Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.03.1934
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- 1934-03-15
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- 15.03.1934
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X- 63, 15. März 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. entstand denn wieder eine neue Bücherei, die allmählich recht stattlich anwuchs. Waren auch die Zeiten vorbei, in denen man einen in Schweinsleder gebundenen Merian für 10 Mark kaufen konnte, so fand Zobeltitz als Herausgeber der von ihm 1897 gegründeten »Zeit schrift für Bücherfreunde« und als Vorsitzender der zwei Jahre später von ihm ins Leben gerufenen »Gesellschaft der Bibliophilen« sowie durch persönliche Beziehungen Gelegenheit, Gutes und Gewünschtes zu erwerben. Die erwähnte Zeitschrift erweckte die Biicherliebhaberei in Deutschland zu neuem Leben, sie erwarb sich rasch Ansehen in den Sammler-, Gelehrten- und Buchhändlerkreisen; sie diente nicht nur rein bibliophilen Interessen, sondern auch der bibliographischen, lite rarischen und drucktechnischen Forschung, hellte historische Zusammen hänge auf und behandelte vergessene Einzelheiten. Als die Zeitschrift erschien, war die Bibliophilie fast ausnahmslos eine Art Sport für wenige, auch das moderne Buchgewerbe befand sich noch in einem Zu stand voller Gärung, neue Ziele wurden durch Zobeltitz und seine Mitarbeiter gestellt und erreicht. Und das Gleiche war bei der »Ge sellschaft der Bibliophilen« der Fall, die auch aus kleinen Anfängen herauswuchs und rasch volle Bedeutung gewann. Nicht nur die Bi bliophilen sahen dies schnell ein, desgleichen die Vertreter der Anti- guariatswelt, sondern bald auch die großen öffentlichen Bibliotheken und die sich sonst recht zurückhaltenden zünftigen Gelehrten, als erste der greise Theodor Mommsen und Erich Schmidt. In den Gärungs prozeß konnte die Gesellschaft klärend und sichtend eingreifen, und daß der gewaltige Aufschwung des Altbuchhandels im letzten Viertel- jahrhundert zu großen! Teil und ganz natürlich auf das Neuaufleben der deutschen Bibliophilie zurückzuführen ist, hat auch die Fachwelt dankend anerkannt. Von Jahr zu Jahr vermehrte sich die Zahl der Mitglieder der Gesellschaft, sie mußte endlich auf 1200 beschränkt werden. Was Zobeltitz als erster Vorsitzender — er blieb dies bis zu seinem Tode — für die Gesellschaft geleistet, das wurde eindringlich anerkannt durch die ihm zu seinem 75. Geburtstage (5. Oktober 1927) gewidmete inhaltvolle Festschrift »Von Büchern und Menschen«, eine musterhafte Veröffentlichung, die stets ihren Wert behalten wird. Die engen Beziehungen des verstorbenen Freundes zum Buch handel ergaben sich von selbst, er fühlte sich stets zu den Vertretern desselben hingezogen, weilte besonders gern in ihrem Kreise, war, um nur eins hervorzuheben, durch fünfunddreißig Jahre eng befreun det mit einem bekannten Berliner Antiquar, den er auch in den Mittelpunkt eines seiner Romane stellte. Und wenn in dem Roman »Der Seelenvogel, Geschichte eines Widmungsexemplars«, die Biblio philie zu ihrem Recht gelangte, so in einem anderen Werk »Eva, wo bist Du?