die während ihrer Abwesenheit gemachten Fortschritte unter richten. Auch das Ausland steigerte seinen Bedarf infolge der immer schlechteren Markumrcchnnng und des Fortfalls jeglicher Ausfuhr verbote. Die vorhandenen Bestände der am meisten begehrten Lehr- nnd Handbücher waren bald geräumt, Neuauflagen mußten schleunigst hergestellt werden, leider unter den denkbar ungünstigsten Verhält nissen. Die Preise für stofflich vollkommen unzureichendes Papier waren auf das Vier- und Fünffache der Friedenspreise gestiegen. Die Drucktasten, die vorher schon um etwa 150°/, gestiegen waren, erfuhren weitere sprunghafte Erhöhungen um insgesamt 100°/,. Wie weit diese Steigerungen in sich berechtigt sind und waren, das zu erörtern würde hier zu weit führen. Der Verlagsbnchhandel war ihnen infolge der gebundenen Zwangswirtschaft willenlos preisgegeben; wiederholte energische Ablehnnngsversuche blieben erfolglos. Keines falls darf aber ans der notgedrnngenen Bewilligung der erhöhten Papier- und Trnckpreise geschlossen werden, daß sie der Verleger als berechtigt anerkennt oder gar höher bewertet, als die Leistung des Verfassers. Sic bedeuten eine zum Teil maßlose Ausnutzung der Zwangsverhältnisse, und mancher Verleger hätte gewiß lieber einen größeren Teil davon seinem Verfasser in Form einer Honorarerhöhnng zngcstandcn. In den wenigsten Fällen — und das muß besonders be tont werden — hat aber der Verleger die Ladenpreise im gleichen Maße erhöht, sondern hat sie trotz einer verdrei- und vervierfachten Kapitalaufwendung im höchsten Falle verdoppelt, aus der einfachen Erwägung heraus, daß im anderen Falle durch zu hohe Preise eine Anschaffung vielen Kreisen unmöglich gemacht worden wäre. Damit ist also sein Verdienst nicht im Verhältnis zum höheren Preise ge stiegen, sondern im besten Falle der gleiche geblieben, wie bei den früheren niedrigen Preisen. Alles in allem ist augenblicklich der Frie- dcnsnmsatz im wissenschaftlichen Verlag, an der Zahl der Werke ge messen, noch lange nicht, an dem ziffernmäßigen Erlös gemessen, noch nicht ganz erreicht. Es kann also nicht von einer Deckung seiner großen Verluste der ersten Kriegsjahre, geschweige denn von einem M c h r v e r d i e n st die Rede sein. Die ausführliche Schilderung der Lage im wissenschaftlichen Ver lage wird auch den Fernerstehenden beweisen, daß eine durchgehende Erhöhung der Bogcnhonorare bisher nicht möglich war, und daß dem wissenschaftlichen Verlage ans dieser Unterlassung kein Vorwurf ge macht werden kann. Es muß jedoch hervorgehobcn werden, daß trotz dem viele Verleger bei gangbaren Werken und Neuauflagen, sowie einer ganzen Reihe von Zeitschriften in letzter Zeit die Honorare erhöht haben, und daß infolge des augenblicklich starken Absatzes von Studenten- und Lehrbüchern deren Verfasser durch höhere Auflagen, deren rascheres Aufeinanderfolgen und dadurch bedingte geringere Mühe der Neubearbeitung den Vorteil verhältnismäßig reicherer Ein nahmen genießen. Eine allgemeine Erhöhung von Zeitschriftenhonorarcn oder Honoraren für laufende Sammelwerke, namentlich solche, die zu vor dem Kriege festgesetzten Preisen weitergeliefert werden müssen, wird wohl erst allmählich dnrchgeführt werden können. Wie die Ver hältnisse heute liegen, fehlen dem Verleger überhaupt augenblicklich jegliche festen Unterlagen zur Aufstellung von Kostenberechnungen und Absatzmöglichkeiten. Öfter denn je steht heute der Verleger, insbesondere der wissenschaftliche, nicht wie der Autor, vor der Frage, ob er den selben Ertrag ans dem Verlagswerke haben wird wie früher, sondern hat sich in der überwiegenden Zahl der Fälle mir einem zum Teil so gar empfindlichen Verlust abzufinden. Darunter wird am meisten die Herausgabe von Monographien leiden, die gerade vom^deutschen Ver lag im Gegensatz zum ausländischen bisher immer in weitherziger Weise gepflegt worden ist. Es darf aber als selbstverständlich angenommen werden, daß, sobald die jetzigen ungewöhnlichen Verhältnisse wieder erst von stetigen abgelöst sein werden, alle für wissenschaftliche Leistungen in Frage kom menden Honorare eine den neuen Grundlagen und WirtschastSmöglich- keiten entsprechende Regelung erfahren werden. Bis dahin dürfen sich aber die Verfasser den geschilderten schwierigen Verhältnissen nicht ver schließen und das Vertrauen zu den Maßnahmen der Verleger nicht verlieren, die bisher unter den größten Widerständen dnrchgchalten haben. Der in dem Rundschreiben angegebene Vergleich mit den Kosten für Sonderdrucke trifft u. E. nicht den Kern der Frage. An den Preisen für Sonderdrucke ist der Verleger unbeteiligt. Die hohe» Her stellungskosten sind durch die oben erwähnten Umstände begründet, und solange sich diese nicht ändern, steht es den Mitarbeitern frei und wird von Verlegern auch befürwortet, die Anzahl der Sonderdrucke auf ein Mindestmaß zu beschränken.« *) Der Akademische Schntzverein hat inzwischen ans unsere Vor stellungen in entgegenkommender Weise in Nr. 147 eine Erklärung gegeben, die wohl befriedigen wird. Verantwort!, ^ed. i. V.:RicharbAlb e r t i. Druck: Ramm L Seemann. Sämtlich i 638 — Verlag: DerBvrfen verein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsche- Buchhändlerhau-. , Leipzig. — Nbresse der Redaktion und Expedition: Leipzig, Gerichtsweg La sBuchhändlerhau»).
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