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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.05.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-05-22
- Erscheinungsdatum
- 22.05.1934
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- Deutsch
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X- 116, 22. Mai 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. stellen, um überhaupt Ansatzmöglichkeiten für fruchtbringende Aufbauarbeit zu haben. Ferner mußte ebenso vordringlich der Kampf gegen die Plage der Arbeitslosigkeit ausgenommen werden, um so den notwendigen sozialen Vorbedingungen für einen blut- und lebensvollen Neuaufbau den Weg zu ebnen. Und ist es nicht ebenso klar, daß erst einmal die biologischen Voraus setzungen für ein gesundes Wachsen des Volkes geschaffen werden mußten, ehe das Einzelschicksal Beachtung finden konnte? Gehören die weittragenden bevölkerungspolitischen Maßnah men nicht ebenfalls zu den in erster Linie zu lösenden Aufgaben? Wer will daran zweifeln, daß zunächst eine planvolle organi satorische Durch gliederung des gesamten Volkes ein- setzen mußte, che das Wohl und Wehe einzelner Stände und Berufe in den Blickpunkt gerückt werden konnte? Und es ist auch nichts weiter als selbstverständlich, daß der junge Staat zuerst ein Hauptaugenmerk auf die Erlangung der inneren Festi - gung richten mußte, daß er das Werden nicht zufälligen Kräften überlassen konnte, sondern den Unterbau der das Staatsgebäude tragenden Fundamente unter Ausschaltung von Einzel- und Sonderinteressen zielsicher selbst in die Hände zu nehmen hatte. Es bedarf eigentlich keiner Frage, daß bei einem solch ge waltigen Werke, wie das der deutschen Neugestaltung, die Kon zentration aller verfügbaren Kräfte auf diese ersten staatspoliti schen Notwendigkeiten unumgänglich und zwingend notwendig ist. Dabei ist weiter klar, daß die Erkenntnis der Notwendigkeiten nicht allein bei den Führern bleiben kann, sondern daß sie in gleicher Weise jeden erfassen und in ihm lebendig sein muß. Und wenn die neue Propagandawelle das deutsche Volk erneut aus- rüttelp will, so deshalb, um zu diesen Erkenntnissen hinzusühren, um deutlich zu machen, daß für den Weg des neuen Reiches Voraussetzungen bestehen, die stärker und schwerer sind als das Schicksal des Einzelwesens, daß diese Vorbedingungen unerbittlich und mit eiserner Energie erfüllt werden müssen und daß erst dann, wenn an ihre Erfüllung keine Zweifel mehr rühren, die Sorge sich auch den übrigen Notwendigkeiten des Lebens zuwenden kann. Für den Staat wäre es an sich kein Problem, kurzsichtige Besserwisser und wurzellose Kritiker in kürzester Frist mundtot und wirkungslos zu machen. Aber es läge nicht im Ziele einer einheitlichen Willensbildung, dies ausschließlich unter Anwendung von Macht- und Staatsmitteln zu tun. Denn nur Fundamente, die mit den sittlich-seelischen Energien des gesamten Volkes unter mauert sind, reichen in weiteste Zukunft. Der Staat Adolf Hitlers will daher das Vertrauen des gesamten Volkes, und wenn der Führer am 1. Mai erklärte: »Wir erblicken das Wesen unserer Autorität nicht in der Wirksamkeit von Kanonen und Maschinen gewehren, als vielmehr in dem tatsächlichen Vertrauen, das uns entgegengebracht wird«, so will das heißen, daß der Vollzug des einheitlichen politischen Wollens nur auf dem Wege der Hin führung jedes einzelnen zur inneren Bereitschaft und zur Er kenntnis der Notwendigkeiten erstrebt wird. Am Ende des Weges, den das deutsche Volk beschritten hat, soll der Erfolg stehen, und »wenn sich 40 Millionen erwachsener Menschen einem einzigen Willen verschreiben und einen Entschluß zur Tat werden lassen, dann kann aus dieser unermeßlichen Kraft nichts anderes als der Erfolg kommen« (Der Führer am 1. Mai). Der einheitliche Wille also, geboren aus der Erkenntnis des Notwendigen für Volk und Nation, wird dieses Reich festigen, und daß jeder die Notwendig keiten erkenne, darum geht es in diesem Kampf. Adolf Kriener. Anton Kippenberg zu seinem 60. Geburtstag am 22. Mai. In eine Zeit, in der sich das deutsche Volk auf das ihm Ureigene besinnt und nach neuen Werten sucht, fällt der 60. Geburtstag eines Mannes, der sich seit nunmehr fast dreißig Jahren gleichmäßig und stetig für Vergangenes und Künftiges von bleibendem Wert eingesetzt hat, und dessen Werk heute ein alle Deutschen angehender Besitz geworden ist. Was Anton Kippenberg und seine Arbeit am Insel-Verlag für das deutsche Geistesleben ganz allgemein und für den Buchhändlerstand und die Entwicklung der Buchkunst im be- 458 sonderen in dieser Zeitspanne bedeutet, ist heute in seiner ganzen Reich- und Tragweite noch nicht zu überblicken. Aber soviel ist jetzt schon zu sagen: die Insel und die, die auf ihr aufgehoben, gehütet, bewahrt und bestätigt werden, gehört zu den glücklichsten Eilanden deutschen Schrifttums, deutscher Kunst und Kultur aller