« der Buchhandel. Und welche Bedeutung diesem in jeder Be ziehung zuzumessen ist und wie sehr Buchhändler und Schriftsteller zusammenhalten müssen, das führte er, im Verein mit Martin Bres lauer, in wärmsten und verständnisvollsten Worten in der Einfüh rung zu dem Karl W. Hiersemann zum 70. Geburtstag gewidmeten Festgruß »Werden und Wirken« aus. Behandelte das bibliophile Ge- schichtchen: »Vier Blatt aus dem .Urfaust'« in Detektivform ein lustiges Erlebnis aus dem Buchhänölerleben, so nicht minder, mit schlagfertigem Witz, ein Gelegenheitsspiel: »Der Argonautenzug der Jnkunanotateln«, beide Veröffentlichungen bisher leider nur einem kleineren Kreise zugängsg. — Nun ist dieser stets frohgelaunte, reichbegabte, liebe Mensch von uns gegangen, treu wird immerdar sein Gedenken bewahrt bleiben, zumal bei denen, die ihn persönlich gekannt, und das heißt geliebt und geschätzt haben. Zwei Senefelder-Ausstellungen. München. München als die Sladt des Ersinders des »Steindrucks» oder »Chemischen Drucks», in der Senefelder lebte, experimentierte, Aner kennung und Enttäuschung sank, in der er als Inspektor bei der Stencrkommission bei der Überwachung der staatlichen Lithographie (den Namen Lithographie prägte 18W Prof. Herrn. Jos. Mitterer, der Gründer der feiertäglichen Kunstschulen in München, nicht Sene- selderl) Unter- und Auskommen erhielt und in der seine Gebeine ruhen — Münchens Pslicht war es in besonders hohem Matze, den 10V. Todestag seines Bürgers würdig und dankbar zu begehen. Das geschah durch eine Gedächtnis-Ausstellung im Bibliothcksgebäude des Deutschen Museums, an der eine grotze Anzahl Münchener Institute — an der Spitze das Deutsche Museum und die Bayrische Staats bibliothek, dann Graphische Sammlung, Landcsocrmessnngsamt, Histo risches Museum, vr. C. Wolf L Sohn u. a. — sich beteiligten, die als Ganzes aber vom Verband Deutscher Ossset- und Steindruckerei besitzer und dem Deutschen Arbeiterverband des graphischen Gewerbes veranstaltet wurde. Unternehmer und Arbeiter brachte» diese Schau in gemeinsamer Arbeit zustande, ein schönes Zeugnis für den neuen Geist in Deutschland, und datz sic München wählten, »IN die »Litho graphie in ihrem ganzen Umsang» sTitel eines Lehrbuches von I. B. B. Bautz 1838) darzustellcn, zeigt, datz sie aus seine Bedeutung aus diesem Gebiet mit Nachdruck Hinweisen wollten. Die Ausstellung zeigt in äutzcrst vielseitiger Weise Entstehen und Werden der neuen Kunst, von den ersten mühsamen und tastenden Versuchen bis zur modernen Chromolithographie und dem Offsetdruck. Sie bringt alles zusammen, was die Persönlichkeit des Erfinders lebendig machen kann: Porträts, Handschriften, seine Schau- und Lustspiele, die von ihm benutzte Galgenpresse und seine Werkzeuge, und schliess lich seine Totenmaske (klein und säst zart sieht sein Gesicht da aus, nur die grotze Nase scheint von der rastlosen Energie des Mannes zu zeugen). Von seiner Person führt sie zu seinen engeren Mitarbei tern und zur weiteren Umwelt, vor allem dem Hos und den Ämtern. Dann zeigt sie das Werk des Mannes und seiner unmittel baren Nachfolger, die Inkunabeln der Lithographie und die Schriften über die neue Technik. Was Ludwig I. am 17. Mai 1888 beim Besuch in der Werkstatt Senefelders niederschricb: »Die Erfindung der Che mischen Druckerei bringt dem Jahrhundert Ehre in dem sie entstand« — das zeigt nicht nur der erste, kleinere Teil der Ausstellung, son dern auch der umfangreichere zweite Teil, der die vielseitigen Mög lichkeiten der sich schnell vervollkommnenden Erfindung in breiter Schau aufzeigt. Allen Jahrhunderten hat