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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.03.1934
- Strukturtyp
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- 1934-03-27
- Erscheinungsdatum
- 27.03.1934
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- Deutsch
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X- 73, 27. März 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschu Buchhandel. den. Hüten wir uns aber auch davor, in den Buchhandel Men schen zu nehmen — wie das in der Vergangenheit nicht wenig geschah —, die es im Studium oder in anderen Berufen zu nichts gebracht haben und sich nur deshalb dem Buchhandel zu- wcnden! Deutscher Buchhändler zu sein, bedeutet, vor einer Aufgabe stehen, die nur unter Einsatz aller Kräfte zu bewältigen ist, bedeutet zugleich, diese Kräfte zu mehren und zu verdoppeln, wo immer dies möglich ist. Auch die Stunde, die ihm den jungen Buchhandel des Jahrgangs 1934 zuführt, bietet dem Buchhändler Gelegen heit, die Kräfte des deutschen Buchhandels zu mehren. Wenn er sich in diesem Augenblick des Zieles aller buchhändlerischen Bil dungsarbeit bewußt ist — daß es nämlich gilt, verantwort lich handelnde und gestaltende Buchhandlungs gehilfen und Buchhändler zu erziehen, die stets ihrer völkischen Aufgabe und kulturellen Ver antwortung zu leben bereit sind —, dann kann seine Entscheidung nur richtig getroffen werden. Der junge Buchhändler und die neuen Auf gaben des deutschen Buchhandels. Von Rudolf Anders ch, Jungbuchhändler. Es hat dem deutschen Buchhandel in der letzten Zeit nicht an Kritikern gefehlt, die ihm ein Versagen beim Kamps um die tiefsten Fragen der vergangenen Jahre vorwarfcn, die ihm verwarfen, er habe sich freiwillig isoliert und keine Verbindung zum Werdenden gehabt. Es erscheint jetzt, da die Erörterung darüber immer weite ren Raum cinnimmt, da der Buchhändler an neue Kreise innerhalb der Nation mit der Forderung nach Vertrauen hcrantritt, ohne das er nicht arbeiten kann, einmal notwendig, diesen ganzen Fra genkomplex vom Standpunkt eines jüngeren Buchhandelsgehilfen aus zu untersuchen. Es muß hier gleich zu Eingang gesagt werden, daß es sich unsere Kritiker eigentlich sehr leicht machen, wenn sie in Verkennung aller wirklichen Verhältnisse einen Einheitstypus »Der deutsche Buchhandel« konstruieren, dann hieraus alle Fragestellungen an wenden und soniit zu einer Kritik kommen, die für den Außen stehenden bestechend, ungefährlich und wirksam ist. Aber es ist doch Wohl so, daß gerade unser deutscher Buchhandel ein unendlich diffe renziertes Gebilde ist, das man gar keiner durchgängigen Kritik unterziehen kann, da sich ja seine einzelnen Glieder dem Anprall der geistigen und ökonomischen Krise des letzten Jahrzehntes gegen über jeweils anders verhalten mußten. Ein wissenschaftlicher Ver lag unterlag hier einer anderen Gesetzlichkeit als ein belletristischer, ein Großstadtsortiment anderen Spannungen als der Buchhändler in einer Kleinstadt. Wäre dies nur der einzige Ausgangspunkt unserer Kritiker, es wäre leicht, hier abzuwehren. Dies muß jedoch in dem Augenblick anders werden, in dem die Kritik bewußt oder unbewußt, wohlmeinend oder übelwollend, an die Vertrauenssub stanz unserer Existenz, an unsere vermittelnde Funktion im geistigen Raum der Nation herantritt. Hier sei gesagt: Wenn man vorhin unseren Tadlern den Hang zu einer Verallgemeinerung vorwerfen mußte, dann jetzt den Fehler, nur einen bestimmten Teil unseres geistigen Lebens herauszuheben, um an ihn allein die kritische Sonde anzulegen, ihn allein für viel zu viele Dinge verantwortlich zu machen. Als in den vergangenen Jahren alle unsere Bindungen frag würdig wurden, mußte nicht auch hier an diesem Strahlungspunkte vieles versagen? Da die Nation zum Schlachtfeld der Ideen wurde, da das Vaterland die schmerzlichsten Wehen einer Neugeburt auch im Geiste erdulden mußte — konnte da der Buchhandel ein ver sponnenes Einzeldasein führen, nur die überkommenen Werte pfle gen und sich taub stellen gegenüber dem Anspruch des Neuen. Er mußte ja gerade aus der Gesetzlichkeit seiner Mittelsstellung bewußt alles das Herausstellen, was für die neue Zeit wichtig war — auch dann, wenn sich nach einiger Zeit die Wertlosigkeit des so Gebrach ten herausstellte. Wer kann im Zentrum des Wirbelsturmes den Blick für Einzelnes