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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.03.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-03-24
- Erscheinungsdatum
- 24.03.1934
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- Deutsch
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X- 71, 24. März 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Der Nachwuchs im Kunsthandel. Es wird auch im Kunsthandel immer wieder Klage darüber ge führt, daß es au tüchtigem Nachwuchs fehlt. Die Gründe dafür sind vielfältig. Die Anforderungen, die man an die Vertreter dieses Be rufsstandes stellt, sind besonders hohe. Man erwartet von ihnen nicht viel weniger, als daß sie die Eigenschaften des Kunstkenners, der mit all den verschiedenen Richtungen vertraut ist, des Innen architekten, der mit geschultem Geschmack den Käufer berät, ja bis zu einem gewissen Grade des Kunsthistorikers mit entsprechenden Kenntnissen in sich vereinigen. In meiner Jugend war das erheblich einfacher. Der Kunst- Handel war im allgemeinen damals viel mehr als heute mit dem Buchhandel verbunden. Die gründliche Ausbildung, die der Lehr ling im Buchhandel genoß, brachten ihm Kenntnisse, die ihm auch für den Kunsthandel zustatten kamen und jedenfalls auch dort die Orientierung erleichterten. Die Anforderungen, die an seinen Ge schmack gestellt wurden, waren verhältnismäßig gering. Diese Klasse von Kunsthandlungen hatte in der Regel nicht eigene Einrahmungs werkstätten, sondern sie gab ihre Kunstblätter an zuverlässige Ein- rahmer, von denen sie Leistenmuster zeigen, konnte. In der Haupt sache wurden Stiche, Photographien, später Photogravttren in imi tiert Ebenholz, imitiert Nußbaum und so^ar antik Eiche (häufig mit den grotesken »verkröpften« Ecken) gerahmt, seltener in Gold. Daneben bestand auch damals schon eine Reihe angesehener Rahmen handlungen, die gleichzeitig ein Kunstgeschäft betrieben. Das ist allmählich anders geworden. Die Entwicklung der neu zeitlichen Reproduktionstechnik, namentlich die außerordentliche Ver vollkommnung der farbigen Wiedergabe von Gemälden, stellte in bezug auf das Einrahmen ganz neue Aufgaben. Etwa um die Jahr hundertwende wurde es üblich, Kunstblätter aller Art, mit Aus nahme von Stichen und Radierungen, ohne weißen Rand zu rahmen, und das bedingte eine sehr unterschiedliche Behandlung bei der Aus wahl der Nahmen, die zu dem Bilde, für das sie bestimmt waren, im Ton passen mußten. Nach Überwindung der Jugendstilzeit unseligen Andenkens mit ihren »Motivrahmen« setzte sich allmählich ein schlichterer Stil durch. Nach und nach vollzog sich eine Trennung des Kunsthandels vom Buchhandel. Die moderne Einrahmung setzte eine erhöhte Fachkennt nis voraus, die »Musterkollektion« des Einrahmers wurde von Jahr zu Jahr größer und vielseitiger in Bezug auf verwendete Hölzer, Profile und Farbtöne. Für den Nachwuchs hat die Kriegs- und namentlich die folgende Inflationszeit die natürliche Entwicklung der Dinge auch im Kunst handel unterbrochen. Wir denken mit Unbehagen an die Zeit, wo jeder Jüngling alles ohne Schulung leisten zu können glaubte und unbedenklich von einem Beruf in den anderen hinüberwechselte, sofern dieser bessere Verdienstmöglichkeiten bot. Die späteren Er fahrungen waren bitter, aber lehrreich. Man hat wieder lernen müssen, daß man etwas können und leisten muß, um zur Geltung zu kommen. Es erhebt sich nun die Frage, was zu geschehen hat, um dem Kunsthandel einen tüchtigen Nachwuchs zuzufllhren. Dazu gehört vor allem eine gründliche Ausbildung. Wer den Kunsthandel als Beruf erwählt, muß sich darüber klar sein, daß die Liebe zur Kunst zwar erforderlich, aber allein nicht hinreichend ist. Ein gewisses Maß von Geschmackskultur muß vorhanden sein, das freilich, syste matisch gepflegt, sehr ausgebildet werde» kann. Sehr wesent lich ist der ernste Wille, sich die für diesen Beruf notwendigen Kennt nisse, sowohl theoretische in Form von kunstgeschichtlichem Lernen, wie praktische in bezug auf Einrahmung, anzueignen. Für die theoretische Ausbildung steht eine überreiche Fülle von Kunstbüchern zur Verfügung, wie sie die Nachkriegszeit hervorge bracht hat, die aber ohne entsprechende Anleitung geeignet ist, den Neuling zu verwirren. Das Wichtigste bleibt hier die Anschauung von Werken guter Kunst. Dazu ist in den größeren Städten reiche Gelegenheit geboten in den systematisch geordneten Museen mit amt lichen Führungen, den privaten Kuustsalons mit ihren wechselnden Ausstellungen, durch Vorträge von Fachleuten usw. Die praktische Ausbildung kann nur in der Werkstatt geschehen. Es wird vom Kunsthändler nicht verlangt werden, das er ein voll kommener Einrahmer ist, aber er muß so viel von der Sache ver stehen, daß er weiß, was er dem Kunden versprechen und was er halten kann. Die Hauptsache aber