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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.03.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-03-27
- Erscheinungsdatum
- 27.03.1934
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- Deutsch
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Wir erlauben uns, untenstehend die ersten Urteile zu veröffentlichen. Über: ffans ssaUada-H^er einmal aus dem vlecNnapf krikt Kartoniert klVI 4.so » I.einenband s.so « Vas si.-ss. lautend ist im Druck Edwin Cricst Dwinger Ich habe das neue Buch von Fallada mit nicht nachlaffender Spannung gelesen. Ich halte es trotz seines niederdrückenden Milieus für ein ungewöhnlich wichtiges Buch, das durch seine bezwingende Schilderung der Leidenswege von Vorbestraften mithelfen kann, jenen Mangel abzustellen, daß ein Ver brecher über das Maß der Strafe hinaus oftmals doppelt durch das bestraft wird, was ihn bei der Rückkehr in das Leben an Qual und Bitterkeit erwartet, jene Verschärfung des Ur teils zu vermeiden, die kein gerechter Richterspruch beabsichtigte. ciars Vieblg Dies Buch hat mich so gefesselt, daß ich es jetzt bereits zum zweiten Male lese. So sehr ich den „Kleinen Mann" mit all seiner Liebenswürdigkeit und feinem köstlichen Humor liebe, so muß ich doch gestehen, daß ich dies bittere und in seiner Wahrhaftigkeit aufs tiefste erschütternde Buch noch höher stelle. Nur ein ganz besonderer Mensch und ein ganz beson derer Künstler und Seclenkünder vermag uns durch die trost losen Wirrnisse eines solchen Lebens mit einer so milden Leuchte zu führen, daß wir alles verstehen und ein Mitleid fühlen, was verzeiht. lleinrlck llsuler Der neue Fallada gefällt mir weit besser als „Kleiner Mann - was nun?" Er ist blutvollcr und leidenschaftlicher. Der Angriff > Verlin Der neue Roman erzählt von dem Strafgefangenen und kleinen unfreiwilligen Ganoven Willi Kufalt. Tr kommt aus dem Gefängnis; er geht in das Gefängnis und dabei allein bleibt es. Die kleine Welt der ehrlichen Staatsbürger, zu der Willi KufaltS Vorgänger, der „kleine Mann" Pinneberg, doch noch gehörte und an der ihn seine kleine und tapfere Frau Lämmchen festhält, ist dem Gefängnisbruder versperrt, nicht nur durch das Netzwerk der Paragraphen, sondern auch durch die dumpfe Lieblosigkeit und das feindliche Unverständnis der Gerechten. Gewiß, das Buch ist tendenziös, aber seine Ten- dcnzlostgkeit versöhnt nicht. Man liest mit verhaltenem Atem bis zu Ende und legt es doch dann bedrückt aus den Händen. Versöhnend aber bleibt immer wieder das liebevolle Versenken in die Winkelzüge der Menschenseele und der Natur, auch wenn sich dieses Versenken hinter einer schnodderigen Schnauze verbirgt. Dr. Theodor Böttiger belix kiemkssten Dieses Buch kann man, soll man und wird man von mehr als einer Seite aus sehen. Die literarische Seite, also die reine Kunstleistung, ist erstaunlich. Fallada ist Scharfschütze, was er treffen will, das trifft er. Diese Menschen und diese Situationen versteht man. Ein paar Zeilen Beschreibung, und Ort und Stimmung sind umriffen. Nie gibt es eine Zeile zuviel oder zu wenig. Wenn die Menschen reden, spüren wir geradezu den Hauch, der aus diesen Mündern weht. Ein Buch, das vom Leben derer handelt, die im Kittchen aus dem Blechnapf fressen, ist natürlich kein vornehmes Buch, und der Hauch aus diesen Mündern riecht nicht gut. Fallada wird sagen, das sei nicht seine Schuld. Ist es auch nicht. Er wird fragen: „Habe ich recht oder nicht?" Er hat vollkommen recht. Wenn er nun außerdem noch fragt, ob es nicht geradezu wimmele in seinem Buch von Menschen, Begebnissen, Anekdötchen, von Sachen, Sachen, Sache»... oh, und was für Sachen", dann kann man nur erwidern: „Es ist ganz großartig, Herr Fallada, und außer Ihnen kann das niemand." Das Thema dieses Buches ist bestimmt verdienstlich. Wundervoll weise ist es auch, daß dieses Buch die Absicht gar nicht spüren läßt, sondern nur das Beschreiben bringt, tendenziös, ohne peinliches Quetschen. Was diesem Buche fehlt, ist die großartige Lämmchenfigur aus dem „Kleinen Mann". Pinneberg wie Kufalt sind weiter nichts als prachtvoll scharfe Silhouetten aus dem Lebensfilm, erst Lämmchen machte plastische Figuren aus den Schattenrissen. Leitung Iremonis - Dortmund Fallada entwirft auch in seinem neuen Roman das Schicksal eines kleinen Mannes. Dieser Kufalt ist fast aus demselben Holze geschnitzt wie Pinneberg, aber während dieser von seinem „Lämmchen" behütet und an den Abgründen des Lebens heil vorbeigesteuert wird, wird Kufalt von keiner Liebe eines braven Weibes betreut und geht vor die Hunde. Der Roman, der nur die Nachtseiten des Lebens beschreibt, wirkt wie ein böser Alb druck, das hindert aber nicht, anzuerkennen, daß Fallada auch diesmal wieder sich als Meister einer Erzählkunst erweist, die mit ihrer sachlichen und mitleidlosen Objektivität und ihrer scharfen Beobachtungsgabe ihresgleichen sucht. Insofern hat der Roman einen nicht geringen Wert, als er an dem Straf vollzug (wie er bis vor einem Jahre gchandhabt wurde) und an der Fürsorge für entlassene Strafgefangene eine Kritik übt, die nützliche Anregungen geben könnte.
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