ausbringen? Da sich der deutsche Buchhandel 274 in seinen besten Teilen bewußt war, daß dies alles ausgetragcn werden m u ß t e, um die Revolution zu vollenden, die 1914 begann, war es da nicht auch seine revolutionäre Funktion, diese Ausein andersetzung mit allen nur brauchbaren Mitteln zu fördern? Man möge uns hier nicht mit dem allzu billigen Einwand des guten Ge schäftes kommen — immer schon war der Kamps für das Neue für viele von uns, was unsere Kritiker allzu häufig übersehen, ein eminent wirtschaftliches Problem, — es war für die, die nur rich tige Buchhändler waren, eine Frage der inneren Überzeugung. Ver sagen — dies schlimme Wort könnte man ja jedem Lebensbczirk vor die Füße werfen, nicht zuletzt denen, deren geistiges Gut der Buchhandel wciterzugebcn hatte, nicht zuletzt denen, die dieses Gut aufnahmen. Es war aber auch hier fo, daß ein bestimmter Teil der Nation und damit auch ein bestimmter Teil des Buchhandels eben versagen mußte in diesem Streit, weil er nicht fähig war, das Neue zu hegen und gesichert keimen zu lassen im inneren Leben. Ebenso wenig wie man dieses Versagen eines Teiles der Nation der ganzen Nation zur Last legen wird, ebensowenig kann man dies dem ganzen Buchhandel. Daß der Großteil des deutschen Buchhandels auch in der Krise sich gesund erhielt und seine Mittlerrolle so auffaßte, wie es für das Gesundwerden der Nation notwendig war, ist für jeden klar, der nur mit willigen Augen sah und sehen will. Doch ist diese notwendige Antwort, diese Feststellung für uns nun gar kein Grund, hier aus dem Erreichten stehenzubleiben und uns mit halben Maßnahmen der Entscheidung dieser Jahre zu stellen. Dem deutschen Buchhandel könnte man nur dann den Vor wurf machen, sich ausgeschaltet zu haben aus dem revolutionären Werden, wenn er in diesen Stunden nicht die innere Kraft fände, sich die Form zu geben und den geistigen Inhalt zu suchen, der allein dem deutschen Morgen gemäß ist, in dem wir stehen. Im selben Maße, in dem der Staat — in einem ganz anderen Maße, in einer ganz anderen Sinngebung als je vorher — jegliche kulturelle Fragestellung zu seiner ureigensten Sache zu machen im Begriffe ist, im selben Maße erwachsen hier für den Buchhandel neue Auf gaben. Im selben Maße, als das aus dem Mittelmeergebict zu uns gekommene Ideal der Universitas litterarum abgelöst wird vom Begriff einer aus deutschen Raum gewachsenen Hochschule, als da mit auch die Wissenschaft wieder einen anderen Sinn im Wirken der Gesamtheit erhält, steht auch hier der Buchhandel vor einer gewaltigen neuen Aufgabe. Der Durchbruch des Sozialismus, der Neubau der staatlichen Verfassung, das neue Leben, das in die kul turellen Bezirke unseres nationalen Seins zu strömen beginnt, alle diese Dinge stellen damit auch an uns die Frage, inwieweit der Buchhandel in seiner heutigen Struktur dem gesteigerten Anspruch Nachkommen kann, den neuen Aufgaben gerecht zu werden vermag. Es soll hier nicht auf Einzelheiten eingegangen werden, da es ja die Aufgabe dieser Zeilen sein soll, die Meinungskämpfe weiterzutrei ben und zu beleben, die schon eingesetzt haben. Nur soviel sei gesagt, daß wir jungen Buchhändler gewillt sind, mit allen Mitteln die Entscheidung über diese Fragen weiterzuführen zum Nutzen der Nation und damit auch des Buchhandels. Wir können unserem Beruf nur gerecht werden, wenn wir ihn als eine Sendung auffassen, die vor keiner anderen zurückzustehen braucht. Dieses Gefühl der Sendung kommt nicht aus einer ober flächlichen Jonglierkunst mit Begriffen und Sentiments, wir wissen alle, daß es geboren ist aus dem Erlebnis, das jeder von uns irgendwann einmal hatte. Dieses Erlebnis, von dem immer durch ein ganzes Leben ein Glanz in uns sein wird, war doch das, als wir zum erstenmal in unserer Entwicklung dem Buch gegenüber standen, diesen bedruckten Seiten, aus denen uns die Ahnung des Neuen, des wirklichen Lebens überkam wie ein Rausch, und das uns nicht mehr losließ, und endlich in uns diesen Rausch verwan delte zu dem, was jetzt unser oberstes Gesetz im Berufe ist: zum Dienst am Buch in aller Gestalt. Und diese Berufung zum Dienst gibt uns die Kraft, jetzt in dieser Stunde und zu aller Zeit nach den Worten zu streiten, die Paul Ernst einmal ausgesprochen hat: daß nämlich Deutschland verantwortlich sei für Europa.
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