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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.03.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1934-03-24
- Erscheinungsdatum
- 24.03.1934
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- Deutsch
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X- 71, 24. März 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. L. Dtschn Buchhandel. In allen Sachgebieten der Kulturwirtschaft hat die öffent liche Hand in der Ausbringung und Verwaltung der öffentlichen Mittel einen großen Anteil. Die öffentlichen Kultur - ctats lassen deutlich das Absinken der Ausgaben erkennen. Die Kulturkrise wird dadurch besonders kenntlich gemacht, daß die ordentlichen Etats zwar nicht wesentlich gekürzt worden sind, daß aber der Kulturetat dem Sozialetat hat weichen müssen. Dieses Sparen an den Kulturausgaben hat aber eine Grenze, da einmal wirtschaftlich die Kultureinrichtungen eine Art Existenzminimum haben, zum andern gerade auch von ihnen die Geltung Deutsch lands in der Welt abhängig ist. Während der Diskussion über diese Frage wurde die Überzeugung ausgesprochen, daß die natio nalsozialistische Regierung den Kulturetat in sein Recht wieder einsetzen werde. Die Kaufkraftverhältnisse spiegeln sich in dem Kultur- etat im Einzelhaushalt wider, weil die Privaten Haus halte und Personen als Träger kulturellen Bedarfs die maßgeb liche Marktpartci bilden. Also wird von ihrer Struktur die kultur wirtschaftliche Lage entscheidend beeinflußt. Aus dem reichen Ta- bellcnmaterial läßt sich erkennen, welche Rolle die Kulturwirt schaft im Einzelhaushalt für Lohn- und Gehaltsempfänger spielt, Gesetzmäßigkeiten lassen sich aber schwer feststellen, da jeder Kul turaufwand ganz persönlich geartet ist. Die Betrachtungen haben ergeben, daß massenrechnerisch gesehen die niederen Einkommens stufen beträchtlich« Summen für Kulturgüter ausgeben. Aus die ser Feststellung find manche Anregungen für die Buchwirtschaft zu entnehmen. Die Erörterungen wurden mit der Herausstellung geschlos sen, daß individuelle und kollektive Betätigung Zusammenwirken müsse, um die Kulturpslegc im Leben der Nation wirtschaftlich zu ermög lichen, und daß gerade von ihrer gegenseitigen Ergänzung der wirtschaftliche und der eigentlich kulturelle Erfolg abhängig sei. Betont müsse allerdings werden, daß das Wirtschaftliche im Kul turleben nicht Selbstzweck werden dürfe, sondern daß es nur diene, eine bewußt einheitliche Kulturpslege zu ermöglichen. Den Abschluß der Semesterarbeit bildete ein öffentlicher Aus spracheabend mit dem Thema: »Leipzigs Stellung in der Buch Wirtschaft im Dritten Reich-. Das Ein- leitungsreserat erstattete der Direktor des Seminars, Prof. Vr. Menz. An der Aussprache beteiligten sich die Herren Bürger meister vr. Löser, vr. Carl Seeligcr, Vorsitzender der Fachgruppe Druck und Papier, Carl Wagner, Vorsitzender des Buchgewerbe vereins. Über den Verlauf des Abends wurde eingehend im Bör senblatt Nr. 45 vom 22. Februar 1934 berichtet. Außer den Seminarübungen wurden im Winter-Semester fol gende Vorlesungen gehalten: 1. BuchhandelsbetriebLlehre, Teil I (Herstellung), 2. Das in- und ausländische Zeitfchrifteuwesen, 1. Teil: Geschichte und Aufbau. Im kommenden Sommer-Semester wird Herr Prof. vr. Menz lesen: 1. Buchhandelsbetricbslehre, Teil II (Vertrieb!, 2. Zeitschristenwesen, Teil II: Herstellung und Vertrieb, Rech nungswesen, Anzeigengeschäft. Die Seminararbeit wird sich mit Einzelfragen aus der Buchwirt- schast befassen. Das Seminar zählte im vergangenen Winter-Semester 28 Mit glieder, davon 5 weibliche. Ein Mitglied, Herr Johannes Schlem- minger, konnte zum vr. rer. oec. promovieren auf Grund feiner Arbeit »Die Preisbindung der letzten Hand im deutschen Buch handel«. Das Sommer-Semester beginnt am 7. Mai. Die Ankündigung über den Beginn der Vorlesungen wird rechtzeitig im Börsenblatt erscheinen. Das Seminar (Leipzig C 1, Ritterstraße 1/3> erteilt Auskunft über Stubienangelegenheiten. Das Merkblatt über das Studium der Buchhandelsbetrieslehre sowie das Verzeichnis der Seminararbeiten, soweit sie in Maschinenschrift vorliegen, werden auf Wunsch zugesandt. Diese Arbeiten werden gegen Rückerstattung der llberfendungsgcbühren ausgeliehen. Vorlesungsverzeichnis, Prüflings-, Promotions- und Gebührenordnung können durch das Sekretariat der Handels-Hochschule (Leipzig C I, Ritterstraße K/1V) bezogen werde». vr. U. William Morris. Zu