die Lithographie Ehre gebracht -- das ist der Eindruck, vor allen: wenn man ihre künst lerische Auswirkung in der Bildnis- und Landschaftslithographie be trachtet sangefangen von Hanfstaengl, Wagenbauer, Quaglio über Menzel bis Thoma, Slevogt und Kubin), und sie in guten Werkdrucken und bibliophilen Büchern saus dem Besitz des Leipziger Museums sür Buch und Schrift) sieht. Wie grotz aber die volkswirtschaftliche Be deutung der Erfindung Seneselders war und ist, bas hat man sich vielleicht doch nie so klargemacht, wie es nun hier in überwältigender Fülle zu sehen ist. Briefmarken, Banknoten, Papiergeld, Ansichts-,Glück wunsch- und Traucrkartcn, Serien- und Zigarrcnbilder, das gesamte Gebiet der Reklame und Plakatkunst (gibt es kein deutsches Wort für »Merkantillithographie?I) gehören heute in Senefelders Reich, genau so wie die Tafeln sür den wissenschaftlichen Unterricht und im Kon versationslexikon, wie Bilderbogen und Bilderbücher. Im schönsten Sinne dient der Steindruck wie sein Bruder der Buchdruck dem Volk, und in mannigfachster Weise haben seine Erzeugnisse »der Menschheit vielfältigen Nutzen gebracht und zu ihrer größere» Veredelung ge reicht», wie sich's Senefelder gewünscht hat. Die Münchner Ausstel lung ist der anschaulichste Beweis dafür. A. Meiner. Ossenbach a, M. In Ossenbach a. M., wohin bekanntlich der Eisinder der Litho graphie Alois Senefelder damals dem Ruf des Osscnbacher Noten druckers und Musikverlegers Andre gefolgt ist und wo Senefelder dann auch kurze Zeit selbst tätig war, wurde am 4. März in den Räumen der Technischen Lehranstalt eine grotze, sehr beachtenswerte Ausstellung »Geschichte der Lithographie von Senefelders Tätigkeit in Offenbach bis zur Gegenwart» eröffnet. Die Eröffnung der von der Knnstgewerbeschule Ossenbach gemeinsam mit dem Deutschen Ar- bctterverband des graphischen Gewerbes veranstalteten Ausstellung hatte der Reichsstatthalter und Gauleiter für Hessen-Nassau, Herr Sprenger selbst übernommen, wodurch schon deutlich zum Ausdruck kam, daß dieser Veranstaltung auch eine besondere Bedeutung bcige- inessen wird. Schon in seiner kurzen Begrüßungsansprache wies der Oberbürgermeister der Stadt Ossenbach, Herr vr. Schranz darauf hin, daß Ossenbach nicht nur als Lederstadt, sonder» auch als Stätte eines hochentwickelten graphischen Gewerbes immer einen traditionel len großen Ruf genossen habe. In einem klaren, interessanten Reserat würdigte Herr Reichsstatthaltcr Sprenger dann das Leben und die großen Verdienste des Ersinders Senefelder, der ein deutscher Mensch gewesen sei und der uns heute noch Vorbild sein müsse. Der Leiter der Knnstgewerbeschule, Herr Professor vr. Eberhardt ergänzte diese Aus führungen noch durch einige Mitteilungen über Seneselders Be ziehungen zu Ossenbach, die die Veranstaltung dieser Gedächtnisaus stellung allein schon berechtige. Professor Eberhard! wies dann noch aus die Bedeutung der Osscnbacher Kunstgewerbeschule hin, die auf das graphische Gewerbe stets befruchtend eingewirkt habe und gab gleichzeitig bekannt, daß die Kurse für Lithographie a» der Ofsen- bacher Kunstgewerbeschule in eine Fachklasse umgewandelt und der Graphiker Willy Meyer zum Professor ernannt worben sei. Die Senefelder-Gedächtnis-Ausstellung sei, so führte Professor Eber- sFortsctzung siehe Seite L3S.) 237
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