Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.04.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-04-19
- Erscheinungsdatum
- 19.04.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19190419
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191904197
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19190419
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1919
- Monat1919-04
- Tag1919-04-19
- Monat1919-04
- Jahr1919
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktion«»«! Teil. W 77. IS. April 1919- Hamburg-Altonaer Buchhändlei-Verei«. In der Generalversammlung am 5. März d. I. wurde der neue Vorstand wie folgt gewählt: 1. Vorsitzender: Heinrich Bohsen, 2. Vorsitzender: Richard Friederichsen, 1. Schriftführer: Ernst Vollmer, 2. Schriftführer: Arnold Laeisz, Kassenführer: Otto Mörike. Hamburg - Altonaer Buchhändler - Verein, I, V.: Ernst Vollmer, l, Schriftführer, Das gute Buch. Wahrheit und Dichtung von Friedrich Wagner, Durch die Straßen der Millionenstadt flutet das Leben. Aber es ist nicht das emsige Wirken fleißiger Menschen, das sonst die Menschen kommen und gehen heißt, Neugierde, Lange weile staut sich an den Straßenecken, die vielen Ohren lauschen nach den seltsamen Geräuschen, die die Luft durchzittern: Ma schinengewehre knattern, Minen brummen, Schrapnells heulen. In den Straßen, Auf den Dächern, In den Lüften, Fenster scheiben klirren. Häuser und Menschen mit friedlicher Seele zittern. Robuste Naturen lachen und ducken sich zugleich, »So muß es kommen!« Die Mehrzahl aber huscht an den Häusern entlang, bleibt in Nischen und Türen stehen, wenn der kriegerische Schall allzu nahe tobt. »Spartakus herrscht!« In den Kampfpausen fluten die Menschen ruhiger weiter. Dann kommt auch die Auslage des modernen Buchladens, der zwischen allerlei Luxus- und Bedarfsgeschäfte placiert ist, wieder zur Geltung. Ein Buch vgr allem lockt die Vorübergehenden, In plastischer Ruhe stand es zwischen den vielen farbenreichen Umschlägen der anderen, »Lese mich!« bat es mit eindrucksvollen Buchstaben auf weißer Bauchbinde, »Lese mich!« Vier, fünf, sechs Menschen starren auf das Buch, Und tauschen ihre Meinungen, »Was wird's denn sein? Quatsch!« »Von wem ist es den»? Felix Hilarius? Wer ist denn das?« »Ein neuer Verlegertrick!« So rasseln die oberflächlichen Redensarten, Nur einer vvn den sechsen betritt den Laden, »Zeigen Sie mir bitte das Buch!« Der Chef überreicht es selbst, »Ich habe es gelesen. Ein ernstes, ein gutes Buch!« »Ernst? O, dann ist es nichts für mich! Ernst sind schon die Zeiten « Und er legte es nach einigem Blättern wieder auf den Tisch, Der Buchhändler bleibt höflich. Aber das Bedauern steht man ihm an, »Wenn man doch den Menschen statt Säbel und Flinte dieses Buch geben würde « denkt er im stillen. Ein Knattern tickt durch die Luft, Ein schwerer Einschlag folgt. Die Menschen an den Schaufenstern flüchten von den Straßen, Gleich darauf knackt die Scheibe des Buchladens, Ein kleines Loch mit Strahlensplittern klafft in ihm. Fast niedlich sieht das Werk der Kugel aus: rings »m die fingerdicke Öffnung klaffen strahlenförmig die Sprünge der Scheibe, Und starren in diese sonderbare Welt, die noch nicht satt zu sein scheint von Krieg und Mord, Neugierig kommen die Menschen aus den Türen, Erst die Köpfe und dann die Beine. »Das war doch die Scheibe im Buchladen!?« Sie starren auf das winzige Loch. Und das dahinterstehende Buch, »Lese mich!« bat es noch. Aber in seinem Innern stak die kleinkalibrige Kugel. Deutlich sah man den leichtgebräunten Stahlmantel schimmern. Genau in die Mitte getroffen. Ein Meisterschuß, wenn es nicht Zufall gewesen wäre! Die Menschen am Fenster staunten. Dann plötzlich stürmten drei, vier zugleich in den Laden, 278 »Ich möchte das Buch haben!« Und st« deuteten nach dem angeschossenen im Schaufenster. Lächelnd greift der Buchhändler nach dem Ladentisch und reicht es hin, »Lese mich!« Es war dasselbe Buch, gleicher Titel, gleicher Verfasser, »Nein — ich möchte das im Schaufenster, das durch schossene !