seinem hundertsten Geburtstag am 24. März 1934. Wenn die Diskussion über einen Mann, der seit 38 Jahren nicht mehr unter den Lebenden weilt, noch nicht aufgehört hat, so kann das nur für ihn, nicht gegen ihn sprechen. Zwar gibt es Leute genug, die Morris' gewaltige Leistung für die Wohnkultur, das Kunst- und Buchgewerbe mit einem erhabenen Lächeln abtun, und ihn selbst als Dichter nicht gelten lassen. Wer aber unvoreinge nommen und gerecht das Werk dieses vielseitigen und tatkräftigen Mannes betrachtet, muß zu anderer Beurteilung und Wertung kommen. Mit Trauer und Bestürzung hatte Morris gesehen, daß die Menschen ohne Schönheit und Freude stumpf und trübsinnig dahin lebten. Er war es, der sich berufen fühlte, einer häßlich gewordenen Welt die verlorene Schönheit wiederzugeben, indem er schöne Dinge für den täglichen Gebrauch fertigte, längst vergessene Handmerks techniken des Mittelalters neu belebte und in Wort und Schrift darauf hinwies, daß ein Anteil an der Schönheit der Erde das Recht jeder manns sei, daß die Kunst ein Teil des täglichen Lebens eines jeden Menschen werden müsse, und daß die Freude, schöne Dinge zu schaffen, zur größten Freude in der Welt gehöre. Auf den Lehren Nuskins und der Präraffaeliten fußend und sie weiterführend, hat Morris mit seinen Freunden eine Erneue rung künstlerischen Schaffens, genauer gesagt, kunstgewerblicher Tätig keit angestrebt und erreicht. Die von ihm seit 1861 geleiteten Werk stätten und die seit 1888 regelmäßig stattfindenden kunstgewerblichen Ausstellungen zeigten, um was es den Mitgliedern der ^rts anck 6rakt8-Bewegung ging: um eine Erneuerung des Kunst- ge werbes vom Handwerk her. Was Echtheit und Zweck mäßigkeit des Materials, Klarheit und Logik des Aufbaus, Schlicht heit und Schönheit der Form für die Herstellung von Tapeten, Möbeln, Gläsern, Stoffen und Teppichen, für alles, was zur Wohn kultur gehört, bedeutet — das haben die Engländer, allen voran Morris, der ganzen Welt praktisch vor Augen geführt. Eine voll ständige Umwälzung des gesamten Kunstgewerbes war die Folge, 268 eine Umwälzung, deren Früchte wir heute noch ernten. Das dekora tive Prinzip, dem Morris alles, was er schuf, unterordnete, haben wir, als unserer Zeit nicht gemäß, fallen gelassen. Die Forderung der Materialechtheit, Werkgerechtigkeit und Sachlichkeit ist geblieben und wird, belebt durch ein Mehr oder Weniger an schmückenden Zu taten, immer bestehen bleiben. Mit seherischem Blick hat Morris das Verhängnis, das den Menschen durch die Herrschaft der Maschine drohte, erblickt. Die Versklavung, Freudlosigkeit und Unbefriedigtheit durch eine Arbeit, an der Herz, Gefühl und persönliche Anlagen keinen Anteil haben dürfen, mußten nach ihm den Menschen nur Unsegen bringen und zu minderwertigen Leistungen führen. Deshalb sollten überall da, wo die Arbeit angenehm und für Hanötätigkeit geeignet erscheint, die Maschinen beiseite gestellt werden. Vielleicht, so denkt Morris, wird die Vollkommenheit der Maschinen zu einer Vereinfachung des Lebens und damit wiederum zur Beschränkung der Maschinen führen — sind wir heute nicht schon so weit? In den letzten sechs Jahren seines Lebens hat William Morris, nachdem er Maler, Kunstgewerbler, Dichter (seine Gesammelten Werke umfassen 24 Bände!), Redner und Sozialist gewesen war, auch noch dem Druck- und Buchgewerbe neue Impulse gegeben. Er, der Außenseiter, zeigte der Fachwelt, daß Bücher, die man nach dem Vorbild der Frühdrucke herstellt, d. h. also auf der Handpresse — bei sorgfältigster Auswahl von Papier, Typen, Farbe — druckt, schöner und edler als jedes Maschinenbuch sind. Von ihm haben die Drucker und Verleger gelernt, daß eine gute Schrift die Grund lage eines guten Drnckwcrks bildet. An den Büchern seiner Kelm- scott-Preß konnten sie sich orientieren, wenn sie wissen wollten, wie Harmonie zwischen Bild, Ornament, Satz und Type zu erzielen war, wenn sie ein Muster für hochwertige technische und künstlerische Ausführung suchten. Eine Flut von Privatpressen folgte der von Morris in England, Frankreich und Deutschland, während die buch gewerbliche Entwicklung sich immer mehr von seinen Luxusbändcn und ihrer dekorativen Schönheit entfernte. Aber auch das schmuck lose, rein typographische Gebrauchsbuch, das das Ideal unserer Tage geworden ist, ist nichts als eine konsequente Weiterentwicklung der Forderungen von Morris. vr. Annemarie Meiner.
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