Zeiten. Was unter dem Zeichen des Jnselschiffs seit 1905, als Kippcnberg das leckgewordene Schiff des 1899 gegründeten Verlags betrat, in die Welt hinaus gesegelt ist, das zeugte von jenem tätigen, in die Weite strebenden und ins Unendliche schreitenden, aus sich selbst besinnen den und zu den Müttern vordringenden Geist, der deutscher Geist war, ist und bleiben wird. Kein Wunder, richtete doch der Kapitän auZ der alten Hansastadt Bremen (in der er geboren wurde, zur Schule ging und seine erste buchhändlerische Unterweisung erhielt) seinen Kompaß und seine Schiffsladung nach dem leuchtendsten und niemals erlöschenden Stern am deutschen Himmel: nach Goethe. Wer sich diesem Großen, Weiten, Neichen, Vielseitigen, Voll endeten verpflichtet fühlte — magisch von ihm angezogen und in Jahren »unendlicher Beglückung« immer tiefer in seine Welt vor dringend —, der konnte selbst nicht klein, eng, einseitig und arm bleiben, weder im Schaffen noch als Persönlichkeit. Was echt war in Gehalt und Form, wie Goethe und sein Werk, dem bot die Insel eine Stätte. Um den größten Genius der Deutschen — der in Einzel ausgaben, als Volksgoethe und im Gesammelten Werk für Millionen Leser neuer Besitz, vielfache Entdeckung und Offenbarung wurde —, gruppierten sich zunächst alle anderen Klassiker, bis Stifter und Storm; jede Ausgabe ein harmonischer Zusammenklang von Inhalt und Ausstattung, in handlichem Format und gediegenem Einband, mit bescheidenem, aber geschmackvollem Zierat, mit lichten, lesbaren Typen, auf gewicht- und raumsparendem Papier. Bis schließlich jede echte Äußerung aus Geschichte, Sprache, Dichtung, Kunst als klassisches Gut empfunden und herausgestellt wurde, so in den Sammlungen Der Dom, Deutsche Vergangenheit, Memoiren und Chroniken, Deutsche Heldensagen usw. — Wer aber um den universalen Drang Goethes weiß und ihn in sich spürt, kann bei solcher Abgrenzung nicht stehen bleiben. Er muß das geistige Weltall, die Fülle aller Zeiten, Völker, Geschlechter in seine Bezirke zwingen: Pandora, kibliiotbeca muncki, lüibri llbrorum, die Ausgaben von Cervantes, Balzac, der Russen u. a. bezeugen das. Aber was wäre Vergangenheit, wenn sie sich nicht in der Gegen wart bestätigte? »Redliches Bemühen« und »beständige Gesinnung«, Suchen nach einer Form und endgültige Gestaltung, Hauch vom Ewigen um Zeitliches in der Gegenwart zu entdecken, so wie man cs bei Goethe fand, muß zum schönsten und reinsten Gewinn werden für einen, der »reiner Fahrt beflissen«. Rilke, Carossa, Hofmanns thal, Nie. Huch, Mombert, Schaeffer, Timmermans und viele, viele andere haben Kippenberg und seine Lebensgefährtin mit sicherem Gefühl als die Dauernden erkannt und gefördert (bis zu eigenen Übersetzungen aus dem Flämischen und. Französischen). Es gibt kaum ein schöneres Zeugnis eines Autors für seinen Verleger als die Briefe Rilkes an Kippenberg, in denen wenig von Summen, aber viel von »gutem Aufgehobensein, Widerhall, Bestätigung, Beistand, Freundschaft und Nühmung« steht. Die große Kunst des Verlegers besteht ja darin, daß er das Gleichgewicht zwischen dem Idealen und Materiellen hält, daß er mit sicherem Instinkt und Geschmack »unter scheidet, wählet und richtet«, und das Bleibende intuitiv erkennt. Mit all seinen Leistungen hat Kippenberg bewiesen, daß er diese Gaben besitzt und zum Wöhle des Volksganzen anwendct, am meisten mit seiner Licblingsschöpfung, der Jnselbttcherei. Was diese Sammlung durch ihr bloßes Da-Sein für Wert und Ehre deutscher Sprache und Kultur in der Welt (man denke an die Minnesinger, das Blumcn- buch, den Cornet!) bedeutet, ist unwägbar, unabmeßbar. Büchlein mit so viel kostbaren Energien zu so billigem Preis hat kein anderes Volk. In ihren immer neuen bunten Gestalten und Formen und anmutigen Gewändern sind sie schönste Verlebendigung des goethi- schen Wortes, daß in der Kunst das Beste gerade gut genug ist — für die Gesamtheit, das Volk, die Welt. Ihnen wurde zum Segen, was Kippcnberg in langen Jahren an Erfahrungen und Kenntnissen bei der Herstellung von Vorzugs-, Pressen- und Neudrucken (Guten bergbibel, Mannessesche Handschrift u. v. a.) im Verein mit den besten Buchkünstlern (Behmer, Preetorius, Tiemann, Weiß u. v. a.) er arbeitet hatte: in diesen schmalen Jnselbändchen kommt das Er worbene nun, ansgereift und vollendet, zu universaler Wirkung. So steht Kippenberg mit den Büchern der Insel, deren innerer Gehalt und äußere Form zu klassischer Reinheit verschmelzen, an der Spitze deutschen verlegerischen Schaffens überhaupt: Vorbild, Maßstab und Ansporn für viele. In seiner Goethesammlung aber, der größten nach Weimar, haben wir den Hafen zu erblicken, von »wo er ausgeschifft«, und zu dem er immer freudig zurückkehrt. Wie eine ursprünglich private Angelegenheit immer mehr Teil des Lebens- wcrkes wird, wie beide Teile, Sammlung und Verlag, in steter
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