« »Ich auch! Ich auch! brüllten die andern. Lächelnd, ruhig schüttelt der Buchhändler den Kopf, »Das ist ja defekt, meine Herren!« »Schad't nichts!« Und ein Krösus langt in die Brieftasche. »Ich geb Ihnen 20 Mark!« »Ich dreißig!« »Ich fünfzig!« ruft ein anderer. Der Buchhändler schüttelt den Kopf. Immer noch ruhig. Aber es war etwas in ihm wie Ekel, »Kleine Herren, mehr als fünf Mark fünfzig Pfennig darf ich nicht für das neue Buch nehmen! Da kann ich unmöglich so viel für ein defektes « »Doch — geben Sic nur her!« schreit der Fünfzigmarkmann, Da war die Geduld des Buchhändlers zu Ende, »Das Buch brauch ich zur Feststellung meines Schadens. Es wird nicht verkauft I« Damit ging er an seine Arbeit. Der Buchhandel auf der Leipziger Mustermesse. Krühjahr 1919 (27. April bis 3. Mai). Ursprünglich nur auf einen kleinen Kreis beschränkt, scheint jeyt bie Beteiligung an der Leipziger Mustermesse sich zu einer ständigen Einrichtung im buchhändlertschen Geschäftsleben zu entwickeln, der auch das Börsenblatt weiter Aufmerksamkeit schenken mutz. Es kann dahingestellt bleiben, ob an dieser Erscheinung das Fehlen zahlreicher Werke auf dem Büchermärkte und die dadurch bedingte Einschränkung der Kommissionslieferungen mehr Anteil hat als der Wunsch, neue Absatzwege zu beschreiten und dem Buchhandel ein kaufmännischeres Gepräge zu verleihen, oder ob das letztere die Folge des ersteren ist. Meist gehen ja Ursache und Wirkung Hand in Hand, namentlich wenn, wie das ini Buchhandel der Fall ist, seit langem und von den ver schiedensten Setten bewußt darauf hingearbeitet wird, das Buch aus der Enge seines bisherigen Daseins herauszuheben und den breiten Massen zugänglich zu machen. Daß man dazu die Messe, wenn auch die kaufmännische Mustermesse, wählt und, statt wie ehedem zum Teil in kleinen Winkellokalen und zugigen Hausfluren, in schönen, mit allem Luxus bautcchnischer Kunst ausgestatteten Meßlokalen ausstellt, zeigt nur, daß sich wohl die Formen ändern, die Sache aber im Grunde genommen dieselbe bleibt. On revient toujours, denn mit ungleich primitiveren Mitteln erstrebten die alten Meßführer denselben Zweck: ihre Bücher auszustellen und deren Vorzüge in ein möglichst Helles Licht zu setzen, um dadurch Käufer anzulocken. Wenn mir über den Buchhandel der Leipziger Frühjahrsmesse wieder eine kleine Heerschau abhalten, so leitet uns dabei zunächst der Gedanke, zu zeigen, welche Verleger diesen Weg beschreiten, um Absatz zu suchen, und in welchen Artikeln, zum andern aber, das auf der Suche nach gangbaren Büchern befindliche Sortiment anzn- regen, sich der hier gebotenen Kaufmöglichkcit zu bedienen. Mehr als sonst muß man heute in der Zeit der »Edelpappbände« und anderer Ersatzmittel die Ware sehen, wenn man nicht die Katze im Sack kaufen, sich namentlich bei Geschenkwerken nicht verkaufen will. Da her kommt und seht!, um im Tone der Messe zu reden, zumal da Leipzig auch sonst noch Sehenswürdigkeiten genug bietet, um eine Reise nach der alten Lindenstadt zu einem lohnenden Ausfluge zu machen. Mit Rücksicht auf die traditionelle Bedeutung der Leipziger Messe und die auch von den gegenwärtigen Machthabern erkannte Not wendigkeit, das wirtschaftliche Leben durch einen möglichst umfang reichen Güteraustausch rege zu halten, ist die Genehmigung zur Aus reise zwecks Besuchs der Leipziger Mustermesse leicht zu erlangen. Auch wird auf Antrag bei dem Leipziger Meßamt (Markt 4) von allen deutschen Bahnen sowie von einer Reihe auswärtiger Bahnvcrwaltnn- gen eine Ermäßigung um die Hälfte des Fahrpreises gewährt. Nicht ohne Sorge sieht man freilich den Buchhandel im Fahrwasser der Mustermesse segeln, da dadurch manches Schifflein flott gemacht wird, das vielleicht früher gar nicht daran dachte, Bücher an Bord zu nehmen und die Duchhändlerflagge zu hissen. Auch vertragen manche Bücher weder grelle Bauchbinden noch den Lärm der Messe, da sie ihre eigene Sprache reden, die sich nicht mit Marktschreierei verträgt und nur vor einer kleinen Gemeind« verstanden wird Vielleicht ent-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder