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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.06.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-06-19
- Erscheinungsdatum
- 19.06.1934
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- Deutsch
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X- 140, IS. Juni 1834. Redaktioneller Teil. — für die berufsständische Selbstverwaltung des deutschen Buch handels. Wenn alle Sorgen so unbegründet wären wie die, dass die Selbstverwaltung des Buchhandels gefährdet sei, dann, meine Herren, — hätten wir bald einen Zustand paradiesischen Friedens. Die Reichsschrifttumskammer denkt nicht daran, das Eigenleben der Verbände zu zerstören, sie muß aber — nicht um ihret- sondern um des Buchhandels willen, und weil sie durch Reichsgesetz selbst dazu verpflichtet ist, verlangen, daß die Struktur der ihr eingc- glicderlen Berufsvcrbände in Einklang steht mit den Regeln und Grundsätzen, nach denen sich im nationalsozialistischen Deutschland alle Gruppen und alle Verbände und an der Spitze der Staat aufbaucn. Der Börsenverein der Deutschen Buchhändler besteht seit hundert Jahren und kann somit auf eine stolze Tradition zurückblicken. Wir wollen die guten Geister, die in dieser wie iw jeder großen Tradition stecken, uns zu erhalten suchen, aber wir müssen aus der Organisation des 18. eine Organisation des 20. Jahrhunderts machen, damit auch der Buchhandel, befreit von den letzten Hemmungen und Schranken, sich als bewegende und vor wärts treibende Kraft voll in den Dienst des Volksganzen zu stellen vermag. Mit äußerlichen Giseichschaltungen, die den Kern der Dinge unberührt lassen, ist das nicht getan. Es gilt tiefer zu gra ben und das Fundament neu zu richten. Ich spreche, meine Herren, vom Wesen des Ganzen, nicht vom Willen der einzelnen. Am guten Willen der einzelnen hat es nie gefehlt — das weiß jeder von uns —, es hat sich's jeder Buchhändler auf seine Weise sauer werden lassen, um mit seinen Kräften dem Allgemeinwohl zu dienen. Aber war es vor dein Aufstieg der nationalsozialistischen Bewegung nicht auch schon so, daß es in Deutschland viele Tausende, ja Hunderttausendc und Millionen von einzelnen gab, die für Deutschlands Wieder erweckung und Befreiung innerlich glühten und brannten — und doch nichts ausrichten konnten, bevor nicht der Führer ausstand und all die vielen einzelnen zum Ganzen zusammenschweißte? Wer dem Führer die Gefolgschaft nicht versagen will, hat die Pflicht, im eigenen kleinen Bereich die Ideen und Grundsätze zur Geltung zu bringen, von denen er sich bei seinem gigantischen Bc- sreiungswerk leiten ließ — und sich nicht damit zu begnügen, guten Willens zu sein und im übrigen alles beim alten zu lassen. Denn dann ist auch der beste Wille vergeblich. Lassen Sie uns also, meine Herren, Vertrauen zueinander sassen und in dem Bewußtsein, daß wir uns auseinander verlassen können, das Werk, das vor uns steht, beginnen. Es ist niemand töricht genug zu glauben, daß dieses Werk mit einigen Anord nungen und Erlassen oder dem bloßen Wechsel von Personen getan sei. Es gibt sich auch niemand der kindlichen Meinung hin, daß von heute auf morgen getan werden könne, was, um auszurcifen, Monate und vielleicht Jahre braucht — am wenigstens die, auf deren Schultern die Verantwortung für das Kommende nunmehr liegt. Wir wissen, daß uns nichts kampflos zufällt, wissen aber auch, daß sich auf die Dauer durchsetzt nur, wer Instinkt genug hat, um mit den zuinnerst bewegenden Kräften der Zeit und da mit der Natur der Dinge im Bunde zu sein. Eine neue Zeit ist angebrochen — vergessen wir das Vergan gene, wie immer es nun auch gewesen sein mag, schließen wir die Reihen, damit wir auch im Buchhandel ruhigen Schrittes und festen Willens dem Ziele entgegenmarschieren können. Die Tore auf! Gemeinschaftsarbeit im deutschen Buchhandel. Referat von Hans Höynck auf der Kundgebung des Berliner Buchhandels. »Eigennützig — keinem nützlich!« Noch stehen wir alle unter dem Eindruck der letzten Ereig nisse im Buchhandel. Aber wir wollen noch keine Lobgesänge ver anstalten, sondern erst neu aufbauen. Es wäre ja töricht, die Tat sache zu verschleiern, daß die Freude am Buch, die Lust Bücher zu lesen, in unserem Volke nachgelassen hat. Das Volk der Dichter und Denker ist zur Zeit vom Buch stark abgedrängt, ja das Buch ist im Augenblick eine Zutat geworden. Aber aus der Rarität muß und wird wieder erstehen etwas, was zu uns gehört. Biel Arbeit wird zu leisten sein! Wie es war. Es ging und geht dem deutschen Buchhandel, darüber be stehen nirgends Zweifel, äußerlich gesehen, schlecht. Warum wohl? Liegt es an der Organisation, dem Börsenverein, dem Verleger verein, der Gilde? Haben die führenden Persönlichkeiten des Buchhandels versagt? Gewiß haben viele nicht das geleistet, was erwartet wurde, Personen und Gruppen. Auch viele Fehler sind gemacht worden. Aber die tiefere Ursache liegt wo anders. Und deshalb ist es falsch zu behaupten: »Vor kurzer Zeit war cs doch viel besser- da wurde noch gekauft, bestellt, und große Etats standen zur Verfügung«. Diese Besserwisser und Träumer vergessen, daß es schließlich Bücher waren von Volks feinden, die die Käufer brachten, und die angeblich so geistig inter essierten Kunden, die zu ihnen kamen, waren vom gleichen Schlag. Sobald sie den Laden verließen, wurde fleißig mitgeholfen, den Lebensnerv des deutschen Menschen zu zernagen. Wir alle waren aus den gewohnten Bahnen, aus der Ordnung geraten, im Buchhandel, und im größeren Zusammenhang, das ganze deutsche Volk. Trotz angeblicher guter Käuferschicht ging es uns auch damals schon schlecht. Es konnte eben mit dem Feilbieten solcher Literatur weder dem deutschen Buchhandel noch unserem Volk gut gehen. Niemand darf sich darüber hinwegtäuschen lassen, auch nicht, wenn man an die Millionenabslltzziffern einiger weni ger Bücher denkt! Das werden auch die Kollegen einsehen müssen, S46 die glauben, dieser Epoche der Zuchtlosigkeit nachtrauern zu müssen, über Kampf und Beschwernis der Übergangszeit sieht der Einsichtige nur die große Bewegung, die Volkserneucrung, die auch eine Gesundung des Buchhandels einschließen wird. Wir stehen ja erst am Anfang! Standen früher reihenweise volksfremde Bücher im Fenster und jetzt die äußerlich mit dem Hakenkreuz versehenen Schriften, die innerlich aber Konjunkturware sind, und wird ge schimpft, daß diese jetzt auch nicht mehr die Kassen füllen, so ver gessen diese Buchhändler, daß sie eben auf falschem Weg mar schieren, früher mit liberalistischer, jetzt mit nationalsozialistischer Konjunkturware! Der Neubau unseres Volksorganismus, über haupt die Neuordnung im deutschen Volk, braucht eine gewisse Zeit wie jede Genesung nach einer schweren Krankheit. Mit Nach- hcizcn wird nichts erreicht. Künstliche Sonne ist wohl beim Kükcn- ausbrüten angebracht, aber nicht bei geistigen Dingen, die auch das gleichzeitige Mitwachsen und Weiterblühen all der Güter verlangen, die ein ruhiges, stetiges Durchdringen des gesamten Volkes ge währleisten. Diese Genesung mit zu vollbringen, diese Aufgabe hat auch der Buchhändler. Hier hat er eine besondere Mission zu voll bringen. Er muß sie erfüllen um des Buchhandels, um des Volkes willen. Und wenn er richtig, tatkräftig mithilft, wird das Gesamt werk gelingen, dann wird es aber auch dem Buchhändler zwar noch nicht heute und morgen, aber allmählich wieder bcsser gehen. Wir müssen neue Wege gehen. Das erwachte deutsche Volk sucht nach geistiger Nahrung, um damit gckräftigt den Weg der Ordnung wieder zu begehen. Die libe- ralistische Literatur und die ihr zuteil gewordene besondere För derung durch den Parteienstaat hat die Quellen wahren Volkstums verschüttet, und auch das angeblich nationale Schrifttum kann uns nicht zu geistiger Höhe hinaufführen. Aus den vergrabenen und vergessenen Schätzen muß das gute deutsche Schrifttum wieder her ausgehoben werden. Und das ist wohl die schönste Aufgabe für den neuen verjüngten deutschen Buchhandel. Holt deshalb das beste Schrifttum der Vergangenheit und Gegenwart ins Fenster! Denkt an unsere guten Bauernromane, an schöne deutsche Lyrik, an Arbeiterdichtung und die Werke unserer großen Erneuerer! Damit wird und muß auch die Erneuerung des Denkens geschaffen werden. Alle lebendigen Kräfte des deutschen Volkes helfen mit, denn: wenn heute mit allen Machtmitteln des Staates, der Partei
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