ist, daß auch dem jungen Kunsthandelsbe- slissenen bewußt wird, daß er in seinem Beruf Kulturträger und -Verbreiter ist. Von diesem Geist erfüllt wird er später an die Aus wahl seines Lagers, die Ausstattung seines Ladens und die Aus schmückung der Schaufenster gehen und dabei den Mut aufbringen müssen, sich auch einmal ein Geschäft entgehen zu lassen, wenn das, was von ihm verlangt wird, unter dem künstlerischen Niveau dessen steht, was er vor seinem Gewissen verantworten kann. Wenn es gelingt, diesen Geist zur Geltung zu bringen, kann wie der ein Nachwuchs erstehen, dessen Wirken ihm selbst Befriedigung und dem Publikum nicht weniger als dem Kunsthandel Segen bringt. L. H. Schütze. Buchbesprechungen. Die Reichssachschaft »Erzähler« des Reichsverbandes Deutscher Schriftsteller veranstaltete am Montag, dem 12. März, einen Abend, der der Klärung der schon oft ungefaßten Frage Buchbesprechungen diente. Das Referat war an einen Verleger (Herr vr. A. Spe- mann, Engelhorns Nachf., Stuttgarts, einen Schriftleiter (Herr Maberno, Berliner Lokalanzeigers und einen Schriftsteller (Herr A. Mehner, Berlins gegeben. Wer hätte ein größeres Interesse an einer endgültigen und guten Lösung der Frage der Buchbesprechung und der Buchkritik als die deutschen Verleger und die deutschen Buchhändler? Angeregt wurde diese neuerliche Auseinandersetzung über Buchbesprechungen durch drei Veröffentlichungen, die im Laufe des Herbstes des ver gangenen Jahres und der ersten Monate dieses Jahres in der »Neuen Literatur«, dem »Börsenblatt für den Deut schen Buchhandel« und dem »Schriftsteller« erfolgten. Wir denken dabei an die Arbeiten von Adolf v. Grolman und die Erwiderungen von vr. Spemann, an den Aufsatz »Sinn und Un sinn der Buchbesprechung« von vr. H. Langenbucher und an eine Arbeit von A. Mehner, die neuerdings erst veröffentlicht wurde. Den Abend der Reichsfachschaft »Erzähler« leitete Herr vr. Hans Richter ein mit einem Hinweis auf die Wichtigkeit des zu behandeln den Gegenstandes und mit einer Darlegung seiner Pläne für diesen Gegenstand, den er durch alle Gaue des Reichsverbandes behandeln lassen möchte. Nach der kurzen Einleitung referierte A. Metz» er als Schriftsteller: Ausgehend von dem Eckermannschen Satz, baß ein großer Kritiker genau so selten sei wie ein großer Dichter, wies er hin aus den Zu stand der Kritik und des Besprechungswesens in den vergangenen Jahren. Er erwähnte den großen Prozentsatz von Blindgängern sjenen unglücklichen Exemplaren, die von Autor und Verlag ver sandt werden, aber niemals besprochen werden). Erst in der politi schen Einigung sieht Mehner die Möglichkeit einer Einigung auf allen kulturellen Gebieten, so auch auf dem hier behandelten: und er sagt, daß wir der politischen Führung nicht würdig wären, wenn wir nicht Hand anlegen würben, um die organisatorische Weiter entwicklung dessen zu pflegen, das uns anvertraut ist. Und für uns ist das das Schrifttum: um eine neue Blüte dieses Schrifttums geht es. Noch nie hat das Schrifttum und das geschriebene Wort solche Bedeutung erlangt wie in dem Deutschland Adolf Hitlers. Eine Hilfe aber in der Höherentwicklung des deutschen Schrifttums ist die B u ch k r i t i k. Höchstleistung, wie sie Eckermann durch das anfangs erwähnte Wort ausdrllckt, ist selten. Aber Arbeiten, getragen von gutem Willen und echtem Verständnis, können in Zukunft mehr erreicht werden, als bas seither der Fall war. Es geht nicht mehr an, daß das Buch als herrenloses Gut »mherliegt und jeder, aber auch jeder kleine Skribent damit verfahren kann, wie es ihm beliebt. Und so fordert Mehner eine gewisse Hege gerade in der Zeit des Neuaufbaus und begründet diese Forderung mit dem Gebot vom literarischen Gemeinnutz. An diese Forderungen schließt Metzner an drei weitere Forderungen mehr praktischer Art zur Entlastung des Verlages und der Schrift leitungen: 1. Eine Vereinfachung und Verbilligung in der Hin- und Rück sendung der Besprechungsexemplare. 2. Zum Schutz der wirklichen Schriftleiter und der echten Kritiker verlangt er eine Registrierung der gröbsten Verstöße im Be sprechungswesen und eine Abstellung der übelftände. Dabei handelt es sich nicht um eine Beobachtung der Qualität: diese soll viel mehr als 3. Forderung, ganz unabhängig von dieser mehr quantitativen Registrierung, zur Erhöhung des Wertes der kritischen Buch besprechungen ebenfalls ermöglicht werden, und zwar, ohne daß die viel gepriesene Freiheit der Kritik anders beurteilt würbe als nach ihrem guten oder bösen Willen. Wir möchten hier einsügen, daß wir uns nicht mit der Absicht tragen, die gemachten Vorschläge bzw. die Ausführungen der drei Redner irgendwie zu diskutieren. Dazu ist es wohl noch zu früh. Wir beschränken uns lediglich darauf, mitteilend zu berichten. 289
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